EnBW-Experte Daniel Bender: „Die Zukunft gehört der Elektromobilität“

Einige Menschen sind E-Autos gegenüber noch skeptisch, und warten lieber ab. Bald sind die E-Fahrzeuge sauberer, besser und günstiger. Doch Daniel Bender, E-Auto Fahrer der ersten Stunde und Mitarbeiter im Team Elektromobilität bei der EnBW, ist sich sicher: Die Zeit ist längst reif für E-Autos.

Für uns hat er vier gute Gründe zusammengestellt, warum die Zukunft der Elektromobilität gehört.


Das erwartet Sie hier


1. Niedrigere CO2-Emissionen und weniger Schadstoffe

E-Autos gelten als „emissionsfrei“, weil sie – im Gegensatz zu Benzinern und Dieseln – beim Fahren keine direkten Abgase produzieren. Da die Fahrzeuge an zahlreichen Ladestationen (natürlich auch an denen der EnBW) 100% Ökostrom „tanken“, ist das nach dem Ansatz des Stromsee-Modells auch in der Praxis so. Für jede geladene Kilowattstunde (kWh) wird an anderer Stelle garantiert eine kWh aus erneuerbarer Erzeugung eingespeist. Aber selbst wenn man dieser Argumentation nicht folgen möchte und mit dem aktuellen deutschen Strommix rechnet, ist das E-Auto bei weitem klimafreundlicher.

Auch wenn es ein Vergleich von Äpfeln und Birnen ist, möchte ich einmal Stromer und Verbrenner gegenüberstellen. Nehmen wir für die „Apfel“-Fraktion das weltweit derzeit meistverkaufte E-Auto , das Model 3 von Tesla. Der Stromer kommt laut Spritmonitor (Stand: 30.04.2021) auf einen Verbrauch von 19 kWh pro 100 km. Beim Strom rechnen wir mit dem deutschen Strommix. Gemäß dem Energiemix von 2021* sind das 350 g CO2 pro kWh. Macht für das Model 3 genau 6,65 kg CO2 auf 100 km.

Als „Birne“ nehme ich einen der in Deutschland meistverkauften Verbrenner mit Benzinmotor – den aktuellen Golf von VW*. Auch hier in aller Kürze: Bei einem Verbrauch von 7,7 Litern auf 100 km entstehen 18,2 kg CO2 (2,37 kg je Liter). Dazu rechne ich noch einen Aufschlag von 30 Prozent* für Förderung und Raffinierung des Erdöls sowie für Transportwege und Infrastruktur des fertigen Benzins. Macht insgesamt 23,7 kg CO2 auf 100 Kilometer – mehr als das 3,5-fache eines Stromers.

Wenn man neben den direkten CO2-Emissionen des Fahrzeugs und den CO2-Emissionen der Kraftstoffherstellung (Strom bzw. Benzin/Diesel) zusätzlich die CO2-Emissionen der Fahrzeugherstellung berücksichtigt, gibt es aktuell tatsächlich noch einen „Rucksack“ des E-Autos durch die Produktion der Batterie. Dieser ist jedoch durch den signifikanten Vorteil bei den Emissionen im Betrieb nach wenigen zehntausend Kilometern wieder aufgeholt.

Neben CO2 müssen wir aber auch andere Schadstoffe berücksichtigen. E-Autos produzieren keine Stickoxide und haben auch bei weiteren Schadstoffen wie z.B. Feinstaub klar die Nase vorn. Auch entstehen erheblich weniger umweltschädliche Abfälle bei Wartungen in der Werkstatt (Motorfilter, Kraftstofffilter, Ölfilter, Öle sowie Verschleiß- und Austauschteile wie Kupplung, Zündkerzen, Katalysatoren, Lichtmaschine, Anlasser, usw.).

E-Autos sind die Zukunft

Das „Tesla-Grinsen“ stellt sich nicht nur bei Fahrer*innen der US-amerikanischen Marke, sondern bei nahezu jedem ein, der die Beschleunigung eines E-Autos erfährt.

Und ja, man muss bei E-Autos auch über die immer wieder genannten Rohstoffe Lithium und Kobalt sprechen. Lithium kann in konventionellem Bergbau oder durch die Verdunstung von Solewasser gewonnen werden. Im zweiten Fall verdunsten dabei je nach Verfahren 400-800 tausend Liter Wasser je Tonne Lithium. Das hört sich zunächst viel an. Wenn man aber berücksichtigt, dass für eine 50-kWh-Batterie eines Tesla Model 3 nur rund 5 kg Lithium benötigt werden, relativieren sich die 2-4 tausend Liter Wasser, die dafür verdunsten. Vor allem, wenn man diese Menge mit anderen Werten für Wasserverbräuche unseres alltäglichen Konsumverhaltens vergleicht. In der Geothermieanlage Bruchsal testet die EnBW aktuell außerdem zusammen mit Projektpartnern, wie Lithium aus heißem Thermalwasser gewonnen werden kann – ohne dabei die Tiefenwasservorräte anzugreifen.

Und beim Thema Kobalt ist es in der Realität schon so, dass viele E-Autos gänzlich ohne Kobalt auskommen. Das Tesla Model 3 SR+, also das Volumenmodell von Tesla, wird heute schon ausschließlich mit kobaltfreien LFP-Zellen gefertigt. Auch andere Hersteller wie z.B. VW haben angekündigt, bei Volumenfahrzeugen zukünftig auf LFP-Zellen zu setzen. Neben dem Verzicht auf Kobalt bieten diese Zellen eine extrem hohe Brandsicherheit sowie eine sehr hohe Zyklenfestigkeit (bis zu 10.000 Vollzyklen). Und zur Wahrheit gehört auch: Kein Auto mit Verbrennungsmotor könnte ohne den Einsatz von Kobalt fahren. Dieses wird dort sowohl bei der Entschwefelung von Rohöl in der Raffinerie als auch bei der Härtung von hochfesten Stählen in der Motor- und Getriebeproduktion benötigt.

2. Weniger Verkehrslärm

Lärm schadet der Gesundheit. Wenn man Verkehrslärm in einem hohen Maße oder über eine längere Zeitspanne ausgesetzt ist, kann dieser zu gesundheitlichen Schäden führen. Schlafstörungen, Bluthochdruck oder einem höheren Risiko für Herzinfarkte sind grundsätzlich möglich.

Natürlich wird es in der Stadt nicht komplett ruhig, weil in Zukunft mehr Elektroautos unterwegs sind. Schließlich machen die Reifen von Stromern die gleichen Abrollgeräusche wie Verbrenner.
Aber insgesamt, überwiegen für mich die Vorteile. So sind E-Autos im Stadtverkehr erheblich leiser, weil sie kaum Geräusche im Stand, aber auch deutlich weniger Lärm beim Anfahren produzieren. Und beim Beschleunigen, zum Beispiel nach einer Rotphase oder aus Ortschaften und auf Landstraßen, sind Stromer ebenfalls viel ruhiger als vergleichbare Verbrenner.

3. Mehr Fahrspaß und Komfort

Kennen Sie das „Tesla-Grinsen“? Der wissenschaftliche Nachweis steht noch aus, aber der Effekt lässt sich jedes Mal beobachten, wenn jemand zum ersten Mal in einem E-Auto sitzt und so richtig auf die Tube drückt. Ich muss zugeben: Mir ging es genauso!

Und auch wenn die Fahrleistungen von Tesla und anderen leistungsstarken Fahrzeugen wie z. B. Porsche extrem beeindruckend sind (2,5 Sekunden von null auf hundert für das aktuelle Model S und 2,8 Sekunden für den Porsche Taycan Turbo S), so gilt diese sofort verfügbare und dennoch ruhige Kraftentfaltung grundsätzlich für jedes Elektroauto.

Dabei bieten Stromer mehr Komfort als herkömmliche Benziner oder Diesel. Extra zum Tanken an eine Tankstelle fahren? Muss mit einem Elektroauto nicht mehr sein. Dank Ladesäulen beim Arbeitgeber oder auf dem Supermarkt-Parkplatz kann ich sozusagen „nebenbei“ tanken. Zudem habe ich über die Fahrzeug-App Zugriff auf Daten und Funktionen und kann zum Beispiel jederzeit sehen, wie weit der Akku schon geladen ist.

Auch die Reichweite und Ladegeschwindigkeit ist bei aktuellen Fahrzeugen durchaus auch für längere Fahrten geeignet. Ich fahre mit meiner Familie den kleinsten Tesla mit der kleinsten Batterie (Tesla Model 3 SR+) und wir waren damit schon mehrfach auch auf längeren Strecken unterwegs.

Unsere längste Strecke an einem Tag waren 1.200 km von Stuttgart, wo ich mit meiner Frau und unseren beiden Kindern lebe, nach Brest in der Bretagne und später wieder zurück nach Hause. Insgesamt haben wir für die Strecke quer durch Frankreich rund 13 Stunden benötigt, davon knapp 2 Stunden für die Ladepausen (6 Ladestopps zwischen 15 und 20 Minuten). Schneller waren wir auf der gleichen Strecke in den Vorjahren mit einem Verbrenner auch nicht unterwegs. Und bei einer Strecke von 1.200 km mit 2 Erwachsenen und 2 Kindern im Auto muss man regelmäßig Pausen einlegen. Der einzige Unterschied ist, dass das E-Auto während diesen kurzen Boxenstopps auflädt – je nach Fahrzeug 100 km in 5-10 Minuten.

Tesla Innenraum

Komfort wird in E-Autos groß geschrieben.

Nicht zu vergessen: Anders als bei einem Verbrenner funktioniert die Klimaanlage jederzeit. Sprich: Im Sommer bleibt es kühl, im Winter warm – der Motor muss nicht laufen! Bei eisigen Temperaturen ist die Scheibe eisfrei und ich muss mich für die ersten Kilometer nicht in den dicken Wintermantel einhüllen, bis das Auto endlich aufgeheizt ist. Auch ein Sicherheitsthema.

4. Niedrigere Kosten

Reden wir zum Schluss noch über die Kosten. Oft höre ich, dass E-Autos ja so viel teurer wären als Verbrenner. Doch das ist ein Mythos. Denn – nicht zuletzt auch dank der attraktiven staatlichen Förderung– sind die Anschaffungskosten für Stromer längst auf Augenhöhe mit vergleichbar ausgestatteten Benzinern oder Dieseln.

Und immer öfter sind die E-Autos in der Anschaffung günstiger! Das Tesla Model 3 SR+ kostet aktuell 33.990 Euro inkl. Förderung – mit über 300 PS und quasi Vollausstattung. Ein gleichgroßer aber deutlich schwächer motorisierter BMW 318i liegt ohne vergleichbare Ausstattung bei 37.200 Euro. Mit einigen Ausstattungsmerkmalen, die bei Tesla serienmäßig sind, steigt der Preis des Basis-BMW schnell.

Aber auch bei den Betriebskosten schneiden E-Autos erheblich günstiger ab. Strom für 100 km kostet beim eGolf rund 4 Euro. Beim Golf Diesel sind es 7,50 Euro, ein Golf Benziner kommt auf rund 11 Euro*.

Weitere Vorteile sind:

  • Erheblich günstigere Wartungskosten (40 bis 70 Prozent weniger)
  • Weniger Verschleißteile, die ausgewechselt werden müssen (Kupplung, Getriebe, Kühler, Motoröl, Lichtmaschine, Anlasser, Zündkerzen, Auspuff, usw. …)
  • 10 Jahre keine Kfz-Steuer, anschließend erfolgt die Besteuerung nach dem Fahrzeuggewicht
  • Günstigere Versicherung (10 bis 20 Prozent weniger),
  • i.d.R. Höhere Lebensdauer durch deutlich weniger bewegliche Teile und langlebige Antriebskomponenten (die im Tesla Model 3 SR+ aktuell verbauten LFP-Zellen sind auf bis zu 10.000 Vollzyklen ausgelegt – also 4 Mio. Kilometer)
  • Längere Garantiezeiten (bei den meisten Herstellern 8 Jahre auf Antrieb und Batterie)

Fazit: Die Zukunft gehört der Elektromobilität

Mein persönliches Fazit: Die Elektromobilität wird in Zukunft die gängige Form der individuellen Mobilität sein. Abgaswerte, Geräuschpegel, Alltagstauglichkeit und auch die Kosten sprechen für den E-Antrieb. Und nicht zuletzt ist es auch eine Generationenfrage. Selbst wenn viele Mittvierziger wie ich der Elektromobilität skeptisch gegenüberstehen oder sie gar ablehnen. Die Zukunft wird von den nachfolgenden Generationen geprägt. Und deren Kaufabsichten tendieren eindeutig in Richtung Elektroauto.

Und auch auf der politischen Agenda steht das Thema Elektromobilität mittlerweile weit oben. So plant zum Beispiel die dänische Regierung bis 2030 mit rund einer Million Elektro- und Hybridautos auf Dänemarks Straßen. Das übergeordnete Ziel: Bis 2030 sollen die Kohlenstoff-Emissionen um 70 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 gesenkt werden. Der Verkauf von neuen Autos mit Verbrennungsmotor soll ab 2030 sogar verboten werden. Zudem legen weltweit immer mehr Länder fest, bis wann sie keine Verbrenner mehr zulassen möchten: 2025 will Norwegen vorlegen, während 2035 unter anderem in diversen US-Bundesstaaten, Thailand, Großbritannien und Mallorca (für Diesel-Fahrzeuge bereits ab 2025). Auch wenn Deutschland hierzu bislang noch keine Entscheidung getroffen hat – ewig wird auch Deutschland das Thema nicht aufschieben können. Allein die massive Förderung von Elektroautos zeigt, wie wichtig das Thema auch hierzulande ist.

Vielleicht passiert dem Verbrennungsmotor das, was der Zigarette vor 10 Jahren widerfuhr. Erst wurde sie gegen lauten Widerstand aus dem Restaurant verbannt, heute möchte keiner mehr die saubere Luft beim Essen vermissen.

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