Was bedeutet das für Verbraucher? Kommt die Solarpflicht für alle? Und wie ist der aktuelle Stand der Dinge, auf Bundesebene und in den einzelnen Bundesländern? Wir klären auf.
Was sind die Ziele der Bundesregierung?
Was verspricht man sich in Berlin eigentlich von mehr Solarenergie bzw. einer Solarpflicht? Das erklärte Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 80 Prozent des Stroms aus erneuerbarer Energie zu gewinnen – und das bei einem angenommenen höheren Strombedarf. Zudem möchte man 50 Prozent der Wärme auf klimaneutralem Weg produzieren.
Dafür ist im Koalitionsvertrag unter anderem das Ziel fixiert, die installierte Photovoltaik-Leistung bis 2030 auf rund 200 Gigawatt zu vervierfachen. Für das Frühjahr hat man zudem ein Klimaschutz-Sofortprogramm angekündigt, das wiederum in zwei Gesetzespakete aufgeteilt werden soll. Das erste der beiden wird unter anderem das sogenannte Solar-Beschleunigungsgesetz enthalten, von dem sich die Solarbranche viel verspricht. Das zweite Paket beinhaltet eine Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und eine Anpassung der Ausschreibungsmengen.
Die Richtung ist klar: Angesichts eines steigenden Strombedarfs gewinnen erneuerbare Energien und Energieeffizienz weiter an Bedeutung. Das gilt erst recht, da alles andere als gewiss ist, dass die Strompreise in Zukunft sinken werden. Auch wenn die EEG-Umlage ab 2023 nicht länger über den Strompreis erhoben wird, ist die Entwicklung nicht 100% prognostizierbar. Somit werden die direkte Elektrifizierung sowie Stromproduktion und -verbrauch direkt an Ort und Stelle immer wichtiger.
Kommt die Solarpflicht, sieht es auf den Dächern von Neubauten bald überall so aus.
Wie sollen diese Ziele erreicht werden?
Keine Frage, die skizzierten Ziele sind sehr ambitioniert. Um sie zu erreichen, ist unter anderem eine Verschärfung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) nötig, das die Einführung einer Solarpflicht beinhaltet. Für eine schnelle, unkomplizierte Umsetzung sollen nach Willen der Regierung Marktbarrieren rasch abgebaut und bürokratische Prozesse wie Anschlüsse ans Netz, Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie Zertifizierungen drastisch beschleunigt werden.
All dies hört sich angesichts des drohenden Klima-Kollaps nach sinnvollen Maßnahmen an. Und doch beurteilt die Solarwirtschaft eine generelle Solarpflicht als wenig effektiv und sieht stattdessen den Bürokratie-Abbau als deutlich wichtigeren Hebel an. Denn: Die aktuell hohen Energiepreise sind für viele Menschen bereits Anreiz genug, über die Installation einer Solaranlage nachzudenken. Und das gilt umso mehr, wenn Genehmigung, Anschaffung und Einspeisung unkompliziert vonstattengehen würden – und Förderungen wie zinslose Darlehen und eine erhöhte Einspeisevergütung dazu kämen.
Nach Ansicht der Solarwirtschaft ist es zudem wichtiger, solare Mindeststandards für den Fall eines Heizungstausches zu setzen und statische Mindestanforderungen beim Bau neuer Gewerbehallen zu definieren, damit dort zukünftig problemlos Solarstromanlagen eingebaut werden können. Und last but not least sollten öffentliche Gebäude mit Solartechnik aus- und nachgerüstet werden.