Sommerzeit ist Gewitterzeit – Stecker ziehen oder doch nur Mythos?

Im Sommer gibt es statistisch gesehen die meisten Gewitter. Es blitzt, donnert, regnet und stürmt – doch wie entstehen diese Spektakel am Himmel und warum gerade in der warmen Jahreszeit so häufig?

Wir erklären, wie ein Gewitter entsteht, wie Sie sich bei einem Gewitter verhalten und welche Mythen zum Wetterspektakel tatsächlich wahr sind.


Das erwartet Sie hier


Wie entsteht ein Gewitter?

Im Sommer ist die Chance, ein Gewitter zu erleben, sehr hoch. Denn der Sommer ist die Jahreszeit, in der die meisten Gewitter mit Regen, Sturm, Donner und Blitzen auftreten. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass Gewitter entstehen, wenn Luftmassen, die stark unterschiedlich temperiert sind, aufeinandertreffen. Eine weitere Ursache für Gewitter sind besonders große Temperaturunterschiede zwischen der unteren und oberen Atmosphäre. Das ist zum Beispiel im Frühsommer der Fall, wenn der durch Herbst und Winter noch sehr feuchte Boden durch die Sonne erhitzt wird. Dabei verdunstet die Feuchtigkeit aus dem Boden oder aus Gewässern und vermischt sich mit der warmen Luftschicht über dem Erdboden. Diese feuchtwarme Luft steigt weiter auf, kühlt dabei ab und führt zur Entstehung von Gewitterwolken. Innerhalb dieser Wolken bilden sich Wasser- und Eisteilchen, die durch starke Auf- und Abwinde aneinander vorbei wirbeln. Durch die Bewegung der Teilchen wird die natürliche Elektrizität der Luft polarisiert. Das führt letzten Endes zu einer positiven elektrischen Ladung im oberen Teil der Wolke. An der Unterseite der Wolke sammeln sich dagegen vor allem die negativen Ladungen. Durch diesen Vorgang wird das Spannungsfeld innerhalb der Wolke immer größer – und entlädt sich schließlich durch eine Art Kurzschluss in Form eines Blitzes. Der Blitz kann entweder zwischen zwei Wolken entstehen oder aber zwischen Wolke und Erdboden.

Die Stromstärke innerhalb eines Blitzes kann bis zu 500.000 Ampere betragen. Dabei ist der eigentliche Blitzkanal gerade einmal fingerdick. Die Luft in diesem Blitzkanal wird innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde auf etwa 30.000 Grad Celsius erhitzt. Dadurch dehnt sie sich explosionsartig aus, was eine akustische Schockwelle, den sogenannten Donner, nach sich zieht. Das länger anhaltende Grummeln, das wir während eines Gewitters oftmals in einiger Entfernung hören können, entsteht übrigens dadurch, dass die akustische Schockwelle zwischen dem Boden und den unterschiedlich temperierten Luftschichten gebrochen und reflektiert wird. Einen Blitz ohne Donner gibt es entsprechend also nicht. Ausnahmen sind, wenn der Blitz in mehr als etwa 18 Kilometern Entfernung in den Erdboden einschlägt oder Blitze zwischen Wolkenarealen überspringt. In diesem Fall spricht man von sogenanntem Wetterleuchten, bei denen das Donnern nicht zu hören ist.

Luftaufnahme eines kleinen Dorfes mit Feld im Vordergrund

Das Blitzgeschehen findet vor allem im Norden und Süden Deutschlands statt

Was tun bei Gewitter?

Es kommt sehr darauf an, wo Sie sich während eines Gewitters aufhalten. In einem geschlossenen Gebäude beispielsweise sind Sie sicher. Die meisten Häuser verfügen über einen Blitzableiter, der die Blitze in den Erdboden ableitet. Auch wenn Sie mit dem Auto unterwegs sind, können Sie sich sicher fühlen. Hier herrscht das Gesetz des Faradayschen Käfigs. Das ist ein von Metall umgebener Raum, der die elektrische Ladung, die von außen auf den „Käfig“ einwirkt, verteilt. Somit kann sie nicht in den Innenraum gelangen. Wenn Sie bei einem Spaziergang auf einer freien Fläche wie beispielsweise einer Wiese oder auf dem Sportplatz von einem Gewitter überrascht werden, sollten Sie schnellstmöglich nach Hause kommen. Wenn es dafür schon zu spät ist, setzen Sie sich mit geschlossenen Beinen in die Hocke und umfassen Ihre Beine mit den Armen. Die meisten Menschen, die vom Blitz getroffen werden, stehen nämlich auf einer Freifläche unter einem Baum oder auf dem Sportplatz, weil sie denken, sie seien dort geschützt.

Stecker ziehen bei Gewitter? Mythos oder Wahrheit?

Blitze haben eine durchschnittliche Stärke von 20.000 Ampere. Das ist enorm! Zum Vergleich: In normalen Stromanschlüssen kann die Stromstärke gerade einmal bis zu 16 Ampere betragen. Daher entstehen durch Blitzeinschläge jährlich Millionenschäden.

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Blitzschäden entstehen können.

  1. Zum einen kann es zu Überspannungsschäden kommen. Dabei schlägt irgendwo in der Umgebung eines Hauses ein Blitz ein – in einen Laternenmast, einen Baum oder womöglich eine Strom- oder Telefonleitung. Die dabei freigesetzte hohe Spannung wird über alles, was leitet, weitertransportiert  und kann dann sogar bis ins eigene Haus gelangen. Wird die Energie dort nicht durch einen Blitzschutz geführt, sucht sie sich ein Elektrogerät, an dem sie sich „austoben“ und es durch Überspannung womöglich zerstören kann. Denn Elektrogeräte sind für die Urgewalt eines Blitzes nicht ausgelegt. In einem Haus ist Technik auf kleinstem Raum platziert, daher hat die Blitzenergie leichtes Spiel – vor allem wenn Computer, Telefonanlagen, HiFi- oder TV-Geräte auch noch miteinander verbunden sind. Gegen diese sogenannten Überspannungsschäden gibt es spezielle Schutzgeräte, die verhindern, dass gefährliche Überspannungen über Strom-, Daten- und andere Leitungen ins Gebäude gelangen und damit elektrische Geräte beschädigen. Als zusätzlichen Schutz empfiehlt es sich, den Stecker des Elektrogerätes aus der Steckdose zu ziehen, da dann die Energie des Blitzes nicht in das Gerät eindringen und es zerstören kann.
  2. Auf der anderen Seite können Blitze auch direkt in Häuser einschlagen und dadurch Brände und Explosionen auslösen. Wenn Häuser über Blitzableiter verfügen, wird die Energie des einschlagenden Blitzes durch eine Leitung in den Erdboden geführt. Blitzableiter werden in der Regel auf dem Dach installiert – allerdings gibt es hier heutzutage eine sehr hohe Installationsdichte: Antennen, Satellitenschüsseln oder Solaranlagen. Alle können mit ihrem Metallgehäuse ungewollt Blitze anziehen.
Abluftrohr auf einem Dach mit Blitzableiter

Blitzableiter sind in vielen Bundesländern keine Pflicht, jedoch sinnvoll und in vielen Versicherungsfällen entscheidend.

Welche weiteren Gewitter-Mythen sind wirklich wahr. Und warum?

Es kursieren unglaublich viele Mythen, was man bei einem Gewitter unbedingt machen und was man besser lassen sollte. Wir haben uns 5 Mythen raugesucht und erklären was sich dahinter verbirgt.

Die Drei-Sekunden-Regel: Stimmt es, dass das Gewitter einen Kilometer entfernt ist, wenn zwischen Donner und Blitz 3 Sekunden vergehen?

Ja! Wenn wir einen Blitz am Himmel aufleuchten sehen und drei Sekunden später ein Donnergrollen ertönt, können wir davon ausgehen, dass das Gewitter in etwa einen Kilometer entfernt ist. Dies wiederum bedeutet nicht, dass in der Nähe keine Blitze einschlagen können – ein Einschlag ist in einer Umgebung innerhalb von 5 Kilometern noch möglich. Das heißt, es könnte sein, dass Sie das Gewitter aus der Entfernung sehen, der Blitz jedoch in einem Baum in Ihrer Nähe einschlägt.

Stimmt es, dass in Süddeutschland mehr Blitze einschlagen als in Norddeutschland?

Ja! Die Häufigkeit von Blitzeinschlägen ist in Süddeutschland sehr viel höher als im Norden des Landes. Zum einen schlagen Blitze im Bergland häufiger ein als am Meer. Zum anderen hängt die Häufigkeit von Blitzeinschlägen unter anderem von den jeweiligen Temperaturen und dem Klima einer Region ab.

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Stimmt es, dass ich ohne Gefahr während eines Gewitters duschen kann?

Nein! Zumindest nicht, wenn Sie in einem älteren Gebäude wohnen, denn hier sind die Wasserleitungen meist noch aus Metall. Wenn dann ein Blitz einschlägt, leiten die Leitungen den elektrischen Strom und somit auch den Blitz. Wenn jetzt auch noch der Strom mit Wasser in Verbindung kommt, kann es zu einem Stromschlag kommen. Daher sind auch das Abwaschen von Geschirr und andere Tätigkeiten, die in Verbindung mit Wasser durchgeführt werden, in alten Gebäuden nicht zu empfehlen. Sollten Sie nicht wissen, ob Sie Metall- oder Kunststoffleitungen im Haus haben, fragen Sie am besten einen Fachmann oder verschieben Sie die Dusche oder den Abwasch bis nach dem Gewitter. 

Ein Blitz kann zweimal an der gleichen Stelle einschlagen. Stimmt das?

Ja! Hohe Gebäude sind ein sehr beliebtes Ziel für Blitze. Jahrelang war das New Yorker Empire State Building ein Blitz-Labor, weil hier mindestens 25 Mal im Jahr der Blitz einschlägt. Die beiden Forscher William Valine und Philip Krider von der University of Arizona haben herausgefunden, dass sich Blitze mehrmals entladen können. Für gewöhnlich erfolgt der zweite Blitzschlag an einer anderen Stelle als der erste, doch der dritte und vierte schlagen häufig dort ein, wo der zweite eingeschlagen ist. 

Stimmt es, dass der Blitz nur in bestimmte Bäume einschlägt?

Nein! Es ist grundsätzlich keine gute Idee, bei einem Gewitter Sicherheit unter Bäumen zu suchen. Dem Blitz ist es egal, in welchen Baum er einschlägt. Er wird bei verschiedenen Bäumen nur unterschiedlich sichtbar. Bei der Eiche saugt die dicke, zerklüftete Borke das Wasser wie ein Schwamm auf und wird so sehr empfänglich für die elektrische Entladung. Die glatte Buchenrinde dagegen leitet den Blitz direkt in den Boden, ohne dass sichtbare Schäden entstehen. In beiden Fällen ist jedoch die Gefahr für den Schutzsuchenden gleich groß. 

Unser Fazit

Ein möglichst vollständiger Blitzschutz bietet die Installation eines Blitzableiters auf dem Dach des Hauses sowie ein Überspannungsschutz für das Innere des Gebäudes. Zusätzlich ist es trotzdem empfehlenswert, den Stecker aus der Steckdose zu ziehen, sobald das Gewitter in Sicht ist. Auch diese Maßnahme schützt vor Überspannung.

Der sicherste Ort während eines Gewitters sind ebenfalls die eigenen vier Wände. Im besten Fall in einem Gebäude, das mit einem Blitzableiter ausgestattet ist. Auch das Auto bietet während eines Gewitters Schutz vor Blitzen. Da Gewitter häufig auch mit starken Winden einhergehen, sollte das Auto nicht in der unmittelbaren Nähe von Bäumen abgestellt werden. Dadurch stellen Sie sicher, nicht von Ästen oder komplett umstürzenden Bäumen im Inneren des Fahrzeugs verletzt zu werden.

Zwei Stromsteckdosen

Bei Gewitter den Stecker ziehen, ist kein Mythos