Alles im Fluss
Die Energiewende macht einen Ausbau der Netze auf allen Ebenen notwendig und leitet die Kopplung verschiedener Bereiche ein. Die EnBW hat massiv in die Modernisierung einer Infrastruktur investiert, die künftig im Zentrum ihres Geschäfts stehen wird.
2012: Einfach war gestern!
Die alte Energiewelt war übersichtlich – Leitstellen steuerten zentrale Großkraftwerke. Der dort erzeugte Strom floss über Leitungen zum Verbraucher. Dezentrale Produktion in Windparks und Solaranlagen war in diesem System kaum vorgesehen.
2017: Durchblick behalten
Heute ist die Situation anders. Um den an vielen unterschiedlichen Stellen erzeugten Strom aufzunehmen, muss das Netz ausgebaut werden. Die Herausforderung liegt darin, dass immer mehr „Gegenverkehr“ im Netz herrscht – eigenerzeugter Strom geht ins Netz, während gleichzeitig Kunden Strom aus dem Netz beziehen. Um dieser Herausforderung zu begegnen, wirkt das Unternehmen an der Entwicklung intelligenter Trafos und smarter Stromzähler mit.
Damit mehr Strom von privaten Dächern eingespeist werden kann, ist eine intensive Modernisierung der Netze notwendig. Allein im vergangenen Jahr hat der Konzern rund 200 Mio. € investiert, um das feingliedrige Netz zu modernisieren und Trassen zu verstärken oder neu zu bauen. Die Elektromobilität stellt weitere Anforderungen an das Verteilnetz, zum Beispiel, wenn eine wachsende Zahl von Anwohnern im selben Straßenzug ihre Elektroautos zur gleichen Zeit laden will. In mehreren Feldversuchen testet die EnBW, wie sich das Ladeverhalten aufs Stromnetz auswirkt. In den kommenden Jahren wird sie noch einmal einen dreistelligen Millionenbetrag in die Elektromobilität investieren.
Strom aus erneuerbaren Energien ist nicht nur eine regionale Angelegenheit. Je nach Bedarf muss er weite Strecken zurücklegen, um zum Endkunden zu gelangen. Deshalb ist ein Ausbau der bundesweiten Transportnetze wichtig. Über ihre Tochter TransnetBW ist die EnBW am Bau der Stromtrasse ULTRANET beteiligt. Für dasselbe Projekt ist auf dem Gelände des noch laufenden Kernkraftwerks Philippsburg ein Umspannwerk (Konverter) geplant. Auch am Bau der Trasse SuedLink ist TransnetBW beteiligt.
Neben zuverlässigen Energienetzen bildet heute auch schnelles Internet die Basis für den Wohlstand einer Region. Planung, Bau und Betrieb von Glasfasernetzen sind ein zukunftsträchtiges Geschäftsfeld. Allein im vergangenen Jahr haben wir 450 Kilometer Glasfaserkabel für unsere Telekommunikationstochter NetCom BW neu verlegt und in Betrieb genommen. NetCom BW versorgt 43.000 Kunden mit schnellem Internet. Ein besonderes Projekt ist die Zusammenarbeit mit dem Landkreis Karlsruhe, der für 30 Gemeinden ein 450 Kilometer langes Leerrohrnetz baut, 130 Kilometer davon übernimmt die EnBW-Tochter Netze BW, 80 Kilometer sind bereits fertig. Diese Leerrohre bilden die Grundlage für eine künftige Datenautobahn, die die Kommunen des Landkreises verbindet. In die Leerrohre lässt sich später Glasfaser einblasen, dadurch müssen Straßen, Wege und Plätze nicht noch einmal aufgerissen werden.
2020: Vernetzt in die Zukunft
In den kommenden Jahren will die EnBW Infrastruktur ganzer Stadtviertel planen. Dazu gehören Strom für Haushalt und Elektromobilität, schnelles Internet und eine moderne Wärmeversorgung – um Beispiel über Blockheizkraftwerke, die aus Abwärme Strom erzeugen und sich mit Solaranlagen auf dem Dach kombinieren lassen. Auch das Verkehrsmanagement wird ausgebaut, etwa die Überwachung von Parkraum.
2025: Schlaues Netz
Solaranlagen, Elektroautos oder intelligente Hausgeräte können das Netz überlasten, wenn sie unkoordiniert Strom verbrauchen oder einspeisen. Die EnBW entwickelt deshalb intelligente Technik, um vorherzusagen, wann das Netz wie stark beansprucht wird. Droht eine Überlastung, kann der Netzbetreiber die Einspeisung von Solaranlagen verringern oder Elektroautos langsamer laden. Zur Entlastung tragen auch Stromspeicher bei, die überschüssige Energie aufnehmen und später einspeisen. Künftig kann es auch interessant sein, Strom über Elektrolyse in Gas umzuwandeln. Die Energie lässt sich damit über diesen Weg im Gasnetz speichern. Ein weiterer Weg kann es auch sein, Strom aus erneuerbaren Energien direkt in Wärme oder Kälte umzuwandeln. Damit würde die Vernetzung von bislang getrennten Sektoren der Energiewirtschaft eingeleitet.
Ein Blick nach vorne. Drei Fragen an...
Wenn früher mehr Strom benötigt wurde, hat man im Kraftwerk einfach eine Schippe Kohle draufgelegt. Das geht künftig nicht mehr. Die Erzeugung von Strom aus Wind und Sonne hängt vom Wetter ab. Das Netz der Zukunft braucht so zum einen Speicher und muss zum anderen auch den Verbrauch flexibel an die Erzeugung anpassen können.
Zunächst muss der Verbrauch der einzelnen Einheit groß genug sein, damit sich eine flexible Steuerung lohnt. Das ist zum Beispiel bei Ladestationen für Elektroautos der Fall. Eine intelligente Steuerung sorgt dafür, dass die angeschlossene Batterie geladen wird, wenn das Netz genug Leistung bringt. Ein ähnliches Prinzip ist bei Industrieunternehmen vorstellbar, die über Energiemanagementsysteme ihre Produktionsanlagen flexibel steuern können.
Der Begriff des Netzes wird künftig weiter gefasst. Flexible Verbraucher benötigen nicht nur Strom, sondern auch weitreichende Kommunikationsverbindungen. Diese Vernetzung erfordert die Sicherheit nicht nur der einzelnen Verbraucherdaten, sondern auch der gesamten IT-Infrastruktur des Energieversorgungssystems. Hinzu kommt, dass wir sektorübergreifend arbeiten müssen, wenn wir künftig 80 Prozent unseres Stroms aus erneuerbaren Energien gewinnen wollen. Ein Beispiel sind Wärmepumpen, die den Markt für Strom und Wärme koppeln. Strom lässt sich über Elektrolyse auch in Gas umwandeln und so in einem benachbarten Netz speichern.
Wir müssen sektorübergreifend arbeiten, wenn wir künftig 80 Prozent unseres Stroms aus erneuerbaren Energien gewinnen wollen.