Rückenwind
Der Ausbau erneuerbarer Energien ist ein zentraler Baustein in den Zukunftsplänen der EnBW. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Windkraft – ein Bereich, in dem das Unternehmen schon heute wichtige Vorhaben verwirklicht hat.
2012: Erste Meilensteine
Die Sorge um das weltweite Klima und die Forderung der Gesellschaft nach erneuerbaren Energien gaben Fotovoltaik und Windkraft neuen Schub. Der Ausbau erneuerbarer Energien ist für uns ein Kern unserer Strategie geworden. Neben der Windkraft an Land leistet insbesondere der massive Ausbau der Offshore-Windkraft einen entscheidenden Beitrag. Den ersten Meilenstein hatten wir schon 2011 erreicht, als EnBW Baltic 1 ans Netz ging – der erste kommerzielle Windpark in der deutschen Ostsee. Mit einer installierten Leistung von 48 MW erzeugt er rechnerisch Strom für rund 50.000 Haushalte. Im selben Jahr beschloss die Regierung den Ausstieg aus der Kernkraft.
2017: Ausbau der Windkraft auf dem Meer und an Land
Die Leistung der Offshore-Windkraft haben wir in den vergangenen Jahren erheblich gesteigert. 2015 ging EnBW Baltic 2 mit mehr als fünf Mal so viel Leistung wie EnBW Baltic 1 ans Netz. Der dort erzeugte Strom reicht rechnerisch für 340.000 Haushalte. Jetzt geht es von der Ostsee in die Nordsee mit noch größeren Projekten. Weit hinter Helgoland hat der Bau von zwei neuen Windparks begonnen – EnBW Albatros und EnBW Hohe See. Sie werden zusammen 87 Turbinen haben – also kaum mehr als EnBW Baltic 2. Die einzelnen Turbinen sind aber wesentlich leistungsfähiger und zeigen, welche technische Entwicklung in der Offshore-Windindustrie stattgefunden hat.
Der technische Fortschritt wirkt sich auch an Land aus. Im Jahr 2017 haben wir Onshore-Windparks mit einer Leistung von 204 MW in Betrieb genommen. Drei Viertel davon entfallen auf Baden-Württemberg. Zusammen haben unsere Windparks an Land eine Leistung von 540 MW; mehr als drei Mal so viel wie 2012. Windkraftanlagen müssen nicht nur geplant und gebaut, sondern auch instand gehalten werden. Um in diesem interessanten Geschäftsfeld weiter zu wachsen, hat die EnBW im Jahr 2016 deshalb den Dienstleister Connected Wind Services gekauft – einen Spezialisten für die Instandhaltung von Windparks. Zusammen mit den eigenen Betriebsführern wurde sie damit zum leistungsfähigen Komplettanbieter in Sachen Windkraft.
Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien und dem Ausstieg aus der Kernkraft ist der Betrieb unserer konventionellen Kraftwerke ein drittes wichtiges Standbein im Kraftwerksgeschäft. Konventionelle Kraftwerke werden noch für lange Zeit die Versorgung mit Strom sicherstellen – insbesondere zu Zeiten, in denen Solar- und Windanlagen nicht genug Strom liefern können. Um für diese Aufgabe gerüstet zu sein, optimieren wir unseren konventionellen Kraftwerkspark: Alte Kohleblöcke kommen in die Reserve und werden perspektivisch stillgelegt. Neue, moderne und hocheffiziente Anlagen haben Vorrang. So wird zum Beispiel unser Heizkraftwerksstandort in Stuttgart-Gaisburg – eine bislang vor allem mit Kohle befeuerte Anlage – durch ein flexibles Gaskraftwerk ersetzt. Damit werden CO₂-Emissionen gesenkt, die umweltfreundliche Fernwärmeversorgung in Stuttgart gesichert und das Heizkraftwerk noch besser in das Stadtbild Stuttgarts integriert.
2020: Schritt ins Ausland
Bis 2020 wollen wir den Anteil erneuerbarer Energien an unserer Erzeugungskapazität auf 40 Prozent anheben – mehr als doppelt so viel wie 2012. Die Windparks EnBW Albatros und EnBW Hohe See werden 2019 mit einer Leistung von mehr als 600 MW ans Netz gehen. Sie liegen in unmittelbarer Nachbarschaft und nutzen die Infrastruktur für Wartung und Versorgung gemeinsam. Zusammen haben sie eine zwölf Mal so hohe Leistung wie der erste Windpark EnBW Baltic 1. Die EnBW will auch vom Wachstum des Offshore-Windmarkts im Ausland profitieren und wird gemeinsam mit Partnern drei Offshore-Projekte vor Taiwan entwickeln. Für die Kernenergie zeichnet sich hingegen das Ende des Leistungsbetriebs ab. Im Jahr 2019 beziehungsweise 2022 werden die letzten beiden Kernkraftwerksblöcke der EnBW vom Netz gehen.
2025: Windpark der Superlative
Unser größter Offshore-Windpark EnBW He Dreiht soll nach aktuellem Stand bis 2025 ans Netz gehen. Vorgesehen ist, dass die 100 Turbinen eine Gesamtleistung von 900 MW bringen. Auf lange Sicht wollen wir unsere Offshore-Kapazität auf rund 2.500 MW steigern. Auch an Land wird die Energiewirtschaft ihr Gesicht weiter verändern. Der Ausbau dezentraler Erzeugung wie der Onshore-Windenergie und der Fotovoltaik führt dazu, dass Energie an vielen verschiedenen Orten produziert wird. Diese Erzeuger müssen sinnvoll vernetzt werden, damit sie Strom einspeisen, vermarkten oder verbrauchen können und das Gesamtsystem trotz der vielen Spieler im Markt stabil bleibt. Damit Angebot und Nachfrage stets ausgewogen sind, werden viele verschiedene Maßnahmen beitragen – beispielsweise virtuelle Kraftwerke, intelligente Zähler oder moderne Stromspeicher.
Ein Blick nach vorne. Drei Fragen an...
Ziel der EU ist es, bis 2030 die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen. Bis 2050 soll die Stromproduktion dann völlig dekarbonisiert sein. Strom steht aber nur für 22 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Europa. Der Rest erstreckt sich auf Wärme und Verkehr. Wärme wird derzeit zu 18 Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugt, im Verkehr liegt der Beitrag bei nur sechs Prozent. Diese Werte müssen ebenfalls deutlich steigen.
Bei der Planung neuer Windparks an Land ist es wichtig, die Bevölkerung mitzunehmen. Aber auch eine Modernisierung am Ende der 20-jährigen Laufzeit kann die Akzeptanz erhöhen. Denn Turbinen sind heute viel leistungsfähiger als früher. In einem spanischen Windpark wurden vor Kurzem 69 Altanlagen ersetzt. Sieben neue Turbinen erzeugen nun doppelt so viel Strom wie früher.
Auf der ganzen Welt gibt es ein deutliches Wachstum in der erneuerbaren Erzeugung. Es gibt aber Unterschiede zwischen den Regionen. Das wird besonders an der Windkraft deutlich, wo die weltweit installierte Leistung 2017 bei 540 GW lag. Auf Europa entfielen 178 GW, davon 56 GW auf Deutschland. Dank des massiven Ausbaus in China betrug die Zahl in Asien 229 GW und in Nordamerika 105 GW.
Bei der Planung neuer Windparks an Land ist es wichtig, die Bevölkerung mitzunehmen.