Der Vorstand im Gespräch
Die EnBW verändert sich und bleibt sich dennoch treu. In einem gemeinsamen Gespräch erläutern die Mitglieder des Vorstands, wie das Unternehmen auf der Grundlage seiner Kernkompetenzen und mit einer klaren Strategie nicht nur die Energiewelt der Zukunft erfolgreich prägen will.
Dr. Frank Mastiaux:
Das vergangene Jahr verlief für uns im Ergebnis gemäß unserer Prognosen. Wir liegen somit weiterhin auf Kurs bei der Umsetzung unserer Strategie und damit bei der Neuausrichtung unseres Unternehmens. Über den Energiesektor hinaus positionieren wir uns jetzt zunehmend als ein kompetenter Partner für Infrastruktur.
Dr. Frank Mastiaux:
Sehen Sie, es ist die DNA unseres Unternehmens, etwas verlässlich und sicher anzubieten und zu betreiben, etwa Kraftwerke, regionale und überregionale Stromnetze oder auch große Windparks. Diese Kernkompetenzen aus dem Energiebereich übertragen wir nun verstärkt auf neue zukunftsträchtige und wachstumsstarke Geschäftsfelder, beispielsweise auf den Breitbandausbau, die Elektromobilität oder die nachhaltige urbane Quartiersentwicklung. Wir verknüpfen also unsere traditionellen Stärken mit Zukunftsthemen. Dabei ist es uns wichtig, nicht nur gute Technologien zu liefern, sondern auch den sozialen Aspekten, die mit manchen dieser neuen Aktivitäten eng verbunden sind, genauso große Aufmerksamkeit zu schenken. Bezogen auf die Quartiersentwicklung beispielsweise bedeutet das: Wir wollen dazu beitragen, solche Lebensräume zu entwickeln, in denen die Menschen gerne leben wollen. Auch zu einem smarten Quartier gehören ein Bäcker und ein Metzger ebenso wie Kindertagesstätten und Bürgertreffpunkte.
Dr. Frank Mastiaux:
Richtig, und deshalb ist unsere übergreifende Initiative „next level EnBW“ so wichtig. Damit machen wir unser gesamtes Unternehmen fit für die Zukunft. Wir wollen uns in allem, was wir tun, noch weiter verbessern: in der Geschwindigkeit oder in der Förderung der Innovationskraft. Dabei geht es nicht um kleine Schritte, sondern um deutliche Qualitätssprünge, die wir in der gesamten Organisation erreichen wollen. Schwerpunkte sind Kundenzentrierung, Internationalisierung, das Neugeschäft und die interne Zusammenarbeit. Wir verstehen es nicht als Programm, sondern als Bewegung, die jeden im Konzern betrifft, und die Mut und die Fähigkeit für Neues stärken soll.
Über den Energiesektor hinaus positionieren wir uns jetzt zunehmend als ein kompetenter Partner für Infrastruktur.
Thomas Kusterer:
Nichts Geringeres, als dass wir unsere gesamte Finanzorganisation auf eine ganz andere Ebene heben werden. Dabei spielt auch die Digitalisierung eine große Rolle. Wir nutzen die neuen technischen Möglichkeiten wie Analytics, Robotics und künstliche Intelligenz, um in unseren Prozessen und Abläufen noch schneller zu werden. Wir wollen die Informationen möglichst in Echtzeit zur Verfügung stellen und unsere Geschäftseinheiten noch gezielter und sachgerechter unterstützen – damit sie am Markt so erfolgreich wie möglich agieren können.
Thomas Kusterer:
Ja, durch die zunehmende Automatisierung sind wir sicherlich schon effizienter geworden, aber wir können noch besser werden. Konkret haben wir beispielsweise einen Roboter in unserem Rechnungseingang eingeführt. In der Rechnungslegung sind wir gerade dabei, mithilfe künstlicher Intelligenz weitere Qualitätssprünge zu erreichen. Das Wichtigste ist jedoch der enge, persönliche Austausch mit unserem Business vor Ort. Nur wenn wir wissen, welche Daten und Informationen die einzelnen Geschäftseinheiten in welcher Aufbereitung benötigen, können wir einen wertvollen Beitrag leisten. Eine enge und gute Kommunikation untereinander ist unerlässlich.
Dr. Hans-Josef Zimmer:
Das kann ich nur unterstreichen. Deshalb heißt „next level“ für mich auch, dass wir die verschiedenen Kompetenzen, die wir in unserem Unternehmen haben, noch besser – und ganz wichtig – bereichsübergreifend miteinander vernetzen und lösungsorientiert zusammenarbeiten.
Wir heben unsere gesamte Finanzorganisation auf eine ganz andere Ebene.
Dr. Hans-Josef Zimmer:
... und deshalb werden wir beispielsweise auch den größten Solarpark Deutschlands errichten, in Brandenburg. Wir wollen bei den Erneuerbaren weiter wachsen, nachdem es 2018 bei der Wind- und Wasserkraft – vor allem wetterbedingt – nicht so gut lief.
Dr. Hans-Josef Zimmer:
In den letzten 10 Jahren sind die Preise für Solarpanels um 90 Prozent gesunken. Dadurch sind Solarparks ab einer Leistung von 50 bis 60 Megawatt wirtschaftlich interessant geworden, auch ohne staatliche Subventionen. Nicht zuletzt deshalb investieren wir jetzt in die Solarenergie und bauen damit bei den Erneuerbaren ein drittes Standbein neben der Wind- und Wasserkraft auf. Im Zuge unserer Internationalisierung können wir uns auch vorstellen, Solarparks außerhalb Deutschlands zu bauen.
Dr. Hans-Josef Zimmer:
Ganz wichtig, schließlich ist das Netz das Rückgrat der Energiewende. Die Energie, die im Norden Deutschlands aus Windkraft erzeugt wird, muss ja auch in den Süden der Republik transportiert werden. Dazu brauche ich leistungsfähige Übertragungsnetze. Die Verteilnetze darf man ebenfalls nicht vergessen, auch die werden wir stärken. Denn da wird die Energie eingesammelt, die in vielen kleinen privaten Einheiten produziert wird. Für uns ist es ein Wettbewerbsvorteil, dass wir Strom- und übrigens auch Gasnetze unter einem Dach haben. Dadurch können wir unseren Kunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette Lösungen anbieten. Gerade bei der Elektromobilität zeigt sich das, denn dafür benötigen wir die erneuerbaren Energien, wir müssen Ladeinfrastruktur ins Netz integrieren und den Kunden attraktive Produkte anbieten.
Im Zuge unserer Internationalisierung könnten wir auch Solarparks außerhalb Deutschlands bauen.
Dr. Bernhard Beck:
Wir wollen ja in jeder Hinsicht deutliche Sprünge nach vorne machen. Deshalb ist es erforderlich, dass wir in allen Bereichen auch künftig kompetente Mitarbeiter an Bord haben. Dazu setzen wir auf eine gezielte Personalentwicklung und auf zusätzliche Kompetenzen, die wir von außen holen wollen. Der Markt für Fachkräfte ist aktuell sehr umkämpft. Wir arbeiten eng mit den Business Units zusammen, um die für die jeweilige Position geeigneten Kandidaten zu identifizieren und für uns zu gewinnen. Nicht zuletzt braucht es für „next level“ aber auch einen stetigen Kulturwandel.
Dr. Bernhard Beck:
Wir sind auf einem guten Weg und werden künftig noch viel mehr als bisher bereichsübergreifend zusammenarbeiten. Wo kann ich dir helfen, und wo kannst du mir helfen? Wie können wir noch schneller werden? Das sind die Fragen, die wir uns unternehmensweit stellen müssen, um uns auf neuen Feldern wie Elektromobilität oder Quartiersentwicklung gemeinsam erfolgreich positionieren zu können. Und in der Digitalisierung die Chancen zu erkennen, ist letztlich eine Frage der Haltung. Kulturwandel beginnt eben im Kopf.
Colette Rückert-Hennen:
Ich freue mich, an die langjährige erfolgreiche Arbeit von Herrn Dr. Beck anknüpfen zu können, und sehe vor allem drei große Aufgaben: die Entwicklung zukunftsfähiger Kompetenzen unter Einbindung aller Mitarbeiter, die bedingungslose Ausrichtung auf unsere Kunden und Diversity – und damit meine ich nicht nur Gender-Vielfalt. Es wird darum gehen, dass die EnBW weiter die EnBW bleibt und sich zugleich mehr öffnet.
Colette Rückert-Hennen:
Ja! Heterogen zusammengesetzte Teams mit jungen Talenten, erfahrenen Mitarbeitern und internationalen Kolleginnen und Kollegen können eine große Kraft entfalten – für das eine, gemeinsame Unternehmen.
Dr. Frank Mastiaux:
Ja, in diese Richtung wird es gehen. Wir werden auch im Jahr 2025 ein Energieunternehmen sein, darüber hinaus aber auch ein Infrastrukturanbieter jenseits des klassischen Energiesektors. Ein Partner, der neben einer rein technischen Kompetenz auch mit einem Gespür für die Bedeutung des sozialen Austauschs und die Bedürfnisse der Menschen handelt. Ein Stück weit kehren wir damit zu den Wurzeln unseres Unternehmens zurück, denn die EnBW war früher schon ein „Kümmerer“. In Teilen gilt also das Motto: zurück in die Zukunft.
Der Kulturwandel beginnt im Kopf, er ist eine Frage der Haltung.