Aktionärsbrief
liebe Aktionäre, Mitarbeiter und Freunde der EnBW,
seit nunmehr acht Jahren wandeln wir uns von einem Energieunternehmen traditioneller Prägung zu einem starken und innovativen Partner für Energie und Infrastruktur. Wir haben gelernt, die zentralen Themen und Trends unserer Zeit wie Klimaschutz, Mobilitätswende, Digitalisierung oder Urbanisierung als Chance zu ergreifen, um die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens zu sichern. Wir haben Veränderungsfähigkeit zu einer unserer Kernkompetenzen gemacht.
2013 hatten wir die Strategie EnBW 2020 entwickelt mit dem Ziel, 2020 wieder das Ergebnisniveau von 2012 zu erreichen: ein Adjusted EBITDA von 2,4 Mrd. €. Die Strategie haben wir seither konsequent umgesetzt und unser Ergebnisziel für 2020 bereits ein Jahr früher erreicht. Den grundlegenden Umbau des Geschäftsportfolios entsprechend den Anforderungen an eine neue Energiewelt werden wir 2020 abschließen. Die im Vergleich zu 2012 allerdings völlig veränderten Ergebnisbeiträge der einzelnen Segmente zeigen, wie tiefgreifend der Wandel in den letzten Jahren war. Auch in den nichtfinanziellen Dimensionen konnten wir zulegen: Die gute Reputation der EnBW bei wichtigen Stakeholdergruppen hat sich nochmals verbessert, die Kundenzufriedenheit bewegt sich auf hohem Niveau, ebenso die Versorgungszuverlässigkeit. Das Vertrauen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens ist gestiegen und auch die Arbeitssicherheit hat sich weiter erhöht. Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet planmäßig voran, die CO2-Intensität der Eigenerzeugung ist gesunken.
2019 haben wir in allen Segmenten vieles angestoßen oder weitergeführt. Einige Stichworte dazu:
Im Segment Vertriebe wachsen wir jetzt nach erheblichen Umbauanstrengungen im zweiten Jahr in Folge. Unser Tochterunternehmen Senec gehört zu den Top-3-Anbietern im deutschen Markt für Heimspeicher von Solaranlagen. Durch den Ausbau unseres öffentlichen Ladenetzes für die Elektromobilität und Kooperationen mit namhaften Partnern bieten wir derzeit die umfassendste Ladeinfrastruktur für E-Autos in Deutschland, und in Baden-Württemberg haben Stadtwerke, Versorger und Kommunen unter unserer Führung ihre Kräfte gebündelt, um ein flächendeckendes Sicherheitsladenetz für Elektrofahrzeuge einzurichten. Der Erwerb des Breitbandanbieters Plusnet war 2019 ein maßgeblicher Schritt zum Aufbau einer starken Position auf dem bundesweiten Telekommunikationsmarkt.
Das Segment Netze baut die Verteilnetze weiter zu intelligenten Netzen aus und integriert über verschiedene Maßnahmen die Elektromobilität. Ein neues Beteiligungsmodell bei den Verteilnetzen, bei dem Kommunen Anteile an der Netze BW erwerben und so am wirtschaftlichen Erfolg unserer Strom- und Gasnetze teilhaben können, hebt die Qualität unserer kommunalen Partnerschaften auf eine ganz neue Ebene.
Der Kauf des französischen Wind- und Solarprojektierers Valeco bringt uns im Segment Erneuerbare Energien weiter voran und eröffnet internationale Wachstumspotenziale. Mit EnBW Hohe See und EnBW Albatros haben wir das bislang größte Offshore-Windprojekt in Deutschland mit einer Leistung von 609 MW fertiggestellt. Zudem haben wir 2019 die Entscheidung getroffen, den Bau des größten Solarparks in Deutschland mit einer Leistung von 180 MW ohne staatliche Förderung in Angriff zu nehmen. Zur Finanzierung dieser und weiterer Investitionen haben wir 2019 als erster deutscher Emittent Grüne Hybridanleihen mit einem Gesamtvolumen von 1 Mrd. € erfolgreich begeben.
Im Segment Erzeugung und Handel haben wir den Portfolioumbau weiter vorangetrieben. Seit 2012 hat sich der Anteil CO2-intensiver Anlagen um rund 40 % reduziert. 2019 haben wir den Zuschlag für den Bau eines neuen Gasturbinenkraftwerks als besonderes netztechnisches Betriebsmittel erhalten, und am Silvesterabend wurde das Kernkraftwerk Philippsburg 2 endgültig abgeschaltet.
Gestatten Sie mir an dieser Stelle eine Anmerkung zur Energiepolitik: Wir verfolgen mit Sorge die Abweichungen des Kohleausstiegsgesetzes von den Empfehlungen der Kohlekommission. Das Gesetz geht nun zu Lasten des Klimaschutzes und zu Lasten einer nachhaltigen Energiewende, insbesondere in Süddeutschland. Wir appellieren daher an die Bundesregierung, zu den Empfehlungen der Kohlekommission zurückzukehren sowie die Planungen zum Ausbau der erneuerbaren Energien nachzubessern.
Nach einer Phase der Neuausrichtung und des Umbaus sind wir jetzt wieder auf Wachstumskurs. Für 2025 haben wir uns das Ziel gesetzt, ein operatives Ergebnis von 3,2 Mrd. € zu erwirtschaften. Bereits 2019 haben wir mit dem Erwerb von Valeco und Plusnet wichtige erste Impulse gesetzt. Wir wandeln uns im Rahmen unserer Strategie EnBW 2025 zu einem nachhaltigen und innovativen Infrastrukturpartner für unsere Kunden und weitere Stakeholder. Dabei überschreiten wir auch die traditionellen Grenzen des Energiesektors, um für unsere Kernkompetenzen – den sicheren und zuverlässigen Bau und Betrieb kritischer Infrastruktur – neue Wachstumsräume zu erschließen. Die urbane Infrastruktur ist so ein Wachstumsfeld. Wir verstehen darunter die intelligente Verknüpfung beispielsweise von Energie, Verkehr, Telekommunikation und Sicherheit im öffentlichen Raum. Wir betrachten dies aber nicht nur aus technischer Perspektive – wir wollen lebenswerte Quartiere für Menschen schaffen.
Wir streben an, die Geschäftstätigkeit der EnBW künftig noch nachhaltiger zu gestalten – als ein ambitioniertes Ziel, das bei seiner Realisierung die Versorgungssicherheit zwingend mit einbezieht. Wie in der Strategieperiode zuvor erfordert das Erreichen dieser Ziele vom gesamten Team der EnBW eine herausragende Leistung, viel Kreativität und konsequente Ausrichtung am Kunden. Wir haben das schon einmal geschafft.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Frank Mastiaux
Vorsitzender des Vorstands