Die Strategie EnBW 2020 ging auch intern auf: Der Konzern verfügt heute über eine Organisation mit schnellen Entscheidungswegen, die sich an Markt und Kunden orientiert.
Flexibilität und Innovationskraft der neuen EnBW spiegeln sich in der Gestaltung der Arbeitswelten wider: Großräumige Flächen ermöglichen agile Formen eigenverantwortlichen Arbeitens, befördern eine offene Diskussionskultur und das netzwerkbasierte Lernen. Veranstaltungen wie das interaktiv gestaltete Management-Forum, die zweijährliche Veranstaltung der drei ersten Führungsebenen, sind Sinnbild dieser neuen Teamkultur. Im konzernübergreifenden Innovationscampus hat jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter der EnBW die Möglichkeit, Intrapreneur zu werden, sich mit eigenen Ideen einzubringen und diese im Konzern weiterzuentwickeln.
Bereits heute geben Markt, Kunden und Technologien den schnellen Takt der Energiewende vor: Weitere junge und agile Wettbewerber treten in den Markt ein und Kunden fordern individuelle, digital vernetzte Lösungen. Neue Technologien verlangen von allen Projektentwicklern, mögliche Marktchancen ständig zu prüfen. Wir bereiten uns mit der Strategie EnBW 2025 auf diese „Logik des Sprints“ vor: Zielführendes Coaching der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und gezieltes externes Recruiting werden es dem Unternehmen erlauben, Marktentwicklungen zu antizipieren. Neue, agilere Führungsmodelle und Kooperationsformen erhöhen die Schlagzahl des Konzerns. So können wir gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die schnellere und komplexere Energiewelt gestalten.
Interview mit Volker Reinhard, Leiter Personal, Sparte Erzeugung
Welche Veränderungen ergaben sich bei der EnBW im Bereich Erzeugung?
Volker Reinhard: Die EnBW war geprägt vom Betrieb großer, personalintensiver Kohle-, Kern- und Wasserkraftwerke. Der Schwerpunkt unseres Engagements lag in Baden-Württemberg. Heute sind unsere Windkraft- und Solaranlagen über ganz Deutschland verteilt. Deshalb haben wir Niederlassungen in Trier, Erfurt, Hamburg und Berlin aufgebaut. Auch strukturell hat sich einiges verändert. Früher war die Erzeugung als eigene Gesellschaft organisiert, heute sind Projektierung, Bau und Betrieb der Anlagen in Geschäftseinheiten zusammengefasst. Agile Arbeitsmethoden unterstützen die Projektarbeit und werden gerade parallel zur Linienorganisation aufgebaut.
Welche neuen Fähigkeiten benötigt die EnBW im Bereich der erneuerbaren Energien?
Volker Reinhard: Im Fachhandwerkerbereich sind die Anforderungen an das Grundausbildungsprofil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ähnlich geblieben. Unsere Projektarbeit hat sich hingegen fundamental geändert. Wir müssen uns heute schneller an eine Vielzahl aktueller Technologien anpassen, die Weiterbildung hat einen ganz anderen Stellenwert als früher. Gerade bei der Realisierung großer Wind-, Solar- oder Wasserkraftprojekte sind besondere Fähigkeiten gefragt. Das reicht von der logistischen Organisation dieser Großprojekte bis zu geologischen Spezialkenntnissen bei den Tiefengründungen der Windkraftturbinen. Deshalb freuen wir uns über Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bereits Erfahrungen in diesen Bereichen mitbringen. Da wir uns in den zurückliegenden Jahren am Standort Hamburg einen sehr guten Wissensstand angeeignet haben, können wir dort aber auch sehr gut selbst entsprechendes Know-how vermitteln. Darüber hinaus steht die EnBW mit Hochschulen und Universitäten in Kontakt, um abschätzen zu können, welche Qualifikationen wir in Zukunft benötigen. Wichtig ist die räumliche Mobilität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern zunehmend auch international.
Was bedeutet die Initiative „Next Level EnBW“ für den Bereich Erzeugung und speziell für die erneuerbaren Energien?
Volker Reinhard: Wir haben uns im Rahmen von „Next Level EnBW“ folgende Ziele gesetzt: Wir wollen sowohl strategisch als auch organisatorisch flexibel agieren, um auf allen relevanten Märkten präsent zu sein. Dazu gehört die selektive Internationalisierung. Ebenso werden wir unser Portfolio stabil und nachhaltig organisieren. Da Großanlagen künftig eine wichtigere Rolle spielen, werden wir die aktuellen und künftigen Erzeugungstechnologien – wie etwa schwimmende Windkraftturbinen – im Blick behalten. So können wir weiterhin wirtschaftlich agieren und unseren Wertbeitrag zum Konzernergebnis beisteuern.
Weshalb sollte man sich bei der EnBW bewerben?
Volker Reinhard: Eine Tätigkeit bei der EnBW bietet viele spannende Herausforderungen und macht Lust auf mehr. Ich denke, dass es noch nie eine so gute Möglichkeit gab, ein Zeichen gegen den Klimawandel zu setzen, als sich sinnstiftend in die Erzeugung erneuerbarer Energien einzubringen. Die EnBW ist hier ganz vorn mit dabei. So können wir die Welt ein Stück besser machen.
Wir ergänzen unsere langjährigen Kernkompetenzen um neue Fähigkeiten.
Nachgefragt: Wie hat sich Ihr Job verändert?
Stefan Kansy (Leiter Neubauprojekte bei der EnBW): EnBW Baltic 1 ging als erster kommerzieller Offshore-Windpark Deutschlands in Betrieb. Der 2015 fertiggestellte Offshore-Windpark EnBW Baltic 2 übertraf Baltic 1 bereits in allen Dimensionen. Der Bau unseres dritten Offshore-Windprojekts EnBW Hohe See/Albatros stellte dann nochmals deutlich höhere Anforderungen an Planung und Logistik: Jede der 87 Windturbinen ist dreimal so groß wie die von Baltic 1, die Anlagen liegen 100 km vor der Küste in der Nordsee statt 16 km in der Ostsee und die Gesamtleistung von Hohe See/Albatros ist zwölfmal so hoch wie die von Baltic 1. Das zeigt deutlich, wie dynamisch sich die Fähigkeiten der EnBW bei der Projektierung großer Offshore-Windparks entwickelt haben.
Thorsten Jörß (Leiter Projektentwicklung Photovoltaik): An der Entwicklung und Umsetzung eines Solarparkprojekts ist ein großes EnBW-Team beteiligt, vom Techniker über den Einkäufer bis hin zum Juristen. Agile Arbeitsmodelle sind dafür essenziell. Wir sind das ganze Jahr über deutschlandweit auf der Suche nach neuen PV-Flächen. Stimmen die regionalen Voraussetzungen, gehen wir an die Detailplanung. Unsere Pläne können wir aber erst realisieren, wenn wir bei der entsprechenden EEG-Ausschreibung erfolgreich sind. Und an diesem Ziel arbeiten alle mit.
Rico Goede (EnBW-Kommunalberater): Bürgerinnen und Bürger wollen heute bei der Energiewende mitbestimmen. Zugleich sind unsere Kunden und die Kommunen aber weiterhin auf ihre Autarkie bedacht. Die frühzeitige Einbindung der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und des Gemeinderats in den Planungsprozess sichert die Akzeptanz des Vorhabens in der Bevölkerung und somit den langfristigen Projekterfolg. Deshalb begleiten wir mit unserem Beziehungsmanagement die politische Willensbildung in den Kommunen von Beginn an. Zugleich sondieren wir bereits in einer frühen Planungsphase den lokalen PV-Markt.
Armin Reitze (Bürgermeister von Leibertingen): Die Gemeinde Leibertingen wollte ihren Beitrag leisten, um die Energiewende voranzubringen. Die EnBW hat unsere Vorschläge mit uns diskutiert und zu unserer Zufriedenheit umgesetzt. Die neuen Solaranlagen stören hier kaum jemanden. Photovoltaikanlagen dürfen nämlich nur auf bestimmten Flächen wie zum Beispiel ertragsschwachen Böden errichtet werden. Bei uns auf der Schwäbischen Alb gibt es viele solcher Flächen. Und der Eingriff in die Natur durch Bodenversiegelung hält sich in Grenzen.
Interview mit Ingo Peter Voigt, Leiter Finanzen, M&A und Investor Relations, und Peter Berlin, Direktor Kapitalmarkt, beide EnBW
Wie hat sich die Finanzierungsstrategie der EnBW in den letzten Jahren geändert?
Ingo Peter Voigt (Leiter Finanzen, M&A und Investor Relations): Wir haben im Rahmen der strategischen Repositionierung EnBW 2020 nicht nur den Ausbau erneuerbarer Energien erheblich intensiviert. Ebenso fanden weitere Aspekte nachhaltiger Versorgung und nachhaltigen Wirtschaftens, wie der Um- und Ausbau der Netze oder die Investitionen in die E-Mobilität, Berücksichtigung. Entsprechend haben wir auch unsere Finanzierungsstrategie konsequent weiterentwickelt und nachhaltiger gestaltet. Die EnBW hat in den letzten zwei Jahren 1,5 Mrd. Euro rein über Grüne Anleihen finanziert. Unser Signal ist klar: Die Mehrzahl der Anleiheemissionen, die wir künftig in den Markt geben, werden Grüne Anleihen sein.
Was sind grüne Anleihen?
Peter Berlin (Direktor Kapitalmarkt): Anleihen sind „grün“, wenn sie der Finanzierung von Investitionen dienen, die Nachhaltigkeitsziele verfolgen. Diese Anleiheform trifft an den Märkten auf eine hohe Nachfrage. Wir adressieren mit unseren Grünen Anleihen insbesondere einen erweiterten Investorenkreis, der aus Überzeugung in nachhaltige Produkte investieren will.
Wie verwendet die EnBW die Emissionserlöse aus Grünen Anleihen?
Ingo Peter Voigt: Wir haben die Emissionserlöse der Grünen Anleihen im Bereich Wind offshore vor allem für die zur Jahreswende fertiggestellten Windparks EnBW Hohe See und EnBW Albatros verwendet. Darüber hinaus investieren wir in Projekte aus den Bereichen Wind onshore, E-Mobilität und Photovoltaik.
Die Mehrzahl der Anleiheemissionen, die wir künftig in den Markt geben, werden Grüne Anleihen sein.
Wie stellt die EnBW Transparenz bezüglich der Mittelverwendung her?
Ingo Peter Voigt: Bei Grünen Anleihen müssen Sie im Vorhinein versichern, die eingeworbenen Mittel in grüne Projekte zu investieren, und im Nachhinein Ihren Investoren in einem jährlichen Nachweis über die nachhaltige Mittelverwendung und die Auswirkungen auf die Umwelt berichten.
Peter Berlin: Für alle Marktteilnehmer muss deshalb klar und nachvollziehbar erkennbar sein, welche Standards für Grüne Anleihen gelten, was also „nachhaltig“ ist. Erste Standards hat die Europäische Kommission mit ihren Leitlinien für die klimabezogene Berichterstattung der Unternehmen gesetzt. Weitere Leitlinien fußen auf den Vorschlägen der Sachverständigengruppe für ein nachhaltiges Finanzwesen und den Empfehlungen der vom Finanzstabilitätsrat der G20 eingesetzten Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD).
Ingo Peter Voigt: Die EnBW hat sich sehr früh an den entsprechenden Arbeitsgruppen beteiligt und aktiv eingebracht. Zugleich ließen wir die Ergebnisse aber auch in unsere eigene Art der Berichterstattung einfließen. Deshalb war es für uns relativ einfach, den institutionellen Rahmen für Grüne Anleihen zu etablieren und durch anerkannte Nachhaltigkeitsratingagenturen bestätigen zu lassen. Das garantiert allen Investoren, dass die Grünen Anleihen der EnBW nachhaltig sind.