Bereits heute erwirtschaften wir mit den Segmenten Erneuerbare Energien und Netze einen Ergebnisanteil von zusammen über 70 %. Dagegen geht das Ergebnis der konventionellen Erzeugung zwischen 2012 und 2020 um 80 % zurück. Damit haben wir in den vergangenen Jahren den angestrebten Portfolioumbau erfolgreich vollzogen. Wir setzen auch weiterhin auf den Ausbau der Erneuerbaren und planen, bis 2025 hierfür über 5 Mrd. Euro in entsprechende Aktivitäten in Deutschland sowie in ausgewählten Auslandsmärkten zu investieren.
Wir setzen schon lange auf die Nutzung der Wasserkraft.
Mit rund 1.000 MW installierter Leistung aus Laufwasserkraftwerken und rund 2.000 MW aus Pumpspeicher- und Speicherkraftwerken stammen über 10 % der eigenen Stromerzeugung aus der Kraft des Wassers. Heute gibt es in Deutschland kaum noch geeignete Standorte für neue große Wasser- und Pumpspeicherkraftwerke. Vor diesem Hintergrund erweitern und modernisieren wir bestehende Anlagen, etwa in Forbach im Schwarzwald. Für das Rudolf-Fettweis-Werk wurde ein Konzept entwickelt, um die bestehende Anlage zu einem modernen und leistungsfähigen Pumpspeicherkraftwerk auszubauen. Auch im Bereich der Wasserkraft sind wir in internationalen Märkten vertreten. In der Schweiz ist unser Konzern beispielsweise über Beteiligungsmodelle einer der führenden Betreiber von Wasserkraftwerken.
Auch in Zukunft wird Windenergie eine entscheidende Rolle spielen.
Seit 2012 hat die EnBW ihre Windkraftkapazitäten an Land mehr als verdreifacht. 2017 konnten wir einen Zubau von insgesamt 204 MW verbuchen. 2019 konnten wir in Deutschland wenig Zubau realisieren. In Frankreich konnten wir unser Onshore-Portfolio durch den Kauf von Valeco erweitern. Bei der Windkraft auf See entstanden in den letzten Jahren die beiden Windparks EnBW Baltic 1 und EnBW Baltic 2 in der Ostsee. 2019 stellten wir unser drittes Offshore-Projekt fertig: Mit 609 MW Gesamtleistung sind die benachbarten Windparks EnBW Hohe See und EnBW Albatros das größte Offshore-Projekt, das bislang in Deutschland realisiert wurde. 87 Windkraftanlagen können rechnerisch 710.000 Haushalte mit Strom versorgen und so 1,9 Mio. t CO₂ pro Jahr einsparen. Mit Baukosten von rund 2,3 Mrd. Euro war das Projekt die größte Investition in der Unternehmensgeschichte der EnBW.
Durch weitere geplante Onshore- und Offshore-Projekte treiben wir trotz herausfordernder Rahmenbedingungen den Ausbau der Windkraft weiter voran. Im Zeitraum 2020 bis 2025 wollen wir unsere Windkraftkapazitäten auf 4.500 MW steigern. Ganz konkret planen wir mit EnBW He Dreiht in der Nordsee einen Windpark mit 900 MW Leistung – erstmals ohne staatliche Förderung.
Selektive Internationalisierung
Die EnBW hat sich in den vergangenen Jahren eine wertvolle Expertise in Planung, Bau, Betrieb, Wartung, Instandhaltung und Direktvermarktung von Windkraftanlagen erarbeitet. Mit diesen Fähigkeiten wollen wir neue Märkte erschließen und internationale Wachstumschancen ergreifen.
USA
Im nordamerikanischen Markt sehen wir die großen Ausbaupotenziale für Offshore-Windkraft. Eigene Repräsentanzen in Jersey City und in Boston sollen hier kurze Wege zu lokalen Kooperationspartnern gewährleisten. In Morro Bay (Kalifornien), an der Westküste der USA, entwickelt das Team in einem Joint Venture den weltweit ersten schwimmenden Offshore-Windpark.
Schweden
Schweden gehört zu den europäischen Top-Märkten beim Ausbau der Windenergie an Land. Bereits seit 2016 sind wir mit unserem Tochterunternehmen Connected Wind Services (CWS) in Skandinavien vertreten. Seit 2018 sind wir über die EnBW Sverige und ihre Töchter in Schweden aktiv und betreiben dort derzeit sieben Windparks mit 105 MW, ein weiterer mit 11 MW ist in Bau.
Frankreich
2019 erwarben wir den französischen Wind- und Solarprojektierer Valeco. Dieser verfügt über eine installierte Leistung von 276 MW Wind onshore, 56 MW Solarenergie sowie eine Projektpipeline von 1.700 MW.
Türkei
Bereits seit 2009 verfolgen wir Aktivitäten mit unserem türkischen Partner Borusan und haben seitdem rund 500 MW Erzeugungskapazitäten im Bereich Wind onshore aufgebaut.
Taiwan
Seit Anfang 2018 entwickeln wir gemeinsam mit dem australischen Investor Macquarie Capital und dem taiwanesischen Industrieunternehmen Swancor drei Projekte für Windkraft auf See (offshore). Die Projekte bieten das Potenzial, Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von bis zu 2.000 MW zu errichten.
Deutschlands größter Solarpark Weesow-Wilmersdorf
Am Ostermontag 2019 wurde der bundesweite Strombedarf von 61 GW bereits zu mehr als der Hälfte aus Solarenergie gedeckt.
Das zeigt, dass der Solarmarkt attraktiv ist. Die Photovoltaikmodule der neuesten Generation arbeiten effizienter als bisherige Technologien. Zudem sind die Preise für die Module in den letzten Monaten deutlich gefallen. Darüber hinaus sind wir mit unserer Handelsund Vermarktungskompetenz in der Lage, langfristige und große Projekte in Deutschland und weiteren europäischen Märkten wirtschaftlich zu realisieren. Das bestätigt unsere Entscheidung, Photovoltaik als dritte Säule erneuerbarer Energie aufzubauen.
So können wir als eines der ersten Unternehmen einen Solarpark errichten, dessen Stromgestehungskosten niedriger sind als die eines neuen konventionellen Kraftwerks. Deshalb finanzieren wir unseren neuesten Solarpark Weesow-Willmersdorf in Brandenburg erstmals ohne EEG-Förderung. Damit untermauern wir unsere Vorreiterrolle bei Entwicklung, Bau, Betrieb und Vermarktung von großen Solarparks.
Im Rahmen unserer Solarstrategie setzen wir aber auch weiter auf EEG-geförderte Anlagen. Wer bei der Produktion von Solarstrom die geringste staatliche Förderung beansprucht, hat die besten Chancen, den Zuschlag für eine EEG-Förderung zu erhalten. Unsere genaue Planung zahlt sich aus: In den bundesweiten Ausschreibungen ist die EnBW seit 2015 das vierterfolgreichste Unternehmen – hinter drei reinen Solarunternehmen.
Bis 2025 plant das Unternehmen, deutschlandweit 600 MW Solarenergie im Portfolio zu haben. Darüber hinaus kommen Flächen im Ausland in Betracht.
Interview mit Dirk Güsewell, Leiter Portfolioentwicklung Erzeugung, EnBW
Seit wann engagiert sich die EnBW im Bereich der erneuerbaren Energien?
Dirk Güsewell: Grundstein unserer Entwicklung im Bereich erneuerbare Energien war sicherlich die deutliche Aufwertung des Geschäftsfelds im Rahmen unserer Strategie EnBW 2020, mit der wir uns 2013 als erstes großes Energieunternehmen konsequent auf die Chancen der Energiewende ausgerichtet haben. Die Entscheidung, unsere Geschäftsaktivitäten und Teams nach ersten Erfolgen in Deutschland auch geografisch breiter aufzustellen, ist die logische Fortsetzung unseres Anspruchs, aus der aufgebauten Expertise mit dem Ausbau von erneuerbaren Energien weiter zu wachsen.
Was hat sich seither getan?
Dirk Güsewell: Unsere Strategie hat sich seither weiterentwickelt, ist aber in ihren Grundzügen noch unverändert gültig. Heute zählen wir uns bei Windparks off- und onshore sowie Photovoltaik-Freiflächenanlagen zu den Marktführern in Deutschland, haben mit Valeco eine starke Wachstumsposition in Frankreich und sind mit Teams in Schweden, Nordamerika und in Taiwan vertreten. Unser Ziel, den Ergebnisbeitrag dieses Geschäftsfelds bis 2020 gegenüber 2012 um 500 Mio. Euro zu steigern und damit mehr als zu verdoppeln, werden wir erreichen. Und auch wenn die Marktbedingungen herausfordernder geworden sind, arbeiten wir an weiterem Wachstum für die Jahre danach.
Warum kann die EnBW sowohl den ersten förderfreien Solar- als auch den ersten förderfreien Windpark bauen?
Dirk Güsewell: Möglich ist dies durch wirklich beeindruckende Fortschritte bei den Stromgestehungskosten der Technologien über alle Wertschöpfungsstufen hinweg. Unser Beitrag dabei: Wir verfügen über die nötige langjährige Erfahrung aus Planung, Bau und Betrieb sowie über einen guten Marktüberblick auf allen Wertschöpfungsstufen. Und vielleicht haben wir früher als andere Mitbewerber auch über den Tellerrand hinausgeschaut. Das ist übrigens eine aus unserer Sicht fantastische Entwicklung, die der Energiewende in Zukunft neuen Schwung und Dynamik geben wird.
Was bedeutet die selektive Internationalisierung?
Dirk Güsewell: Wir können im Ausland – über die Potenziale unseres deutschen Heimatmarktes hinaus – Wertbeiträge aus Wachstum schaffen. Außerdem ist die Internationalisierung für uns eine Chance – sowohl in der kulturellen Weiterentwicklung als auch bei der Gewinnung neuer Talente. „Selektiv“ ist diese Internationalisierung, weil wir uns unsere Zielmärkte ganz bewusst aussuchen, dort dann aber auch eine bemerkbare Marktposition einnehmen.
Wir haben früh über den Tellerrand hinausgeschaut.