Pumpspeicherkraftwerk Forbach
Energie in bedeutenden Mengen auf Abruf zu speichern, ist eine der großen Herausforderungen der Energiewende. Pumpspeicherkraftwerke können hierzu einen großen Beitrag leisten: Als energiewirtschaftliche Allroundtalente können sie Energie in großen Mengen speichern und bei Bedarf kurzfristig wieder ins Netz speisen. Darüber hinaus können sie auch andere wichtige Netzdienstleistungen erbringen. Deswegen planen wir, unser traditionsreiches Rudolf-Fettweis-Werk zu erweitern.
Sie fragen - wir antworten
Wie viel Speicherkapazität hat Deutschland aktuell (Stand 2015) und wie viel wird überhaupt gebraucht?
Der deutschlandweite Verbrauch beträgt pro Jahr rund 600 Milliarden Kilowattstunden Strom. Die aktuelle Speicherkapazität in der BRD reicht jedoch nur für rund 40 Millionen Kilowattstunden. Das heißt: Aktuell können nur ein 15 Tausendstel (0,007%) der erzeugten Energie gespeichert werden, was etwa einer halben Stunde Versorgung mit Strom entspricht. Derzeit sind in Deutschland ca. 7.000 Megawatt Leistung an Pumpspeicherkraft installiert. Um den steigenden Anteil an eingespeister Energie aus volatilen erneuerbaren Quellen in den Griff zu bekommen, ist neben dem Ausbau der Netze und der Entwicklung neuer Speichertechnologien voraussichtlich eine Verdopplung der installierten Leistung durch Pumpspeicherkraft bis 2030 erforderlich.
Nach Berechnungen des Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln (EWI) können mit dem Ausbauprojekt rund 240 GWh erneuerbare Energien pro Jahr zusätzlich ins Netz integriert werden. Dies entspricht der Jahresproduktion von mehr als 100 durchschnittlichen Windkraftanlagen mit einer Leistung von 1,3 MW bzw. mehr als 13.000 Häusern mit den üblichen Photovoltaikanlagen auf dem Dach. Das Pumpspeicherkraftwerk bildet somit eine Brücke ins Zeitalter der erneuerbaren Energien.
Wozu brauchen wir Pumpspeicherkraftwerke?
- Sie speichern große Mengen Strom wie eine gigantische Batterie.
- Sie liefern auf Abruf Strom für den Markt.
- Sie gleichen Schwankungen im Stromnetz aus.
- Sie gleichen Unregelmäßigkeiten bei der regenerativen Stromerzeugung durch Sonne oder Wind aus.
- Sie sind schwarzstartfähig – das heißt: Sie bauen in Notfällen das Stromnetz schnell wieder auf.
Welche Vorteile sprechen für den Bau und den Einsatz von Pumpspeicherkraftwerken?
Sie sind ein Beitrag zu Versorgungssicherheit, indem sie die schnelle Verfügbarkeit – PSW können innerhalb von zwei Minuten auf volle Leistung gefahren werden – von Strom zu einem vernünftigen Preis gewährleisten, was sich auch positiv auf die regionale Standortattraktivität auswirkt.
Sie sind unabdingbare Voraussetzung für einen schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien, da Wind- oder Solaranlagen einem hohen Risiko unterliegen, in Zeiten niedrigen Bedarfs überschüssigen Strom zu erzeugen.
Sie steigern die Energieeffizienz und damit Nachhaltigkeit bestehender Stromerzeugungsanlagen, indem sie deren überschüssigen Strom speichern – dies ist auch ein Beitrag zur CO₂-Einsparung.
Sie verringern die Importabhängigkeit auf nationaler wie auch regionaler Ebene.
Es ist eine etablierte, umweltschonende, robuste, bewährte und nachhaltige Technologie, die sich durch lange Lebensdauer sowie einen hohen Wirkungsgrad auszeichnet.
Plant die EnBW einen neuen Stausee durch Stauung der Murg?
Die EnBW hat eine Vielzahl an Möglichkeiten einer Erweiterung untersucht, darunter auch die Möglichkeit eines neuen Stausees durch Stauung der Murg. Die EnBW favorisiert aus Gründen des Natur- und Umweltschutzes jedoch die Möglichkeit einer so genannten Kavernenlösung als zusätzlichen Wasserspeicher (Kaverne = unterirdischer Hohlraum, hier in Form eines Tunnelsystems im Berg) und verfolgt die Variante eines Stausees nicht weiter. Im Rahmen des Raumordnungsverfahrens war das Unternehmen verpflichtet, alle in Frage kommenden technischen Lösungen zu untersuchen und darzustellen, dazu gehört neben dem Bau einer Kaverne auch die Stauung der Murg.
Wann wird mit dem Bau begonnen bzw. was sind die nächsten Schritte?
Am 31.01.2018 erfolgte die Einreichung des Genehmigungsantrags für die neue Unterstufe beim Regierungspräsidium Karlsruhe und damit läuft das öffentliche Genehmigungsverfahren. Die EnBW kann zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Investitionsentscheidung treffen. Unter der Voraussetzung, dass das Planfeststellungsverfahren positiv entschieden wird, und die EnBW eine Investitionsentscheidung treffen kann, läge der Baubeginn frühestens im Jahr 2023. Die Bauzeit beträgt ca. 4 Jahre.
Die EnBW hat die Planung für die neue Oberstufe zunächst zurückgestellt. Das Zurückstellen der Planungen bedeutet nicht das Aus für die neue Oberstufe: In dem im April 2012 eröffneten Raumordnungsverfahren hat die EnBW, sowohl den Bau der neuen Unterstufe als auch die Planungen für eine neuen Oberstufe eingereicht. 2012 wurde ein positiver Raumordnungsbeschluss zugeteilt, so dass die Planungen auf Grundlage dieses Beschlusses weiter vorangetrieben werden konnten.
Im zweiten Schritt wurde der Antrag auf Genehmigung nur für die neue Unterstufe eingereicht. Da der Raumordnungsbeschluss bis ins Jahr 2022 seine Gültigkeit behält, kann bis zu diesem Zeitpunkt auch noch ein Antrag auf Genehmigung für die Oberstufe erfolgen.
Welche Ausgleichsmaßnahmen sind geplant?
Unsere Umweltplaner und -gutachter haben die Wirkungen auf die Natur prognostiziert und ein entsprechendes Ausgleichskonzept erarbeitet. Dieses Ausgleichskonzept ist Teil unseres Genehmigungsantrages. Die geplanten Maßnahmen wurden in der Offenlage für alle Interessierten detailliert öffentlich zugänglich gemacht.
Wieso hat die EnBW keine anderen Standorte in Betracht gezogen, um ein neues PSW zu bauen?
Das Rudolf-Fettweis-Werk in Forbach bietet ideale topographische Rahmenbedingungen, zudem kann auf die Anlage des etablierten Werks zurückgegriffen werden. So bietet beispielsweise die bestehende Schwarzenbachtalsperre mit einem Volumen von 14 Mio. Kubikmetern ausreichend Stauvermögen für ein neues Pumpspeicherkraftwerk.
Gehen von der geplanten Anlage Umwelt- oder Gesundheitsrisiken aus?
Von der Anlage gehen keine Umwelt- oder Gesundheitsrisiken aus. Das Rudolf-Fettweis-Werk wird gerne als Pionierleistung der Pumpspeichertechnologie bezeichnet und seit über 90 Jahren erfolgreich eingesetzt.
Verändert der Bau eines neuen Pumpspeicherkraftwerks den Fluss der Murg?
Den aktuellen Planungen entsprechend wird eine Erweiterung des Rudolf-Fettweis-Werks den Fluss der Murg nicht verändern oder gar beeinträchtigen. Durch die aktuell geplante und von der EnBW favorisierte Ausbauvariante in Form einer Kaverne wird nicht in den Verlauf oder das Abflussregime der Murg eingegriffen.
Müssten durch den Ausbau zusätzliche Stromleitungen im Murgtal errichtet werden?
Durch die Erweiterung der bestehenden Anlage wird keine zusätzliche Freileitung im Murgtal notwendig. Die bestehende Freileitungstrasse bleibt unverändert und ist ausreichend, um den durch die Erweiterung erzeugten Strom aus dem Murgtal zu leiten.
Hat das Projekt Auswirkungen auf den Nationalpark?
Der Nationalpark und das Projekt Ausbau Forbach schließen sich nicht gegenseitig aus. Weder die neue Unterstufe noch die Vorzugsalternative für das neue Oberbecken liegen im Gebiet des Nationalparks Schwarzwald, somit steht der Nationalpark unseren Ausbauplänen nicht im Wege.