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Kohle aus Biomasse

Kohle ist mehr als ein Brennstoff. Aktivkohle kommt in Filtern, in der Medizin und in der Trinkwasseraufbereitung zum Einsatz. In der Chemie dient sie als Absorptionsmittel oder als Katalysator. Die EnBW hat ein neues Verfahren entdeckt, Aktivkohle aus Biomasse herzustellen.

Kohle dank trockenem Wasserdampf

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Ein Kilogramm Biomasse ergibt 400 Gramm Biokohle.

Wofür die Natur Millionen Jahre gebraucht hat, schafft das von der EnBW patentierte Verfahren jetzt in wenigen Minuten wie vom Fließband: Die Herstellung von Kohle aus Pflanzenresten. Von Karbonisierung spricht der Experte in diesem Zusammenhang. Die Erfindung der EnBW macht die Herstellung von Biokohle einfacher, schneller und flexibler. Und sie löst ein Verwertungsproblem von Bioabfall. Die EnBW hat zusammen mit dem Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) ein eigentlich lang bekanntes Verfahren weiterentwickelt, das die Natur nachahmt.

Meilensteine

2011
Erfindung BSP, Patentierung
2014
Pilotanlage
2016
Demonstrationsanlage
2017
Demonstrationsbetrieb

Auf einen Blick

Name: Kohle aus Biomasse

Status: Demonstrationsphase

Ziel: Herstellung von Kohle mit dem patentierten Biomass Steam Processing (BSP)

Stimmen zum Projekt

Mit diesem Verfahren können wir Stoffkreisläufe so schließen, dass Abbauprodukte wie Methan nicht in die Atmosphäre gelangen, sondern gebunden werden. Weil die Anlage Küchenabfälle, Grünschnitt und weitere Abfallarten gleichermaßen verarbeitet, ist biologischer Abfall mit diesem Verfahren insgesamt leichter verwertbar.

Leonhard Walz, EnBW

So funktioniert es

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Beim Biomass Steam Processing (etwa: Biomasse-Dampf-Verarbeitung, kurz BSP), wird Biomasse in Kohle umgewandelt. Das Ausgangsmaterial ist dabei äußerst vielfältig: Bioabfall, Grünschnitt, Klärschlamm, Holz oder Stroh können verarbeitet werden. In der Anlage wird das Material unter Normaldruck mit überhitztem Wasserdampf behandelt. Die Temperatur des Dampfs liegt zwischen 250 und 400 Grad Celsius, aus diesem Grund bildet er keine Tröpfchen, man spricht deshalb auch von trockenem Dampf. Der chemische Prozess ist dadurch besser steuerbar und weniger zeitaufwändig. Die Prozessdauer liegt, je nach Ausgangsmaterial, zwischen wenigen 30 Minuten und zwei Stunden. Ein Kilogramm Biomasse ergibt ungefähr 400 Gramm Kohle.

Die Vorteile

Das BSP weist Vorteile gegenüber gängigen Verfahren auf:

  • Die Herstellung der Kohle ist weniger komplex als bei der hydrothermalen Karbonisierung (HTC) und funktioniert in kürzerer Zeit als die Pyrolyse.
  • Der Prozess läuft kontinuierlich ab; da er drucklos funktioniert, kann jederzeit Biomasse nachgefüllt werden.
  • Die Anlage kann verschiedenste Materialien in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen verarbeiten und ist anders als etwa Biogasanlagen stabil gegen Schwankungen in der Zusammensetzung der Eingangsstoffe.

Aktivkohle aus Biomasse für die Industrie

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Kohle ist ein kompakter, haltbarer Energiespeicher. Aber sie kann noch mehr: Als Aktivkohle kommt sie außerdem in industriellen Prozessen zum Einsatz, etwa bei der Gasreinigung oder in Müllverbrennungsanlagen. Eingesetzt wird Aktivkohle auch für die Reinigung von Abwässern in Kläranlagen. Die Biokohle aus dem BSP entspricht in ihrer Güte industrieller Filterkohle. Damit lässt sich der Stoffkreislauf schließen: Das „Ende“ der Biomasse ist der „Anfang“ für die Industrie.

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Verwerten statt Verrotten

Verrrottet Biomasse wie zum Beispiel Grünschnitt, setzt sie klimaschädigendes Methan frei. BSP bietet hierfür eine Lösung an.

Das entlastet zusätzlich das Klima: Denn bei der Karbonisierung wird der in der Biomasse enthaltene Kohlenstoff ebenso gebunden wie Methan (CH₄), das bei der Vergärung entstehen würde. Beide Stoffe sind als Treibhausgase für die Klimaerwärmung mitverantwortlich. Vor allem in den Ballungszentren von Entwicklungs- und Schwellenländern verrottet Bioabfall ungenutzt und unkontrolliert. Das BSP-Verfahren bietet deshalb auch für den Einsatz in sogenannten Megacities interessante Perspektiven.