Schließen Bild herunterladen Nach oben
Bild herunterladen

Auf der Bank vor dem eigenen Häuschen sitzend, eine Tasse Kaffee in der Hand, Vögel zwitschern, erste Sonnenstrahlen brechen durch den nahe stehenden Wald. So oder ähnlich geht wohl bei Vielen das Kopfkino los, wenn sie Tiny House hören. Und klingt es nicht verlockend? Das eigene Dach über dem Kopf für wenig Geld – allein das eigentlich ein Widerspruch angesichts der aktuellen Immobilienpreise. Doch das Leben im Tiny House verspricht noch mehr. Wenig Platz bedeutet weniger Besitz und weniger Konsum; ein nachhaltiger Lebensstil ist also fast automatisch inbegriffen.

David gegen Goliath: Tiny House trifft Baurecht

Bild herunterladen

Nach Erfahrungsberichten über Tiny Houses muss man nicht lange suchen. Viele „Tinyhouser“ erzählen gern von ihrem neuen Wohnleben und geben Tipps für Gleichgesinnte und jene, die es werden wollen. Stichwort Ausmisten. Von den durchschnittlich 10.000 Dingen, die ein Mensch besitzt, sollten idealerweise 9.500 rausfliegen. Vor dem Umzug, versteht sich. Ein hohes Maß an handwerklichem und technischem Verständnis ist hilfreich, denn Haustechnik und Inventar kommen im Tiny House selten von der Stange. Und wo wir schon dabei sind: Schonmal was von einer Trenntoilette gehört? Diesen praktischen Dingen vorgelagert ist aber ein ganz anderes Thema: das deutsche Baurecht. Denn die jeweilige Kommune muss das Stück Land, das man sich ausgesucht hat, als Baugrund ausgewiesen haben und der Bebauung zustimmen. Hat man einen Bauplatz ergattert, muss das Haus wie jedes andere ans Straßenverkehrsnetz, ans Strom- und Wassernetz und an die Kanalisation angebunden werden. Oder man findet Unterschlupf auf einem Campingplatz und richtet sich nach den Bestimmungen fürs Dauercampen.

Bild herunterladen

Projekt „Kleine Häuser“ in Dortmund

Auf diesem ehemaligen Sportplatz in Dortmund sollen künftig 35 Wohneinheiten Platz finden. Als klassische Einfamilienhaussiedlung wären es nur knapp die Hälfte gewesen (Entwurf: Sabine Albermann).

Also doch nur was für Aussteiger? Das will Gerald Kampert, Stadtplaner in Dortmund, so nicht stehen lassen: „Wohnungsknappheit und Klimawandel lassen uns gar keine Wahl; wir müssen neue Wohnformen ausprobieren.“ Die Stadt wies ein ehemaliges Sportgelände als Bauland mit speziellen Bedingungen aus. Es dürfen nur kleine Häuser entstehen. Diese wiederum werden in Baugruppen realisiert. Das Projekt trägt den Namen Kleine Häuser. Denn das Platzangebot darf das eines klassischen Tiny Houses übersteigen. Für die erste Person eines Haushalts sind maximal 45 qm vorgesehen, für jede weitere 15 qm. Eine 4-köpfige Familie könnte also auf 90 qm, ein Paar auf 60 qm wohnen.

Wichtig ist auch der Gemeinschaftsaspekt: „Die Leute wollen nicht nur minimalistisch leben und ihren CO₂-Fußabdruck verkleinern. Sie suchen das Gemeinschaftliche. Tiny und Teilen ergänzen sich wunderbar“. So entstand die Idee der Baugruppen, die zusammen „ihr“ Grundstück entwickeln. Zentrale Gemeinschaftsräume und das Teilen von (E-)Auto, Rasenmäher oder Stichsäge inklusive. Die Zahlen geben Kampert recht. Zu jeder Baugemeinschaft gibt es mehr Anfragen als Plätze – nicht nur aus dem Umland.

Bild herunterladen

Einfamilien­häuser in der Kritik

Stadtplaner Gerald Kampert aus Dortmund setzt sich seit Jahren für alternative Wohnformen ein.

Sind sie noch so klein, auch Tiny Houses sind Einfamilienhäuser und stehen aktuell in der Kritik. Gegner argumentieren, der Flächenverbrauch von Einfamilienhäusern, erst recht von eingeschossigen, sei alles andere als nachhaltig. Aus stadtplanerischer Sicht seien Mehrfamilienhäuser oder Reihenhaussiedlungen die bessere Wahl, weil sie auf gleichem Raum mehr Menschen Platz böten.

Vielfalt in der Stadt­planung

Sowohl beim Bau als auch später im Betrieb, zum Beispiel beim Heizen, werde weniger Energie benötigt als bei herkömmlichen Häusern, kontert Kampert. Ihm ist aber noch ein ganz anderer Punkt wichtig: „Wir dürfen nicht an den Bedürfnissen der Menschen vorbei entwickeln.“ Viele Interessenten des Dortmunder Projekts möchten die Wohnform „Haus“ nicht aufgeben; sie sind bereits Hausbesitzer, häufig über 50, die ihre zweite Lebenshälfte planen. Diesen Trend bestätigt auch eine Studie des Verbands Tiny Houses e.V., wonach die Mehrzahl der Tiny House Kunden zwischen 46-55 Jahre alt sind.

Kampert ist überzeugt:

Es gibt nicht die eine universelle Wohnform, wir brauchen Vielfalt. Und wenn Menschen bereit sind, auf weniger Fläche als bisher zu wohnen, dann ist das erstmal etwas Gutes.

Quartiersentwicklung bei der EnBW

Ob Klimawandel, soziale Teilhabe oder bezahlbarer Wohnraum: Neue Quartiere sollen möglichst alle dieser Aspekte berücksichtigen. Für die EnBW ist die Entwicklung von Quartieren ein wichtiges Betätigungsfeld geworden. Die Bedürfnisse der Menschen vor Ort werden dabei von Beginn an einbezogen. Ein Beispiel dafür ist unser Stuttgarter Projekt www.enbw.com/stoeckach.

Bild herunterladen