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Die Pandemie macht deutlich, was sich schon lange vorher abzeichnete: Der Einzelhandel in Deutschlands Innenstädten hat es schwer. Lebendiges Treiben in Fußgängerzonen ist seltener geworden. Doch es gibt Hoffnung: Städte und Gesellschaften setzten bereits Konzepte um, die Innenstädten wieder Leben einhauchen sollen. Auch die EnBW beschäftigt sich mit langfristigen Lösungen, um dem Innenstadtsterben entgegenzuwirken.

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Neue Innenstadt-Konzepte werten Grünflächen auf

Die Pforzheimer Kanalstraße: Wo früher Autos parkten, laden jetzt Bänke und Pflanzen zum Verweilen ein (Quelle: Foto Reinhardt GmbH).

In Pforzheim (Baden-Württemberg) hat Manuela Bäder, Stadtplanerin im Bereich Quartiersentwicklung den Startschuss gegeben. Eine bislang brachliegende Grünfläche im Zentrum hat die Stadt mit eigenen Mitteln in eine Wohlfühloase umgewandelt. Liegestühle, eine Fahrrad-Werkstation und Hochbeete, die zum gemeinsamen Gärtnern einladen, sollen den Stadtteil aufwerten und neu beleben. Generell seien Grünflächen in einer Großstadt rares Gut, so Bäder. Besonders im letzten Jahr, während des Lockdowns, habe sich aber nochmal deutlich gezeigt, wie dringend Spielplätze, Parks und Grünanlagen als Treffpunkte der Nachbarschaft gebraucht würden. Mit dem Angebot wolle man vor allem jungen Familien und Jugendlichen einen Raum zum Mitgestalten geben. Als „Experiment auf Zeit“ beschreibt Reinhard Maier, Leiter der Quartiersentwicklung und Stadterneuerung das Projekt. „Das Feedback ist momentan sehr gut und wenn das so bleibt, können wir uns auch vorstellen das Ganze dauerhaft zu übernehmen.“

Parklets sind Stadtmöbel, die auf bestehenden Parkplatzflächen errichtet werden. Sie sind meist aus Holz oder Paletten gezimmert und sollen den Menschen ein Stück öffentlichen Raum zurückgeben. Außerdem will man so den Menschen zeigen, wie autofreie Innenstädte aussehen könnten.

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Leerstand in der Innenstadt - und jetzt?

Louisa Gress, Altstadtmanagerin in Beilngries

Bei der neuen Wohlfühloase der Stadt Pforzheim waren sich Stadt und Eigentümer schnell einig. Häufig sind ungenutzte Flächen in Privatbesitz, aber die Eigentümer*innen haben keine oder nur vage Vorstellungen davon, was darauf einmal entstehen soll. Dass die Flächen während dieser Findungsphase genutzt werden, davon müssen die einzelnen Eigentümer*innen oft erst überzeugt werden. „Das können wir flächendeckend aber gar nicht leisten“, sagt Maier. Hier helfen meist Bürgervereine oder sogenannte Quartiers­manager*innen die Eigen­tümer*innen anzusprechen. Louisa Gress von Planwerk Stadtentwicklung ist Altstadtmanagerin in Beilngries (Oberbayern). Sie überlegt sich vor allem Konzepte für leerstehende Ladenräume. Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Stadt zusammen. „Manchmal kommen Eigentümer*innen auch auf uns zu und fragen, wie sie ihre Ladenräume nutzen können“, erzählt Gress. Gemeinsam suchen sie dann nach einer geeigneten Lösung.

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Ein Konzept ist die halbe Miete

Leerstand behoben? Das „Schatzkästchen“ in Beilengries (Fotograf: Mevlüt Altuntas).

Der Pop-Up-Store, in dem aktuell das Babymodengeschäft „Schatzkästchen“ zu finden ist, war so eine Idee von Louisa Gress. Ein Jahr vor Eröffnung des Ladens hatte die Altstadtmanagerin ein Zwischennutzungskonzept im Stadtrat vorgestellt und prompt die Zustimmung erhalten. Ihre Idee: Die Stadt übernimmt für ein Jahr die Hälfte der Mietkosten. Mit dieser Sicherheit war dann auch die Eigentümerin schnell an Bord. „Wir haben uns verschiedene Bewerber*innen angeschaut und die Geschäftskonzepte geprüft. Das Schatzkästchen hat uns schließlich überzeugt“, sagt Gress. Ihr Ziel ist, dass das „Schatzkästchen“ nach Ablauf des Jahres seine Miete eigenständig begleichen kann. Dann wäre ein Leeerstand langfristig behoben.

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Wandel von Grund auf geplant

Verena Gehrmann-Linnerth, EnBW-Teilprojek­tleiterin des neuen Stöckach

Langfristig denkt auch Verena Gehrmann-Linnerth von der EnBW, Bereich Urbane Infrastruktur. Auf dem alten Betriebsgelände „Stöckach“ in Stuttgarts Innenstadt baut die EnBW ein Quartier der Zukunft. Das Besondere dabei ist, “dass wir von Beginn an Strukturen schaffen wollen, damit erst gar kein Leerstand entsteht“, sagt Gehrmann-Linnerth, Teilprojektleiterin des neuen Stöckach. Konkret heißt das beispielsweise beim Gebäudebau schon mehrere Nutzungsmöglichkeiten mitzudenken und Gebäude flexibel zu bauen. „Das fängt schon bei der Wärme- und Energieversorgung an und schließt architektonische Fragestellungen mit ein. Eine Ladenfläche erfordert beispielsweise eine andere Raumhöhe und Belichtungssituation als ein Wohnraum“, erklärt die Teilprojektleiterin. Der große Vorteil: Anders als bei den vorgenannten Zwischennutzungslösungen ist hier die EnBW Eigentümerin des kompletten Areals und kann ein Gesamtkonzept mit der Stadt Stuttgart und weiteren Partnern erarbeiten.

Projektpause beim Projekt „Der neue Stöckach“

Aufgrund der Rahmenbedingungen auf dem Immobilienmarkt finden vorerst keine Baumaßnahmen auf dem Gelände statt. Weitere Informationen finden Sie auf der Projekt-Website zum neuen Stöckach.

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Mit dauerhafter Vielfalt gegen Innenstadtsterben

Wie genau der neue Stöckach aussehen soll, können die Anwohner*innen und künftigen Bewohner*innen selbst mitgestalten. „Wir setzten stark auf die Beteiligung der Menschen, weil wir eine sogenannte Monokultur auf jeden Fall vermeiden wollen. Damit ein Quartier nachhaltig lebt, brauchen wir Durchmischung, Adaptionsfähigkeit und Flexibilitäten für gesellschaftlichen Wandel“, so Gehrmann-Linnerth. Um die Vielfalt über längere Zeit zu erhalten, soll ein Konzept erstellt werden, das die passende Mischung auch „im Betrieb“ reguliert. Verena Gehrmann-Linnerth nennt diesen Ansatz „kuratiertes Quartier“. Die Weichen sind gestellt, jetzt heißt es den Weg weiter zu denken und umzusetzen. Die EnBW plant ein innovatives Stadtquartier mit bis zu 800 Wohnungen. Die ersten Bewohner*innen sollen 2027 einziehen.

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