Energieeffizienz im Kuhstall
„Wie kann die Energieeffizienz in landwirtschaftlichen Betrieben erhöht werden?“ Dieser Frage gingen acht Studenten der Hochschule Biberach (HBC) mit der EnBW am Beispiel des in Laubbach (Gemeinde Ostrach) gelegenen Hofes der Familie Härle nach. Die Ergebnisse präsentierten sie am vergangenen Freitag im Foyer des EnBW Regionalzentrums Biberach.
„Konkrete Projektarbeit in der Praxis“ gehört nach Überzeugung des Studiendekans, Prof. Dr.-Ing. Bernd Lewin, „bei einem Studium der Energiewirtschaft einfach dazu“. Besonders attraktiv werde diese „mit der Perspektive, dass so ein Projekt auch noch in einen Leitfaden münden kann“. Eine der drei Gruppen aus dem sechsten Semester hatte sich für das Thema Energieeffizienz entschieden. Für Studentin Laura in het Panhuis lag es dabei nahe „erst einmal bei der EnBW nach Tipps zu fragen“. Mit Erfolg, denn Thomas Stäbler, Leiter des Regionalzentrums der EnBW vor Ort, hatte sofort einen zündende Gedanken: „Schon seit Jahren ist uns die Familie Härle wohl bekannt, weil sie immer wieder mit neuen Ideen und interessanten technischen Lösungen auf sich aufmerksam macht.“ Und Erich Härle, dem die Energierechnung des Hofes schon länger „Kopfzerbrechen bereitete“, war spontan und „mit Feuereifer“ dabei.
Seit Semesterbeginn im März inspizierten die acht Hochschüler den Hof bis in alle Ecken und machten schnell das zweimal tägliche Melken der 250 Kühe als wichtigsten Energieverbraucher aus. Mithilfe von „intelligenten Zählern“ der EnBW wurde klar, dass beim anschließenden Kühlvorgang sogar rund zehnmal mehr Strom als tagsüber in der Grundlast benötigt wurde. „Die sind ja fast schon zu Milchexperten geworden“, lobt Erich Härle das Engagement der Studenten. Im Gegenzug zeigte sich Laura in het Panhuis begeistert von der Möglichkeit, im Studiengang Energiewirtschaft in so „ungewöhnlicher Umgebung das wahre Berufsleben hautnah kennenzulernen“.
Viele Varianten zur Einsparung
Aber welche der vielen denkbaren Maßnahmen ist die wirtschaftlichste? Nach der Analyse vor Ort hatten die angehenden Betriebswirtschaftler sich mit allerlei technischen Varianten – angefangen von Schichtspeicher über die Biogasanlage und eine solarthermische Kühlung bis hin zum Kaltwasserspeicher zur Milchvorkühlung auseinanderzusetzen, Kalkulationen zu erstellen und Angebote einzuholen. Nicht zuletzt rechtliche und gesetzliche Entwicklungen wie Einspeisevergütungen waren dabei zu berücksichtigen. Augenscheinlich hatten drei Optionen zur Organisation der Milchkühlung die Nase vorn. Die Entscheidung darüber, in welche Lösung oder in welche Kombination von Anlagen investiert werden soll, liegt jetzt bei der Familie Härle.
Hoch zufrieden zeigte sich auch Stefan Dangel, der als Kommunalberater der EnBW im Raum Ostrach das Projekt im Lenkungsausschuss mit begleitet hatte. „Schon seit Jahren ist der effiziente Einsatz von Energie bei unseren Kunden ein großes Anliegen und wir hoffen, aus dieser Arbeit eine Art Leitfaden für landwirtschaftliche Betriebe entwickeln zu können“. Durch eine mögliche intelligente Steuerung des Verbrauchs, insbesondere durch Verringerung oder Verschiebung der Lastspitzen, könnten auch die Stromnetze von Effizienzmaßnahmen profitieren. „Gerade in Oberschwaben sind diese durch den hohen Anteil an Einspeisungen aus Fotovoltaik- und Biogasanlagen stark belastet. Umso mehr sind alle Betreiber auf eine breite Palette von Möglichkeiten zur Stabilisierung Stromnetze und damit Sicherung der Versorgungsqualität angewiesen.“
Die Familie Härle, die acht Studenten sowie die Beteiligten der EnBW vereinbarten übrigens am Rande der Präsentation, in der Sache weiter in Kontakt zu bleiben. Die Hochschule Biberach bietet den Studiengang Energiewirtschaft auch im neuen Studienjahr an und weist darauf hin, dass Bewerbungen noch bis zum 15. Juli möglich sind.