Schließen Bild herunterladen Nach oben
Nachhaltige Ideen

Zukunft wird aus Mut gemacht

Bild herunterladen

Wenn wir dem Klimawandel etwas entgegensetzen wollen, braucht es Kreativität, Beharrlichkeit und Mut. Eigenschaften, die auch Gründer*innen mitbringen müssen. Wir erzählen die Geschichten von Menschen, die wissen, worauf es ankommt.

Als ich 14 war, hatte ein Berufstest ergeben, dass ich mich zum Unternehmer eigne. Das war mein mentaler Rettungsanker!

Fynn von Kutzschenbach, Unternehmer

Bild herunterladen

Mit 16 Jahren hatte Fynn von Kutzschenbach einen Hauptschulabschluss und eine abgebrochene Ausbildung als Marketingkaufmann. Auf den ersten Blick kein perfekter Lebenslauf, aber Fynn hatte etwas viel Wichtigeres: Mut und ein Netzwerk. „Als ich 14 war, hatte ein Berufstest ergeben, dass ich mich zum Unternehmer eigne. Das war mein mentaler Rettungsanker!“

Nachdem Fynn vor Gericht seine Geschäftsfähigkeit als Minderjähriger eingeklagt hatte, legte er los mit seiner eigenen Marketingagentur. Seine Firma gibt es jetzt offiziell seit Februar 2021. Die Entscheidung, als Teenager vor Gericht zu ziehen und ein Unternehmen zu gründen, machte landauf, landab viele Schlagzeilen. Durch diesen medienwirksamen Beginn kamen erste Aufträge von allein und es entstanden längerfristige Kundenbeziehungen. Ein besonderer Weg, der aus der Reihe fällt, aber gerade deswegen erfolgreich war. Als Teil der Generation Z kennt sich Fynn mit den Bedürfnissen junger Menschen sehr gut aus. So spielen Umweltschutz und soziale Nachhaltigkeit bei seiner Arbeit öfter eine Rolle und seine Kund*innen wählt er ganz bewusst.

Fynn hatte kein Startkapital, seine Grundlage war die Berichterstattung über ihn und ein Netzwerk, das er sich aufgebaut hat. „Ich hatte E-Mail-Adressen und habe geschrieben: ‚Hey, ich würde mich gern selbstständig machen. Haben Sie nicht Lust, dass wir einen Kaffee trinken oder einen Kakao und uns austauschen?‘ Ich weiß gar nicht, wie viele Rechtschreibfehler in diesen Mails waren. Das ist am Ende auch egal, denn es kommt darauf an, diesen Schritt überhaupt zu wagen.“

Manchmal ist es nur Zufall

Was viele Neugründungen gemeinsam haben, ist, dass sie nicht im Alleingang, sondern im Austausch mit anderen entstehen. Manchmal sind diese Begegnungen zufällig: Sergey Brin war Student an der Stanford University. Im Sommer 1995 trifft er bei einer Campus-Führung Larry Page, der mit ihm über Stadtplanung debattieren will. Brins erster Eindruck ist, dass er einen lauten rechthaberischen Typen vor sich hat. Er lässt sich widerwillig auf die Diskussion ein. Als dann beide an der Informatikfakultät in Stanford studieren, entdecken sie ihr gemeinsames Interesse für die Analyse des World Wide Webs. Die Gespräche werden häufiger und ein Jahr später bringen sie eine Suchmaschine auf den Markt, die Google heißt und unseren Alltag verändert.

Es ist ein herausragendes Beispiel, aber keine Seltenheit. Viele Gründer*innen lernen sich im Hochschulumfeld kennen. Es zeigt auch, dass Start-ups mit ihren Geschäftsideen immer häufiger Antworten auf die Probleme unserer Zeit liefern. Sie leisten Pionierarbeit – auch wenn es um die Lösung der großen Klima- und Nachhaltigkeitsfragen geht. Im Jahresvergleich zeigt sich, dass immer mehr Start-ups in Deutschland ökologische Nachhaltigkeit und soziale Fragen ins Zentrum ihrer Wertschöpfung rücken. Die Digitalisierung ist ebenfalls ein starker Hebel für junge Unternehmen, ihre Ideen und neue Geschäftsmodelle.

Alles, was wir angehen, basiert auf ökologischer Nachhaltigkeit. Das ist die Grundvoraussetzung.

Jürgen Stein, Chief Innovation Officer EnBW

Ein hauseigener Thinktank

Bild herunterladen

Klimaschutz spielt auch bei allen neuen EnBW-Geschäftsmodellen eine Rolle. Jürgen Stein, Chief Innovation Officer, erklärt: „Alles, was wir angehen, basiert auf ökologischer Nachhaltigkeit. Das ist die Grundvoraussetzung.“ Unter dem Dach EnBW Innovation entwickelt der Konzern in Partnerschaft mit engagierten Gründer*innen, Investor*innen und Mitarbeiter*innen seit 2014 neue Geschäftsmodelle. Ein Start-up, das 2021 ausgegründet wurde, ist Switchboard. Es geht um die Digitalisierung der Energiebranche und darum, die Stromproduktion und Nutzung erneuerbarer Energien zu erleichtern. Die Produkte sind IT-Schnittstellen (sogenannte APIs), über die man vorhandene Daten in die eigene IT-Infrastruktur einbinden kann. Ein Beispiel: Personen, die eine Photovoltaikanlage besitzen, bekommen nach Eingabe von Postleitzahl, Ausrichtung, Neigung und Kapazität der Anlage eine Prognose über die erwartbare Stromproduktion. Switchboard ist die erste Plattform, die Unternehmen aus dem Energiesektor und aus angrenzenden Branchen passende APIs gebündelt und einsatzbereit anbietet.

Was ist eine API?

APIs erleichtern milliardenfach pro Tag den Datentransfer zwischen Systemen und dienen als Zugangspunkte, die Unternehmen mit Kund*innen, Dienstleistern und Mitarbeiter*innen verbinden. Sie optimieren organisatorische Abläufe und sorgen unter anderem für höhere Prozesseffizienz und kürzere Antwortzeiten. Eine Analogie für ihre Funktionsweise in einer IT-Struktur: Man baut etwas mit Lego. Das bedeutet, anstatt Bausteine selbst schnitzen zu müssen, kann man einfach einen passenden Stein auswählen, der sich perfekt in die bestehende Struktur einfügt, und kommt schnell voran.

Aber wir beschäftigen uns mit energierelevanten Themen und haben dadurch indirekt Einfluss auf die Energiewende und erneuerbare Energien. Die Sinnhaftigkeit ist für mich eine riesige Motivation.

Estefania Hofmann, Gründerin

Bild herunterladen

Estefania Hofmann ist Gründerin und frischgebackene Geschäftsführerin des Start-ups. Sie fühlt sich sehr wohl in ihrer neuen Rolle. „Das schönste Gefühl war für mich bisher, dass ich Entwickler*innen für die Idee gewinnen und einstellen konnte. Das war ein besonderer Moment.“ Für sie bedeutet Gründen viel Verantwortung, aber auch viel Gestaltungsfreiheit. „Ich komme aus der Wirtschaftsinformatik und finde es spannend, in der Energiebranche zu arbeiten. Wir entwickeln Software, ein IT-Produkt. Da unterscheiden wir uns nicht von Netflix oder Amazon. Aber wir beschäftigen uns mit energierelevanten Themen und haben dadurch indirekt Einfluss auf die Energiewende und erneuerbare Energien. Die Sinnhaftigkeit ist für mich eine riesige Motivation.“ Estefania Hofmann löst diese wichtigen Aufgaben zusammen mit ihrem Team und ihrem Mitgründer Nico Bovelette.

Als Leiter der EnBW Innovation ist Jürgen Stein stolz auf das frisch gegründete Unternehmen: „Es ist toll, wenn man diesen Prozess erlebt und junge Menschen mit ihren Ideen begleitet.“ Wie die Geschichte von Fynn und auch die Entstehung von Switchboard und Google zeigen, sind Netzwerke elementar, wenn es um Start-ups geht. Innovation ist Teamarbeit. Jürgen Stein weiß, warum: „Alle neuen Themen sind sehr komplex und man kann nicht immer alles wissen. Zum richtigen Zeitpunkt, für eine bestimmte Problemstellung sollte man sich die Meinungen kompetenter Menschen einholen. Das kann eine Idee sein, ein Impuls oder eine etwas größere Unterstützung. Es ist schlicht unmöglich, alles selbst zu stemmen.“

Ausschlaggebend sind neben Netzwerken auch das richtige Umfeld und das entsprechende Mindset. „Damit etwas entstehen kann, brauchen Sie eine Kultur, in der Mut gelebt werden kann. In der signalisiert wird: Es darf auch mal schiefgehen, aber wir haben trotzdem alles gegeben, bis zum Ende gekämpft und durchgehalten. Und Sie brauchen Leute, die das richtige Wissen und Unternehmerfähigkeiten haben. Die auch mal in Grauzonen hineinarbeiten und sich dabei wohlfühlen“, kommentiert Jürgen Stein.

Eine Botschaft ist ihm besonders wichtig: „Bleibt mutig und gebt nicht so schnell auf. Haltet aus, wenn nicht alles sofort klappt. Ausdauer lohnt sich.“

Wieso passen Start-ups und ein großer Konzern zusammen?

Bild herunterladen

Konzerngeschäft und Start-ups sind zwei verschiedene Welten. Sie müssen sich in ihrer jeweiligen Logik respektieren, damit es funktioniert. Wichtig ist, die richtige Nähe und Distanz zu finden. Einerseits ist es für den Innovationsbereich und seine Start-ups hilfreich, das Wissen und die Ressourcen des Konzerns nutzen zu können, andererseits ist Abstand zu den Regeln und Abläufen notwendig, um sich optimal entwickeln zu können. Ein wesentlicher Unterschied ist zum Beispiel die Risikofreudigkeit: Ein Konzern sollte kein überhöhtes Risiko eingehen, ein Start-up hingegen muss es in den meisten Fällen, sonst entsteht nichts Neues. Ein weiterer grundlegender Unterschied liegt in der Entscheidungsfindung: Konzerne sind mitunter konsensgetrieben. Im Innovationskontext sollte man aber nicht verfrüht nach Konsens und Kompromissen streben, denn das verhindert oft das Finden der perfekten Lösung. Innovation hat viel mit Klarheit und Widerspruch zu tun. Diese Unterschiede im täglichen Arbeiten gilt es auszuhalten und wertzuschätzen.

Rund zwei Drittel (73,1 %) aller deutschen Start-ups befinden sich einer Studie des Deutschen Startup Monitors zufolge in einer frühen Innovationsphase. Etwa 30 % dieser jungen Gründerteams scheitern innerhalb von nur drei Jahren – oftmals, weil sich kein wirtschaftliches Geschäftsmodell für ihre Idee findet. „Je früher wir die Teams begleiten und unterstützen, desto größer ist ihre Chance auf Erfolg – was letztlich allen Beteiligten nützt. Dem Team selbst, uns als Partner, aber auch der Gesellschaft in Form neuer Produkte und neuer Arbeitsplätze“, sagt Jürgen Stein, Innovations-Chef der EnBW. Zu diesem Zweck gibt es das EnBW-Gründerstipendium. Student*innen und angehende Gründer*innen haben die Möglichkeit, gemeinsam mit der EnBW aus ihrer Geschäftsidee ein tragfähiges und investitionsreifes Geschäftsmodell zu machen. Mit einem aussagekräftigen Pitch-Deck inklusive Beschreibung des Teams und des Geschäftsmodells kann man sich hier bewerben:

Innovationsmanagement bei der EnBW
Schritt 1

Es fängt nicht mit einer Idee an. Innovationsmanagement fängt bei einem Problem an. Zum Beispiel: In Städten liegen oft an jeder Straßenecke Scooter auf dem Boden und die meisten ärgern sich darüber. Die Ausgangslage ist: Wie können wir dieses Problem lösen?

Schritt 2

Im nächsten Schritt wird eine Lösung für das Problem gesucht und mit vielen Menschen verprobt. Bleiben wir bei unserem Beispiel. Wir fragen: Hilft Ihnen dieser Lösungsansatz weiter als Nutzer*in des Gehwegs? Wir klopfen bei den Scooter-Vermietern an und erkundigen uns, ob unsere Idee hilfreich ist. Wenn positive Antworten zurückkommen, ist klar, dass wir einen Problem-Product-Fit erreicht haben.

Schritt 3

Schließlich gehen wir raus auf den Markt und schauen, ob es eine Zahlungsbereitschaft gibt. Wenn das der Fall ist, wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ist eine zahlungsbereite Kundschaft gefunden, geht es um Wachstum. Monat für Monat sollten die Zahlen steigen. Das beweist, dass das Geschäftsmodell tragfähig ist und es eines Tages zu einer Ausgründung kommen kann.

Wie ist Ihre Einstellung zu nachhaltigen Themen? Wir haben ein paar Fragen und freuen uns über Ihre Antworten.

Nächste Frage Das denken die Anderen: Frage überspringen Antwort absenden Zur Übersicht aller Ergebnisse