Der neue Stöckach nimmt Gestalt an – EnBW und Stadt präsentieren Gewinnerentwurf
Spannung lag in der Luft, als die höchsten Vertreter von EnBW und der Stadt Stuttgart in dieser Woche vor die Presse traten und den Gewinnerentwurf zur Neuordnung des Stöckach-Areals vorstellten. Die Erwartungen an das neue Quartier sind hoch – doch das Ergebnis der Preisgerichtssitzung stimmt alle Beteiligten sehr zuversichtlich.
Im international besetzten Feld überzeugte die Arbeit des Netzwerks tong+ aus Frankfurt und Hanoi die Jury am meisten und behauptete sich gegenüber 82 anderen eingereichten Arbeiten. Dr. Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender der EnBW, und Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn zeigten sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. „Die EnBW hat sich bewusst entschieden, Verantwortung für die Zukunft des Areals zu übernehmen und es als zukunftsweisendes urbanes Quartier mit Schwerpunkt Wohnen zu entwickeln“, sagte Frank Mastiaux. Dabei habe man gerade im Kontext des Klimaschutzes höchste Ansprüche an Kriterien wie Energie, Mobilität, Logistik, Grün- und Freiflächen und kommunikativen Austausch formuliert. „Für uns ist neben einer zukunftsgerichteten technischen Qualität auch der gesellschaftliche Zusammenhalt von zentraler Bedeutung“, betonte Frank Mastiaux, „deshalb haben wir mindestens genauso hohe Ansprüche an soziale Aspekte wie Nahversorgung, Begegnung und eine lebendige Mischung gestellt.“
Der Siegerentwurf von tong+ vernetzt das Quartier durch mehrere Erschließungsachsen mit dem gesamten Stadtteil Stöckach. Die Eingänge in das Quartier werden durch kleinere Bereiche geöffnet und aufgewertet. In der Mitte des Quartiers befindet sich ein größerer öffentlicher Platz, der als Treffpunkt für die Nachbarschaften und soziale Mitte konzipiert ist. Versorgungseinrichtungen, Gastronomie, kleinere Einzelhandelsgeschäfte sowie gewerbliche oder kulturelle Einrichtungen sind weitere integrale Bestandteile des Konzepts. Zum Entwurf gehören auch durchgrünte Innenhöfe und der Erhalt der Sporthalle.
Der Vorsitzende des Preisgerichts, Prof. Markus Allmann, lobte die Arbeit des Siegerentwurfs und betonte, dass sich dieser aus Sicht der Jury vor allem durch seinen städtebaulichen Ansatz zur Transformierung und Innenentwicklung des EnBW-Areals auszeichne. So würden identitätsstiftende Gebäude erhalten, gut in das Bebauungskonzept eingefügt und umgenutzt. Insgesamt könne die Arbeit zur positiven Entwicklung des Stadtteils und der gesamten Innenstadt zwischen der Villa Berg und dem Schlossgarten beitragen.
Einschätzungen der Bürger finden Gehör
Zuvor hatte das Preisgericht am 6. Dezember in seiner zweiten Sitzung zehn Stunden lang die 13 Arbeiten, die den Weg in diese Runde geschafft hatten, intensiv geprüft, verglichen und bewertet. Dann wählten Fachleute, VertreterInnen der EnBW, der Stadt Stuttgart und des Gemeinderats den Siegerentwurf aus. Auch die fünf Bürger-VertrerInnen brachten sich aktiv in die Diskussionen ein. „Wir sind positiv überrascht, wie die Meinungsbilder aus der Bürger-Werkstatt präsentiert wurden. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass unsere Ansichten ernst genommen wurden“, zog Bürger-Vertreterin Kerstin Steidle stellvertretend ein Resümee. So war zu Beginn der Sitzung jeder einzelne der 13 Entwürfe im Detail vorgestellt und direkt im Anschluss das Ergebnis aus der Bürger-Werkstatt vorgetragen worden. Zudem wurden die Ansichten aus der Bürgerschaft im Vorprüfbericht dokumentiert.
Bürgerschaft wird weiterhin einbezogen
Eine Woche zuvor hatten interessierte Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, die 13 Arbeiten noch vor der Jury zu sehen und Anmerkungen abzugeben – deutschlandweit ein Novum. Aus diesen Bewertungen entstand ein Gesamtbild, das entsprechend in die Preisgerichtssitzung einging. „Mich hat besonders gefreut, dass der Siegerentwurf – wie wir hinterher erfahren haben – auch der Sieger der Bürgerinnen und Bürger war“, stellte Frank Heberger, Leiter Infrastruktur und Transformation der EnBW, nach der Wahl des Siegerentwurfs fest. Auch Kristina Oldenburg, die die Bürger-Werkstatt moderiert und im Preisgericht die daraus resultierenden Ergebnisse vorgestellt hatte, zeigte sich zufrieden. „Ich finde es ein gutes Zeichen, dass die Bewertungen aus der Bürgerschaft kaum abweichen von denen des Preisgerichts – auch wenn beide Seiten bei der Betrachtung ganz unterschiedliche Kriterien angewandt haben.“
Das Interesse am neuen Quartier ist groß: Rund 200 Bürgerinnen und Bürger brachten sich seit April in insgesamt sechs Bürger-Werkstätten am Stöckach ein. Dieser offene Austausch soll auch in 2020 konsequent beibehalten werden. Zurzeit werden die nächsten Veranstaltungen konzipiert und terminiert. Kristina Oldenburg: „Wir hoffen, dass sich die Bürgerschaft weiterhin aktiv und so engagiert wie bisher einbringen wird. Denn eines ist klar: Es bleibt spannend!“