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In diesen Tagen geht der größte Schnellladepark im EnBW Hypernetz am Kamener Kreuz in Betrieb. Wie lange dauerten die Arbeiten an diesem Großprojekt?

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Die reine Bauzeit betrug nur etwa drei Monate. Was in dieser Zeit passiert, können Sie sich detailliert in unserem Bautagebuch anschauen. Doch wenn der berühmte erste Spatenstich erfolgt, liegen schon einige Monate intensiver Arbeit hinter uns und unseren Partner*innen. Von der ersten Standortidee bis zum ersten Ladevorgang an unserem Flagship-Schnellladepark am Kamener Kreuz vergingen etwa zwei Jahre. Das ist übrigens bei anderen Standorten nicht anders. Eineinhalb Jahre sind nach meiner Erfahrung das absolute Minimum. Wenn etwa der Verteilnetzbetreiber zum angestrebten Zeitpunkt noch keinen Stromanschluss am Standort anbieten kann oder planungsrechtliche Probleme auftreten, dann können auch schon mal Jahre ins Land gehen.

Welche planungsrechtlichen Probleme haben Sie zu bewältigen?

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Selbstverständlich brauchen wir in jedem Fall eine Baugenehmigung – das kennt jede*r, der sich schon mal ein Häusle gebaut hat. Wenn am Standort schon ein Bebauungsplan besteht, dann geht das meistens relativ schnell. Wenn das nicht der Fall ist, dann kann das viele Monate dauern. Dazu kommen verschiedene Gutachten, die erstellt und vorgelegt werden müssen, beispielsweise zu den Themen Statik, Blitz-, Boden- und Lärmschutz oder auch artenschutzrechtliche Gutachten.

Wieso Lärmschutz? Elektroautos sind doch sehr leise.

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Da geht es vor allem um nächtliches Türenschließen.

Das klingt alles recht trocken, aber auch durchaus berechenbar. Treten gelegentlich auch unerwartete Schwierigkeiten auf?

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Das Rendering zeigt, wie es in Kürze am Kamener Kreuz aussehen wird: 52 überdachte Schnellladepunkte bilden einen Knotenpunkt für die E-Mobilität.

In der Tat, da haben wir schon einiges erlebt. Zum Beispiel im Erzgebirge. Das hat seinen Namen völlig zu Recht: Ab dem Mittelalter wurde dort über Jahrhunderte Bergbau betrieben. Bei den Bauarbeiten für einen kleinen Ladestandort auf einem Parkplatz haben wir haben einen uralten, natürlich nicht kartierten Stollen gefunden. Da musste geschaut werden, ob das archäologisch interessant ist. War es zum Glück nicht, wir konnten den Hohlraum einfach verfüllen. Aber das kostet natürlich Zeit und Geld. Und in Nordhessen hat man auf dem Grundstück eine eisenzeitliche Siedlung vermutet. Mit der Denkmalschutzbehörde konnte allerdings abgeklärt werden, dass das nicht so war. Es musste also auch hier kein Archäolog*innen-Team anrücken – zum Glück, denn wissenschaftliche Grabungen können richtig lange dauern.

Selbst wenn alles glatt geht. Wie viele Menschen arbeiten gemeinsam an einem Projekt wie dem Flagship-Hub bei Kamen?

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Insgesamt sind über die gesamte Projektlaufzeit allein eine zweistellige Zahl an Kolleg*innen aus verschiedenen Unternehmensbereichen der EnBW zu verschiedenen Zeitpunkten eingebunden. Dazu kommen deutlich mehr Menschen bei unseren externen Partnern. Denn es sind etliche Akteure involviert wie etwa Planungs- und Ingenieurbüros, Vermesser*innen und Gutachter*innen, Mitarbeiter*innen der verschiedenen lokalen Behörden, beim Verteilnetzbetreiber, den Lieferanten, den ausführenden Baufirmen und dem Generalunternehmer. Insgesamt sind da deutlich über 100 Menschen beteiligt, jeder an seinem Platz.

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Das klingt aufwendig und teuer.

Das stimmt. Bei einem Standort wie dem in Kamen, der ja unser bislang größter ist, sind wir im mittleren einstelligen Millionenbereich unterwegs.

Zurück an den Start: Wie kommt es überhaupt zu der ersten Idee für einen Standort?

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Es ist natürlich nicht so, dass morgens einer von der EnBW aufwacht und sagt „wir brauchen da oder dort einen neuen Ladepark“ – wir gehen strukturiert vor. Unser Ziel ist es, eine möglichst flächendeckende Ladeinfrastruktur zu schaffen. An den Hauptverkehrsachsen bedeutet das, alle 50 bis 60 Kilometer einen Standort aufzubauen, und alle 200 Kilometer einen Flagship-Standort, einen Hyper-Hub wie den am Kamener Kreuz. Unter dieser Vorgabe analysiert und optimiert unsere Abteilung Netzwerkplanung unser bestehendes Ladenetz und gibt Hinweise, wo wir noch ausbauen oder nachverdichten müssen. Dann werden geeignete Flächen in der Region gesucht und der Vertrieb eingebunden. Der schaut dann, wem Flächen gehören, die infrage kommen, und ob überhaupt Interesse oder Bereitschaft besteht, mit uns zusammenzuarbeiten. Falls ja, beginnen Verhandlungen, die idealerweise damit enden, dass wir uns die Fläche sichern. Und dann geht die Arbeit erst richtig los. Und neben unserem aktiven Suchen gibt es gelegentlich auch einen Push: Gar nicht mal so selten treten Landeigentümer*innen aktiv an uns heran und bieten konkrete Grundstücke an. Auch diese Offerten prüft unsere Netzwerkplanung natürlich.

Wie können wir uns das Finden geeigneter Flächen konkret vorstellen? Wie ging das zum Beispiel im Falle des Hubs am Kamener Kreuz vor sich?

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Es war jedem klar, dass an einem so wichtigen Knotenpunkt im deutschen Autobahnnetz eine große Anlage errichtet werden muss. Und dann schauten die Kolleg*innen die umliegenden Gewerbegebiete und Autohöfe auf einer Karte an und suchten nach einer hinreichend großen grünen Fläche. So gehen wir im Grunde bei jedem Standort vor.

So einfach ist das?

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Natürlich ist es mit einem freien Grundstück nicht getan. Ein wichtiger Faktor ist die Umgebung. Gastronomie in der Nachbarschaft ist ein zentrales Bedürfnis unserer Kund*innen, die auf den Fernstraßen unterwegs sind. Ohne die ist ein Grundstück für uns nicht geeignet.

Das spräche im Grunde für EnBW-Ladehubs an bestehenden Autobahnraststätten.

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Ja klar, und da sind wir auch schon präsent: An einem Drittel aller Anlagen der Tank & Rast GmbH, das sind rund 130, stehen schon heute EnBW-Ladestationen. Und die bestehenden Standorte bauen wir kontinuierlich weiter aus.

Sie sprachen von den Bedürfnissen Ihrer Kund*innen. Woher kennen Sie diese überhaupt?

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Wir holen uns aktiv und systematisch Feedback ein und behalten die verschiedenen Sozialen Medien permanent im Auge. Lob, Kritik und Wünsche der Kund*innen fließen permanent in die Weiterentwicklung unserer Produkte ein.

Was sind neben Hunger und Durst die wichtigsten Anliegen?

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Ganz besonders ein ganz menschliches: Anfangs haben wir Sanitäranlagen nicht mitgedacht. In Zukunft werden unsere großen Standorte mit selbstreinigenden Toilettenanlagen errichtet. Daneben gibt es technische Wünsche, die wir durch Designänderungen erfüllen. An den Hauptverkehrsachsen gibt es zum Beispiel zunehmend das Bedürfnis, Gespanne mit Wohnanhägern ohne Abkuppeln oder lästiges Rangieren zu laden. Ich denke, dass die permanente Verbesserung durch den engen Kontakt zu den Kund*innen nicht unwesentlich dazu beiträgt, dass wir bei den Connect-Tests regelmäßig sehr gut abschneiden.

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