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Aktionärsbrief

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Dr. Frank Mastiaux, Vorsitzender des Vorstands
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Liebe Leser*innen,

vor acht Jahren haben wir die Strategie EnBW 2020 entwickelt. Damals war klar, dass wir einen langen und arbeitsreichen Weg vor uns haben. Nun sind wir an diesem Zielpunkt angekommen: Wir haben einen grundlegenden Portfolioumbau vollzogen, unsere Effizienzagenda umgesetzt und unsere Unternehmenskultur weiterentwickelt. Wir haben nahezu alle finanziellen, strategischen und nichtfinanziellen Ziele erreicht oder übertroffen, die wir uns im Frühjahr 2013 gesteckt hatten. Das macht 2020 für die EnBW zu einem ganz besonderen Jahr. Es ist mir ein persönliches Anliegen, allen Beteiligten, den Mitarbeiter*innen und Wegbegleiter*innen, unseren Aktionären, Arbeitnehmervertreter*innen und Investor*innen für ihre großartige Unterstützung in den vergangenen Jahren zu danken. Die EnBW, wie sie sich heute mit ihrer zukunftsorientierten Aufstellung und mit den Geschäftsergebnissen 2020 präsentiert, ist ein gemeinsamer Erfolg.

Erfolgreiches Geschäftsjahr 2020

Im Geschäftsjahr 2020 haben wir ein operatives Ergebnis von 2,8 Mrd.€ erzielt und damit das Adjusted EBITDA bereits das vierte Jahr in Folge gesteigert. Maßgebliche Treiber waren die Netze, das Gasgeschäft und unsere beiden neuen Windparks EnBW Hohe See und Albatros. Im Segment Vertriebe geht der Ausbau unseres Schnellladenetzes für die E-Mobilität mit großen Schritten voran. Bereits heute betreiben wir das größte Schnellladenetz in Deutschland. Im Telekommunikations- und Breitbandgeschäft haben unsere für den Netzausbau verantwortlichen Tochterunternehmen 2020 mehr als 45.000 km Kabel verlegt. Beim Projekt ULTRANET unseres Übertragungsnetzbetreibers TransnetBW wurde im September der Grundstein für den Konverter in Philippsburg gelegt. Von diesem Endpunkt der Gleichstromleitung aus dem Norden wird „grüner“ Strom in die Region weitergeleitet werden. Über unser Beteiligungsmodell „EnBW vernetzt“ haben sich mittlerweile 132 Kommunen an unserer Verteilnetz-Tochtergesellschaft Netze BW beteiligt und gestalten so die Zukunft der Strom- und Gasnetze mit. Bei den erneuerbaren Energien tritt neben die Windkraft an Land und auf See die Solarenergie als dritte Säule unserer Ausbaustrategie. Wir haben 2020 den größten Solarpark in Deutschland ohne staatliche Förderung in Betrieb genommen und den Bau zweier weiterer Parks in Brandenburg begonnen. Die Offshore-Windparks EnBW Hohe See und Albatros sind am Netz, 2025 folgt der Park EnBW He Dreiht. Darüber hinaus haben wir im Februar 2021 in Partnerschaft mit bp Zuschläge für zwei große Areale in der Irischen See erhalten, wo wir zwei Offshore-Windparks mit einer Leistung von insgesamt 3 GW bauen wollen. Im Bereich Erzeugung und Handel prüfen wir den Umstieg von Kohle auf klimafreundlichere Gase. 2020 war also nicht nur ein Jahr der Zielerreichung, sondern auch des Aufbruchs.

Gesundheitsschutz und Versorgungssicherheit in Corona-Zeiten fest im Fokus

Die Corona-Pandemie konnte die EnBW bisher erfolgreich meistern. Wir haben früh eine Taskforce gebildet, in der die wesentlichen Unternehmensbereiche vertreten sind. Natürlich galt und gilt unser Augenmerk dem Schutz vor Ansteckung der Mitarbeiter*innen sowie gleichzeitig der Absicherung eines störungsfreien Betriebs von Netzen und Kraftwerken. Zugleich unterstützten wir die Gesundheitsbehörden beispielsweise mit der Bereitstellung von Schutzausrüstung. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie auf die EnBW hielten sich in Grenzen. Allerdings war einmal mehr Flexibilität gefordert – 90% der Mitarbeiter*innen, für die es möglich ist, sind seit Monaten im Homeoffice tätig. Das verursachte persönliche Belastungen, vor allem bei Familien mit Kindern. In einer von Mitarbeiter*innen initiierten Aktion wurden über 4.500 Resturlaubstage gespendet. Diese konnten von Kolleg*innen abgerufen werden, die aufgrund geschlossener Kindertagesstätten oder Schulen in eine besondere Belastungssituation gerieten – ein schönes Beispiel für Teamgeist bei der EnBW. Andererseits war es sehr beeindruckend, wie vergleichsweise reibungslos und effizient viele Arbeitsprozesse auf digitaler Basis ablaufen. Daraus lassen sich auch Impulse für neue Formen der Arbeitsorganisation ableiten. Die Pandemie macht ebenfalls deutlich, welche hohe Bedeutung der Infrastruktur für Wirtschaft und Gesellschaft zukommt. Und sie unterstreicht, wie wichtig die Versorgungssicherheit ist. Hier darf es keine Kompromisse geben, weder bei der Energieerzeugung noch bei der Übertragung und Verteilung. Dafür stehen wir!

Wachstum und Klimaneutralität

2020 ist für uns auch deshalb von besonderer Bedeutung, weil es uns als Absprungbasis für die neue Strategieperiode bis 2025 dient. Seit Jahresbeginn 2021 gliedert sich die EnBW in drei neue Segmente mit Fokus auf Infrastruktur: „Intelligente Infrastruktur für Kund*innen“ widmet sich beispielsweise dem Ausbau der Schnellladeinfrastruktur, des Telekommunikations- und Breitbandgeschäfts sowie weiteren Feldern der urbanen Infrastruktur. Die Transport- und Verteilnetze für Strom und Gas stehen im Mittelpunkt der „Systemkritischen Infrastruktur“. Und die „Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur“ treibt vor allem die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie voran. Die Strategie EnBW 2025 umfasst auch neue, digitale Geschäftsmodelle und eine selektive Internationalisierung im Bereich der erneuerbaren Energien. Die EnBW soll 2025 noch ertragsstärker und stabiler dastehen als heute und dabei agiler und nachhaltiger sein.

Eine weitere Weichenstellung macht 2020 zu einem Meilenstein in der Entwicklung unseres Unternehmens: In konsequenter Fortsetzung unserer seit Jahren verfolgten Nachhaltigkeitsmaßnahmen haben wir uns im Berichtsjahr zum Ziel gesetzt, bis 2035 Klimaneutralität in unseren eigenen Emissionen zu erreichen. Dabei wollen wir unsere CO₂-Emissionen bis 2030 gegenüber 2018 halbieren und die kohlebasierte Erzeugungskapazität um rund 2,5 GW reduzieren. Bis Ende 2035 folgt der vollständige Ausstieg aus der Energieerzeugung auf Kohlebasis. Begleitet wird unser Weg in die Klimaneutralität von einem umfassenden Nachhaltigkeitsprogramm und einer Personalstrategie, die unsere Mitarbeiter*innen auf diesem Weg mitnehmen wird. Unternehmerischer Erfolg ist ohne ein überzeugendes Eintreten für die Lebensgrundlagen künftiger Generationen für uns nicht mehr denkbar.

Nächster Zielhorizont: 2025

Die EnBW nimmt nun Kurs auf 2025. Wir wollen das operative Ergebnis unseres Unternehmens bis dahin auf 3,2 Mrd.€ steigern. Dabei werden wir unser Geschäftsportfolio weiter diversifizieren, wobei die erneuerbaren Energien und die Netze eine stabile Basis bilden. Chancen sehen wir beispielsweise in der Entwicklung CO₂-effizienter Energielösungen, der E-Mobilität, der Telekommunikation oder der Sicherheitsinfrastruktur. Die EnBW verfügt über ein robustes und zukunftsfähiges Geschäftsmodell.


Mit freundlichen Grüßen

Dr. Frank Mastiaux
Vorsitzender des Vorstands