Quartier der Zukunft
Bald endet die betriebliche Nutzung des EnBW-Geländes in Stuttgart-Ost und auf dem Areal ist ein neues Quartier geplant. Um auf der bisher industriell genutzten Fläche Wohnraum und andere Nutzungsformen zu schaffen, sind viele Schritte nötig. Im Dezember 2019 ging der Entwurf des Netzwerks tong+ einstimmig als Sieger des internationalen, offenen Realisierungswettbewerbes hervor. Seit dieser Entscheidung wurde der Siegerentwurf verfeinert, zahlreiche Gutachten zum Areal durchgeführt und gemeinsam mit Expert*innen der EnBW, Vertreter*innen der Stadt Stuttgart und der IBA’27 der Rahmenplan erarbeitet. Hier flossen auch die Erkenntnisse und Ergebnisse aus der Bürgerbeteiligung ein.
Die Verabschiedung des Rahmenplans im April 2022 war auch gleichzeitig der Startschuss für das Verfahren zum Bebauungsplan, auch B-Plan genannt. Ein neuer Bebauungsplan für das Areal am Stöckach ist deshalb erforderlich, weil es bisher lediglich als Gewerbefläche ausgewiesen ist. Ein Wohnungsbau wäre daher ohne Änderung der rechtlichen Gegebenheiten bisher nicht möglich.
Aufgrund der immobilienwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird das Projekt vorerst pausiert, bis sich die Situation auf dem Energie- und Immobilienmarkt erholt hat. Weitere Informationen gibt es in unserem Blogbeitrag .
Einblicke in die Planung
Mit „Der neue Stöckach“ hat die EnBW ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Quartiersentwicklungsprojekt auf den Weg gebracht. Auf Grundlage des Siegerentwurfs wurde der Rahmenplan erarbeitet. Mit dessen Beschluss im April 2022 startete das laufende Bebauungsplanverfahren. Ein solcher Bebauungsplan wird benötigt, um eine Baugenehmigung zu beantragen, in der die zukünftige Gestaltung des Quartiers rechtsverbindlich festgelegt wird.
Besondere Aspekte der Planungen
Der Qualitätsanspruch der EnBW ist klar: „Ein gutes Stück Stuttgart“ zu schaffen. Der Plan des Quartiers „Der neue Stöckach“ ist deshalb ganzheitlich und nachhaltig: von der Energieversorgung über Mobilitäts- sowie Telekommunikationslösungen, innovative Wohn- und Nutzungskonzepte bis hin zu einer grünen Freianlagenplanung. „Der neue Stöckach“ zeigt, wie nachhaltiges Leben in der Stadt des 21. Jahrhunderts aussehen kann. Dieser Grundgedanke des urbanen Quartiers wurde auch durch den Beschluss des Rahmenplans bestätigt.
Wohn- und Gemeinschaftsflächen
Rund 70 % der verfügbaren Fläche ist als „Wohnfläche“ vorgesehen, die weiteren 30 % stehen für anderweitige Nutzung zur Verfügung. Dazu zählen zum einen Einzelhandel und andere Gewerbeflächen, Kitas, eine Schule, eine Pflegeeinrichtung, Büros und Arztpraxen. Zum anderen gehören dazu auch Gemeinschaftsflächen – sogenannte Hubs – deren konkrete Nutzung in den nächsten Schritten weiter ausgearbeitet wird. Im Quartier wird es überwiegend Mietwohnungen geben, wovon 40 % sozial gefördert werden. Darüber hinaus sollen innovative, gemischte Wohnformen entstehen wie beispielsweise Clusterwohnungen oder generationsübergreifende Wohnformen.
Grünes Quartier
Die Begrünung innerhalb des Quartiers nimmt einen wichtigen Stellenwert ein. Begrünte Innenhöfe und Dächer bieten Rückzugsorte für die Bewohner*innen. Die öffentlich zugänglichen Freiflächen innerhalb des Quartiers werden gleichermaßen begrünt und die neu gepflanzten Bäume bieten ausreichend Schatten.
Ganzheitliches Energiekonzept
„Der neue Stöckach“ soll ein möglichst klimaneutrales und klimaresilientes Quartier werden. Daher werden alle Bauten im Quartier verpflichtend mit dem KfW-40 Effizienzhaus-Standard realisiert. Darüber hinaus werden drei Energiequellen genutzt, um den Wärme- und Kältebedarf im Quartier zu decken. Neben PV-Anlagen für die Stromerzeugung auf den höheren Dächern ist ein Eisspeicher als Wärme- und Kältequelle vorgesehen, der die Synergien aus Wärme- und Kälteversorgung nutzt. Der Wärmebedarf soll zu einem Großteil über Abwärme aus dem Abwasserkanal in der Neckarstraße gedeckt werden in Kombination mit dem Einsatz von Wärmepumpen.
Mobilitätskonzept
Das Quartier soll überirdisch möglichst autofrei gestaltet werden und die Möglichkeit bieten, Dinge des täglichen Bedarfs zu Fuß oder mit dem Fahrrad über kurze Wege zu erreichen. Das Quartier verfügt über mehrere Tiefgaragen und somit findet die motorisierte Mobilität größtenteils unterirdisch statt. In den Tiefgaragen sind viele der Parkplätze mit Ladestationen für E-Autos ausgestattet. Eine zentrale Mobilitätsstation bietet Sharing-Angebote für Bewohner*innen und Nachbarschaft, z.B. Car- und Bikesharing wie auch Lastenfahrräder. Dazu kommt die bereits vorhandene Anbindung zum ÖPNV.
Soziales, kulturelles und pädagogisches Zentrum
Das sog. Gebäude 50 an der Stöckachstraße bleibt erhalten und ist für eine Ganztagsschule, eine Kita und weitere pädagogische Angebote vorgesehen. Die bereits vorhandene Sporthalle soll weiterhin als solche genutzt werden. Darüber hinaus werden Arbeitsräume für die Kulturbranche und soziale Initiativen geschaffen. Auch in weiteren Gebäuden sind Kitas vorgesehen.
Öffentlicher Spielplatz
Neben den Spielplätzen in den Innenhöfen ist ein öffentlicher Spielplatz im Zentrum des Quartiers vorgesehen. Dieser ist frei zugänglich und kann von der ganzen Nachbarschaft genutzt werden.
Einblicke in den Rück- und Hochbau
Damit auf dem ehemaligen Betriebsgelände der EnBW ein neues Quartier entstehen kann, muss nicht nur die rechtliche Grundlage geschaffen werden, sondern auch einige der alten Gebäude zurückgebaut werden. Da das Gelände eine Fläche von 4,25 ha umfasst und innerstädtisch gelegen ist, kann das nicht alles auf einmal geschehen. Aus diesem Grund sind der Rück- sowie der Hochbau in unterschiedliche Phasen unterteilt. Derzeit finden allerdings noch keine Baumaßnahmen auf dem Gelände statt. Nach der Pausierung werden die Planungen für den Rück- und Hochbau konkretisiert.