Wallbox-Sharing: So einfach teilen Sie Ihre Ladestation

Wer ein E-Auto fährt, braucht Zugang zu einer Ladestation. Besonders in dicht besiedelten Wohngebieten ohne eigene Stellplätze ist es nicht immer einfach, einen freien Platz zum Laden zu finden. Eine Lösung, die deshalb immer mehr Aufmerksamkeit bekommt, ist das sogenannte Wallbox-Sharing.

Dabei geht es darum, private Ladepunkte mit anderen zu teilen – ähnlich wie beim Carsharing oder wie bei Airbnb. So lassen sich vorhandene Ressourcen besser nutzen, Kosten senken und Nachbar*innen unkompliziert beim Laden unterstützen. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf das Konzept und fassen einige spannende Erkenntnisse zusammen.



Was ist Wallbox-Sharing?

Hinter dem Begriff Wallbox-Sharing steckt eine einfache, aber geniale Idee: Besitzer*innen einer Wallbox teilen ihren Ladepunkt mit anderen E-Auto-Fahrer*innen – und erhalten die Stromkosten erstattet.

Das Konzept ist aus zwei Gründen spannend: Zum einen, weil dadurch Ladeinfrastruktur dort entsteht, wo sie bisher fehlt – zum Beispiel in Wohngebieten ohne öffentliche Ladepunkte. Zum anderen, weil private Wallboxen oft nicht durchgängig genutzt werden, weil an ihnen für gewöhnlich nur die E-Autos eines Haushalts geladen werden. Warum also nicht den eigenen Ladeanschluss anbieten, wenn das Auto gerade unterwegs ist?
Beim Wallbox-Sharing gibt es verschiedene Modelle: Manche teilen im privaten Umfeld, etwa mit Nachbar*innen oder im Freundeskreis. Andere nutzen Plattformen wie &Charge oder ChargeAtFriends, um ihre Wallbox öffentlich anzubieten. Dort können Nutzer*innen den Standort sehen, einen Termin reservieren und den Ladevorgang per App starten.

Neben dem ökonomischen Nutze, können dabei auch soziale Aspekte interessant sein: Unser Autor Robin zum Beispiel berichtet von einer persönlichen Erfahrung: Als er einmal über eine Sharing-Plattform an einer privaten Wallbox geladen hat, kam der Besitzer nach draußen und hat ihn auf einen Kaffee eingeladen. Im Anschluss haben sie sich über E-Autos, Energie und die Zukunft der Mobilität unterhalten – bis der Akku seines E-Autos voll war. Genau solche Begegnungen machen das Thema außerdem besonders.

Laden und profitieren im Doppelpack

Unterwegs und Zuhause Laden kombinieren und 10 % beim Unterwegs Laden sparen!

Wie funktioniert das Teilen einer Wallbox?

Wallbox-Sharing klingt einfach – und ist es im Prinzip auch. Wer seine Ladestation teilen möchte, braucht eine smarte, netzwerkfähige Wallbox, die sich per App oder RFID-Karte freischalten lässt und den Stromverbrauch korrekt misst. Nur so kann fair und transparent abgerechnet werden.

Besonders praktisch ist dabei, dass sich viele Wallboxen direkt mit dem Internet verbinden lassen. Über eine App kann eingesehen werden, wer lädt, wie viel Strom fließt und welche Kosten entstehen. Manche Systeme erlauben sogar Reservierungen. Das ist vorteilhaft, wenn die Nachfrage hoch ist.

Damit das funktioniert, sprechen die Geräte über Standards wie OCPP (Open Charge Point Protocol) mit den Plattformen, die Buchung und Bezahlung übernehmen. Neuere Modelle unterstützen auch Plug & Charge, bei dem das Auto automatisch erkannt wird.

Ein wichtiger Punkt beim Wallbox-Sharing ist die Verbrauchsmessung. Für private oder halböffentliche Nutzung reicht eine MID-konforme Messung (die Abkürzung steht für die „Measuring Instruments Directive“ der EU). Das bedeutet, dass das Messgerät zur Strommessung dem genannten europäischen Standard entspricht. Wer seine Wallbox aber öffentlich zugänglich macht, muss. Höhere Ansprüche erfüllen und braucht einen ME-geeichten Zähler (ME steht für Mess- und Eichrecht), der die gesetzlichen Anforderungen erfüllt. Bei viele neuen Modellen mit 11 oder 22 Kilowatt Leistung ist so ein Zähler bereits integriert, bei älteren lässt er sich meist nachrüsten.

Tiefgarage mit Wallboxen

Das Lastmanagement reguliert bei mehreren Wallboxen die Leistung – und sorgt dafür, dass bei parallelem Laden das Stromnetz stabil bleibt.

Sind mehrere Wallboxen im Einsatz – zum Beispiel beim gleichzeitigen Laden in Gemeinschaftsgaragen oder Mehrfamilienhäusern – sorgt Smart Charging dafür, dass das Stromnetz stabil bleibt. An diesen Orten teilen sich Bewohner*innen häufig mehrere Ladepunkte, jede*r mit eigenem Zugangscode oder Chipkarte. Das Lastmanagement verteilt die verfügbare Energie automatisch auf alle aktiven Wallboxen, die Abrechnung erfolgt individuell.

Beim Lastmanagement wird zwischen zwei grundlegenden Ansätzen unterschieden:

  • Beim statischen Lastmanagement wird die gesamte verfügbare Netzkapazität gleichmäßig unter den Ladepunkten aufgeteilt. Das heißt, jeder Wallbox wird eine feste Maximalleistung zugewiesen. Das ist zwar auf der einen Seite einfach umzusetzen, lässt auf der anderen Seite aber viel Leistung ungenutzt, wenn gerade nur ein Fahrzeug lädt.
  • Beim dynamischen Lastmanagement wird die verfügbare Gesamtleistung dagegen in Echtzeit auf alle Ladepunkte verteilt. Je nach Bedarf, Ladezustand (nur bei DC-Laden mit CCS-Stecker) und Netzsituation erfolgt eine automatische Anpassung über alle Ladepunkte hinweg. Mit diesen Prinzipien können mehrere E-Autos gleichzeitig laden, ohne dass Sicherungen überlastet werden.

Seit Januar 2024 gilt zudem: Neue Wallboxen über 4,2 kW müssen laut § 14a EnWG steuerbar sein. Netzbetreiber dürfen die Ladeleistung kurzzeitig drosseln, um das Netz zu stabilisieren – dafür winken reduzierte Netzentgelte. Für Nutzer*innen ändert sich kaum etwas: Selbst im Drosselungsfall bleibt eine Mindestladeleistung von 4,1 kW verfügbar.

Wer seine Wallbox auf dem eigenen Grundstück teilt, braucht in der Regel übrigens keine baulichen Anpassungen. Anders sieht es aus, wenn die Wallbox öffentlich zugänglich sein soll – also etwa von der Straße aus erreichbar ist. In diesem Fall kann ein separater Stromkreis oder eine eigene Unterverteilung sinnvoll sein, damit Verbrauch und Sicherheit klar getrennt sind. Ein Aufwand, den aber vermutlich keine Privatperson betreiben wird

Aktuelle Infos, Tipps & Tricks

Bleiben Sie beim Thema E-Mobilität top informiert. Mit den EnBW Hypernews.

Rechtliche, finanzielle und steuerliche Aspekte

Wer sich zum ersten Mal mit Wallbox-Sharing beschäftigt, stellt sich vermutlich schnell die Frage: Werde ich dadurch zum Stromverkäufer? Immerhin wird Geld für Strom gezahlt, den eine Privatperson über eine private Anlage abgibt.

Die gute Nachricht: Solange das Teilen der Wallbox ohne Gewinnerzielungsabsicht erfolgt, gilt es als private Nutzung. Wer also Bekannte oder Menschen aus der Nachbarschaft gelegentlich laden lässt und nur die eigenen Stromkosten weitergibt, muss weder ein Gewerbe anmelden noch Steuern zahlen.

Anders ist es, wenn man seine Wallbox regelmäßig öffentlich über eine Plattform anbietet und damit Gewinn erzielt. Dann gilt das Ganze als gewerbliche Tätigkeit – ähnlich wie beim Airbnb-Prinzip: Wer dauerhaft Einnahmen erzielt, braucht eine Anmeldung und muss die Einnahmen in der Steuererklärung angeben. In vielen Fällen greift aber die Kleinunternehmerregelung, wenn der Jahresumsatz unter 25.000 Euro liegt.

Verträge und Dokumentation

Egal ob privat oder gewerblich – wichtig ist, das Teilen klar zu regeln. Eine kurze schriftliche Vereinbarung ist empfehlenswert, wenn regelmäßig Dritte laden. Darin sollten Punkte stehen wie:

  • Wer darf wann laden
  • Preis pro kWh
  • Haftung im Schadensfall
  • Zugang (App, RFID oder PIN)

Viele Plattformen liefern bereits digitale Vertragsvorlagen, die alles Wichtige abdecken. Im privaten Umfeld reicht meist eine einfache Absprache – Hauptsache, die Regeln sind transparent. Hilfreich ist auch, Ladevorgänge und Einnahmen zu dokumentieren – sofern dies nicht von der Wallbox bzw. durch die zugehörige App übernommen wird.

Preisgestaltung

Beim Wallbox-Sharing gibt es keine Preisvorgaben – Betreiber*innen können die Tarife selbst festlegen. Dadurch ist große Flexibilität gegeben. Trotzdem sollte eine Orientierung an den üblichen Stromkosten in der Umgebung erfolgen. Viele Lade-Apps zeigen sogar Preise anderer Ladepunkte in der Nähe an – so findet man schnell ein faires Niveau.

Versicherungen

Schäden an Fahrzeugen oder an der Ladeeinrichtung sind selten – kommen aber durchaus vor. Die meisten privaten Haftpflichtversicherungen decken das Teilen der Wallbox nicht automatisch ab, wenn Dritte gegen Bezahlung laden. Sie sollten im Vorfeld also bei ihrer Versicherung anfragen und die Nutzung offiziell angeben. Das kostet in der Regel nichts extra, stellt aber sicher, dass man im Fall der Fälle abgesichert ist.

Wer seine Wallbox in einem Mehrparteienhaus teilt, sollte außerdem prüfen, ob eine Hausrat- oder Gebäudeversicherung greift, falls durch die Wallbox z. B. ein Brand oder Kurzschluss entsteht. Manche Versicherer verlangen einen Nachweis, dass die Installation von einem Fachbetrieb durchgeführt wurde. Auch deshalb lohnt es sich, alles sauber zu dokumentieren.

Eigentum und Mietverhältnisse

In Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) ist das Teilen einer Wallbox grundsätzlich möglich, muss aber von der Eigentümerversammlung genehmigt werden. Dabei geht es nicht nur um bauliche Aspekte, sondern auch um Fragen der Versicherung, Wartung und Stromabrechnung.

Für Mieter*innen gilt: Eine Wallbox darf grundsätzlich angeschlossen werden, wenn sie rückbaufähig ist – aber die Zustimmung der Vermieterseite ist Pflicht. Wer plant, seine Wallbox zu teilen, sollte das ebenfalls offen kommunizieren. In manchen Fällen verlangen Vermieter*innen eine Zusatzvereinbarung, um Haftungsfragen zu klären.

Wallbox in Einfahrt

Wer seine Wallbox auf dem eigenen Grundstück teilt, braucht in der Regel keine baulichen Anpassungen.

Wallbox-Sharing: Anbieter und Plattformen

Wer seine Wallbox teilen möchte, hat inzwischen viele Möglichkeiten. Die Ansätze sind dabei recht unterschiedlich – von Nachbarschaftsprojekten bis zu professionellen Plattformen mit App-Steuerung und automatischer Abrechnung.

Grundsätzlich unterscheidet man drei Formen des Wallbox-Sharings:

Privates Sharing
Öffentliches Sharing
Community-Sharing
innerhalb der Familie, mit Freund*innen oder Nachbar*innen – meist ohne Plattform, auf Vertrauensbasis
über Apps, bei denen auch fremde Fahrer*innen gegen Bezahlung laden können
gemeinschaftliche Nutzung in Wohnanlagen oder Unternehmen mit individueller Abrechnung

 

Hier ein Überblick einiger der bekanntesten Anbieter, die alle ihren eigenen Stil haben:

  • &Charge: Die App von Porsche Digital ist aktuell Marktführer. In der App wird Sharing mit einem Bonusprogramm kombiniert – für jeden Ladevorgang sammelt man „Kilometer“, die sich später in Prämien umwandeln lassen.
  • ChargeAtFriends: Funktioniert super in Gemeinschaftsgaragen oder für Unternehmen. Besonders praktisch ist, dass man hier mehrere Ladepunkte verwalten und Preise flexibel einstellen kann.
  • Zaptec: Ein Hersteller, der Sharing direkt in seine Wallboxen integriert hat. Wer Technik aus einer Hand mag, ist hier gut aufgehoben.
  • AirElectric: Eine Plattform, die öffentliche und private Ladepunkte in einer App verbindet – ideal für unterwegs. Eignet sich besonders, wenn spontan eine Lademöglichkeit in der Nähe gesucht wird.
  • Sharepnp: Bei dieser App steht der Community-Gedanke im Vordergrund. Man kann mit anderen Fahrer*innen direkt chatten und Preise individuell aushandeln.
  • Amperecharge / Ladehero: Beide setzen auf einfache Bedienung ohne viel Technik drumherum. Perfekt für alle, die unkompliziert in der Nachbarschaft teilen wollen.

 

Fazit: Wallbox teilen, gemeinschaftlich laden

Unser Autor Robin hat Wallbox-Sharing sowohl als Gastgeber als auch als Gast erlebt. Für ihn lohnt es sich auf mehreren Ebenen. Für Besitzer*innen ist das Teilen eine clevere Möglichkeit, freie Ladezeiten sinnvoll zu nutzen und die eigene Anlage besser auszulasten. Wer in einer Gegend wohnt, in der öffentliche Ladepunkte rar oder teuer sind, kann durch regelmäßiges Teilen sogar 100 bis 300 Euro im Monat einnehmen. Für viele refinanziert sich so die Wallbox über die Jahre von selbst.

Für E-Autofahrer*innen ohne eigene Lademöglichkeit öffnet Sharing ganz neue Möglichkeiten – besonders in Städten oder Mietwohnungen. Statt lange nach einem freien Schnelllader zu suchen, lässt sich per App einfach eine private Wallbox in der Nachbarschaft finden. Das ist oft günstiger, praktischer und persönlicher.

Noch sind nicht alle rechtlichen und organisatorischen Fragen geklärt – aber die Richtung stimmt. Immer mehr Plattformen, Energieversorger und private Initiativen zeigen, wie das Teilen in der Praxis funktionieren kann. Beim Laden der Zukunft wird sicherlich auch das Teilen eine entscheidende Rolle spielen.

EnBW Mavi

Jetzt solaroptimiert laden und sparen.​