Apple Car: Was wir über das Auto von Apple wissen

Kommt nach iPhone, iPad und Apple Watch nun das Apple Car? Seit Jahren kursieren Gerüchte, dass der Elektronikgigant an einem eigenen Auto werkelt. Zuletzt wurde es ruhig um das Projekt, doch zur Jahreswende flammten die Spekulationen wieder auf.
Kommen schon 2025 die ersten Elektrofahrzeuge von Apple auf die Straße?

Das erwartet Sie hier


Die ersten Gerüchte um das Apple Car wurden 2014 bekannt

Schon 2014 wurde bekannt, dass Apple an einem eigenen Elektroauto arbeitet. Am „Projekt Titan“ waren bis zu 1.000 Apple-Angestellte beteiligt, die an einem geheimen Standort in der Nähe von Apples Zentrale in Cupertino tätig waren. Es gab sogar Verhandlungen mit BMW, die ein Modell auf Basis des City-Flitzers i3 liefern sollten. Apple-Chef Tim Cook reiste persönlich nach München. Doch die Gespräche scheiterten, BMW wollte wohl nicht zum Zulieferer degradiert werden.

In der Folge wurde es ruhig um das Projekt. Manche glaubten gar, dass Apple die Auto-Entwicklung eingestellt habe. Doch im Juni 2017 gab Cook ein bemerkenswertes Interview, in dem er sich zum aktuellen Stand von Apples Tätigkeiten im Automobilbereich äußerte. Bemerkenswert, weil Apple sich beim Thema Produktentwicklungen ansonsten sehr bedeckt hält.

Gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg bestätigte Cook, dass sich Apple auf die Software-Seite und hierbei vor allem auf das autonome Fahren konzentriere: „We’re focusing on autonomous systems. It’s a core technology that we view as very important. We sort of see it as the mother of all AI projects. It’s probably one of the most difficult AI projects actually to work on.“

Insider*innen überraschte diese Äußerung nicht. Bereits Anfang 2017 war bekannt, dass Apple selbstfahrende Autos auf öffentlichen Straßen in Kalifornien testen durfte. Dazu rüstete Apple eine Reihe von Lexus-Hybrid-SUVs zunächst mit zahlreichen Kameras und Sensoren aus. Ein paar Monate später wurden schon erste Fahrzeuge mit sogenannten LIDAR-Systemen gesichtet. Bei Lidar-Systemen handelt es sich um eine mit dem Radar verwandte Methode zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung. Statt Radiowellen wie beim Radar kommen beim Lidar allerdings Laserstrahlen zum Einsatz.

Apple Store mit Apple Logo

Seit 2014 gibt es Gerüchte um das Apple Car. Doch bislang gab es noch keinen Prototypen zu sehen.

Doch Anfang 2019 schien das Aus für das Apple Car gekommen zu sein. Denn mehrere Hundert Angestellte wurden vom Projekt Titan abgezogen und anderen Entwicklerteams zugeordnet. Apple kommentierte die Veränderungen gewohnt nebulös, betonte aber, dass die Entwicklung von Systemen fürs autonome Fahren immer noch ein „riesengroßes Potenzial“ biete und das verbleibende Team an „mehreren wichtigen Aufgaben“ arbeite.

Nun wird jedoch gemunkelt, dass Apple an einem komplett autonomen, selbstfahrenden Fahrzeug arbeitet, bei dem kein Eingriff des Nutzers erforderlich, um fahren zu können. Gerüchte deuten außerdem darauf hin, dass Apple ein Auto ohne Lenkrad und ohne Pedale entwickeln möchte. Apples KI- und Machine-Learning-Chef John Giannandrea leitet das Apple Car-Projekt, und Kevin Lynch, der für seine Arbeit an der Apple Watch bekannt ist, ist ebenfalls dem Car-Team beigetreten und soll weitgehend für Apples Vorstoß in Richtung eines selbstfahrenden Autos verantwortlich sein.

Es soll einen leistungsstarken, von Apple entworfenen, Chip im Apple Car geben. Das wäre damit die fortschrittlichste Komponente, die Apple bisher entwickelt hat. Der Chip besteht aus neuronalen Prozessoren, die die unglaubliche KI-Last bewältigen können und die für autonome Fahrzeuge erforderlich sind. Es wird erwartet, dass der Chip von TSMC hergestellt wird, dem Unternehmen, das auch die Chips für das iPhone, das iPad und den Mac hergestellt.

Das Ziel von Apple: Das autonome Auto bis 2025 auf den Markt bringen. Aber angesichts des ehrgeizigen Charakters des Projekts, könnte es sein, dass das Unternehmen diesen Termin nicht einhalten kann oder dass sich das Projekt letztlich verzögert.

Seit 2020 sucht Apple offenbar einen Partner aus dem Automobilbau

Wie bekannt wurde, versuchte Apple Anfang 2020 mit dem E-Auto-Hersteller Canoo in Verhandlungen über eine Beteiligung zu treten. Im Jahr zuvor hatte das Start-up eine Plattform für Elektroautos vorgestellt. Neben einem Stromer-Van präsentierten die Amerikaner jüngst einen E-Transporter, der so abgespaced aussieht wie der Deliver-E von Konkurrent Bollinger. Die Besonderheit: Die Plattform ist skalierbar. Das bedeutet, dass sich ganz unterschiedliche E-Autos auf dieser Plattform errichten lassen – ein Plus für die Designer*innen.

Zudem unterstützt die Canoo-Plattform die „Steer by Wire“-Technologie. Dabei besteht keine mechanische Verbindung mehr zwischen Lenkrad und Rädern, sondern die Lenkung erfolgt über ein elektronisches Steuergerät. In der Luftfahrt werden solche Systeme schon lange verwendet („Fly by Wire“), bei Autos werden sie derzeit fast ausschließlich bei Sonderfahrzeugen eingesetzt. Dazu gehören zum Beispiel Schwerlast-Fahrzeuge. Der Vorteil der Technologie: Auch sie bietet mehr Freiheiten in der Entwicklung.

E-Auto von E-Auto Start-up Canoo

Apple verhandelte offenbar mit dem E-Auto-Start-up Canoo, das unter anderem einen spacigen E-Transporter bauen will. © Canoo

Letztlich scheiterten die Verhandlungen mit Canoo. Doch anscheinend öffneten sie eine andere Tür – die zu Hyundai. Der südkoreanische Autobauer plant gerade mit der neuen Submarke Ioniq die große E-Auto-Offensive. Und offenbar will Hyundai auch die Canoo-Plattform für den Bau neuer Modelle nutzen. Wie nun bekannt wurde, gab es bereits Gespräche zwischen Hyundai und Apple über eine gemeinsame Produktion von E-Autos. Laut Medienberichten sollen Apple und Hyundai bereits ab März 2021 bei der Entwicklung des Apple Cars zusammenarbeiten.

Standort für die spätere Produktion könnte die US-Fabrik von Kia im Bundesstaat Georgia sein. Kia ist ein Tochterunternehmen von Hyundai. Die ersten Testfahrzeuge könnten bereits 2022 auf die Straße geschickt werden, ab 2024 könnten dann rund 100.000 Apple Cars pro Jahr gebaut werden. Später ließe sich die Produktion auf bis zu 500.000 Autos jährlich erweitern. Kurz darauf dementierte Hyundai aber die Medienberichte und verwies darauf, dass man lediglich eine „Anfrage für eine potenzielle Kooperation“ erhalten habe. Und Apple verhandle noch mit weiteren Autobauern.

Design und selbstfahrende Funktionen

Apple möchte bei seinem Auto-Projekt All-In gehen und ein vollständig autonomes Fahrzeug entwickeln, das keine Interaktion mit der fahrenden Person erfordert. Damit hat sich Apple ein Ziel gesetzt, das andere Autohersteller wie Tesla noch nicht erreicht haben.

Das Unternehmen verfolgt zwei Fahrzeugpfade: Einen mit begrenzten Selbstfahrfähigkeiten und einen zweiten mit vollständiger Selbstfahrfunktionalität. Der zweite Weg soll unter der Leitung von Kevin Lynch erfolgen. Apple möchte ein Fahrzeug entwickeln, das weder ein Lenkrad, noch eine Pedale hat und dessen Innenraum auf das freihändige Fahren ausgerichtet ist.

Canoo Innenraum

Laut Bloomberg hat Apple ein Design diskutiert, das dem Lifestyle Vehicle von Canoo ähnelt.

In diesem Auto sitzen die Fahrer*innen an den Seiten des Fahrzeugs und nicht auf den klassischen Vorder- und Rücksitzen. Allerdings wird Apple das Lenkrad jedoch nicht entfernen können, da es in Notfallsituationen nützlich sein könnte. Ohne Lenkrad würden auch die Fußpedale zur Steuerung von Gas und Bremse wegfallen. Es aber noch nicht klar, ob die ehrgeizigen Designpläne von Apple aufgehen werden, weshalb das Fahrzeug letztendlich doch eher einem herkömmlichen Auto ähneln könnte. Um ein Fahrzeug ohne Lenkrad oder Pedale auf den Markt bringen zu können, hofft Apple auf eine Ausnahmegenehmigung der US-Verkehrssicherheitsbehörde National Highway Saftey Administration.

Des weiteren plant Apple mit einem großen iPad-ähnlichen Touchscreen in der Mitte des Fahrzeugs. Nutzer könnten mit dem zentralen Panel interagieren und es würde in die aktuellen Geräte und Dienste von Apple integriert werden.

Über die Kosten des Fahrzeugs ist bisher noch nichts bekannt. Es wird wahrscheinlich als sehr hochwertiges Modell oder „deutlich höher“ als ein Standard-Elektrofahrzeug vermarktet.

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Ausgang der Geschichte bleibt offen

Ob das Apple Car kommt, bleibt also weiter ungewiss. Die Gerüchte begleiten uns schon seit 2014 – bislang wurde noch kein Prototyp vorgestellt. Auch der Fokus auf autonomes Fahren – wofür Apple auch eine Reihe von Patenten hält – deutet darauf hin, dass das Apfel-Unternehmen mehr an Software-Lösungen interessiert ist als am Bau eines eigenen Fahrzeugs. Die Software lässt sich leichter an interessierte Autobauer verkaufen – Beispiel: CarKey, vorgestellt im letzten Jahr. Das iPhone wird dabei zum digitalen Autoschlüssel. BMW ist weltweit der erste Partner bei diesem System.

Cockpit eines Apple Cars

Ein Fokus von Apple liegt auf der Entwicklung von Software-Systemen, die autonomes Fahren ermöglichen.

Doch es gibt auch andere Hinweise: Immer noch arbeiten mehrere Hundert Ingenieure*innen am internen Autoprojekt. Ende 2020 kam Stuart Brown dazu, ein ehemaliger Vizepräsident von Tesla. Auch wechselten etliche Hardware- und Software-Entwickler von Tesla zu Apple. Zudem baut das Unternehmen den Medienberichten zufolge an einer „bahnbrechenden Batterietechnik“, die die Reichweite von E-Autos dramatisch verbessere. Die „Next Level“-Technologie könnte zugleich die Kosten für Akku-Komponenten senken und somit einen großen Kostenblock in der E-Auto-Produktion reduzieren.

Doch es bleiben Fragezeichen. Gerade im Autobereich wird vieles über den Preis verhandelt. Auch bei E-Autos gehören günstige Modelle zu den Käuferlieblingen. Apple ist aber nicht gerade für Low-Cost-Geräte bekannt. Allerdings hat auch der größte potenzielle Konkurrent vorgemacht, dass es durchaus eine zahlungskräftige Klientel für Luxus-E-Autos gibt. Zudem sind bei Tesla Batterieproduktion, E-Motor- und Software-Entwicklung sowie der Aufbau eines eigenen Ladenetzes nach wie vor in einer Hand. Auch Apple behält gern über alle Schritte die Kontrolle.

Kommt das Apple Car – und wenn ja, schon 2025? Wir werden sehen und halten Sie auf dem Laufenden.

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