Range Extender vereinen Elektro- und Benzinantrieb: Im Alltag fährt das Auto elektrisch, auf längeren Strecken übernimmt ein kleiner Verbrenner die Rolle eines Zusatzgenerators. Das nimmt die Sorge vor leeren Akkus und erlaubt kleinere, kostengünstigere Batterien. Gleichzeitig bringt die Technik aber auch mehr Gewicht, höhere Komplexität und zusätzlichen Wartungsaufwand mit sich.
Was ist der Range Extender bei E-Autos?
Wie der englische Name schon sagt, handelt es sich bei einem Range Extender um einen „Reichweiten-Verlängerer“ in einem Elektroauto, der einspringt, wenn der Akku fast leer ist. Der Range Extender ist meist ein kleiner Verbrennungsmotor, der nicht die Räder antreibt, sondern nur Strom produziert. Dieser Strom lädt dann im nächsten Schritt entweder die Batterie oder versorgt den Elektromotor direkt mit Energie. Das Auto fährt also weiterhin rein elektrisch, nur die Stromquelle wechselt. Fachleute nennen das ein serielles Hybridsystem, weil der Verbrenner nicht direkt mit den Rädern verbunden ist. Im Gegensatz dazu verfügt ein Hybridauto über zwei unterschiedliche Antriebe – in der Regel über einen Elektromotor und einen Verbrennungsmotor. Das heißt, in diesem Fall treiben beide Motoren direkt die Räder an.
Bis 2018 wurde der BMW i3 in einer Version mit Range Extender produziert. Das Modell fand aber kaum Kund*innen.
Konkret funktioniert der Range Extender so: Im normalen Fahrbetrieb fährt das Auto zunächst 100 % elektrisch. Sobald der Akkustand unter einen bestimmten Wert fällt, startet automatisch der Range Extender. Dieser arbeitet immer in einem gleichmäßigen und sparsamen Drehzahlbereich und treibt einen Generator an. Weil der Verbrennungsmotor unabhängig vom Fahrpedal läuft, muss er nicht ständig hoch- oder runterdrehen und auch keine Gänge wechseln. Dadurch kann er besonders effizient arbeiten. Dank dieser zusätzlichen Technologie können kleinere und kosteneffizientere Batterien verbaut werden.
Auch der Komfort steigt: Es wird beispielsweise bequem an der heimischen Wallbox geladen. Dadurch können im Alltag die Vorteile der E-Mobilität genossen werden. Für Langstrecken oder unvorhergesehene Umwege steht als Absicherung die Bonus-Reichweite des Generators zur Verfügung. Doch trotz dieser Vorteile konnte sich der Range Extender in der Praxis kaum durchsetzen.
Warum war der Range Extender in Europa nicht erfolgreich?
Der Range Extender hat sich in Europa nicht durchgesetzt, weil mehrere Entwicklungen ihn überflüssig gemacht haben. Zum einen haben moderne Elektroautos deutlich größere Batterien und schaffen mittlerweile Reichweiten von 400 bis 600 Kilometern pro Ladung, was für den Alltag und selbst für viele Langstreckenfahrten ausreicht. Zum anderen ist die Ladeinfrastruktur hierzulande und in Europa in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Vor allem entlang der Autobahnen und in den Städten stehen heute Schnellladesäulen mit Ladeleistungen von bis zu 400 kW zur Verfügung, sodass Reichweitenangst kaum noch ein Thema ist.
Öffentliche Ladestationen sind in Deutschland mittlerweile fast überall zu finden.
Hinzu kommt, dass ein Range Extender die Fahrzeuge technisch aufwendiger und teurer macht. Zwei Antriebssysteme in einem Auto bedeuten mehr Gewicht, mehr Kosten und höhere Wartungsanforderungen. Darüber hinaus ist ein E-Auto mit Range Extender nicht mehr emissionsfrei. Da gleichzeitig Akkus leistungsfähiger und günstiger werden, lohnt sich dieser Kompromiss kaum noch. Schließlich haben sich auch die Kundenwünsche verändert: Wer maximale elektrische Reichweite will, greift heute zu einem reinen Elektroauto. Wer Flexibilität sucht, wählt oft einen Plug-in-Hybrid, bei dem der Verbrennungsmotor direkt die Räder antreibt. Für ein Zwischensystem wie den Range Extender bleibt damit kaum noch ein Markt.
Warum erlebt der Range Extender in China gerade sein Comeback?
Was für Europa gilt, muss nicht auch in anderen Ländern so sein. In China beispielsweise feiern derzeit Modelle wie das Li Auto L7, L8 und L9 große Erfolge. Sie kombinieren einen leistungsstarken Elektroantrieb mit einem Benzinmotor als Range Extender und bieten Reichweiten von über 1.000 Kilometern, was sie besonders für Langstreckenfahrten und Regionen mit schlechter Ladeinfrastruktur attraktiv macht. Auch der Voyah Free, ein Premium-SUV mit Fokus auf Komfort und Langstreckentauglichkeit, verkauft sich gut. Ebenso wie der AITO M5, der gemeinsam von Seres und Huawei entwickelt wurde und dank des Huawei-Vertriebsnetzes in China sehr präsent ist. Beide Modelle verfügen über einen Range Extender.
Ein Grund für den anhaltenden Erfolg solcher Modelle liegt in den politischen Rahmenbedingungen: Unter bestimmten Voraussetzungen werden Fahrzeuge mit Range Extender in China weiterhin als sogenannte New Energy Vehicles (NEVs) eingestuft. Damit verbunden sind steuerliche Vorteile und Förderungen, geringere Zulassungskosten und oft auch spezielle Vergünstigungen wie Zufahrtsrechte in Umweltzonen der Innenstädte. Diese Vorteile machen den Kauf eines solchen Fahrzeugs für viele chinesische Kund*innen attraktiv.
Zudem hat das Land trotz seiner großen Fortschritte bei der Ladeinfrastruktur noch mit deutlichen regionalen Unterschieden zu kämpfen. Während in Metropolen wie Peking oder Shanghai ein dichtes Netz an Ladesäulen existiert und Schnellladen mittlerweile Alltag ist, sind ländliche Gebiete und weite Landstriche noch immer schlecht versorgt. Für Fahrer*innen, die längere Strecken zurücklegen müssen oder regelmäßig zwischen Stadt und Land pendeln, ist das ein entscheidender Faktor. Ein Elektroauto mit Range Extender bietet hier deutlich mehr Flexibilität, weil es nicht zwingend auf eine funktionierende Ladeinfrastruktur angewiesen ist und so Reichweitenangst gar nicht erst aufkommt.
Das neue Range-Extender-Modell L9 des chinesischen Herstellers Li besitzt eine Batteriereichweite von 280 km, die in Kombination mit dem Range Extender auf bis zu 1.400 Kilometer steigen kann (Bild: © Li Xiang).
Zukunftsperspektiven für den Range Extender
In Deutschland wird der Range Extender weiterhin eher stiefmütterlich behandelt – und die Auswahl ist aktuell sehr überschaubar: Mit dem Mazda MX-30 R-EV bietet nur ein Modell für das Jahr 2025 einen Range Extender an. Hier sorgt ein kompakter Wankelmotor ausschließlich dafür, den Akku unterwegs nachzuladen – der Antrieb bleibt rein elektrisch. Mit bis zu 85 Kilometern elektrischer Reichweite und einer Gesamtreichweite von rund 680 Kilometern (WLTP) richtet sich der MX-30 R-EV besonders an Pendler*innen, die im Alltag meist elektrisch unterwegs sein möchten und trotzdem lange Strecken ohne Ladepausen zurücklegen können.
International sieht es anders aus. Nicht nur in China erlebt der Range Extender ein Comeback. Auch in den USA rückt die Technik wieder in den Fokus: Volkswagen etwa prüft, Range Extender in künftigen SUV- und Pick-up-Modellen einzusetzen, um Sorgen vor geringen Reichweiten abzubauen und die Kundschaft besser abzuholen. Hersteller wie Hyundai, Ford oder Stellantis arbeiten ebenfalls daran, Plattformen so flexibel zu gestalten, dass sie mit oder ohne Zusatzgenerator angeboten werden können. Und auch beim neuen X5 soll BMW – zumindest für den US-amerikanischen Markt – den Range Extender reanimieren.
Übrigens wurden auch auf der IAA 2025 Modelle mit Range Extendern von Herstellern wie Mahle, ZF oder Horse Powertrain vorgestellt. Auch das ist ein weiteres Indiz dafür, dass Range Extender auch zukünftig präsent bleiben werden.
Titelbild: ©Mazda