Connected Car: Das Auto der Zukunft fährt immer vernetzter

Moderne Autos enthalten jede Menge Software, die Autofahren sicherer und komfortabler machen soll. Standard sind Assistenzsysteme und Infotainment-Systeme, die sich wie ein Smartphone bedienen lassen und das Fahrzeug mit dem Internet verbinden. Einst eine Zukunftsvision, wird das vernetzte Auto (englisch: „connected car“) immer mehr zur Realität.

In Echtzeit Informationen über Staus erhalten, das Wetter am Zielort abrufen, sich zur nächsten freien Ladestation navigieren lassen: Moderne Autos sind Computer auf Rädern und können unser Leben angenehmer gestalten. Doch das ist erst der Anfang: In Zukunft können vernetzte Autos auch immer stärker direkt mit anderen Fahrzeugen und der Infrastruktur kommunizieren.


Das erwartet Sie hier


Was ist eigentlich ein Connected Car?

Bei einem Connected Car („vernetztem Auto“) handelt es sich um ein Fahrzeug, das mit anderen Geräten oder Diensten verbunden und so in der Lage ist, Daten auszutauschen. Zu diesem Zweck greift das Auto auf eine kabellose Funk- oder Internetverbindung zurück, zum Beispiel auf ein WLAN-Netzwerk, Bluetooth oder 5G.

Im Prinzip handelt es sich bei allen modernen Autos, seien es Verbrenner, Plug-in-Hybride oder batteriebetriebene Fahrzeuge, um Connected Cars, da sie Daten erfassen und an den Hersteller senden. Im Grunde genommen ist die Situation bei Elektroautos und Verbrennungsmotoren ähnlich, allerdings stellt sich die Frage nach den gesammelten Daten bei Elektroautos momentan mit größerer Dringlichkeit. Dies liegt vor allem daran, dass die technologische Entwicklung zunehmend in Richtung Elektromobilität geht. Entscheidend ist daher nicht die Art des Antriebs, sondern der Grad der Digitalisierung und der Vernetzung, den das jeweilige Auto aufweist – ablesbar zum Beispiel am Stand der Technik von Assistenz- oder Infotainment-Systemen.

Zu den Geräten, mit denen sich  moderne Autos vernetzen können, gehören unter anderem Smartphones, Smartwatches und Smart-Home-Module. Dadurch braucht man im Fahrzeug zum Beispiel kein festinstalliertes Navi mehr, sondern kann sich die Route per Telefonspiegelung über Google Maps auf dem Autodisplay anzeigen lassen. Oder sofern es entsprechend ausgestattet ist, erkennt das Fahrzeug, dass man sich auf dem Heimweg befindet und gibt rechtzeitig den Befehl, die Heizung hochzudrehen, das Licht anzuschalten und das Garagentor zu öffnen.

Besonders bequem ist, dass Updates für das Betriebssystem und die Software – wie beim Smartphone – over-the-air (OTA) ausgespielt werden. Das Elektroauto bleibt so stets technisch aktuell. Zudem eröffnen sich für Hersteller und Drittanbieter Möglichkeiten, zusätzliche Einnahmen zu erzielen. Dies kann beispielsweise durch das spätere Freischalten kostenpflichtiger Premium-Funktionen oder durch das Angebot neuer Dienstleistungen geschehen.

Es ist ein stau von oben zu sehen. In diesem Fahren Connected Cars.

Eine Zukunft, in der alle Fahrzeuge miteinander verknüpft sind, scheint durchaus möglich. Allerdings wird bis dahin noch einiges an Zeit verstreichen.

Wenn Autos miteinander und mit der Umgebung  kommunizieren

Schon jetzt können vernetzte Autos persönliche Daten der Nutzer*innen wie Fahrstil, bevorzugte Routen, Medienauswahl und Einstellungen speichern. Diese Daten ermöglichen personalisierte Funktionen im jeweiligen Fahrzeug, wie die individuelle Klimakontrolle, eine in Echtzeit aktualisierte Routenplanung und KI-basierte Assistenten, die auf die Bedürfnisse und Vorlieben der Fahrer*innen zugeschnitten sind. Doch das ist erst der Anfang: Künftig sollen sich Autos auch mit Parkleitsystemen, Ampelanlagen und anderen Fahrzeugen vernetzen können. Folgerichtig nennt man diese innovative Technologie Vehicle-to-Vehicle (V2V), Vehicle-to-Infrastructure (V2I) oder Vehicle-to-Everything (V2X) – je nachdem, um welche Art von Kommunikation es geht.

Befürworter*innen dieser Technologien sind davon überzeugt, dass die Mobilität vor allem in urbanen Gebieten auf diese Weise deutlich effizienter und sicherer wird: Durch die computergestützte Optimierung des Verkehrsflusses ließen sich Staus reduzieren, Pendelzeiten verkürzen. Dadurch würde zum Beispiel auch der Stromverbrauch von E-Autos sinken, da seltener geladen werden müsste, was eine Entlastung der Stromnetze bedeuten würde. Und die Autos könnten sich gegenseitig warnen, wenn die Straße hinter einer schwer einsehbaren Kurve vereist ist oder von einem umgefallenen Baum blockiert wird.

Ausschnitt eines Staus während eines Sonnenuntergangs.

Die Vehicle-to-Everything-Technologie könnte in Zukunft maßgeblich zu einem flüssigeren Verkehr beitragen.

Welche Art von Daten erhebt ein Connected Car?

Ob per Kamera, Mikrofon, Radar, LIDAR (Light Detection und Ranging – wird eingesetzt zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung) oder einer Vielzahl weiterer Sensoren: Moderne Autos erfassen und überwachen die Umgebung und den Innenraum permanent. Die gesammelten Daten sind ganz unterschiedlicher Natur und haben zudem unterschiedliche Zwecke. Einerseits soll durch den Datenverkehr die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer*innen erhöht werden, zum anderen dient das Bereitstellen der Daten der Information und teilweise auch der Unterhaltung und dem Komfort. Die folgenden Segmente zählen zu den relevantesten Kategorien:

  • Umgebung: Wie ist die Verkehrslage? Liegen Straßensperrungen vor? Ist mit einem Stau zu rechnen? Wie ist das Wetter? Wie ist der Zustand der Straße? Welche Fahrbahnmarkierungen sind auf der Straße angebracht? An welcher Stelle befinden sich Ampeln?
  • Fahrzeug: Wie hoch ist die Geschwindigkeit? Wie und wo wurden Fehler beim Fahren gemacht? Wie lautet der Kilometerstand? Wie ist es um den Batteriestand bestellt?
  • Fahrer*in: Wie viel Abstand hält das Auto zu vorausfahrenden Fahrzeugen? Wie sind die Reaktionszeiten der Fahrer*innen? Wie lange ist man bereits unterwegs? Zeigen sich Anzeichen von Müdigkeit (z. B. kurze, abrupte Lenkbewegungen)?
  • Unterhaltung und Settings: Nutzt die/der Fahrer*in eine Smartphone-Schnittstelle wie Android Auto oder Apple CarPlay? Hört er/sie regelmäßig Radio bzw. welchen Sender hört er/sie? Welche Sitzeinstellung bevorzugt er/sie? Wie klimatisiert die/der Fahrer*in das Fahrzeug?

Die betreffenden Daten werden mithilfe von Sensoren erfasst und danach direkt im Fahrzeug, in einer Cloud oder auf einem Server verarbeitet. Der Datentransfer und die -auswertung erfolgen anschließend in Echtzeit. So können beispielsweise integrierte Assistenzsysteme direkt von den aktuellen Daten profitieren und spürbar verlässlicher agieren.

Diese Vorteile bringt ein Connected Car mit sich

Durch die Erfassung einer Vielzahl unterschiedlicher Daten bringt das Connected Car eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich. Der offensichtlichste: ein Komfortgewinn für die Insassen. Durch die integrierte Internetverbindung können sie jederzeit Unterhaltungsangebote nutzen, zum Beispiel bei längeren Fahrten Musik streamen oder sich Filme oder Serien anschauen, zumindest auf dem Beifahrersitz oder der Rückbank. Mit Echtzeit-Zugriff auf Verkehrsdaten lässt sich auch die Routenplanung jederzeit optimieren: Das Auto weist rechtzeitig darauf hin, dass ein Stau bevorsteht und zeigt alternative Streckenverläufe an.

Wenn andere Fahrzeuge durch kontinuierliche Datenerfassung ebenfalls intelligenter werden, und dann auch noch ein Datenaustausch mit der gesamten Verkehrsinfrastruktur stattfindet, kann dies zu einer echten Mobilitätswende führen. So könnte der Straßenverkehr durch den Informationstransfer nicht nur flüssiger, sondern auch wesentlich sicherer werden. So wüsste ein vernetztes Auto, mit welcher Geschwindigkeit vorausfahrende Fahrzeuge unterwegs sind. Gleichzeitig wäre das Connected Car vorgewarnt, ob und wann es unerwartet scharf bremsen muss – eine wichtige Voraussetzung übrigens, damit autonomes Fahren in der Praxis funktioniert. Auch Warnungen vor Glatteis, Fußgängern, Radfahrern und Straßensperrungen ließen sich durch die Echtzeit-Kommunikation unverzüglich an die Autofahrer*innen übermitteln.

Ausschnitt eines Autos und eines Fahrradfahrers, kurz vor einem Unfall.

Connected Cars werden dank dem Echtzeit-Datenaustausch intelligenter, wodurch sich im besten Fall auch Unfälle mit Radfahrern und Fußgängern verhindern lassen.

Vier Beispiele für Connected-Car-Lösungen

Ein Beispiel für eine etablierte Connected-Car-Lösung ist das Notrufsystem eCall, das bereits seit April 2018 bei allen Neuwagen Pflicht ist. Dieses erkennt mithilfe von Sensoren, ob ein schwerer Unfall vorliegt und setzt über das eigene Mobilfunksystem automatisch einen Notruf an die 112 ab. Dabei werden gleichzeitig die genauen Standortdaten übermittelt, so dass die Einsatzzentrale den Rettungswagen an die richtige Stelle schickt.

Auch Head-up-Displays (HUD) basieren auf dem Prinzip „vernetztes Auto“. Das Display zeigt wichtige Verkehrsinfos genau im Blickfeld der Fahrerin oder des Fahrers an, zum Beispiel die aktuelle Geschwindigkeit oder Navigationshinweise in Echtzeit. Aber auch die Uhrzeit oder der aktuelle Musiktitel können eingespielt werden.

Das dritte Beispiel stammt aus dem Versicherungsbereich. Seit einiger Zeit bieten verschiedene Kfz-Versicherungen spezielle Telematik-Tarife an. Der Vorteil für Kund*innen: Anhand der Daten wird das Fahrverhalten analysiert, für eine sichere und vorausschauende Fahrweise gibt es eine Belohnung.

Gerade Fahranfänger*innen können so Geld sparen. Wurden bislang die Fahrdaten per Smartphone oder Zusatzgerät im Auto erhoben, können moderne Autos die entsprechenden Informationen direkt übermitteln.

Ein viertes und letztes Beispiel: Konnektivitätslösungen für Flotten. Diese können beispielsweise Fahrer*innen, Fahrzeuge und Flottenmanager*innen miteinander verknüpfen. Fahrten werden digital aufgezeichnet, was nicht nur die Einhaltung rechtlicher Vorschriften (z. B. von Lenk- und Ruhezeiten) sicherstellt, sondern auch das Fahrtenmanagement vereinfacht: Standzeiten werden reduziert und die Auslastung erhöht sich. Zudem lassen sich Werkstattaufenthalte im Vorfeld besser planen.

Datenschutz-Probleme im Connected Car

Der Haken bislang: Nur die Hersteller selbst, also Tesla, Mercedes, BMW, Volkswagen, Hyundai, NIO und andere, haben vollen Zugriff auf alle Daten, Kund*innen nicht. Das ist insofern problematisch, weil zum einen nicht ganz klar ist, welche Daten erhoben und wo sie verarbeitet werden. Gerade chinesische E-Auto-Bauer stehen in der Kritik, weil aus ihren Modellen alle Daten in die Volksrepublik weitergeleitet werden, wo sie auch von staatlichen Behörden ausgewertet werden könnten.

Zum zweiten sind einzelne Daten (Anzahl und Gewicht der belegten Sitze, Fahrtziele) für sich vielleicht eher unproblematisch. Führt man sie aber zusammen, kombiniert sie und wertet das Ganze aus, kann dies zu einer Verletzung der Privatsphäre führen. Nimmt über neun Monate hinweg das Gewicht der Fahrerin zu und wird häufig ein Fachmarkt für Babybekleidung angesteuert, könnte dies auf eine Schwangerschaft hindeuten. Das ist zum dritten ein Problem, weil sich so gut wie alle Hersteller die Freigabe zur Auswertung und Weiterleitung von Daten erteilen lassen, um so von der Vermarktung der Daten bzw. der Entwicklung neuer, datenbasierter Geschäftsmodelle zu profitieren.

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Mozilla-Foundation warnt vor Datenkraken

Welche Daten ein Auto genau sammelt, lässt sich selten im Detail nachvollziehen – bei Anfragen von Verbraucherschutz-Organisationen mauern Hersteller gern. Dabei handelt es sich um ein Branchen-Phänomen: So kritisierte die Mozilla-Foundation (bekannt durch den Firefox-Browser) 25 große Autobauer – unter ihnen Audi, BMW, Tesla und Volkswagen – öffentlich als „Datenkraken“: Laut der Studie „Privacy Not Included“ sammeln alle untersuchten Autobauer viel zu viele persönliche Daten. Kameras, Mikrofone, Sensoren und angeschlossene Smartphones erfassen dabei nicht nur Standort und Route des Fahrzeugs. Auch Informationen über Herkunft, Gewicht oder Einwanderungsstatus der Fahrenden werden aufgezeichnet. Manche Hersteller registrieren sogar die Häufigkeit des Anschnallens oder starken Bremsens – aber nicht aus Sicherheitsgründen, sondern zu Werbezwecken.

Zum Weiterlesen: Mozilla: *Datenschutz nicht inbegriffen

Die EU-Kommission hat dieses Problemfeld bereits erkannt. Mit dem sogenannten „EU Data Act “, der voraussichtlich ab Sommer oder Herbst 2025 in Kraft tritt, soll sichergestellt werden, dass die Daten, die im Connected Car erhoben werden, nur den Autobesitzer*innen gehören. Sie allein sollen dann festlegen dürfen, mit wem die Daten geteilt werden.

Allerdings wurde auch Kritik an den neuen Regelungen laut: Verbraucherschutz-Organisationen etwa bemängelten, dass das Erfassen personenbezogener Daten für Werbezwecke nicht von vornherein ausgeschlossen werde. Andere befürchten, dass die künftigen Datennutzungsverträge so kompliziert aufgebaut werden, dass Autofahrer*innen die Klauseln kaum verstehen könnten und überfordert wären, ob sie zustimmen sollten oder nicht. Unternehmen könnten diese Situation ausnutzen, um Verbraucher*innen zu übervorteilen. Auch sei weiterhin unklar, was konkret mit den Daten passiere, wenn Nutzer*innen sich für eine Freigabe entschlossen hätten.

Fazit

Die Bandbreite, welche Dienstleistungen ein vernetztes Auto anbietet, ist groß. In Oberklasse-Limousinen wie dem Mercedes EQS kann man sich freie Parkplätze anzeigen lassen oder Konzertkarten buchen, deutlich günstigere Modelle verzichten auf eingebaute Features und bieten lediglich einen Smartphone-Anschluss via USB-Schnittstelle oder Bluetooth. Ob jemals ein gemeinsamer Mindeststandard für Connected Cars erreicht wird, ist offen.

Es wird voraussichtlich noch Jahrzehnte dauern, bis eine umfassende und flächendeckende Vernetzung zwischen Fahrzeugen und Infrastruktur erreicht ist. Dabei geht es nicht nur um innovative und funktionierende Lösungen, sondern auch um solche, die sicher sind und den Datenschutz gewährleisten. Dies umfasst den Schutz der Daten vor Hackern sowie die Sicherheit persönlicher Informationen. Es muss zum Beispiel sichergestellt werden, dass aus anonymisierten Standortdaten keine Bewegungsprofile erstellt werden können, die Rückschlüsse auf einzelne Personen ermöglichen.

Aber das Thema Connected Car ist noch lange nicht abgeschlossen, denn die Technologie in diesem Bereich entwickelt sich kontinuierlich und mit beeindruckender Geschwindigkeit weiter. Autobauer und Zulieferer führen neue Funktionen und Verbesserungen ein, was wiederum zu neuen Herausforderungen führen wird.

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