Frank Mastiaux: “Veränderung wird Programm bleiben“
Karlsruhe. Die EnBW hat ihr Ziel das operative Ergebnis im Geschäftsjahr 2018 erneut zu steigern, erreicht. „Die unter dem Strich insgesamt positive wirtschaftliche Entwicklung selbst in einem so anspruchsvollen Jahr wie 2018 zeigt, dass unsere EnBW an Robustheit und innerer Stärke gewonnen hat“, so Vorstandschef Frank Mastiaux vor mehreren hundert Anteilseignern auf der heutigen Hauptversammlung in der Karlsruher Schwarzwaldhalle.
„Es zahlt sich aus, dass wir das Unternehmen einerseits konsequent neu aufgestellt, aber andererseits zusammengehalten haben.“ Die breite Aufstellung entlang der gesamten energiewirtschaftlichen Wertschöpfungskette schaffe nun eine robuste Ergebnisbasis, so der EnBW-Chef. Nach dem tiefgreifenden Unternehmensumbau stehe ab nun die Weiterentwicklung zum modernen Infrastrukturdienstleister im Mittelpunkt.
Das Adjusted EBITDA im Geschäftsjahr 2018 legte insgesamt um 2,1 Prozent auf 2,158 Milliarden Euro zu. EnBW erzielte für 2018 einen auf die Aktionäre der EnBW AG entfallenden Adjusted Konzernüberschuss von 438,3 Millionen Euro. Der Vorstand schlägt daher der Hauptversammlung eine Dividende von 65 Euro Cent vor. Sie liegt damit 15 Euro Cent über der Dividende für das Jahr 2017.
Für das laufende Geschäftsjahr 2019 kündigte Mastiaux ein deutliches Ergebniswachstum an:
„Das Adjusted EBITDA wird voraussichtlich zwischen 2,35 und 2,5 Mrd. Euro liegen – und damit in einer Bandbreite von 9 bis 16 Prozent über dem Vorjahr. Dies wäre das stärkste Ergebniswachstum der EnBW seit 2008.“
Strategischer Schwerpunkt bis 2025: Wachstum in neuen Regionen und neuen Geschäftsfeldern
Neben der Konzentration auf das erfolgreiche Erreichen der Strategieziele 2020 bereitet sich EnBW auf neues Wachstum in neuen Märkten vor. Dazu verfolgt die EnBW zum einen eine selektive Internationalisierungsstrategie in den derzeit global entstehenden Wachstumsmärkten zum Ausbau der Erneuerbaren Energien. Zum anderen sollen ausdrücklich auch neue Geschäftsfelder und Wachstumschancen jenseits des klassischen Energiesektors erschlossen werden.
Dabei soll sich die Rolle des Unternehmens zunehmend wandeln: „Wir konzentrieren uns auf das, was wir besonders gut können, nämlich komplexe, große und kritische Infrastruktur. Nicht nur im Bereich Energie, sondern zunehmend auch darüber hinaus.” Dazu gehören laut Mastiaux Themen wie Mobilitätsinfrastruktur für die Stadt, etwa Ladesäulen für Elektroautos, nachhaltige Quartiersentwicklung sowie Breitbandtechnologie und damit auch das Feld der Kommunikationsinfrastruktur.
„Der gestern kommunizierte Erwerb der Plusnet GmbH dient dem Ausbau unserer Aktivitäten im Telekommunikations- und Breitbandgeschäft und ist damit Teil unserer Strategie, die EnBW zu einem nachhaltigen Infrastrukturanbieter zu entwickeln“, erklärte EnBW-Vorstandsvorsitzender Frank Mastiaux.
Insgesamt plant die EnBW bis 2025 Investitionen von etwa 12 Milliarden Euro in drei strategischen Feldern:
- Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur
- Systemkritische Infrastruktur
- Intelligente Infrastruktur für den Kunden
Der Großteil aller Investitionen mit zirka 80 Prozent fließt dabei in Wachstumsthemen.
Mastiaux: “Um in Richtung 2025 erfolgreich zu sein, brauchen wir drei Dinge: finanzielle Schlagkraft, eine modern aufgestellte Organisation und begeisterte kompetente Mitarbeiter. Vor uns liegt daher eine intensive und investive Zeit.” Investiert wird auch in die Mitarbeiter. “Wir werden allein bis Ende 2021 voraussichtlich 3.600 neue Mitarbeiter einstellen”, sagte Mastiaux. Zum einen, weil in den nächsten Jahren viele Mitarbeiter in den Ruhestand gehen. “Aber auch, weil wir neue, zunehmend digitale Fähigkeiten brauchen”. Auch die Ausbildung in junge Menschen wird verstärkt. In diesem Jahr stellt die EnBW 270 Azubis und duale Studenten ein. Im nächsten Jahr werden es bereits mehr als 300 sein. "Und alle jungen Leute haben die Chance, von der EnBW übernommen zu werden.“
Mit Blick auf den nächsten Transformationsschritt der EnBW im Rahmen der neuen Strategie sagte Mastiaux zum Abschluss seiner Rede: “Veränderung wird bei uns Programm bleiben. Bisher war Wandel notwendig, um die Strukturbrüche in unserem Geschäft zu meistern. Künftig brauchen wir Veränderung, um Wachstumschancen zu nutzen und als Unternehmen unsere Zukunft zu gestalten.“
Geschäftsjahr 2018: Anspruchsvoller Plan in einem anspruchsvollen Jahr aufgegangen
Das Geschäftsjahr 2018 war für die Branche und damit auch für die EnBW geprägt von schwierigen Witterungsbedingungen sowie einer ungeplanten Revisionsverlängerung des Kernkraftwerks in Neckarwestheim. Hier hat sich die breite Aufstellung der EnBW entlang der gesamten energiewirtschaftlichen Wertschöpfungskette ausgezahlt. Negative Effekte bei Erzeugung und Handel und den Erneuerbaren konnten insbesondere durch das gute Netzgeschäft mit einem Adjusted EBITDA von 1,177 Milliarden Euro (plus 13 Prozent) sowie dem Hochlauf des Effizienzprogramms ausgeglichen werden.
„Unser anspruchsvoller Plan ist in einem anspruchsvollen Jahr erneut aufgegangen“, sagte der Vorstandschef. Dies zeigt sich an den Fortschritten im gut aufgestellten operativen Geschäft: Im Vertrieb konnten Kundenzahlen und Ergebnis im Kerngeschäft weitgehend stabil gehalten werden, ein erfreulicher Trend in einem hart umkämpften Geschäft. Im Schwerpunkt Elektromobilität wurden sowohl Partnerschaften erweitert als auch die Ladeinfrastruktur ausgebaut.
Die Erneuerung und der Ausbau der Netze ist ein Dauerthema, beispielsweise als Voraussetzung für eine alltagstaugliche Elektromobilität. Ein Modellprojekt stand hierbei im Mittelpunkt, die sogenannte E-Mobilitäts-Allee in Stuttgart.
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien hat für die EnBW strategische Priorität. Über den Kauf von Onshore-Windparks gelang der Einstieg in attraktive Auslandsmärkte wie etwa in Schweden oder aktuell durch die geplante Übernahme des französischen Wind- und Solarprojektierers und Anlagenbetreibers Valeco. Die laufenden Bauprojekte Hohe See und Albatros in der deutschen Nordsee nähern sich der Inbetriebnahme noch in diesem Jahr. Zusammen sind die beiden Parks das größte Offshore-Windprojekt in Deutschland, das aktuell gebaut wird. Neben Wind on- und offshore baut die EnBW zudem die Photovoltaik als drittes Erneuerbaren-Standbein aus. Knapp 100 MW sind derzeit in Betrieb, eine 800-MW-Pipeline ist aufgebaut inklusive eines Großprojektes in Brandenburg mit 175 MW, das ohne staatliche Förderung realisiert werden soll.
Im Bereich der konventionellen Erzeugung wurde das Kraftwerk Stuttgart-Gaisburg von Kohle auf Gas umgerüstet. Dadurch verringern sich die Kohlendioxidemissionen um rund 60.000 Tonnen pro Jahr.