Wärmepumpe als Klimaanlage nutzen: Geht das?

Eine Wärmepumpe wird vor allem zum Heizen eingesetzt. Da unsere Sommer aber immer wärmer werden, stellt sich die Frage: Kann ich eine Wärmepumpe nicht auch als Alternative zur Klimaanlage einsetzen? Ja, das geht. Wir erklären, wie das Kühlen mithilfe einer Wärmepumpe funktioniert und mit welchen Einbaukosten man rechnen muss.

Manche Wärmepumpen können auch kühlen, wenn im Sommer die Sonne vom Himmel brennt. Dann wird etwa der Boden oder das Grundwasser als Kältespeicher genutzt. Auf diese Weise lassen sich die Raumtemperaturen um bis zu drei Grad Celsius senken. Andere Wärmepumpen lassen sich gleich als relativ vollwertige Alternative zur Klimaanlage einsetzen.


Das erwartet Sie hier


Kann man eine Wärmepumpe auch als Klimaanlage nutzen?

Viele Wärmepumpen können für drei Aufgaben eingesetzt werden: zum Heizen, zur Erwärmung des Trinkwassers und zum Teil auch zum Kühlen. Während beim Heizen Wärme aus der Umgebung (Luft, Erdboden, Grundwasser) entnommen und an die Räume weitergegeben wird, ist es beim Kühlen genau andersherum: Nun wird den aufgeheizten Innenräumen Wärme entzogen und an die Umgebung abgegeben. Damit das effizient funktioniert, sind passende Heizkörper unabdingbar.

Klassische Radiatoren, also die an der Wand angebrachten Heizkörper, eignen sich leider nicht, um die eigenen vier Wände mit einer Wärmepumpe zu kühlen. Bei diesen besteht nämlich eine erhöhte Gefahr für die Bildung von Kondenswasser. Stattdessen sind Flächenheizungen wie Fußboden- oder Wandheizungen oder sogenannte Gebläseheizungen die Mittel der Wahl.

Wärmepumpe wird von der Sonne angestrahlt.

Im Winter heizt die Wärmepumpe, im Sommer kann sie auch kühlen.

Wann die Kühlung aktiviert wird, hängt vom jeweiligen Gerät ab. Manche Modelle prüfen über einen thermischen Sensor die Raumtemperatur. Wird ein bestimmter Wert überschritten, switcht die Wärmepumpe automatisch von „Heizen“ zu „Kühlen“. Andere Wärmepumpen können entsprechend programmiert oder müssen am Bedienfeld per Hand umgeschaltet werden.

Wie funktioniert die Kühlung mithilfe einer Wärmepumpe?

Bei Wärmepumpen lassen sich zwei Methoden unterscheiden, die zur Kühlung eingesetzt werden: passives und aktives Kühlen.

Passives Kühlen / Passive Cooling

Das passive Kühlen – im Fachjargon „Passive“ oder auch „Natural Cooling“ genannt – verwendet die natürlich vorhandene Temperierung des Erdreichs bzw. Grundwassers. Die Innenwärme wird mithilfe des Wärmetauschers und einer Umwälzpumpe über ein 3-Wege-Ventil aus dem Haus in die Erd- bzw. Grundwasser-Sonden transportiert. Hier sind die Temperaturen niedriger (Erdboden: zwölf Grad Celsius, Grundwasser: acht bis zehn Grad Celsius), daher nimmt die Umgebung die Wärme auf.

Da die Wärmepumpe ausgeschaltet ist, läuft der Kreislauf dank des Temperaturgefälles fast von allein ab – daher spricht man auch von „passivem Kühlen“. Dadurch verbraucht das Gerät relativ wenig Strom. Möglich ist diese Form der Kühlung bei Erd- und Grundwasser-Wärmepumpen. Im Gegensatz zur Klimaanlage stellt das passive Kühlen allerdings lediglich eine Möglichkeit zur Kühlung dar – wie es klassisch bei Wohngebäuden auch vorgesehen ist. Die Luftfeuchtigkeit wird nicht geregelt. Meist kann durch das passive Kühlen die Raumtemperatur um etwa drei Grad Celsius gesenkt werden.

Erdwärmepumpe im Keller.

Die passive Kühlung von Erd- und Grundwasserwärmepumpen spart bis zu 80 Prozent der Kühlungskosten ein.

Aktives Kühlen / Active Cooling

Um deutlich höhere Kühlleistungen zu erreichen, muss man aktives Kühlen – im Fachjargon: „Active Cooling“ – einsetzen. Diese Form der Kühlung wird vor allem bei Luft- und Grundwasser-Wärmepumpen eingesetzt. Hierbei wird das Funktionsprinzip der Wärmepumpe einfach umgedreht. Das Gerät entzieht den Innenräumen Wärme und gibt sie an die Umwelt ab. Die aktive Kühlung kann dabei die Temperatur auf bis zu 20 Grad Celsius senken.

Der technische Prozess der Kühlung läuft genauso ab wie das Heizen, daher verbraucht die Anlage bei dieser Form entsprechend Strom. Die Wärme wird über die Flächenheizungen entzogen. Damit diese nicht zu kalt werden, kommen Taupunktfühler zum Einsatz. Das beugt Schäden durch kondensierten Wasserdampf vor. Manchmal werden auch Gebläsekonvektoren eingesetzt, diese erinnern optisch am stärksten an klassische Klimaanlagen.

Nachhaltig - sparsam!

Natürlich heizen mit einer Wärmepumpe.

Mit der Wärmepumpe kühlen: Welche Kosten entstehen?

Häufig ist die Kühlfunktion bei Wärmepumpen nur optional erhältlich, bei Erd- und Grundwasser-Wärmepumpen müssen Sie für die zusätzlichen Einheiten mit einem Aufpreis von 2.500 bis 3.500 Euro rechnen. Um Kosten zu senken, sollten Sie die Förderung für Wärmepumpen nutzen.

Wollen Sie die Kühlfunktion nachträglich einbauen lassen, hängen die Kosten davon ab, welcher Wärmepumpen-Typ verbaut ist. Bei Luftwärmepumpen ist das Nachrüsten mit aktivem Kühlen meist die günstigere Variante. Der Austausch der notwendigen Ventile kostet ungefähr 500 bis 1.000 Euro. Aber: Sind klassische Radiatoren verbaut, müssten außerdem eine Fußboden- oder Wandheizung bzw. Gebläsekonvektoren nachgerüstet werden. Dadurch steigen die Kosten. Soll bei einer Erdwärmepumpe passives Kühlen nachgerüstet werden, schlägt die Technik mit rund 2.000 bis 4.000 Euro zu Buche.

Techniker rüstet eine Wärmepumpe nach.

Bei Bedarf können Wärmepumpen auch nachträglich mit einer Kühlfunktion ausgerüstet werden.

Wärmepumpe oder Klimaanlage: Vor- und Nachteile

Eine Wärmepumpe ist keine Klimaanlage – in Deutschland sind Klimaanlagen im Wohnbereich aber auch nicht der Standard. Welches Gerät verwendet wird, hängt davon ab, wie Sie die jeweiligen Vor- und Nachteile bewerten:

Was für die Wärmepumpe spricht:

  • Wärmepumpen arbeiten deutlich energieeffizienter als Klimaanlagen. Mit Natural Cooling sparen Sie im Vergleich zu einem herkömmlichen Klimagerät rund 80 Prozent der jährlichen Kühlkosten.
  • Es ist meist günstiger, eine Wärmepumpe mit Kühlfunktion zu installieren bzw. nachzurüsten, als zwei separate Geräte (Wärmepumpe und Klimaanlage) anzuschaffen.
  • Wärmepumpen mit Kühlfunktion können ganzjährig eingesetzt werden, Klimaanlagen werden meist nur wenige Wochen im Jahr benötigt.

Was für die Klimaanlage spricht:

  • Die Klimaanlage kann die Innenraumtemperatur schneller und stärker absenken als die Wärmepumpe.
  • Die Kontrollmöglichkeiten über die Zieltemperatur sind präziser als bei Wärmepumpen, da sich diese nicht exakt auf bestimmte Temperaturen einstellen lassen und auf Veränderungen recht träge reagieren.
  • Mobile Klimageräte lassen sich überall aufbauen und liefern schnell Kühlung.

Übrigens: Ihre Wohnung wird im Sommer zu heiß? Hier finden Sie verlässliche Tipps, um im Sommer zu kühlen und kühl zu halten.

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