Wieso wird Gas in m3 abgelesen und in kWh berechnet?

Ihr Gaszähler im Haushalt misst verbrauchtes Erdgas in Kubikmetern. Auf Ihrer Rechnung wird Ihr Verbrauch aber wie beim Strom in Kilowattstunden (kWh) angegeben. Warum erfolgt gerade bei Gas die Umrechnung von Kubikmetern in kWh? Welche Faktoren spielen eine Rolle? Wir klären auf.

Sie wollen einen Kubikmeter (m³) Erdgas in kWh umrechnen? Wir zeigen Ihnen, wie die Rechnung funktioniert und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen.


Das erwartet Sie hier


Umrechnung in Kilowattstunden ermöglicht faire Gaspreise

Die Gasheizung sorgt für wohlige Wärme, auf dem Gasherd köchelt das Mittagessen – Erdgas ist ein wichtiger Energieträger in vielen Haushalten. Doch während der Zähler den Verbrauch in Kubikmetern (m³) misst, nimmt Ihr Energieversorger eine Umrechnung in Kilowattstunden (kWh) vor. Erst dieser Wert ist dann die Grundlage für Ihre Abrechnung.

Das liegt daran, dass Sie nicht für das verbrauchte Gasvolumen bezahlen, sondern für die Energie, die im gelieferten Erdgas steckt. Das Volumen an sich sagt noch nicht viel über die enthaltene Brennenergie aus. Denn bei dem Gasvolumen handelt es sich um eine physikalische Größe, auf die auch Luftdruck und Umgebungstemperatur einen Einfluss haben.

Die Umrechnung bei Gas von Kubikmetern in Kilowattstunden ermöglicht also, dass Sie als Kunde immer einen fairen Preis bezahlen.

Gaszähler

Der Gaszähler misst den Verbrauch in Kubikmetern.

So erfolgt bei Gas die Umrechnung von m³ in kWh

Die Umrechnung von Kubikmeter in Kilowattstunden ist auf den ersten Blick gar nicht so kompliziert. Im Grunde müssen Sie nur Ihren Gasverbrauch in Kubikmetern (m³) mit dem entsprechenden Brennwert und der regionalen Zustandszahl (z-Zahl) multiplizieren.

Verbrauch in m³ x Brennwert x Zustandszahl = Energie in kWh

Brennwert: Faktor für die Energiemenge

Der Brennwert zeigt Ihnen an, welche Energiemenge bei der Verbrennung des Erdgases freigesetzt wird, etwa dann, wenn Ihre Heizung läuft. Der Wert ist abhängig von der Qualität des Erdgases. Ein hoher Brennwert bedeutet, dass im Gas auch eine hohe Energiemenge enthalten ist. Bei niedrigeren Brennwerten ist die Ausbeute geringer. Das heißt: Sie müssten mehr Gas verbrauchen, um auf die gleiche Energiemenge zu kommen.

Der Grund dafür: Erdgas ist ein Naturprodukt. Je nachdem, wo es gefördert wird, unterscheidet sich der Anteil des enthaltenen Methans. Dieses entscheidet aber über den Energiegehalt und damit über den Brennwert. Daher fließt Erdgas in zwei Qualitäten ins deutsche Gasnetz: als L-Gas („low calorifc gas“) mit niedrigem und als H-Gas („high calorific gas“) mit hohem Brennwert.

Abhängig vom regionalen Gasnetz liegt der Brennwert zwischen 8,4 und 11,2 kWh pro m³ (L-Gas) bzw. 10 und 13,1 kWh pro m³ (H-Gas). Den Brennwert können Sie auf Ihrer Gasrechnung ablesen.

Gaswerk

Mit H- und L-Gas werden zwei unterschiedliche Qualitätsstufen von Erdgas ins Netz eingespeist.

bulk

Ab 2030 nur noch H-Gas

Die meisten Haushalte beziehen bereits H-Gas mit hohen Brennwerten, das zum Beispiel aus den Niederlanden stammende L-Gas ist vor allem in Nordrhein-Westfalen verbreitet. Doch damit ist bald Schluss. Bis zum Herbst 2029 werden die Netze ausschließlich auf den Betrieb mit H-Gas umgestellt.

Zustandszahl: Der regionale Faktor

Die Zustandszahl gibt das Verhältnis des Gasvolumens im Normzustand zum Gasvolumen im Betriebszustand wieder. Die Unterscheidung zwischen den beiden Zuständen ist wichtig, weil sie Rückschlüsse auf die regionalen Verhältnisse erlaubt.

Der Betriebszustand beschreibt, wie das Erdgas bei Ihnen Zuhause, an der sog. „Abnahmestelle“, beschaffen ist. Denn verschiedene Faktoren wirken sich auf das Gas aus: Höhenlage, Temperatur, aber auch Schwankungen im Luftdruck haben Einfluss darauf, wie groß die Menge an Erdgas in einem Kubikmeter tatsächlich ist.

Zur besseren Vergleichbarkeit (und damit die Abrechnung auch fair abläuft) wurde ein Normzustand festgelegt, der all diese Faktoren ausblendet. Das Deutsche Institut für Normierung (DIN) hat diesen Normzustand genau definiert: Er liegt bei einer Temperatur von 273,15 Grad Kelvin (=0 Grad Celsius) und einem Luftdruck von 1013,25 Millibar (entspricht dem Luftdruck auf Meereshöhe bzw. 0 Höhenmetern).

Beispiel für die Umrechnung von m³ in kWh

Gasverbrauch in Kubikmetern:

Anfangsstand vom 01.01.2021: 3650 m³
Endstand vom 31.12.2021: 5280 m³
Gasverbrauch: 5280 m³ – 3650 m³ = 1630 m³

Brennwert:

Mittelwert aus dem Brennwert des im Jahr 2021 gelieferten Erdgases: 11,25 kWh/m³

Zustandszahl:

Mittlere geodätische Höhe: 500 Meter
p = pamb + peff = (1016 – 0,12 x 500) + 22 mbar = 963 mbar
z = Tn / T x p / pn = 273,15 K / 288,15 K x 960 mbar / 1013,25 mbar = 0,8981

Umrechnung Gas von m3 in kWh:

Gasverbrauch in m³ x Brennwert x Zustandszahl = Energieverbrauch
1630 m³ x 11,25 kWh/m³ x 0,8981 = 16.468,91 kWh

Ergebnis:

In unserem Beispiel liefern 1.630 m³ Erdgas eine Energie von 16.468,91 kWh.

Gasherd

Der Brennwert gibt an, welche Energiemenge das Gas beim Verbrennen freisetzt.

Heizen mit Erdgas

Heute schon von nachhaltiger Energie zum fairen Preis profitieren.

Eigenen Gasverbrauch berechnen und optimieren

Um Ihren persönlichen Energieverbrauch zu berechnen, schauen Sie auf die letzte Jahresrechnung Ihres Gasversorgers. Hier finden Sie Brennwert und Zustandszahl. Beide Werte setzen Sie dann zusammen mit dem Verbrauchswert in Kubikmetern, in die oben aufgeführte Formel ein.

Alternativ können Sie mithilfe einer Überschlagsformel Ihren Gasverbrauch von Kubikmeter in kWh ganz schnell umrechnen: Multiplizieren Sie den m³-Wert einfach mit dem Faktor 10. Das Ergebnis kommt dem tatsächlichen Wert bereits recht nahe.

Angesichts der derzeit steigenden Gaspreise hilft Ihnen der ermittelte Wert auch, Ihren Gasverbrauch zu optimieren. Um herauszufinden, ob Sie zu viel Gas verbrauchen, sollten Sie den Wert mit durchschnittlichen Verbrauchswerten vergleichen¹:

Wohnobjekt Fläche Ø Gasverbrauch pro Jahr (ohne Warmwasser)
Mietwohnung 60 m³ 8.600 kWh
Mietwohnung 80 m³ 11.500 kWh
Mietwohnung 100 m³ 14.300 kWh
Reihenhaus 120 m³ 20.000 kWh
Einfamilienhaus 160 m³ 32.000 kWh

 

Gasheizungstechniker

Mit modernen, effizienten Gasheizungen kann der Verbrauch reduziert werden.

Ihr Gasverbrauch kann höher oder niedriger ausfallen. Denn mehrere Faktoren wirken zusammen. Neben der Haus- bzw. Wohnungsgröße macht sich zum Beispiel auch der Zustand der Immobilie bemerkbar. Unsanierte Häuser verbrauchen mehr Energie als Häuser mit einer guten Wärmedämmung. Das Gleiche gilt für die verwendete Kesseltechnik: Moderne Gasheizungen sind viel effizienter als solche, die schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel haben.

Einen großen Einfluss auf den Gasverbrauch hat zudem Ihr persönliches Nutzungsverhalten. Aber mit ein paar Tipps und Kniffen lässt sich auch beim Heizen leicht Geld sparen.