Sicherungskasten: So funktioniert der Stromkasten

Können Sie aus dem Stand sagen, wo sich Ihr Sicherungskasten befindet und wie er funktioniert? Falls nicht, so sind Sie nicht allein. Ob im Flur, im Keller oder in Nebenräumen – Stromkästen im Haus fristen ein unscheinbares Dasein. Bei Defekten oder Kurzschlüssen unterbrechen sie jedoch Stromkreise und sorgen für Sicherheit.

Wenn das nächste Mal plötzlich das Licht in Ihrer Wohnung ausgeht, werden Sie wissen, was zu tun ist: Denn wir erklären Ihnen an dieser Stelle, wie ein Stromkasten funktioniert und was Sie beachten sollten.


Das erwartet Sie hier


Warum braucht man einen Sicherungskasten?

Der Sicherungskasten zählt zu den wichtigsten Anlagen im Haus. Die korrekte Bezeichnung für Stromkasten bzw. Verteilerkasten lautet aber „Stromkreisverteiler“. Seine Aufgabe besteht darin, die Stromverteilung in Gebäuden zu regulieren. Elektrische Leitungen führen durch den Sicherungskasten zu elektrischen Endverbrauchern wie Küchengeräten, Lampen und Steckdosen. Kommt es zu Kurzschlüssen, Defekten oder einem Blitzeinschlag, unterbrechen Sicherungsmechanismen den Stromkreis und lassen die „Sicherung rausfliegen“.

Darüber hinaus ermöglichen getrennte Sicherungsverteilungen im Sicherungskasten, dass Sie Stromkreise für Bad oder Küche oder elektrifizierte Endverbraucher*innen mit dem entsprechenden Sicherungsschalter gezielt vom Stromnetz nehmen, um Arbeiten oder Installationen durchzuführen.

Mann schaltet Sicherung an einem Sicherungskasten aus

Der Sicherungskasten ist die Schalt- und Sicherheitszentrale für häusliche Stromkreise.

Wo befindet sich der Sicherungskasten?

Sicherungskästen in Gebäuden sind meist Unterverteiler, die Strom vom Hausanschluss auf Elektrogeräte und einzelne Stromkreise verteilen. Der Hauptverteiler befindet sich in der Nähe der Trafostation und ist der erste Stromverteiler. Die Hauptverteilung leitet den Strom über den Hausanschluss an Unterverteiler weiter. Der Hausanschluss befindet sich meist im Keller oder im Hausanschlussraum. Hausanschlusskästen enthalten die Hauptsicherungen eines Hauses und schützen den Haushaltsstromkreis vor Kurzschlüssen und Überspannung.

Mehrfamilienhäuser bzw. Gebäude mit mehreren Etagen und Wohneinheiten verfügen häufig über einen Unterverteiler pro Etage. Der Sicherungskasten kann sich im Zählerschrank befinden oder separat im Flur, im Keller oder in nicht nutzbaren Nebenräumen, den sog. „Abseiten“ hängen. Je nach Wohnungsausstattung und -größe variieren die Abmessungen von Unterverteilern. Zu unterscheiden ist zwischen folgenden Verteilerelementen in Haushalten:

  • Hauptverteiler/Niederspannungshauptverteilung: Befindet sich nahe Trafostation und verteilt Strom über Hausanschluss auf Unterverteilungen in Häusern bzw. Wohnungen
  • Unterverteiler/Niederspannungsunterverteilung: Erste Verteilerstelle für Strom in Gebäuden nach dem Hausanschluss
  • Gruppenverteiler/Niederspannungsgruppenverteiler: Unterverteiler in Mehrfamilienhäusern, in denen jede Wohnung über einen Gruppenverteiler mit eigenen Sicherungen verfügt

Sicherungskasten: Aufbau erklärt

Wie ein Sicherungskasten bestückt ist, hängt von Größe und Ausstattung des Gebäudes ab. Zum Grundaufbau zählt eine stabile Verkleidung, eine einfach zu öffnende Abdeckung bzw. Verschlusstür sowie Tragschienen (sogenannte Hutschienen), auf die sich verschiedene Sicherungsbestandteile aufstecken lassen.

Zu weiteren vorgeschriebenen Hauptelementen zählen folgende Elemente:

Sicherungen mit LS-Schalter

Sicherungen sind die wichtigsten Bestandteile von Sicherungskästen. Hinter jeder Sicherung im Stromkasten befindet sich ein Stromkreislauf für die Energieversorgung von Räumen wie Küche und Bad oder von elektrischen Geräten wie Backofen, Waschmaschine oder Kühlschrank. Die Beschriftung im Sicherungskasten kennzeichnet, welche Sicherung wofür zuständig ist. Leistungsschutzschalter dienen als Sicherheitsautomat, die hinter Sicherungen befindliche Stromkreise bei Kurzschlüssen trennen. LS-Schalter unterbrechen den Strom, wenn zum Beispiel mehrere genutzte Geräte den Stromkreis überlasten. Für Stromkreisläufe, die Verbindungen zu Steckdosen oder Beleuchtungsinstallationen herstellen, sind LS-Schalter Pflicht.

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FI-Schutzschalter

Der FI-Schutzschalter, auch Fehlerstrom-Schutzschalter, dient als Gesamtschutz für das häusliche Stromnetz und ist seit 2009 für jeden neuen Steckdosen-Stromkreis Vorschrift. Der FI-Schutzschalter registriert als Hauptschalter im Sicherungskasten geringste Abweichungen im Stromkreis. Überschreitet dieser einen Differenzstrom, so trennt der FI-Schalter den Stromkreis. Somit schützt er Hausbewohner*innen, die zum Beispiel in eine Steckdose fassen.

Weitere Elemente

Stromkästen können neben Sicherungen, LS-Schalter und FI-Schutzschalter über verschiedene weitere Elemente wie Schmelzsicherungen, Beleuchtungs-Transformatoren, Zeitschaltuhren, Meldeleuchten, Messwandler und Relais verfügen. Befindet sich auch der Stromzähler darunter, so nennt sich der Sicherungskasten auch Zählerkasten.

Zudem lässt sich ein Personenschutzschalter integrieren, der zwischen einzelne Elektrogeräte geschaltet wird und Nutzer*innen vor Defekten schützt. Der Personenschutzschalter erkennt sowohl Unter- und Fremdspannungen sowie fehlende Null- oder Phasenleiter. Wird ein Fehler erkannt, so unterbricht er sofort den Stromfluss bzw. verhindert das Einschalten.

Tipps zum Aufbau des Sicherungskastens

Abgesehen davon, dass Ihr Sicherungskasten immer mühelos zugänglich sein und genug Platz für weitere Sicherungselemente, z.B. für neue Stromleitungen oder Elektrogeräte, bieten sollte, empfiehlt es sich auch, die Sicherungselemente vorausschauend zu planen. So ist es praktisch, separate Stromkreisläufe für Räume wie die Küche, das Bad oder Kinderzimmer anzulegen. So ist nicht die ganze Etage dunkel, wenn nur in der Küche die Sicherung rausfliegt. Mehrere separate beugen eine Überlastung und Kurzschlüsse vor und sichern die Stromkreisläufe im Gebäude und in einzelnen Räumen.

Jemand prüft den Sicherungskasten

Neuinstallationen, Erweiterungen oder Änderungen am Stromkasten sollten Experten überlassen werden.

Wer darf den Sicherungskasten anschließen und erweitern?

Je nachdem ob sich ein Sicherungskasten im Altbau oder Neubau befindet, stellt sich die Frage, wer einen Sicherungskasten verdrahten, anschließen oder erweitern darf. In Altbauten, deren Stromkästen nicht auf viele Elektrogeräte ausgelegt sind, kann ein Sicherungskasten neue Verkabelung erfordern. Elektroinstallateur*innen raten davon ab, einen Stromkasten eigenhändig anzuschließen und umzubauen. Grund hierfür sind vor allem lebensbedrohliche Spannungen!

Laut Paragraf 13 der Niederspannungsanschlussverordnung sind Elektroinstallationen Expert*innen wie Elektriker*innen zu überlassen. Eigenhändige Installationen sind gesetzeswidrig, werden von Elektroinstallateur*innen nicht abgenommen und führen zum Verlust des Versicherungsschutzes. Davon abgesehen können Hausbesitzer*innen und Mieter*innen jedoch entscheiden, wo und wie ein Sicherungskasten installiert werden soll und wie viele Stromkreise dieser versorgen soll. In jedem Fall sollten Sie Anschluss und Erweiterung ausschließlich echten und zugelassenen Profis überlassen.

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Photovoltaik und Sicherungskasten

Bei der Installation einer Solaranlage kann es je nach Gebäudetyp nötig sein, neue Leitungen über bestehende Verteilerkästen zu verlegen bzw. einen neuen Verteilerkasten anzuschließen. Da eine Solaranlagenpflicht für Neubauten in greifbare Nähe rückt – ab 2023 soll eine Solarstromanlage bei umfassenden Dachsanierungen und Neubauten voraussichtlich Pflicht werden – ist dieses Thema für Eigentümer*innen von zunehmender Bedeutung und sollte mit Elektroinstallateur*innen besprochen werden. Bei Wallboxen wiederum ist zu beachten, dass diese einen separaten Stromkreis ohne andere Nebenanschlüsse inklusive FI-Schalter und Leitungsschutzschalter benötigen.

Sicherungskasten: Vorschriften beachten

Bei Neuinstallation und Aufrüstungen müssen Sicherungskästen bestimmte Normen erfüllen. Zu beachten ist, dass Sie zum Beispiel bei Sicherungskästen genug Platz für mindestens vier Trageschienen (zum Aufstecken der Sicherungselemente), zwölf Teilungseinheiten (eine Teilungseinheit misst 18 mm und bietet Platz für Einbaugeräte), Nachinstallationen und einen zusätzlichen Zählerplatz vorsiehst. Stromkästen müssen gut zugänglich sein, eine bedienerfreundliche Höhe aufweisen (mindestens 1,10 m, höchstens 1,85 m hoch) und Fluchtwege nicht blockieren.

Da die Abmessungen genormt sind, ist die Planung mit Elektroinstallateur*innen abzusprechen. Leistungsintensive Elektrogeräte wie Waschmaschinen benötigen eigene Stromkreise mit LS-Schalter, um Elektrogeräte gleichzeitig nutzen zu können. Kinderzimmer sollten mit einem extra FI-Schutzschalter und Badezimmer mit Personenschutzschaltern versehen werden.

Wann muss ein Sicherungskasten erneuert werden?

Sicherungskästen im Altbau sind oft nicht für moderne Energieanforderungen und Geräte ausgelegt. Es empfiehlt sich daher Stromkästen im Altbau nachzurüsten oder durch moderne Zählerschränke zu ersetzen. Bei der Energiesanierung sind genügend Stromkreise, Schutzschalter und Steckdosen einzuplanen. Ob ein Sicherungskasten zu erneuern ist, lässt sich mit Hilfe von Expert*innen entscheiden.

uralter Sicherungskasten

Ein alter Sicherungskasten ist für moderne Haushalte nicht ausgestattet und sollte durch moderne Stromkästen ersetzt werden.

Fazit: Kennen Sie Ihren Sicherungskasten!

Schon beim Einzug in neue vier Wände sollten Sie sich mit Ihrem Sicherungskasten vertraut machen. So sehen Sie, wie der Strom in Ihrer Wohnung bzw. Ihrem Haus generell verteilt wird und welche Geräte und elektrischen Elemente (Steckdosen, Lampen etc.) auf einer Sicherung liegen. In jedem Fall sollten Sie sich nicht nur aus Sicherheitsgründen mit Ihrem Stromkasten vertraut machen – schließlich ist es mehr als nützlich, wenn Sie wissen, wo das Licht angeht, wenn das nächste Mal die Sicherung rausfliegt.