EnBW will künftig kommunalen Klärschlamm in Walheim verwerten
Walheim. Die EnBW plant, auf ihrem Kraftwerksgelände an der Mühlstraße in die umweltgerechte Verwertung von kommunalem Klärschlamm zu investieren. In einem ersten Schritt soll dort eine Anlage für die thermische Behandlung von entwässerten Klärschlämmen aus der Region errichtet werden. Gleichzeitig kann mit dieser Anlage auch dezentral „grüne“ Energie in Form von Wärme und ausreichend Strom zur Eigenversorgung erzeugt werden.
Der geplante Neubau wird im Wesentlichen aus einem nach außen abgedichteten Klärschlammbunker, einem Ofen zur Verbrennung des Klärschlamms mit Wärmeauskopplung sowie einer hocheffizienten Rauchgasreinigung bestehen. Ein Schleusensystem sowie spezielle Filter sorgen für eine geruchsneutrale Anlieferung und Lagerung des Materials. „Neben der Projektierung der Anlage prüfen wir derzeit den Aus?und Aufbau eines Nah- und Fernwärmenetzes in Walheim und den benachbarten Gemeinden“, berichtet EnBW-Projektleiter Andreas Pick. „Mittelfristig ist zudem eine bauliche Erweiterung angedacht, um zusätzlich aus der anfallenden Asche Phosphor zurückgewinnen zu können.“
Landwirtschaftliche Verwertung von Klärschlamm gehört der Vergangenheit an
Auf Städte und Gemeinden komme früher oder später ein Entsorgungsproblem zu, wie Pick weiter erläutert. Denn der direkte Einsatz von Klärschlamm in der Landwirtschaft ist in den meisten Bundesländern nur noch sehr eingeschränkt möglich. In Baden-Württemberg ist dies überhaupt keine Option mehr. Daher wird Klärschlamm aktuell überwiegend in Zementwerken und Kohlekraftwerken mitverbrannt. Letztere aber werden bald nicht mehr zur Verfügung stehen, da der Ausstieg aus der Kohleverstromung beschlossene Sache ist.
Bei der EnBW hat man sich frühzeitig mit dieser Problematik auseinandergesetzt. „Schließlich wollen wir unseren Kunden auch weiterhin eine gewohnt zuverlässige Verwertung ihrer Klärschlämme bieten“, erklärt Leo Homann, Geschäftsführer der MSE Mobile Schlammentwässerungsgesellschaft. Die EnBW-Tochter MSE soll in Zukunft die geplante Anlage beliefern. MSE ist unter anderem spezialisiert auf die Verwertung von Klärschlamm und deren Verbrennungsrückständen.
Phosphor-Rückgewinnung statt Import
Der Bedarf für eine solche Anlage ist groß und wäre für die gesamte Region von Bedeutung. „Das Thema Klärschlamm betrifft viele Kommunen“, so Homann. „Zumal Betreiber kommunaler Kläranlagen künftig gesetzlich verpflichtet sind, Phosphor zurückzugewinnen.“Seite 2 von 27. Juni 2021
Spätestens ab dem Jahr 2032 bedarf es wegen der Novellierung der Klärschlammverordnung (AbfKlärV) neuer Verwertungswege. Eine Forderung darin ist die Rückgewinnung von Phosphor. Denn der Mineralstoff wird weiterhin für die Düngemittelherstellung benötigt, muss dafür allerdings heute zu hundert Prozent importiert werden. Nur bei einem geringen Anteil der Klärschlämme wird dann eine Mitverbrennung in Zementwerken oder auch in Abfallverbrennungsanlagen noch möglich sein, etwa wenn der Phosphorgehalt zu gering für ein sinnvolles Recycling ist.
Weiterer Ablauf des Projekts
Bevor das Projekt in Walheim umgesetzt werden kann, durchläuft es ein mehrmonatiges Genehmigungsverfahren beim Regierungspräsidium Stuttgart. Vorbehaltlich eines positiven Genehmigungsbescheids und der endgültigen Investitionsentscheidung der EnBW könnte mit dem Bau der Anlage frühestens 2023 begonnen werden und nach etwa zweijähriger Bauzeitdie Inbetriebnahme erfolgen. Das Unternehmen rechnet für die Realisierung des Vorhabens mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag.
Im Jahr 2023 könnten möglicherweise die beiden Kohleblöcke in Walheim endgültig stillgelegt werden, die derzeit noch als Netzreserveanlagen in Betriebsbereitschaft gehalten werden müssen. Diese Entscheidung treffen letztlich jedoch die Bundesnetzagentur und der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW. Damit stellt die Entscheidung zur Planung der Klärschlammverwertungsanlage für den Kraftwerksstandort in Walheim den Startpunkt einer Transformation hin zu einem modernen Umwelttechnikstandort dar.
Frühzeitiger Dialog mit der Öffentlichkeit
Damit sich Anwohner*innen und Interessierte frühzeitig ein eigenes Bild machen können, lädt die EnBW zu einer Online-Informationsveranstaltung ein: Am Mittwoch, 23. Juni, 18 Uhr, stellen die Fachleute des Unternehmens den aktuellen Stand der Planungen vor und beantworten Fragen zu dem Projekt. Wer an der Veranstaltung teilnehmen möchte, kann sich zum angegebenen Termin direkt über die Projektseite www.enbw.com/walheim einwählen.
Weitere Informationen zu dem Projekt auf der EnBW-Homepage: www.enbw.com/walheim.