Die Hälfte der Energie wird für Wärme verwendet. Alternative Methoden zur Wärmeerzeugung werden deshalb dringend gesucht. Baden-Württemberg verfügt über eine bislang nahezu ungenutzte Energiequelle: Thermalwasser in heißem Gestein. Geothermieanlagen können dieses Energiereservoir anzapfen. Wir bei der EnBW haben Erfahrung mit Tiefengeothermie - und das bereits seit über 20 Jahren.
Ursprünglich war die Geothermieanlage in Bruchsal als Forschungsanlage konzipiert. Im Jahr 2009 wurde sie in den wirtschaftlichen Betrieb übernommen und erzeugt seitdem zuverlässig Strom. Seit 2019 liefert sie auch Wärme an angrenzende Kunden. Die Anlage hat eine thermische Leistung von 7 MW und eine elektrische Leistung von 0,58 MW, die etwa 1.200 Haushalte mit Strom versorgt.
Was ist Geothermie?
Unter Geothermie versteht man die Nutzung der Erdwärme zur Gewinnung von Strom, Wärme und Kälteenergie. Diese Energie stammt aus dem Zerfall radioaktiver Elemente sowie aus der Restwärme, die bei der Entstehung der Erde entstanden ist.
Unsere Projekte und Kooperationen
Bereits 2009 hat die EnBW die Anlage in Bruchsal in Betrieb genommen – als erstes Geothermiekraftwerk Baden-Württembergs. Aktuell sind zwei weitere Projekte mit starken Partnern in der Pipeline: GeoHardt, ein Joint Venture mit der MVV AG, sowie WärmeWerk Wörth, ein Gemeinschaftsprojekt mit Daimler Truck und der Stadt Wörth.
Nachhaltige Energie ohne Emissionen
Die Geothermieanlage in Bruchsal nimmt die Fläche von gerade mal einem halben Fußballfeld ein und setzt keine Emissionen frei. Das seismische Monitoring des KIT (Karlsruher Institut für Technologie) hat seit dem Beginn des Betriebs im Jahr 2009 keine durch die Anlage verursachte Seismizität festgestellt. In dieser Zeit gab es auch keine Beschwerden von Anwohnern, die sich in unmittelbarer Nähe zur Anlage befinden.
Als Reaktion auf die ersten Ölpreiskrisen in den 70er Jahren fanden bereits 1983 und 1985 erste Tiefenbohrungen in Bruchsal statt, damals durch die Stadtwerke Bruchsal. Aufgrund sinkender Preise für fossile Brennstoffe wurde das Projekt zunächst stillgelegt, um dann mit dem Inkrafttreten des EEG 2000 wieder Fahrt aufzunehmen. 2005 startete die EnBW zusammen mit den Bruchsaler Stadtwerken ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt zur Erschließung der Tiefengeothermie am Standort Bruchsal und errichtete die Geothermieanlage, die im Jahr 2009 als erstes Geothermiekraftwerk Baden-Württembergs in Betrieb genommen wurde.
Im Jahr 2009 gründeten EnBW und Stadtwerke Bruchsal 2009 die Geothermie Bruchsal GmbH.
Technische Daten
- Betreiber: Stadtwerke Bruchsal und EnBW
- Stromproduktion: max. 580 kW
- Wärmebereitstellung: ca. 1.200 kW
- Kraftwerkstyp: Kalina Cycle
- Kühlungssystem: Wasserkühlung
- Anzahl Bohrungen: 2
- Reservoirtemperatur: 135 °C
- Reservoirtyp: hydrothermal
- Förderrate: 28 l/s
- Fördertemperatur: 126 °C
- Injektionstemperatur: 60 °C
- Anlagendruck: 22 bar
GeoHardt
Gemeinsam mit der MVV AG hat die EnBW im Jahr 2021 das Joint Venture GeoHardt GmbH gegründet. Ziel ist es, die klimafreundliche Wärmeversorgung in der Region Rhein-Neckar mit grundlastfähiger erneuerbarer Wärme aus Thermalwasser zu sichern. Zu diesem Zweck sollen bis zu drei Geothermie-Heizwerke in der Region gebaut werden.
Wärmewerk Wörth
In diesem Gemeinschaftsprojekt mit Daimler Truck und der Stadt Wörth wollen wir mit regionaler erneuerbarer Energie aus Tiefengeothermie den Wärmebedarf des Lkw-Werks der Daimler Truck AG sowohl für Heizwärme als auch für industrielle Prozesse CO₂-frei decken. Zugleich besteht die Möglichkeit, CO₂-freie Wärme in die Nahwärmenetze der Stadt Wörth einzuspeisen und so zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung der Region beizutragen.