Zurück nach oben Schließen Hell Bild herunterladen Blättern zu [COUNT] Dunkel Weiterblättern Zurückblättern Nach links scrollen Nach rechts scrollen Sucheingabe zurücksetzen Suchen Teilen Börse aktuell geschlossen
Inhalt
Das erwartet Sie in diesem Artikel
Bild herunterladen

Manch einer denkt bei einem Solarpark an eine versiegelte Fläche. An ein Meer aus Solarmodulen, die ausschließlich der Stromproduktion dienen und der heimischen Tier- und Pflanzenwelt Lebensraum stehlen. In Wirklichkeit sieht das allerdings ganz anders aus, wie eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung im Auftrag des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft e. V. (BNE) zeigt. Demnach sind gut geplante Solarparks sogar ein Gewinn für die Biodiversität. Und, anders als bei einer landwirtschaftlich intensiv genutzten Fläche, entwickeln sich hier schnell artenreiche regionale Ökosysteme.

Bild herunterladen

Was ist Biodiversität?

Der Begriff „Biodiversität“ bedeutet so viel wie „biologische Vielfalt“. Oft wird der Begriff mit Artenvielfalt gleichgesetzt. Sie ist aber nur ein Teilaspekt. Denn Biodiversität umfasst auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten sowie die unterschiedlichen Lebensräume und Ökosysteme, in denen sie zu finden sind.

In der Regel leben mehrere Arten in einem solchen Lebensraum zusammen, die sich gegenseitig beeinflussen und regulieren. Dadurch entsteht ein sogenanntes ökologisches Gleichgewicht. Lebensräume, in denen eine hohe Biodiversität herrscht, sind meist widerstandsfähiger gegen natürliche oder durch Menschen verursachte Störungen. So ist es für die Natur möglich, sich auf veränderte Bedingungen einzustellen.

Derzeit sterben jedes Jahr mehrere tausend Tier- und Pflanzenarten aus. Das ist ein großes Problem - auch für den Menschen, denn auch er ist von Biodiversität abhängig. Aus diesem Grund besteht nach dem deutschen Grundgesetz (Artikel 20a) die Pflicht, die natürlichen Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen zu erhalten.

Biodiversität: Acker vs. Solarpark

Bild herunterladen

Viele Menschen verbinden mit einem Acker etwas Natürliches, einen Ort, an dem sich Tiere wohlfühlen. Tatsächlich ist eine intensiv, konventionell bewirtschaftete Ackerfläche aus Artenschutzsicht aber kaum hochwertiger als ein Parkplatz vor dem Supermarkt: Denn Ackerflächen sind auf eine einzige Kulturpflanze ausgelegt. Die verwendeten Pflanzenschutzmittel und regelmäßigen Düngungen sowie der Einsatz von schweren Maschinen wie Traktoren erschweren es anderen Pflanzen und Tieren, hier Fuß zu fassen. Wichtige Strukturelemente wie Hecken, Feldgehölze und Kleingewässer verschwinden in den industriell bewirtschafteten Agrarflächen zunehmend.

In Solarparks hingegen werden vorhandene Strukturelemente belassen oder neu angelegt. Die Flächen werden zudem nur selten betreten und die versiegelte Fläche ist aufgrund der Mindestabstände zwischen den Modulreihen gering – genauer gesagt, sie ist kleiner als ein Prozent. Außerdem werden auf diesen Flächen keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt, was der Flora und Fauna zugutekommt. Zahlreiche Studien kommen deshalb zu demselben Ergebnis: In Solarparks kann sich schnell eine bunte Mischung von Tier- und Pflanzenarten heimisch fühlen. Oftmals steigt die Biodiversität in einem Solarpark unmittelbar nach der Inbetriebnahme an – insbesondere dann, wenn der PV-Park auf einer vormals landwirtschaftlichen Fläche errichtet wurde.

Welche Tiere und Pflanzen leben in Solarparks?

Bild herunterladen

In der aktuell größten und umfangreichsten Biodiversitätsstudie wiesen die Wissenschaftler des BNEs in Solarparks, sogenannten PV-Freiflächenanlagen, mehr als 400 Pflanzen- sowie rund 200 Tierarten nach: zwischen den Solarpanelen wurden unter anderem 30 Heuschreckenarten und 36 Tagfalterarten erfasst, in kleineren Tümpeln fanden die Biologen neben diversen Libellenarten auch seltene Amphibien wie die Gelbbauchunke. Auch die Feldlerche, eine in Deutschland selten gewordene Vogelart, wurde in einigen Solarparks nachgewiesen. Untersucht wurden deutschlandweit 30 Solarparks. Alle stehen auf Flächen, die zuvor landwirtschaftlich genutzt wurden.

Ob ein Solarpark die Biodiversität im Vergleich zur vorherigen Flächennutzung fördert, hängt auch stark von der Vornutzung sowie der Umgebung des Standorts ab. Diese beiden Faktoren haben zusammen mit der Bauweise und Bewirtschaftung des Solarparks einen großen Einfluss darauf, welche Tier- und Pflanzenarten sich in einem Solarpark ansiedeln.

Wie wird ein Solarpark zum artenreichen zuhause?

Bild herunterladen

Solarparks können dann den Artenreichtum fördern, wenn sie gut geplant sind. Viele Unternehmen, darunter auch die EnBW, orientieren sich an den Vorgaben für gute Solarparks des Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE). Sie soll sicherstellen, dass die Solarparks einen positiven Beitrag zu Klimaschutz, Biodiversität, Natur- und Umweltschutz sowie der ländlichen Entwicklung leisten. In den Vorgaben ist aufgeführt, wie eine PV-Freiflächenanlage im Detail gestaltet sein sollte und welche Maßnahmen es braucht, um die Artenvielfalt im Solarpark zu fördern. Neben den Standardmaßnahmen, die für jeden Solarpark gleichermaßen gelten, gibt es auch individuelle, arten- und standortbezogene Maßnahmen. Das macht jeden Solarpark einzigartig.

Maßnahmen für einen artenreichen Solarpark

Bild herunterladen
Der trockene magere Boden hält die Klauen der Schafe gesund, die bei feuchtem Boden einem höheren Risiko von Endoparasiten oder Leberegeln ausgesetzt sind. (Bild: EnBW)

Wie man Solarparks richtig pflegt

Auch ein Solarpark muss gepflegt werden. Die Art und Weise, in der das geschieht, hat ebenfalls großen Einfluss auf die Artenvielfalt. Besonders schonend ist die Beweidung durch Schafe. Sie halten das Gras unter und zwischen den Solarmodulen kurz. Ein Vorteil für bodenbrütende Vögel, wie die Feldlerche. Der Kot der Schafe fungiert zudem als Nahrungsquelle für Insekten wie den Mistkäfer, aber auch als natürlicher Dünger. Für Schäfer, Parkbetreiber und Natur eine „Win-Win-Situation“.

Biodiversität in EnBW-Solarparks: Drei Beispiele

Bild herunterladen

Für jeden Solarpark erstellen die Expert*innen der EnBW ein individuelles Biodiversitätskonzept. Es beinhaltet neben den Standardmaßnahmen wie einem Mindestabstand von 2,5 Metern zwischen den Modulreihen auch spezielle artenschutzbezogene Maßnahmen, zum Beispiel die Errichtung von Totholzhaufen oder Insektenhotels. Diese Maßnahmen hängen vom jeweiligen Standort ab. Für manche Vorhaben sind mehrere Maßnahmen notwendig oder sinnvoll, für andere lediglich eine oder gar keine. Drei Beispiele, die zeigen, wie unterschiedlich Artenschutz aussehen kann:

Wie Biodiversität in Solarparks untersucht wird

Bild herunterladen

Feldlerchen in Weesow-Willmersdorf

Der Solarpark Weesow-Willmersdorf ist nur rund eine Fahrstunde von Berlin entfernt, im brandenburgischen Landkreis Barnim. Mit einer Fläche von 164 Hektar und einer Leistung von 187 Megawatt ist er der größte und leistungsstärkste Solarpark, der im Rahmen der aktuellen BNE-Studie untersucht wurde. Noch außergewöhnlicher als die Größe der Anlage ist die Population von Feldlerchen vor Ort – trotz angrenzender Ortschaften. Die Vogelkundler im Auftrag des BNE wiesen in Weesow-Willmersdorf rund 10- bis 20-mal mehr Feldlerchen nach als sonst auf Acker- oder Grünflächen.

Bild herunterladen
Im Solarpark Weesow-Willmersdorf sind auch Füchse und Hasen zu Gast. Aufgezeichnet mit einer speziellen Wildtierkamera. (Bild: EnBW / Paul Langrock)

Fledermäuse in Eggesin

Auch frühere Untersuchungen zeigen, dass EnBW-Solarparks artenreich sind: Beim GEO-Tag der Natur 2021 wurden in verschiedenen Solarparks 48 Stunden lang seltene Tier- und Pflanzenarten gezählt und aufgezeichnet – auch in Eggesin in Mecklenburg-Vorpommern. Der Solarpark entstand auf einer ehemaligen Artilleriekaserne mit recht trockener Vegetation und hat eine Leistung von 10 Megawattpeak (MWp). Die 36.000 Solarmodule erzeugen ausreichend Strom für 3.000 Haushalte. Als Ausgleichsmaßnahmen wurden Brutkästen für Vögel und Fledermäuse errichtet sowie Flächen aufgeforstet. Um die Pflege des Solarparks kümmern sich rauhwollige pommersche Landschafen– eine vom Aussterben bedrohte Rasse.

Bild herunterladen

Frösche und Libellen in Leutkirch

Ganz gegensätzlich zur trockenen Vegetation in Eggesin: Der Solarpark im baden-württembergischen Leutkirch. Er befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Kiesgrube mit für den Naturschutz wichtigen Feuchtbiotopen. Ein Großteil des Solarparks entstand 2012. In den Jahren 2014 und 2019 wurde er auf insgesamt rund 8,6 Megawatt erweitert. Auch hier waren Biolog*innen vor Ort und haben Teichfrösche, Libellen und zahlreiche Insektenarten nachgewiesen, zum Beispiel den seltenen frühfliegenden Mohrenfalter.

Bild herunterladen