Eine Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung aus dem Jahr 2024 analysierte knapp vier Millionen Verkaufsangebote die in der Zeit zwischen 2009 und 2021 auf dem Onlineportal Immoscout24 aufgegeben wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Preise für Immobilien mit mindestens einer Windenergieanlage im Umkreis von ein bis zwei Kilometern im Durchschnitt um 1,8 Prozent niedriger sind als für ein statistisch identisches Objekt ohne WEA in dieser Entfernung. Dieser Effekt nimmt mit zunehmender Entfernung ab und ist ab etwa drei Kilometern nicht mehr nachweisbar. Zudem scheinen die Preiseffekte bei WEA mit höherer Leistung, bei älteren Immobilien und in weniger dicht besiedelten Gebieten größer zu sein.
Studienlage nicht eindeutig
Im Gegensatz dazu kommt ein Faktencheck der damaligen EnergieAgentur.NRW aus dem Jahr 2017 zu dem Schluss, dass ein direkter Einfluss von WEA auf Immobilienwerte empirisch nicht eindeutig nachweisbar ist. Die Preisbildung von Immobilien werde von zahlreichen Faktoren beeinflusst, darunter Lage, Infrastruktur und demografische Entwicklungen, sodass Preisschwankungen nicht allgemeingültig auf einen einzelnen Faktor wie die Nähe zu Windenergieanlagen zurückgeführt werden könnten.
„Man darf bei der Verteilung der räumlichen Lasten nicht nur auf die Immobilienpreise schauen“, gibt zudem Paul Lehmann vom Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement an der Universität Leipzig zu bedenken. Etwaigen Verlusten bei Immobilienwerten könnten Einnahmen gegenüberstehen: „Wenn eine Gemeinde oder die Bürger eine finanzielle Beteiligung bekommen, dann kann sich das Wohnumfeld durch die Einnahmen durchaus aufwerten“, wird Lehmann im Energie-Atlas Bayern des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie zitiert.
US-Studie zeigt kaum Auswirkungen auf Immobilienpreise
Außerhalb Deutschlands hat eine Studie in den USA mediale Aufmerksamkeit erlangt. Hier sinkt der Wert von Häusern im Einflussbereich von Windenergieanlagen nur geringfügig und vorübergehend, wie die Studie zeigt, die 2024 in dem Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht wurde. Der Effekt ist demnach umso geringer, je weiter die neu errichteten Anlagen entfernt sind, und nimmt mit der Zeit ab.
„Die Auswirkungen von Windkraftanlagen auf die Hauspreise sind viel geringer als allgemein befürchtet: In den USA liegt er bei etwa einem Prozent für ein Haus, in dessen Umkreis von 10 Kilometern mindestens eine WEA steht“, erklärt Maximilian Auffhammer, Professor am Department of Agricultural and Resource Economics (ARE) der University of California, Berkeley und Mitautor der Studie. „Und was mich wirklich überrascht hat, ist, dass der Hauswert im Laufe der Jahre wieder auf den ursprünglichen Preis zurückspringt.“
Fazit
Die Auswirkungen von Windenergieanlagen auf Immobilienpreise sind nicht eindeutig bestimmbar und variieren je nach Studie und regionalem Kontext. Einige Untersuchungen weisen auf moderate Wertminderungen hin, insbesondere in unmittelbarer Nähe zu Windkraftanlagen in ländlichen Gebieten. Es ist jedoch wichtig, lokale Marktbedingungen und individuelle Faktoren bei der Bewertung potenzieller Auswirkungen zu berücksichtigen.