Smart Charging: Clever laden statt „nur“ Strom tanken

Ein Elektroauto zu fahren, bedeutet nicht nur, klimafreundlicher unterwegs zu sein – es eröffnen sich auch neue Wege, Strom gezielter und intelligenter zu nutzen. Ein Ansatz mit viel Potenzial ist das Smart Charging. Dieses sorgt dafür, dass die Kosten fürs Laden sinken – und gleichzeitig das Stromnetz nicht überlastet wird. Im Artikel erklären wir, wie die Technik funktioniert.

Smart Charging lässt sich grob in zwei Bereiche unterteilen: Zuhause geht’s vor allem darum, günstig zu laden oder den eigenen Solarstrom zu nutzen. Unterwegs oder am Arbeitsplatz steht das sogenannte „dynamische Lastmanagement“ im Mittelpunkt – gemeint ist das clevere Verteilen von Strom, wenn viele gleichzeitig laden. Und künftig? Dann könnten E-Autos sogar Strom zurück ins Netz geben, um Schwankungen bei Wind- und Sonnenenergie auszugleichen.



Smart Charging zuhause: Strom sinnvoll nutzen

Viele E-Autos bringen bereits praktische Ladefunktionen mit: Über die Hersteller-Apps – etwa von Hyundai, KIA oder VW – lassen sich Ladezeiten vorplanen, Ladevorgänge starten oder beenden und teilweise sogar die Stromstärke einstellen. Solche Features machen das Laden bequemer: Man kann es zum Beispiel in die Nachtstunden verlegen, wenn der Stromverbrauch im Haushalt geringer ist.

Allerdings: Eine echte Optimierung leisten diese Systeme in der Regel (noch) nicht. Die Steuerung bleibt meist auf fixe Zeitfenster beschränkt – unabhängig davon, ob der Strom gerade besonders günstig oder grün ist. Wer sein Laden wirklich smart gestalten will, braucht also mehr als die App.

Mann mit Bart und Brille schaut auf sein Smartphone, während er sein E-Auto lädt.

Bei vielen Hersteller-Apps kann man das Laden gezielt auf Zeiten vorplanen, in denen der Stromverbrauch im Haushalt besonders niedrig ist.

Kombi aus PV-Anlage, Stromspeicher & HEMS

Um das E-Auto klimafreundlicher und kostengünstiger zu laden, sollte man die benötigte Energie idealerweise auch selbst produzieren – zum Beispiel mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Der Strom fließt dabei direkt aus der eigenen Solaranlage ins Fahrzeug, ohne Umweg über das öffentliche Netz.

Doch hier liegt auch die Herausforderung: Solarstrom steht in der Regel tagsüber zur Verfügung – also genau dann, wenn viele Menschen bei der Arbeit oder anderweitig mit dem Auto unterwegs sind. Wer erst am späten Nachmittag oder abends nach Hause kommt, verpasst daher in der Regel das Zeitfenster. Wird die Arbeit aus dem Home Office erledigt, lässt sich allerdings davon profitieren. Am Wochenende klappt es besser – aber vielleicht hat man gerade dann andere Pläne, die ebenfalls nicht mit dem idealen Ladezeitpunkt zusammenpassen.

Grundsätzlich gibt es PV-Anlagen, die auf das Laden von E-Autos ausgelegt sind und den erzeugten Solarstrom direkt an das E-Auto abgeben können. Etwas effizienter (und komfortabler) wird das Ganze mit einem Stromspeicher: Er nimmt überschüssigen Solarstrom auf und stellt ihn dann zur Verfügung, wenn das Auto tatsächlich geladen werden soll – etwa abends oder nachts. Viele Stromspeicher bringen bereits eine eigene Steuerung mit, die auf möglichst hohen Eigenverbrauch ausgelegt ist. Die Systeme erkennen zum Beispiel, wann Solarstrom zur Verfügung steht, und laden das E-Auto automatisch auf.

Intelligenter Laden mit dynamischen Stromtarifen

Während das Laden mit selbst erzeugtem Solarstrom in vielen Fällen an den Tagesrhythmus gebunden ist, bieten dynamische Stromtarife eine noch flexiblere Alternative im Sinne des Smart Chargings – auch für Haushalte ohne eigene PV-Anlage. Der Vorteil: Sie profitieren von günstigen Strompreisen immer dann, wenn das allgemeine Stromangebot hoch ist – etwa nachts oder bei starkem Wind.

Bei der EnBW orientiert sich der dynamische Stromtarif an den stündlich wechselnden Preisen an der Strombörse. Mit einem Blick in die EnBW zuhause+ App sehen Sie jederzeit die aktuellen Börsenpreise – und ab 14 Uhr auch die Preisentwicklung für den nächsten Tag. So können Sie Ihren Stromverbrauch gezielt planen und auf günstige Zeitfenster verlagern.

Noch komfortabler wird es mit dem EnBW Energie Manager, der in der zuhause+ App bereits für Kund*innen mit dynamischen Stromtarif verfügbar ist. Die Anwendung übernimmt das intelligente Energiemanagement für Sie: Sie legen einmal fest, bis wann Ihr E-Auto geladen sein soll – den Rest regelt der Energie Manager automatisch. Er startet den Ladevorgang genau dann, wenn der Strompreis niedrig ist, und sorgt dafür, dass Ihr Auto rechtzeitig einsatzbereit ist.

Im Kern handelt es sich beim Energie Manager um ein Heim-Energiemanagement-System (HEMS). Hier lassen sich auch weitere große Verbraucher wie Wärmepumpen – mit Modellen von Viessmann funktioniert das bereits – in das System einbinden, um den gesamten Energieverbrauch im Haushalt noch gezielter steuern zu können.

Energiemanagement leicht gemacht!

Mit unserem dynamischen Stromtarif nehmen Sie Verbrauch und Kosten selbst in die Hand.

Smart Charging unterwegs und im Unternehmen

Während beim Laden zuhause vor allem der Strompreis eine Rolle spielt, geht es beim Laden unterwegs – etwa an öffentlichen Ladesäulen oder beim Laden von Firmenflotten – vor allem um eines: die Stabilität des Stromnetzes. Wenn viele Fahrzeuge gleichzeitig laden, kann das zu Lastspitzen führen – also kurzfristig sehr hohem Stromverbrauch. Diese Spitzen sind nicht nur teuer, weil sie hohe Netzentgelte nach sich ziehen können, sondern stellen auch eine Belastung für die Infrastruktur dar.

E-Autos stehen an Ladepunkten in einer Tiefgarage.

In Tiefgaragen hilft dynamisches Lastmanagement dabei, die vorhandene Leistung auf alle Ladepunkte optimal zu verteilen – und so das Stromnetz nicht zu überlasten.

Statisches vs. dynamisches Lastmanagement

Besonders für Unternehmen, die mehrere E-Fahrzeuge gleichzeitig laden möchten, ist ein intelligentes Lademanagement daher entscheidend. Ziel ist es, die verfügbare Leistung möglichst effizient auf alle Fahrzeuge zu verteilen – ohne das Netz zu überlasten und ohne dass Fahrzeuge unnötig lange stehen müssen. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es zwei grundlegende Ansätze:

  • Statisches Lastmanagement: Hier wird jedem Ladepunkt eine feste Maximalleistung zugewiesen. Im Prinzip wird die gesamte verfügbare Netzkapazität gleichmäßig unter den Ladepunkten aufgeteilt. Das ist einfach umzusetzen, aber wenig flexibel – denn auch wenn gerade nur ein Fahrzeug lädt, bleibt die restliche Leistung ungenutzt.
  • Dynamisches Lastmanagement: Bei diesem Ansatz wird die verfügbare Gesamtleistung in Echtzeit auf alle Ladepunkte verteilt – je nach Bedarf, Ladezustand (nur bei DC-Laden mit CCS-Stecker) und Netzsituation erfolgt so eine automatische Anpassung über alle Ladepunkte hinweg. So kann effizient geladen werden, ohne das Stromnetz zu überlasten. Besonders bei wechselnder Auslastung (z. B. in Tiefgaragen oder bei Fuhrparks) ist das ein großer Vorteil.

Was ist heute schon möglich?

Die gute Nachricht: Viele gewerbliche Ladesysteme sind heute bereits in der Lage, statisches Lastmanagement umzusetzen – teils auch mit einfachen Mitteln. So ermöglichen beispielsweise Wallboxen von ABL, KEBA oder Mennekes, die Ladeleistung pro Ladepunkt fest zu definieren. Das ist besonders für kleinere Anlagen wie Tiefgaragen, Hotelparkplätze oder Unternehmensstandorte mit wenigen Ladepunkten eine praktikable Lösung. Auch viele Heimlösungen für Ein- und Mehrfamilienhäuser bieten bereits statische Begrenzungen, um die Anschlussleistung nicht zu überschreiten.

Dynamisches Lastmanagement geht einen Schritt weiter: Hier wird die verfügbare Gesamtleistung intelligent auf alle Ladepunkte verteilt – in Echtzeit und je nach aktueller Netz- und Bedarfssituation. Technologisch ist das heute bereits möglich. Verschiedene Anbieter wie zum Beispiel Charge Here bieten Systeme an, die sich zum Beispiel in gewerbliche Ladeinfrastrukturen integrieren lassen. So können beispielsweise zehn Fahrzeuge gleichzeitig laden – ohne die Netzanschlussleistung dauerhaft zu überlasten.

bulk

Dynamisches Lastmanagement bei der EnBW

Auch die EnBW setzt natürlich auf dynamisches Lastmanagement – in unseren Schnellladeparks kann auf diese Weise an jedem Ladepunkt mit der maximal möglichen Leistung von bis zu 400 Kilowatt (kW) geladen werden, ohne dass die Gesamtbelastung des Netzes überschritten wird.

Damit das Lastmanagement nicht „blind“ arbeitet, muss es allerdings wissen, wie viel Strom im Gebäude gerade verbraucht wird – etwa durch weitere Großverbraucher wie Wärmepumpe, Klimaanlagen oder Maschinen. Auch eigenerzeugter Solarstrom oder ein Batteriespeicher sollten berücksichtigt werden. Dafür ist eine Anbindung an das zentrale Energiemanagement des Standorts nötig – über eine Gebäudeleittechnik oder ein Energiemanagement-System (EMS).

Gerade bei größeren Ladeparks, z. B. auf Firmengeländen oder Rastplätzen, sollte außerdem der Netzbetreiber einbezogen werden – insbesondere, wenn der vorhandene Anschluss keine hohen Lasten zulässt.

Viele Unternehmen, etliche Stadtwerke oder einige Flottenbetreiber profitieren bereits heute von diesen Lösungen. Mittelfristig wird sich dynamisches Lastmanagement aber auch in kleineren Anlagen durchsetzen – etwa in Mehrfamilienhäusern, auf Hotelparkplätzen oder bei Handwerksbetrieben mit mehreren E-Fahrzeugen.

Laden und profitieren im Doppelpack

Sichern Sie sich jetzt unser attraktives E-Mobilitäts-Komfort-Paket fürs Laden zuhause und unterwegs!

 

Blick in die Zukunft: E-Autos als Teil des Stromnetzes

Smart Charging lässt sich also heute schon als ein wichtiger Baustein der Energiewende ansehen – doch das Potenzial geht noch weiter. Mit Vehicle-to-Grid, kurz V2G, rückt das E-Auto selbst als aktiver Teil des Energiesystems in den Fokus. Statt Strom nur aufzunehmen, kann es künftig auch welchen zurück ins Haus oder ins öffentliche Netz einspeisen.

Das Prinzip hinter dem sogenannten „bidirektionalen Laden“: Die Batterie des Fahrzeugs dient nicht nur als mobiler Speicher, sondern als flexible Energiequelle, die bei Bedarf kurzfristig Strom bereitstellt – etwa in Zeiten hoher Netzlast oder bei geringer Einspeisung aus erneuerbaren Quellen. So könnte ein E-Auto tagsüber mit Solarstrom geladen werden und abends das Haus mit Strom versorgen, wenn die Sonne nicht mehr scheint.

Visualisierung der V2G-Technologie anhand einer Stadt mit vielen Lichtern und einem Sonnenuntergang im Hintergrund.

Eine Vision, die schon bald Realität sein könnte: Dank V2G-Technologie werden E-Autos zum (physischen) Bestandteil des Stromnetzes.

Einige Fahrzeuge ermöglichen bereits heute eine einfachere Variante dieses Prinzips – die sogenannte Vehicle-to-Load-Funktion (V2L). Dabei lässt sich über eine spezielle Steckdose am Fahrzeug Strom für einzelne Geräte bereitstellen, z. B. für E-Bikes, Laptops oder sogar eine Kaffeemaschine beim Camping. Auch ein anderes E-Auto könnte so bei Bedarf mit Strom versorgt werden. Der Strom kommt dabei direkt aus der Antriebsbatterie des Fahrzeugs – das Auto wird so zum mobilen Energieversorger.

Etwas weiter geht die Vehicle-to-Home-Funktion (V2H), die etwa vom Nissan Leaf oder dem Ford F-150 Lightning unterstützt wird (das Feature ist auch für den neuen BMW iX3 angekündigt). Bei V2H kann der gespeicherte Strom nicht nur einzelne Geräte, sondern das gesamte Haus mit Energie versorgen – beispielsweise bei einem Stromausfall oder um am Abend Solarstrom vom Tag zu nutzen. Eine Rückspeisung ins öffentliche Netz, wie sie bei V2G vorgesehen ist, ist bei V2H jedoch noch nicht möglich. Für den Einsatz als echter Netzspeicher sind weitere technische und regulatorische Voraussetzungen nötig.

Derzeit befindet sich V2G aber bereits in der Erprobung – unter anderem in Pilotprojekten von Automobilherstellern, Netzbetreibern und Energieunternehmen. Zu den wichtigsten zählen:

  • Deutschland:
    2025 startete ein großes Pilotprojekt unter Leitung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit Beteiligung von BMW, mehreren Netzbetreibern (Bayernwerk Netz, EWE Netz, Lechwerke AG, Tennet, Transnet BW) und Energieunternehmen (Maingau Energie, Octopus Energy, The Mobility House). Ziel ist die netzdienliche Steuerung von bidirektionalem Laden und Entladen von E-Autos über alle Netzebenen hinweg. Koordiniert wird das Projekt von der TU München und der „European Coalition of the Willing for Bidirectional Charging“.
  • Frankreich:
    Seit 2018 laufen verschiedene V2G-Pilotprojekte, unter anderem mit Renault. 2024 startete ein kommerzielles V2G-Programm mit dem Renault 5, Mobilize und der PowerBox Verso Ladestation, bei dem E-Autos aktiv am Energiemarkt teilnehmen und Strom ins Netz zurückspeisen können.
  • Niederlande:
    In Utrecht wurde mit „We Drive Solar“ das erste groß angelegte Carsharing mit V2G-Technologie gestartet. Renault stellt 500 R5 E-Tech Fahrzeuge bereit, die über bidirektionale AC-Ladestationen Strom ins Netz einspeisen können. Das Projekt wird gemeinsam mit MyWheels und der Stadt Utrecht durchgeführt.
  • Großbritannien:
    Mehrere V2G-Testprojekte wurden bereits durchgeführt, insbesondere mit Nissan. Ab 2025 ist die breite Einführung von V2G mit Unterstützung von Nissan und weiteren Partnern geplant.
  • Australien:
    Essential Energy, CSIRO und AusEV haben mit dem Ford F-150 Lightning und Nissan Leaf V2G in Praxistests erprobt. Die Technologie soll bald für viele Modelle und das gesamte Netz verfügbar sein.
  • China:
    2024 starteten in neun Städten, darunter Shanghai, groß angelegte V2G-Pilotprojekte. Ziel ist es, E-Autos als Pufferspeicher zur Netzstabilisierung zu nutzen. In Shanghai sind 19 Fahrzeuge von zehn Herstellern und 13 V2G-Ladestationen im Testeinsatz.

Allerdings fehlen noch verbindliche Standards für die Kommunikation, die rechtliche Einbindung in das Strommarktsystem und geeignete Abrechnungsmodelle. Aktuelle Entwicklungen wie die geplante europäische Marktreform und die Einführung von Time-of-Use-Tarifierungen – also zeitabhängigen Strompreismodellen – schaffen jedoch neue wirtschaftliche Anreize für V2G. So könnte man das E-Auto nachts zuhause günstig laden, tagsüber wird dann – gegen Bezahlung – am Bürostandort der Strom zurück ins Netz gespeist. Dadurch sinken die Netzkosten – und die Stromrechnung wird billiger.

Fazit: Smart Charging lohnt sich schon heute

Ob zuhause oder unterwegs – intelligentes Laden macht Elektromobilität effizienter, günstiger und nachhaltiger. Wer heute schon auf Smart Charging setzt, kann Stromkosten senken, erneuerbare Energien besser nutzen und das Stromnetz entlasten. Im privaten Bereich lohnt sich die Kombination aus PV-Anlage, Stromspeicher, dynamischem Tarif und digitaler Steuerung besonders – ermöglicht sie doch eine flexible, kostengünstige Nutzung von Energie im Alltag.

Für Unternehmen und größere Ladeinfrastrukturen ist vor allem dynamisches Lastmanagement der Schlüssel: Es vermeidet teure Lastspitzen, holt das Maximum aus dem bestehenden Netzanschluss heraus und schafft natürlich auch Planungssicherheit. Darüber hinaus wird mit Blick auf Technologien wie Vehicle-to-Grid klar: Durch bidirektionale Ladefähigkeit wird sich das E-Auto als ein fester Bestandteil der Energiewelt von morgen etablieren.

Neugierig auf die EnBW Energiewelt?

Entdecken Sie unsere vernetzen Produkte & Services, die perfekt zu Ihrem Leben passen.