Sie bauen neu oder möchten Ihr Dach modernisieren? Dann lohnt sich ein genauer Blick auf Indach-PV-Anlagen. Diese Systeme produzieren nicht nur Solarstrom, sondern ersetzen auch die klassische Dacheindeckung – denn die Module sind direkt ins Dach integriert. Dadurch kommen Indach-Lösungen ohne sichtbare Halterungen oder aufgesetzte Gestelle aus – und wirken besonders hochwertig.
Was ist eine Indach-PV-Anlage?
In der Funktionsweise unterscheiden sich Indach-PV-Anlagen nicht von der klassischen Aufdach-Photovoltaik. Beide Varianten wandeln mithilfe von Solarzellen Sonnenlicht in elektrische Energie um. Doch technisch gesehen gibt es einige Besonderheiten. Während bei Aufdach-Systemen die Solarmodule auf den vorhandenen Dachziegeln montiert werden, sind sie bei Indach-PV-Anlagen direkt in die Dachfläche integriert. Da es keine klassische Ziegeldeckung mehr gibt, übernehmen stattdessen die Module selbst den Schutz vor Regen, Schnee und Wind.
Befestigt werden Indach-PV-Anlagen auf speziellen Unterkonstruktionen mit Dichtprofilen und Einfassblechen, die Feuchtigkeit ableiten. Einige Systeme sind modular aufgebaut, sodass sich auch Gauben, Dachfenster oder Dachabschnitte mit unterschiedlicher Belastung – etwa mit höherer oder geringerer Schneelast – individuell berücksichtigen lassen.
Bei Indach-PV-Anlagen werden die Dachziegel zum Teil durch die Solarmodule ersetzt.
Allerdings bringt das System einige Anforderungen mit sich: Ideal sind Steil- oder Satteldächer mit Ziegeldeckung und einem Neigungswinkel von mindestens 20 Grad. Flachdächer, zu flache Pultdächer oder Blech- bzw. Bitumendächer eignen sich nicht oder lassen sich nur mit großem Mehraufwand nutzen – etwa durch teure Solardachziegel. Aber: Auch für Flachdächer gibt es interessante PV-Lösungen.
Ein weiterer Punkt ist die Wärmeentwicklung: Da Indach-Module bündig im Dach liegen, ist die Luftzirkulation, die zur Kühlung beiträgt, geringer als bei Aufdachanlagen – obwohl durchaus eine gewisse Hinterlüftung vorhanden ist. Das kann vor allem im Sommer zu höheren Zelltemperaturen führen und den Wirkungsgrad leicht senken – realistisch sind Einbußen von 2 bis 5 %. Hochwertige Systeme gleichen das jedoch oft durch eine optimierte Wärmeableitung aus.
Trotzdem müssen Sie bei der Leistung keine großen Abstriche machen. Moderne Indach-Module erreichen heute Wirkungsgrade von 18 bis 21 % – das heißt: Rund ein Fünftel der Sonnenenergie wird in Strom umgewandelt. Eine 10 kWp-Anlage erzeugt jährlich etwa 9.000 bis 11.000 kWh – genug, um einen Vierpersonenhaushalt größtenteils zu versorgen.
Vorteile und Nachteile von Indach-PV auf einen Blick
Wir haben die Vor- und Nachteile für Sie noch einmal übersichtlich zusammengefasst:
Vorteile |
Nachteile |
Optisch ansprechende Integration ins Dach |
Anschaffung und Installation ca. 10–20 % teurer als bei Aufdach-Modulen |
Dient gleichzeitig als Dacheindeckung |
Etwas geringerer Wirkungsgrad durch reduzierte Belüftung |
Ideal bei Neubauten oder Dachsanierungen |
Komplexere Planung und Montage |
Einsparung bei Dachziegeln möglich |
Nachrüstung bei Bestandsdächern aufwendiger |
Schutz vor Witterung wie bei herkömmlicher Dacheindeckung |
Nicht für alle Dachformen und -neigungen geeignet |
Indach: Sowohl für Neubau als auch bei Sanierung
Am meisten Sinn ergibt eine Indach-PV-Anlage beim Neubau. Denn hier wird das Dach ohnehin neu eingedeckt – die Solarmodule ersetzen direkt die Dachziegel und fügen sich von Anfang an in die Gebäudeplanung ein. So lassen sich Mehrkosten im Vergleich zur Aufdachvariante deutlich reduzieren, da keine doppelte Eindeckung nötig ist.
Doch auch bei einer umfangreichen Dachsanierung kann sich eine Indach-Lösung lohnen – insbesondere, wenn ohnehin eine neue Dacheindeckung ansteht. Hier punktet das System doppelt: Es bringt nicht nur eine optisch moderne Lösung, sondern reduziert auch die Materialkosten für klassische Ziegel oder Platten. Laut Expert*innen lassen sich so beim Neubau oder bei einer Komplettsanierung rund 6.000 bis 8.000 Euro einsparen, die sonst für Dachziegel und deren Verlegung anfallen würden.
Wichtig: Bei Bestandsgebäuden ist eine gründliche Prüfung der Dachstatik und -neigung notwendig. Nicht jedes Dach eignet sich für eine nachträgliche Integration. Die Kosten liegen hier häufig höher, da bestehende Strukturen angepasst und zusätzliche Abdichtungsmaßnahmen nötig werden. Trotzdem kann sich die Investition langfristig lohnen – besonders dann, wenn Sie möglichst viel Solarstrom selbst nutzen und einen Stromspeicher einsetzen möchten.
Indach-Lösungen kommen zwar häufig bei Neubauten zum Einsatz, doch auch bei kompletten Dachsanierungen sind sie eine Überlegung wert.
Kosten und Förderung von Indach-PV-Anlagen
Wie erwähnt, sind Indach-PV-Anlagen in der Anschaffung und Montage etwas teurer als herkömmliche Aufdach-Systeme – im Schnitt kosten sie etwa 20 % mehr. Der Preis pro installiertem Kilowattpeak (kWp) liegt aktuell bei 1.800 bis 2.100 Euro, abhängig von System, Modultyp und Dach. Eine Anlage mit 8 kWp kann also rund 15.000 bis 17.000 Euro kosten.
Dafür sparen Sie jedoch die Kosten für Dachziegel, Unterkonstruktion und deren Verlegung – bei einem Neubau oder einer Komplettsanierung können das schnell 6.000 bis 8.000 Euro sein. In diesen Fällen ist es möglich, dass die Gesamtkosten für die Indach-Anlage geringer ausfallen als die Kosten für ein Aufdach-System, bei dem außerdem ein Dach neu eingedeckt werden muss.
Hinzu kommen laufende Einsparungen durch den selbst erzeugten Strom. Ein Vierpersonenhaushalt kann mit einer 8–10 kWp Anlage plus Speicher etwa 70 % des eigenen Strombedarfs decken – ein spürbarer Vorteil.
Staatliche Förderungen machen die Investition in eine Indach-PV-Anlage noch attraktiver – vor allem in Kombination mit einem Stromspeicher. So bietet die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) zinsgünstige Kredite für eine Finanzierung der PV-Anlage, die bis zu 100 % der Investitionskosten abdecken – inklusive Planung, Montage und Netzanschluss. Die Rückzahlung erfolgt flexibel über mehrere Jahre.
Dazu kommt die gesetzlich garantierte Einspeisevergütung: Wer einen Teil seines Stroms selbst nutzt und den Rest einspeist, erhält (für neue Anlagen) seit August 2025 7,86 Cent pro kWh. Wer komplett ins Netz einspeist, bekommt sogar 12,47 Cent pro kWh – und das für 20 Jahre garantiert.
Auch die steuerlichen Vorteile sind zu beachten: Für Anlagen bis 30 kWp entfällt dauerhaft die Umsatzsteuer auf Anschaffung und Betrieb – und auch die Einkommensteuer auf Einnahmen aus der Einspeisung wird nicht erhoben. Das senkt die Einstiegshürde für private Haushalte deutlich.
Nicht zu vergessen: Viele Städte und Länder fördern zusätzlich mit Zuschüssen – etwa für Batteriespeicher und kombinierte Solar-Lösungen oder sie bieten Einmalzuschüsse pro kWh Speicherkapazität. Diese Programme lassen sich meist problemlos mit den bundesweiten Förderungen kombinieren.
Auch für Carports und Garagen sind Indach-PV-Lösungen durchaus interessant.
Fazit: Wann eine Indach-PV-Anlage sinnvoll ist
Eine Indach-PV-Anlage lohnt sich vor allem dann, wenn ohnehin ein neues Dach geplant ist – etwa beim Neubau oder einer umfassenden Sanierung. Denn: Die Module ersetzen direkt die Dacheindeckung. Das spart Material sowie Arbeitszeit und bringt gleichzeitig eine moderne Optik aufs Haus. In diesem Artikel erklären wir übrigens, warum PV-Anlagen generell eine sinnvolle Investition darstellen.
Auch technisch sind Indach-Systeme heute auf einem sehr guten Stand. Zwar fällt der Wirkungsgrad durch die geringere Belüftung etwas niedriger aus als bei Aufdachanlagen – im Alltag spielt das aber kaum eine Rolle. Dafür punkten sie mit Langlebigkeit, stabilem Witterungsschutz und einem besonders harmonischen Gesamtbild.
Unser Tipp: Wer auf Design, Funktion und nachhaltige Stromproduktion setzt, sollte die Indach-Variante unbedingt in die Planung einbeziehen. Die etwas höheren Kosten zahlen sich durch Einsparungen, Förderungen und Eigenverbrauch meist schneller aus als gedacht.
Auch bei einer Indach-PV-Anlage sind bestimmte bürokratische Schritte notwendig. Was dazu wichtig ist, erfahren Sie im Artikel „Photovoltaikanlage anmelden: Schritt für Schritt zum eigenen Solarstrom“.