Wärmepumpe: 5 Mythen auf dem Prüfstand

Wärmepumpen liegen im Trend, aktuellen Verunsicherungen und negativen Schlagzeilen zum Trotz. Gleichwohl ranken sich um die Technik noch immer viele Mythen wie zum Beispiel: „Wärmepumpen eignen sich nicht für Bestandsgebäude“, „In kälteren Regionen funktionieren sie nicht“ oder „Sie sind Stromfresser“. Wir stellen einige Wärmepumpen-Mythen auf die Probe.

Neben energetischen Sanierungen sind Wärmepumpen ein wichtiger Baustein in Richtung klimafreundliches Heizen und Kühlen. Doch noch immer sind viele Vorurteile über die Technik im Umlauf, die sich bei genauerer Betrachtung als falsch herausstellen. Wir haben uns fünf „Mythen“ über die Wärmepumpen-Technik einmal genauer angesehen.


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Mythos 1: „Wärmepumpen eignen sich nur für Neubauten“

Eine Wärmepumpe arbeitet am effizientesten, wenn sie bei niedrigeren Vorlauftemperaturen betrieben wird, wie sie typischerweise in neu gebauten, gut gedämmten Gebäuden, am besten mit Fußbodenheizungssystemen, vorkommen. Und ja, ältere Gebäude sind oft mit Heizkörpern ausgestattet, die für höhere Vorlauftemperaturen ausgelegt sind. Wie aber das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) betont, können bereits Standard-Wärmepumpen die notwendigen Vorlauftemperaturen von 55 bis 60 Grad Celsius problemlos liefern und zudem effizient arbeiten.

Mythos 2: „Wärmepumpen funktionieren nicht, wenn es draußen kalt ist“

Es gibt verschiedene Arten von Wärmepumpen, ihre Effizienz bei niedrigen Temperaturen variiert. Zum Beispiel sind Luftwärmepumpen bei sehr niedrigen Außenlufttemperaturen weniger effizient als Erdwärme- oder Grundwasserwärmepumpen, die die Wärme aus dem Erdreich ziehen, wo die Temperaturen über das Jahr hinweg relativ konstant bleiben.

Die Technologie von Wärmepumpen hat sich zudem in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt. Moderne Geräte, insbesondere Luftwärmepumpen mit Inverter-Technologie, sind in der Lage, auch bei sehr niedrigen Temperaturen ihren Dienst zu verrichten – oft bis zu minus 20 Grad Celsius oder sogar darunter. Dazu kommt: Solche extremen Kältephasen sind in Deutschland sehr selten und wirken sich auf die Gesamtbilanz nur wenig aus.

Wärmepumpe vor einer Mauer im Winter.

Auch im Winter lassen sich Wärmepumpen in der Regel effizient einsetzen.

Denn im Jahresmittel arbeiten die Wärmepumpen sehr effizient. Das belegen nicht nur konkrete Felddaten aus mehreren Ländern, sondern auch der Wärmepumpen-Boom in skandinavischen Ländern wie Norwegen, in denen die Technik trotz eisiger Winter bereits weit verbreitet ist.

Mythos 3: „Wärmepumpen sind Stromfresser“

Wärmepumpen benötigen Strom, um zu funktionieren. Und je höher die Vorlauftemperatur, desto mehr Strom wird auch verbraucht. Übliche Verbrauchswerte für ein Haus mit 160 Quadratmetern Wohnfläche liegen zwischen 4.000 und 6.000 Kilowattstunden Strom. Aber selbst bei hohen Vorlauftemperaturen sind Wärmepumpen keine „Stromfresser“, wenn man die energetische Gesamtbilanz betrachtet.

Wärmepumpe vor einem Haus, umgeben von heruntergefallenen Blättern.

In der energetischen Gesamtbilanz erweisen sich Wärmepumpe nicht als „Stromfresser“, sondern sparen bares Geld.

Denn Strom verbrauchen Wärmepumpen für den Betrieb der technischen Komponenten (Kompressor, Ventilatoren), sie heizen aber nicht mit Strom. Die Heizenergie wird aus der Umwelt gewonnen, je nach Art der Wärmepumpe aus dem Grundwasser, dem Erdreich oder der Umgebungsluft – und das wie erwähnt sehr effizient.

Das zeigt sich direkt in den Betriebskosten: Wie die Verbraucherzentrale ausgerechnet hat, zahlen Haushalte mit einem Jahresverbrauch von 25.000 Kilowattstunden Gas rund 900 Euro mehr, als wenn sie eine Wärmepumpe nutzen würden. Und der Thinktank Agora Energiewende hat ermittelt: „Selbst bei der Wärmepumpe mit einem eher niedrigen Effizienzwert von 2,5 und dem vergleichsweise niedrigen Gaspreis von Januar 2022 sind die Betriebskosten niedriger als die eines Gaskessels.“

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Mythos 4: „Wärmepumpen sind in Wahrheit CO2-Schleudern“

Die CO2-Emissionen einer Wärmepumpe hängen stark davon ab, wie der genutzte Strom erzeugt wird. Stammt er aus erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne oder Wasserkraft, ist der CO2-Ausstoß von Wärmepumpen sehr gering. Selbst wenn der Strom aus konventionellen Quellen stammt, ist der CO2-Wert einer Wärmepumpe immer noch geringer als der von Heizsystemen, die fossile Brennstoffe nutzen.

Ein Hausdach mit einer Solaranlage.

In Verbindung mit einer Photovoltaik-Anlage können Wärmepumpen den CO2-Ausstoß erheblich reduzieren.

Laut Agora Energiewende, einer Denkfabrik, die nach Lösungen für die Energiewende in Deutschland sucht, kann eine Luftwärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl (JAZ) von 3,1 im aktuellen Strommix CO2-Einsparungen in Höhe von 41 Prozent erzielen. (Die JAZ gibt die tatsächliche Effizienz im realen Betrieb an und wird erst nach Einbau der konkreten Wärmepumpe ermittelt.) Selbst bei einer JAZ von 2,5 liegt die CO2-Minderung bei 27 Prozent. Und in Kopplung mit einer PV-Anlage lassen sich CO2-Emissionen (und Stromkosten) der Wärmepumpe weiter senken.

Mythos 5: „Wärmepumpen müssen immer laufen“

In der Regel ergibt es nur selten Sinn, die Wärmepumpe manuell auszuschalten. Doch heißt das nicht, dass das Gerät dauerhaft in Betrieb ist.

  • Regelungstechnik: Moderne Wärmepumpen sind mit fortschrittlicher Regelungstechnik ausgestattet, die den Betrieb der Wärmepumpe je nach Bedarf steuert. Wenn der Wärmebedarf im Gebäude gedeckt ist, schaltet die Regelung die Wärmepumpe ab.
  • Inverter-Technologie: Viele moderne Wärmepumpen verfügen über die sog. „Inverter-Technologie“, die es der Wärmepumpe ermöglicht, die Leistung stufenlos anzupassen. Anstatt ständig sich ein- und auszuschalten, läuft die Wärmepumpe bei reduziertem Bedarf mit verminderter Leistung, was den Energieverbrauch (und den Verschleiß) reduziert.
  • Heizkurve: Die Wärmepumpe wird so eingestellt, dass sie die Vorlauftemperatur des Heizsystems in Abhängigkeit von der Außentemperatur regelt. Bei wärmeren Temperaturen wird die Wärmepumpe weniger oder gar nicht laufen, da der Heizbedarf geringer ist.
  • Pufferspeicher: Viele Wärmepumpensysteme sind mit einem Pufferspeicher ausgestattet. Dieser speichert die von der Wärmepumpe erzeugte Wärme und gibt sie bei Bedarf an das Heizsystem ab. Dadurch muss die Wärmepumpe nicht ständig laufen, sondern nur, wenn der Pufferspeicher aufgeladen werden muss.
  • Sommerbetrieb: In den wärmeren Monaten, wenn keine Heizung benötigt wird, kann die Wärmepumpe ganz ausgeschaltet werden, es sei denn, sie wird für die Warmwasserbereitung verwendet.

Ein weiterer Mythos lautet, dass Wärmepumpen viel zu laut seien. Vor allem Luftwärmepumpen können zu Streit in der Nachbarschaft führen. Wir haben wichtige Informationen zur „Lautstärke einer Wärmepumpe“ gesammelt und geben Tipps, wie man konkret den Geräuschpegel senken kann.

Fazit: Mythen über Wärmepumpen stimmen nicht

Die Betrachtung der fünf gängigsten Mythen über Wärmepumpen zeigt, dass es sich dabei tatsächlich um Vorurteile handelt, die (mittlerweile) nicht mehr stimmen. Dank einer sich immer weiter entwickelnden Technologie eigenen sich moderne Wärmepumpen mittlerweile auch für Bestandsgebäude, liefern auch bei sehr niedrigen Temperaturen ausreichend Wärme und verfügen über eine positive energetische Gesamtbilanz. Ein sich immer weiter in Richtung nachhaltiger Energie entwickelnder Strommix in Deutschland sorgt außerdem dafür, dass Wärmepumpen im Vergleich zu Heizsystemen auf Basis fossiler Brennstoffe wesentlich nachhaltiger heizen. Entsprechend sind Wärmepumpen eine ökologisch sinnvolle Alternative zu klassischen Heizsystemen.

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