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PPAs: Erzeuger und Abnehmer von Ökostrom profitieren

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Die EnBW baut das Geschäft mit PPAs aus. „Wir haben Anfragen von mittelständischen Unternehmen bis zu Großkonzernen, die ihre Nachhaltigkeits- und Klimaschutzambitionen weiter steigern“, so Peter Heydecker, Leiter des Geschäftsfelds Handel bei der EnBW.

Deutschland hat das Ziel, den Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bis 2030 auf 65 Prozent zu erhöhen – ein Plan, der ohne den massiven Ausbau von Erzeugungsanlagen und eine höhere Nachfrage von Großverbrauchern aus Industrie und Gewerbe nicht zu erreichen ist. Der Wunsch nach stabilen Strompreisen, die jährlich zunehmende CO₂-Bepreisung von fossilen Energieträgern und die damit einhergehende Herausforderung, eigene Produktionsprozesse möglichst weitgehend zu dekarbonisieren, lassen bei Unternehmen den Bedarf an Strom aus erneuerbaren Energien jedoch steigen. Damit nimmt auch das Interesse an Power Purchase Agreements (PPAs) zu. PPAs sind Strombezugsverträge für grünen Strom aus Bestandsanlagen und neuen Projekten wie Solar- und Offshore-Windparks, die keine EEG-Förderung erhalten.

Während langfristige Stromlieferverträge zwischen Erzeugern und Kunden von Ökostrom in anderen europäischen Ländern – insbesondere im skandinavischen Raum – bereits etabliert sind, reifte das Geschäftsmodell in Deutschland erst heran und stellt mittlerweile ein etabliertes Instrument im Energiemarkt dar. Das Potenzial ist groß: „PPAs haben sich zu einem der zentralen Instrumente der Energiewende entwickelt“, meint Peter Heydecker, Leiter des Geschäftsfelds Handel bei der EnBW. Die EnBW baut das Geschäft mit PPAs seit einigen Jahren stetig aus. Für Unternehmen sei es zunehmend attraktiv, ihren Energiebedarf nicht über den klassischen Energiehandel und damit im Zweifel mit sogenanntem „Graustrom“ zu decken, sondern PPAs für Ökostrom abzuschließen. „Wir haben Anfragen von mittelständischen Unternehmen bis zu Großkonzernen, die ihre Nachhaltigkeits- und Klimaschutzambitionen weiter steigern“, so Heydecker.

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Bau von förderfreien Solarparks dank PPAs

Solarpark Weesow-Willmersdorf in der Bauphase (Bild: EnBW / Fotograf: Paul Langrock)

Nicht nur für Unternehmen bieten PPAs Vorteile. Auch die Energiewende insgesamt profitiert von den langfristigen Strombezugsverträgen, sie unterstützen den Bau von Erzeugungsanlagen für Ökostrom. Bereits vor vier Jahren hat die EnBW beispielsweise den ersten langfristigen Strom¬abnahme¬vertrag für einen subventionsfreien Solarpark in Deutschland abgeschlossen und damit die Voraussetzung für die Finanzierungszusage des Projekts geschaffen: 15 Jahre lang übernimmt die EnBW als Vermittler zwischen Betreiber und Stromabnehmern 100 Prozent des Ökostroms, der künftig in einem 85 Megawatt (MW) leistungsstarken Solarpark östlich von Rostock entsteht.

Im spanischen Andalusien kam 2021 ein PPA mit dem Hamburger Solar- und Windparkbetreiber Blue Elephant Energy AG (BEE) zustande: Dort bezieht die EnBW für zehn Jahre grünen Strom aus einem 150 MW großen Solarprojekt – genug Strom, um rechnerisch den Jahresbedarf von rund 95.000 Haushalten decken zu können. „Mit unserer langjährigen Erfahrung sowohl auf Erzeugungs- als auch auf Handelsseite sehen wir gute Vermarktungsmöglichkeiten im spanischen Großhandelsmarkt wie auch für kundenspezifische Lösungen“, erklärt EnBW-Tradingchef Heydecker. „PPAs sind für uns der Schlüssel zwischen der Ökostromproduktion und den Kunden.“

Mit dem Werkstoffhersteller Covestro hat die EnBW im Dezember 2021 ein PPA unterzeichnet. Damit sichert sich Covestro 63 MW Leistung des insgesamt 187 MW starken EnBW-Solarparks „Weesow-Willmersdorf“ in Brandenburg. Die von der EnBW betriebene Anlage ist der größte Solarpark in Deutschland und kommt ohne staatliche EEG-Förderung aus. Covestro setzt den Solarstrom die nächsten 15 Jahre an seinen Standorten Dormagen und Krefeld-Uerdingen vorrangig für die Produktion nachhaltiger Kunststoffe aus alternativen Rohstoffen ein – und kommt damit seinem Ziel näher, sich mit erneuerbaren Energien klimaneutral aufzustellen.

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PPAs für förderfreien Offshore-Strom

Offshore-Windpark EnBW Baltic 2 in der Bauphase (Bild: EnBW)

Vier große Stromabnahmeverträge hat die EnBW bereits für den insgesamt 900 MW starken Windpark „He Dreiht“ bekanntgegeben, der rund 90 Kilometer nordwestlich von Borkum und ungefähr 110 Kilometer westlich von Helgoland entsteht und 2025 in Betrieb gehen soll. Der rund 60 Windturbinenanlagen starke Park zählt derzeit zu den europaweit größten Projekten der Energiewende. Erstmals sollen Turbinen mit einer Leistung von 15 Megawatt zum Einsatz kommen. Zum Vergleich: Deutschlands erster Offshore-Windpark, der 2011 errichtete EnBW Baltic 1, verfügt pro Turbine über 2,3 Megawatt Leistung.

Die Fraport AG hat sich den Bezug von 85 MW Windenergie-Leistung per PPA gesichert – ab dem zweiten Halbjahr 2026 und über eine Laufzeit von 15 Jahren. Die börsennotierte Betreibergesellschaft des Flughafens Frankfurt treibt mit dem langfristigen Stromabnahmevertrag die Dekarbonisierung des Unternehmens voran. „Bis 2045 möchten wir am Flughafen Frankfurt CO₂-frei werden. Die erworbene Leistung aus dem neuen Offshore-Windpark wird uns hierbei entscheidend voranbringen“, so der Vorstandsvorsitzende Dr. Stefan Schulte bei der Vertragsunterzeichnung. Im Vergleich zu einer herkömmlichen Stromversorgung ergebe sich durch die Vereinbarung ein Einsparpotenzial von bis zu 80.000 Tonnen CO₂ pro Jahr.

Das Spezialchemieunternehmen Evonik bezieht ebenfalls ab 2026 Ökostrom aus „He Dreiht“ – mit immerhin 150 MW sichert sich der Konzern mehr als ein Drittel seines Strombedarfs in Europa. Über eine Laufzeit von 15 Jahren kann Evonik mit dem Strom aus dem Offshore-Windpark seine Emissionen im Strombezug um 150.000 Tonnen CO₂ pro Jahr senken. Evonik hatte 2022 zunächst einen Stromliefervertrag über 100 MW abgeschlossen und Anfang 2023 das Volumen durch einen zweiten Vertrag um weitere 50 MW gesteigert.

Zu den künftigen Großbeziehern von „He Dreiht“-Ökostrom zählt auch die zur Salzgitter-Gruppe gehörende Salzgitter Flachstahl GmbH mit einem PPA für 15 Jahre über 50 MW. Hier soll der Strom vor allem dazu dienen, über die Erzeugung von grünem Wasserstoff als Energieträger die Produktion von nahezu CO₂-freiem Stahl zu ermöglichen. Grüner Wasserstoff gilt als Eckpfeiler der Energiewende und soll auch energieintensiven Unternehmen ermöglichen, anspruchsvolle Klimaziele zu erreichen.

Ebenfalls für 15 Jahre hat sich das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen Robert Bosch GmbH mit Sitz in Stuttgart den Bezug von 50 MW der „He Dreiht“-Leistung per PPA gesichert.

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„Ein Segen für den Klimaschutz“

Das Interesse an PPAs wird aus Sicht der EnBW auch bei anderen Großverbrauchern von Strom in den nächsten Jahren signifikant zunehmen: „Und zwar in allen Branchen – von der Automobil- bis zur Chemieindustrie“, so Heydecker. Langfristige Strombezugsverträge unterstützten zunehmend den Bau von Erzeugungsanlagen für Ökostrom. „PPAs treiben den Ausbau der erneuerbaren Energien voran und sind damit ein Segen für den Klimaschutz.“

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