Neckarwestheim: Beide Blöcke sind im Rückbau
Das Kernkraftwerk Neckarwestheim liegt zehn Kilometer südlich von Heilbronn auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs direkt am Neckar. Wir haben dort mit zwei Druckwasserreaktoren insgesamt über 576 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert – mit Block I von 1976 bis 2011 und mit Block II von 1989 bis 2023. Beide Anlagen am Standort befinden sich mittlerweile im Rückbau: GKN I seit 2017 und GKN II seit 2023.
Wir gehen aktuell davon aus, dass die Abbauarbeiten, die im Geltungsbereich des Atomrechts erfolgen, für jeden Block etwa zehn bis 15 Jahre dauern werden – jeweils gerechnet ab dem Start des Rückbaus. Nach der Entlassung aus der atomrechtlichen Überwachung werden beide Blöcke nur noch konventionelle Industrieanlagen sein. Über den Umgang mit verbliebenen Gebäuden – also z.B. den Abriss oder die Nachnutzung von Bürogebäuden – kann dann entschieden werden.
Rückbau des Blocks GKN I
Der Rückbau von Block I in Neckarwestheim läuft seit 2017. GKN I war von den bundesweit acht Anlagen, die 2011 im Zuge der Energiewende abgeschaltet worden sind, die erste, die in den Rückbau gegangen ist. Dieser ist mittlerweile sehr weit fortgeschritten: Im konventionellen Maschinenhaus sind die Arbeiten bereits abgeschlossen und auch im Reaktorgebäude sind alle Großkomponenten – insbesondere der Reaktordruckbehälter als früheres Herz der Anlage – schon vollständig demontiert. Aktuell liegt dort der Fokus auf dem Abbau von Betonstrukturen innerhalb des Gebäudes. Alle verbrauchten Brennelemente wurden bereits von der Anlage in das staatliche Zwischenlager am Standort überführt. Aus formaler Sicht liegen uns alle Genehmigungen vor, um GKN I bis zur Entlassung aus der atomrechtlichen Überwachung abzubauen.
Rückbau des Blocks GKN II
Der Rückbau von Block II in Neckarwestheim (GKN II) hat im Mai 2023 begonnen. Die erforderliche Stilllegungs- und Abbaugenehmigung hatten wir noch vor der endgültigen Abschaltung der Anlage im April 2023 erhalten. Mit dieser Genehmigung liegen alle formalen Voraussetzungen vor, um die Anlage bis zur Entlassung aus der atomrechtlichen Überwachung zurückzubauen.
Erste größere Rückbau-Aktivität war im Sommer 2023 die Dekontamination des so genannten Primärkreises. Dabei wurde die aktivitätsführende Schicht auf der Innenoberfläche von Rohrleitungen und Komponenten gelöst und mit Hilfe von Filtern ausgetragen und gesammelt. Unter Strahlenschutzaspekten vereinfacht dieses Verfahren die ab dem Jahr 2024 geplante Demontage, Zerlegung und Bearbeitung der dekontaminierten Systeme erheblich und ist damit eine zentrale Voraussetzung für den weiteren Rückbau der Anlage.
Schematische Darstellung eines Druckwasserreaktors
Für die Primärkreisdekontamination im Block GKN II war eine Vielzahl an zusätzlichen Rohrleitungen und Pumpen erforderlich.