Kernkraftwerk Neckarwestheim (GKN)
Stromproduktion mit Block II
Das Kernkraftwerk Neckarwestheim (GKN) liegt zehn Kilometer südlich von Heilbronn auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs direkt am Neckar. Die EnBW produziert dort Strom mit einem Druckwasserreaktor (Block II). Block II ging 1989 ans Netz und hat eine elektrische Leistung von 1.400 Megawatt.
Im Jahr 2021 erzeugte die Anlage rund 11,2 Milliarden Kilowattstunden Strom. Damit deckt sie rechnerisch mehr als die Hälfte des Strombedarfs aller privaten Haushalte und etwa ein Sechstel des gesamten Stromverbrauchs in Baden-Württemberg. Im Atomgesetz ist vorgesehen, dass mit Block II noch maximal bis Ende 2022 Strom produziert werden darf. Spätestens dann geht die Anlage vom Netz. Die EnBW Kernkraft GmbH (EnKK) hat im Juli 2016 frühzeitig die Genehmigung für Stilllegung und Abbau von Block II beantragt, damit nach Ende der Stromproduktion möglichst umgehend mit dem Rückbau begonnen werden kann.
Anders als bei den meisten deutschen Kernkraftwerken kommt bei Block II ein Hybridkühlturm zum Einsatz. Dieser unterscheidet sich von Naturzug-Nasskühltürmen durch eine kompaktere Bauweise und geringere Höhe. Ein spezielles Verfahren sorgt beim darüber hinaus für eine deutlich geringere Schwadenbildung.
Stilllegung und Abbau von Block I
Am Standort Neckarwestheim befindet sich darüber hinaus ein weiterer Druckwasserreaktor (Block I). Block I ging 1976 in Betrieb und verfügte über eine elektrische Leistung von 840 Megawatt. Durch eine Änderung des Atomgesetzes endete im Jahr 2011 die Stromproduktion der Anlage. In 35 Betriebsjahren erzeugte Block I mehr als 201 Milliarden Kilowattstunden Strom und versorgte jährlich etwa 1,5 Millionen Haushalte. Die Anlage ersparte der Umwelt über 193 Millionen Tonnen des klimaschädlichen CO₂.
Im Februar 2017 hat die EnKK vom baden-württembergischen Umweltministerium die
Genehmigung zur Stilllegung und zum Abbau der Anlage erhalten und noch im gleichen Monat
mit den ersten Rückbauarbeiten begonnen. Damit ist GKN I die erste der bundesweit acht Anlagen, die 2011 im Zuge der Energiewende abgeschaltet wurden, die in den Rückbau gegangen ist. In ihrer aktuellen Abschätzung geht die EnKK davon aus, dass der Rückbau von GKN I etwa 10-15 Jahre dauern wird. Dies bezieht sich auf die Maßnahmen, die unter dem Regime des Atomrechts stattfinden. Nach der Entlassung aus dem Atomrecht wird GKN I nur noch eine konventionelle Industrieanlage sein. Über den Umgang mit verbliebenen Gebäuden – also z.B. den Abriss oder die Nachnutzung von Bürogebäuden – kann dann entschieden werden.
Rückbau-Infrastruktur in Neckarwestheim
Die EnBW hat zur Unterstützung des Rückbaus des ersten und später auch des zweiten Kraftwerksblocks in die Infrastruktur am Standort Neckarwestheim investiert und ein Reststoffbearbeitungszentrum (RBZ) und ein Standort-Abfalllager (SAL) auf dem Kraftwerksgelände errichtet. Das Standort-Abfalllager wurde – wie gesetzlich vorgesehen – im Jahr 2020 an die staatliche Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) als neue Betreiberin übergeben. Das Reststoffbearbeitungszentrum nahm im Jahr 2021 seine Arbeit auf und wird von einem Unternehmen der EnBW – der Gesellschaft für nukleares Reststoffrecycling (GNR) – betrieben.