Die Existenz und das Wohlbefinden von Menschen und der Erfolg von Unternehmen sind eng gekoppelt mit der Inanspruchnahme von „Ökosystemdienstleistungen“ aus der Natur. Die Qualität und Stabilität der Ökosystemdienstleistungen ist wiederum abhängig von der biologischen Vielfalt. Die Erhaltung der biologischen Vielfalt ist daher ein zentraler Bestandteil des Umweltschutzes und einer nachhaltigen Unternehmensführung.
Geschäftsfelder und Tätigkeiten
Die biologische Vielfalt oder „Biodiversität“ umfasst die Vielfalt der einzelnen Tier- und Lebensräume wie auch die genetische Vielfalt innerhalb der einzelnen Tier- und Pflanzenarten. Weltweit wird ein dramatisches Artensterben beobachtet. Durch den Verlust an Arten, Genen und Lebensräumen verarmt die Natur und werden die Lebensgrundlagen der Menschheit bedroht. Die Existenz und das Wohlbefinden von Menschen und der Erfolg von Unternehmen sind eng gekoppelt mit der Inanspruchnahme von „Ökosystemdienstleistungen“ aus der Natur. Die Qualität und Stabilität der Ökosystemdienstleistungen ist wiederum abhängig von der biologischen Vielfalt. Die Erhaltung der biologischen Vielfalt ist daher ein zentraler Bestandteil des Umweltschutzes und einer nachhaltigen Unternehmensführung. Die EnBW ist sich dieser Bedeutung bewusst und ist gewillt ihren Beitrag zu leisten. Dies wird durch die Verankerung des Themas in den EnBW-Umweltgrundsätzen unterstrichen.
Die Geschäftstätigkeiten der EnBW können sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt haben. Wesentlich beeinflussende Geschäftsfelder und Tätigkeiten sind:
- alle Arten der Stromerzeugung
- Transport und Verteilung von Strom und Gas
- Betrieb und Bau von Bürogebäuden und anderen Liegenschaften
Vogelschutz im Stromnetz
Bei der EnBW genießt auch das Thema Vogelschutz im Freileitungsnetz einen hohen Stellenwert. Bereits Ende 2002 haben wir an unserem rund 30.000 km langen Mittelspannungsfreileitungsnetz Vogelschutzmaßnahmen an über 46.000 Masten abgeschlossen. Unterjährig und als fortlaufender Prozess wird der vorhandene Vogelschutz überprüft, ertüchtigt und wo erforderlich nachgerüstet. Durch diese Vogelschutzmaßnahmen wurde auch erreicht, dass nach fast hundertjähriger Abwesenheit wieder Weißstörche in Baden-Württemberg brüten und die Population zugenommen hat.
Damit dies so bleibt, werden von der Netze BW GmbH, dem Verteilnetzbetreiber der EnBW, insbesondere bei Instandhaltungsarbeiten am Verteilnetz Vogelschutzmaßnahmen wie Aufsitzstangen, Abdeckhauben und Kabelisolierungen ertüchtigt bzw. verbaut. Des Weiteren, wurde in einem Pilot insbesondere im Vogelzugkorridor und im Schutzgebiet zur Vermeidung von Kollisionen, Leiterseilmarkierungen angebracht. Insgesamt wurden in 2019 – auch außerhalb von Zugkorridoren – 704 Vogelabweiser sogenannte FireFlys angebracht. Hierbei ist die enge und konstruktive Zusammenarbeit dem Naturschutzbund gegeben.
Allgemeine Vogelschutzaktivitäten
Die Netze BW GmbH engagiert sich auch direkt vor Ort aktiv an Vogelschutzmaßnahmen. Im Mittelpunkt stehen hierbei Beringaktionen, Anbringen von Nistkästen und Nisthöhlen an Masten sowie die Bereitstellung von Nist- und Brutplätzen. Insbesondere an Holzmasten im ländlichen Raum werden Nistplattformen angebracht, auf diesen dann der Storch sein Nest baut. Die Maßnahmen werden in enger Zusammenarbeit mit örtlichen Vogel- und Naturschutzverbänden – in bestimmten Fällen auch in Abstimmung mit dem zuständigen Regierungspräsidium – durchgeführt und betreffen in der Regel Vogelarten wie den Steinkauz, den Wanderfalken, die Schleiereule, den Uhu und den Storch.
Weitere Aktivitäten
Aktivitäten zum Schutz der biologischen Vielfalt im Übertragungsnetzbereich finden Sie auf den Seiten der TransnetBW GmbH, dem Übertragungsnetzbetreiber der EnBW:
Vogelschutzmaßnahmen der TransnetBW GmbH
Schaffung neuer Lebensräume durch die TransnetBW GmbH
Amphibien- und Reptilienschutzprogramm
Die Landschaft in Baden-Württemberg mit ihrer Tier- und Pflanzenvielfalt ist wunderschön. Jedoch sind viele Lebensräume der hiesigen Flora und Fauna gefährdet. Auch einige Amphibien- und Reptilienarten sind vom Aussterben bedroht und stehen auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Arten. Baden-Württemberg ist Amphibien- und Reptilienland – Heimat von 19 der 20 in Deutschland vorkommenden Amphibienarten und 11 der 13 in Deutschland vorkommenden Reptilienarten. Daher haben wir hier im Südwesten eine besonders hohe Verantwortung, uns für unsere heimischen Amphibien und Reptilien und deren Lebensräume einzusetzen.
Wasserkraft und Ökologie
Die moderne Wasserkraft trägt aktiv zur Renaturierung unserer Flussläufe bei
Die Flüsse sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaft und wurden durch uns Menschen im Laufe der Zeit den Bedürfnissen angepasst und damit wesentlich verändert. Sümpfe wurden trockengelegt und die Malaria ausgerottet, Landflächen gewonnen und eine ganzjährige Nutzung als Schifffahrtsstraße sowie die Produktion von Strom durch Wasserkraft ermöglicht. So ist die Wasserkraft neben Sport- und Berufsfischerei, Tourismus und Schifffahrt einer der größten Gewässernutzer. Seit Jahrzehnten beschäftigt sich die EnBW bereits konstruktiv mit den Auswirkungen der Wasserkraft auf das Ökosystem der Flüsse. Die moderne Wasserkraft trägt aktiv zur Renaturierung unserer Flussläufe bei: Fischpässe machen die Anlagen für Fische und im Wasser lebende Kleinlebewesen durchgängig. Naturnahe Umgehungsgewässer verbessern die Artenvielfalt und schaffen neuen Laich- und Lebensraum für Fische wie den Lachs.
Die EnBW war einer der Vorreiter bei der Entwicklung von modernen Fischaufstiegsanlagen. Zum Beispiel wurde bei der im Jahr 2000 erbauten Fischaufstiegsanlage in Iffezheim erstmalig eine Lockstromturbine eingebaut. Seit dem wird den Fischen die Durchwanderbarkeit der Staustufe Iffezheim ermöglicht und hilft insbesondere den Langdistanzwanderfischen wie Lachs, Meerforelle, Maifisch und Meerneunaugen ihre oberhalb gelegenen Laichplätze zu erreichen. Mit den beiden Fischaufstiegsanlagen in Iffezheim und Gambsheim - 2005 erbaut- wurde die Durchwanderbarkeit in diesem Teil des Rheinsystems deutlich verbessert und so ein wesentlicher Beitrag geleistet zu dem großen Ziel einer erfolgreichen und dauerhaften Wiederansiedlung des Lachses. Seit Inbetriebnahme der Fischaufstiege erfolgt eine Zählung der Wanderfische. Im Jahr 2015 zum Beispiel wurden 228 Lachse registriert – so viele wie noch nie. Seitdem wurden an zahlreichen Kleinkraftwerken Fischaufstiege in Form von technischen Bauwerken wie auch in Form von naturnahen Umgehungsgewässern eingebaut.
Für ohnehin bereits ausgebaute Bäche und Flüsse ist die Wasserkraft oft die einzige Chance auf angewandten Naturschutz. Da Fische nicht nur aufwärts, sondern auch abwärts wandern ist auch hier die EnBW aktiv und baut an kleineren Flüssen Fischabstiege und initiiert oder beteiligt sich an Projekten zur Entwicklung von funktionierenden Fischabstiegen an größeren Flüssen.
Wasserkraftwerke tragen auch zur Reinigung der Gewässer bei: Ihre Rechenanlagen fangen jedes Jahr viele Tausend Tonnen Abfall auf, die der Betreiber dann rechtskonform entsorgt. Durch das Auffangen und Glätten der Hochwasserspitzen leisten die Wasserkraftanlagen auch einen aktiven Beitrag zum Hochwasserschutz. Direkte Anrainer sind durch die ertüchtigten Stau- und Schutzdämme wesentlich besser gegen Überschwemmungen geschützt.
Fischwanderhilfen
An vielen Flüssen ist die stromaufwärts- wie auch die stromabwärts gerichtete Wanderung für Fische durch Staustufen und Querbauwerke erschwert. So auch oft an den Stauwehren von Wasserkraftanlagen. Fischwanderhilfen schaffen hier Abhilfe. Viele Anlagen der EnBW wurden daher in den letzten Jahren ökologisch aufgewertet indem diese durch moderne Fischaufstiegs- und –abstiegsanlagen erweitert wurden. Weitere werden folgen.
Fischaufstiegseinrichtung
Eine Fischaufstiegseinrichtung, häufig auch als Umgehungsgerinne, Fischpass oder Fischtreppe bezeichnet, ist ein künstlicher Wasserlauf neben einem Wasserkraftwerk. Dieses Umgehungsgewässer ermöglicht Fischen und anderen Wasserlebewesen, flussaufwärts zu ihren Laichplätzen zu wandern und auch oberhalb des Kraftwerks nach Nahrung zu suchen.
Die Fischpässe der EnBW werden immer standortspezifisch und in enger Abstimmung mit der Fischereibehörde entwickelt. Wichtig ist, dass sie leicht von den Fischen gefunden, problemlos erklommen und zügig durchschwommen werden können.
Im Wasserkraftwerk Siglingen wurde 2012 der bestehende Fischaufstieg durch ein großzügiges – 135 m langes – um das Wasserkraftwerk herumgeführtes Umgehungsgerinne ersetzt. Besonderes Augenmerk legte die EnBW dabei auf die naturnahe Gestaltung des Fischaufstiegs, so schlängelt sich das Gerinne im oberen Teil ähnlich einem natürlichen Bach. Zudem wurden durchweg Störsteine verwendet wodurch abwechslungsreiche Sohl- und Strömungsstrukturen entstehen und nicht nur die Durchwanderbarkeit verbessert, sondern auch ein besonders hochwertiger Lebensraum für Kleinlebewesen geschaffen wurde.
Der bisher neueste Fischaufstieg wurde 2017 an der Wehranlage des Wasserkraftwerks Teinach fertiggestellt. Auch dieser moderne sogenannte Beckenschlitzpass ersetzt einen bestehenden Fischaufstieg. In 26 ineinander übergehenden Stufenbecken werden die 4 Meter Höhenunterschied zwischen Unter- und Oberwasser am Wehr überwunden.
Durch den alten, in ein offenes Gerinne umgebauten, Fischaufstieg fließt zusätzliches Wasser um die Restwasserstrecke der Nagold unterhalb des Wehres ausreichend mit Wasser zu versorgen. Nebenbei sorgt diese zusätzliche Wasserbewegung am Einstieg des neuen Fischpasses für eine attraktive Lockströmung für die Fische.
Fischabstiegseinrichtung
Theoretisch können Fische die Fischaufstiege auch für den Abstieg nutzen. Jedoch werden diese leider von den abwärts wandernden Fischen selten gefunden. Grund: Viele abwärts wandernde Fische schwimmen mit dem Strom und verhalten sich dabei passiv und kräftesparend. So lassen sie sich beim Abstieg mit dem Kopf gegen die Strömung flussabwärts treiben. Anders als beim Aufstieg, stoßen sie dabei nicht gegen eine Barriere und sind also nicht gezwungen aktiv nach einem Abstieg zu suchen.
An einigen kleineren Wasserkraftwerken konnte die EnBW in den letzten Jahren funktionsfähige Fischabstiege integrieren. An größeren Flüssen wie Rhein und Neckar stellen jedoch die hohen Strömungsverhältnisse die Ingenieure noch vor erhebliche Herausforderungen.