Die Existenz und das Wohlbefinden von Menschen und der Erfolg von Unternehmen sind eng gekoppelt mit der Inanspruchnahme von „Ökosystemdienstleistungen“ aus der Natur. Die Qualität und Stabilität der Ökosystemdienstleistungen ist wiederum abhängig von der biologischen Vielfalt. Die Erhaltung der biologischen Vielfalt ist daher ein zentraler Bestandteil des Umweltschutzes und einer nachhaltigen Unternehmensführung.
Geschäftsfelder und Tätigkeiten
Die biologische Vielfalt oder „Biodiversität“ umfasst die Vielfalt der einzelnen Tier- und Lebensräume wie auch die genetische Vielfalt innerhalb der einzelnen Tier- und Pflanzenarten. Weltweit wird ein dramatisches Artensterben beobachtet. Durch den Verlust an Arten, Genen und Lebensräumen verarmt die Natur und werden die Lebensgrundlagen der Menschheit bedroht. Die Existenz und das Wohlbefinden von Menschen und der Erfolg von Unternehmen sind eng gekoppelt mit der Inanspruchnahme von „Ökosystemdienstleistungen“ aus der Natur. Die Qualität und Stabilität der Ökosystemdienstleistungen ist wiederum abhängig von der biologischen Vielfalt. Die Erhaltung der biologischen Vielfalt ist daher ein zentraler Bestandteil des Umweltschutzes und einer nachhaltigen Unternehmensführung. Die EnBW ist sich dieser Bedeutung bewusst und ist gewillt ihren Beitrag zu leisten. Dies wird durch die Verankerung des Themas in den EnBW-Umweltgrundsätzen unterstrichen.
Die Geschäftstätigkeiten der EnBW können sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt haben. Wesentlich beeinflussende Geschäftsfelder und Tätigkeiten sind:
- alle Arten der Stromerzeugung
- Transport und Verteilung von Strom und Gas
- Betrieb und Bau von Bürogebäuden und anderen Liegenschaften
Amphibien- und Reptilienschutzprogramm
Die Landschaft in Baden-Württemberg mit ihrer Tier- und Pflanzenvielfalt ist wunderschön. Jedoch sind viele Lebensräume der hiesigen Flora und Fauna gefährdet. Auch einige Amphibien- und Reptilienarten sind vom Aussterben bedroht und stehen auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Arten. Baden-Württemberg ist Amphibien- und Reptilienland – Heimat von 19 der 20 in Deutschland vorkommenden Amphibienarten und 11 der 13 in Deutschland vorkommenden Reptilienarten. Daher haben wir hier im Südwesten eine besonders hohe Verantwortung, uns für unsere heimischen Amphibien und Reptilien und deren Lebensräume einzusetzen.
Vogelschutz im Stromnetz
Bei der EnBW genießt auch das Thema Vogelschutz im Freileitungsnetz einen hohen Stellenwert. Bereits Ende 2002 haben wir an unserem rund 30.000 km langen Mittelspannungsfreileitungsnetz Vogelschutzmaßnahmen an über 46.000 Masten abgeschlossen. Unterjährig und als fortlaufender Prozess wird der vorhandene Vogelschutz überprüft, ertüchtigt und wo erforderlich nachgerüstet. Durch diese Vogelschutzmaßnahmen wurde auch erreicht, dass nach fast hundertjähriger Abwesenheit wieder Weißstörche in Baden-Württemberg brüten und die Population zugenommen hat.
Damit dies so bleibt, werden von der Netze BW GmbH, dem Verteilnetzbetreiber der EnBW, insbesondere bei Instandhaltungsarbeiten am Verteilnetz Vogelschutzmaßnahmen wie Aufsitzstangen, Abdeckhauben und Kabelisolierungen ertüchtigt bzw. verbaut. Des Weiteren, wurde in einem Pilot insbesondere im Vogelzugkorridor und im Schutzgebiet zur Vermeidung von Kollisionen, Leiterseilmarkierungen angebracht. Insgesamt sind im Verteilnetz der Netze BW knapp 1.300 Vogelabweiser sogenannte FireFlys angebracht - auch außerhalb von Zugkorridoren. Seit 2020 unterstützt die Netze BW das Vogelfundportal als Mitglied des RGI (Renewables Grid Initiative) und hält auf dem Gebiet des Vogelschutzes eine enge und konstruktive Zusammenarbeit mit dem NABU.
Allgemeine Vogelschutzaktivitäten
Die Netze BW GmbH engagiert sich auch direkt vor Ort aktiv an Vogelschutzmaßnahmen. Im Mittelpunkt stehen hierbei Beringaktionen, Anbringen von Nistkästen und Nisthöhlen an Masten sowie die Bereitstellung von Nist- und Brutplätzen. Die Maßnahmen sind in enger Zusammenarbeit mit örtlichen Vogel- und Naturschutzverbänden – in bestimmten Fällen auch in Abstimmung mit dem zuständigen Regierungspräsidium – durchgeführt worden und betreffen in der Regel Vogelarten wie den Steinkauz, den Wanderfalken, die Schleiereule, den Uhu und den Storch.
Weitere Aktivitäten
Aktivitäten zum Schutz der biologischen Vielfalt im Übertragungsnetzbereich finden Sie auf den Seiten der TransnetBW GmbH, dem Übertragungsnetzbetreiber der EnBW:
Wasserkraft und Ökologie
Die Wasserkraft leistet einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie
Die Flüsse sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaft und wurden durch Menschen im Laufe der Zeit den Bedürfnissen angepasst und damit wesentlich verändert. Sümpfe wurden trockengelegt und die Malaria ausgerottet, Landflächen gewonnen und eine ganzjährige Nutzung als Schifffahrtsstraße sowie die Produktion von elektrischer Energie durch Wasserkraft ermöglicht. So ist die Wasserkraft neben Sport- und Berufsfischerei, Tourismus und Schifffahrt einer der größten Gewässernutzer.
Durch den Bau von Fischauf-/ und Fischabstiegsanlagen an den Standorten der Wasserkraftanlagen leistet die EnBW einen wichtigen Beitrag, um die Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen.
Mit der Errichtung der Fischaufstiegsanlage an dem Stauwehr in Iffezheim/Rhein wurde für die Fischen und Kleinlebewesen die Durchwanderbarkeit der Staustufe Iffezheim ermöglicht. Dies ist insbesondere für Langdistanzwanderfischen wie Lachs, Meerforelle, Maifisch und Meerneunaugen von großer Bedeutung, um flussaufwärts gelegene Laichplätze zu erreichen.
Fischaufstiegsanlagen
Die EnBW ist engagiert bei der Entwicklung von modernen Fischaufstiegsanlagen. Eine Fischaufstiegseinrichtung, häufig auch als Umgehungsgerinne, Fischpass oder Fischtreppe bezeichnet, kann ein künstlicher Wasserlauf neben einem Wasserkraftwerk oder ein technisches Bauwerk sein. Allesamt ermöglichen diese Bauwerke Fischen und anderen Wasserlebewesen, flussaufwärts zu ihren Laichplätzen zu wandern und auch oberhalb des Kraftwerks nach Nahrung zu suchen.
An zahlreichen EnBW- Wasserkraftwerken sind mittlerweile Fischaufstiege in Form von technischen Bauwerken und naturnahen Umgehungsgewässern errichtet. Für abwandernde Fische konnten an zahlreichen kleineren Wasserkraftanlagen -dem Stand der Technik folgend- sogenannte Fischabstiegseinrichtungen nachgerüstet werden. Seit Inbetriebnahme der Fischaufstiege erfolgt eine kontinuierliche Zählung und Beobachtung der aufsteigenden Wanderfische.
Für Wasserkraftanlagen an größeren Flüssen besteht aktuell noch kein ausreichendes Wissen zur Umsetzung wirksamer und funktionsfähiger Maßnahmen zum Populationsschutz. Die EnBW engagiert sich aktiv bei der Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten, z.B. durch den Umbau von bestehenden Turbinen zu fischfreundlichen Turbinen oder durch das Design alternativer Rechenlösungen. Zwischenzeitlich engagiert sich die EnBW bei Übergangslösungen wie z.B. das sogenannte Fischtaxi (Catch und Carry) am Neckar. Geschlechtsreife Aale werden wiederkehrend von einem Berufsfischer eingefangenen und zum Rhein transportiert.
Am Wasserkraftwerk in Siglingen wurde der bestehende, nicht mehr funktionsfähige Fischaufstieg durch ein großzügiges – 135 m langes – um das Wasserkraftwerk herumgeführtes Umgehungsgewässer ersetzt. Besonderen Augenmerk legte die EnBW dabei auf die naturnahe Gestaltung des Fischaufstiegs, so schlängelt sich das Gerinne ähnlich eines natürlichen Bachs. Zudem wurden durch den Einbau von sogenannten Störsteine abwechslungsreiche Sohl- und Strömungsstrukturen geschaffen, die neben einer verbesserten Durchwanderbarkeit auch hochwertige Lebensräume für Kleinlebewesen darstellen.
An der Wehranlage des Wasserkraftwerks in Bad Teinach wurde der nicht mehr funktionsfähige Fischaufstieg durch einen sogenannten Beckenschlitzpass ersetzt. In 26 ineinander übergehenden Stufenbecken in Betonbauweise werden an der Wehranlage auf engem Raum insgesamt 4 Meter Höhenunterschied überwunden.
Niederdruckwerk Forbach aus der Vogelperspektive. Ökologische Durchgängigkeit mittels Hydro-Fischlift kombiniert mit Fischaufstiegsanlage sichergestellt.
Wehranlage in Forbach-Kirschbaumwasen aus der Vogelperspektive. Ökologische Durchgängigkeit mittels Hydro- Fischlift im fortgeschrittenen Baustadium. Die Inbetriebnahme des Hydro-Fischliftes am technisch anspruchsvollen Wehrstandort in Kirschbaumwasen ist aktuell Ende 2022 geplant.
Für topografisch und technisch anspruchsvolle Standorte werden innovative Lösungen für die auf- und abwärts gerichtete Fischwanderung gesucht und auch umgesetzt. An der Stauanlage in Kirschbaumwasen/ Murg und am sogenannte Niederdruckwerk in Forbach/ Murg werden in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern durch den Bau von sogenannten Hydro-Fischliften innovative und alternative Bauweisen entwickelt und umgesetzt.
Seit 24.11.2021 ist am Niederdruckwerk in Forbach ein Hydro- Fischlift kombiniert mit einer technischen Vertikal-Slot-Fischaufstiegsanlage in Betrieb. Zusätzlich wird das für die Auffindbarkeit des Fischaufstiegs notwendige Dotierwasser durch den Einsatz einer sogenannten Dotierturbine energetisch genutzt und leistet somit einen zusätzlichen Beitrag zur klimafreundlichen Energieerzeugung am Standort des Niederdruckwerks.
Wasserkraftwerke tragen zur Reinigung der Gewässer bei. Die den Turbinen vorgeschalteten Rechenanlagen entfernen jedes Jahr große Mengen an Siedlungsabfall und Plastikmüll aus den Flüssen, die nach der Bergung durch den Betreiber des Wasserkraftwerkes geordnet entsorgt werden. Durch das Auffangen und Glätten der Hochwasserspitzen leisten die Wasserkraftanlagen ebenfalls einen aktiven Beitrag zum Hochwasserschutz. Im Fall von Havarien kann die entstandene Schmutzfracht aufgehalten bzw. deren Verteilung/ Verdünnung verlangsamt werden.
Fischabstiegseinrichtung
Theoretisch können Fische die Fischaufstiege auch für den Abstieg nutzen. Jedoch werden diese leider von den abwärts wandernden Fischen selten gefunden. Grund: Viele abwärts wandernde Fische schwimmen mit dem Strom und verhalten sich dabei passiv und kräftesparend. So lassen sie sich beim Abstieg mit dem Kopf gegen die Strömung flussabwärts treiben.
An einigen kleineren Wasserkraftwerken konnte die EnBW in den letzten Jahren funktionsfähige Fischabstiege integrieren. An größeren Flüssen wie Rhein und Neckar stellen jedoch die hohen Strömungsverhältnisse am Kraftwerkseinlauf die Ingenieure noch vor erhebliche Herausforderungen.