PV-Anlage bei Stromausfall nutzen: Aber bitte nur mit Speicher!

Auch wenn Stromausfälle in Deutschland sehr selten sind, können sie auftreten – sei es durch Unwetter, technische Störungen oder Überlastungen im Netz. Was passiert aber, wenn es zu einer kurzzeitigen Versorgungsunterbrechung kommt? Können Sie bei einem Stromausfall Ihre PV-Anlage überhaupt weiterhin nutzen – und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen?

Tatsächlich waren Stromausfälle in der Vergangenheit meist örtlich begrenzt und schnell behoben – etwa nach einem Sturm oder durch Bauarbeiten. Doch mit zunehmender Netzauslastung, wachsendem Energiebedarf (z. B. durch E-Autos und Wärmepumpen) und einer generell kritischeren Sicht auf die Versorgungssicherheit rückt die Frage in den Fokus: Wie sicher ist die eigene Stromversorgung wirklich? Und kann eine PV-Anlage im Blackout-Fall tatsächlich helfen?



Wie funktioniert eine PV-Anlage im Normalbetrieb?

Im Alltag läuft eine Photovoltaikanlage weitgehend automatisch: Die Solarzellen auf dem Dach wandeln Sonnenlicht in Gleichstrom um. Dieser wird anschließend vom Wechselrichter in haushaltsüblichen Wechselstrom umgewandelt und kann direkt im eigenen Haushalt verbraucht oder ins Netz eingespeist werden. Solarstrom selber zu produzieren, lohnt sich in vielen Fällen.

Wird mehr Strom erzeugt als verbraucht, speist die Anlage den Überschuss ins öffentliche Stromnetz ein – dafür erhalten Betreiber*innen eine Einspeisevergütung. Umgekehrt wird bei Bedarf Strom aus dem Netz bezogen. Der Wechselrichter der PV-Anlage ist also mit dem Stromnetz verbunden. Doch genau das wird im Falle eines Netzausfalls zum Problem.

Monteur wartet Solarzellen einer Photovoltaikanlage.

In der Regel schaltet eine PV-Anlage bei fehlender Netzspannung automatisch ab – zum Beispiel um Monteur*innen während Reparaturarbeiten zu schützen.

Warum kann eine PV-Anlage bei Stromausfall normalerweise nicht arbeiten?

Viele gehen davon aus, dass ihre PV-Anlage auch bei Stromausfall weiterhin Strom liefert. Doch das stimmt nur unter bestimmten Voraussetzungen. In der Praxis schaltet sich eine herkömmliche Anlage bei Netzausfall automatisch ab – und zwar aus Sicherheitsgründen.

Diese Abschaltung verhindert, dass zum Beispiel bei Reparaturarbeiten versehentlich Leistung ins Netz eingespeist wird – was lebensgefährlich für die Monteur*innen sein könnte. Sobald der Wechselrichter erkennt, dass das öffentliche Netz nicht verfügbar ist, gibt er auf seiner Wechselstromseite keine Leistung mehr ab. Die Folge: Die Anlage produziert jetzt keinen Strom mehr – auch wenn die Sonne scheint.

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Wie groß ist die Gefahr eines Stromausfalls in Deutschland?

Trotz zunehmender Belastungen durch Energiewende und Extremwetter bleibt die Stromversorgung in Deutschland sehr stabil. Laut Bundesnetzagentur lag die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung im Jahr 2023 bei nur 12,8 Minuten pro Haushalt – ein Wert, der dem Zehnjahresmittel entspricht. Zwar wurden mit 158.360 gemeldeten Unterbrechungen in der Nieder- und Mittelspannung etwas mehr Vorfälle als im Vorjahr registriert, doch echte Blackouts – also großflächige Ausfälle über mehrere Stunden oder Tage wie zuletzt in Spanien im Mai 2025 – bleiben die absolute Ausnahme. Kurzzeitige Unterbrechungen kommen zwar immer wieder vor – meist ausgelöst durch technische Störungen oder örtlich begrenzte Schäden an der Netzinfrastruktur, etwa nach einem Sturm oder Gewitter. In der Regel dauern sie nur wenige Minuten bis Stunden und sind schnell behoben.

Darüber hinaus ist im §14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) geregelt, dass Netzbetreiber die Leistung sogenannter „steuerbarer Verbrauchseinrichtungen“ wie Wärmepumpen, Ladesäulen, Klimaanlagen oder Stromspeicher temporär dimmen können. Dadurch kann einer Überlastung des Stromnetzes vorgebeugt und somit die Versorgungssicherheit gewährleistet werden.

Notstrom, Ersatzstrom oder Inselbetrieb? – Was ist der Unterschied?

Wenn es um die Nutzung der eigenen PV-Anlage bei Stromausfall geht, kursieren viele Begriffe: Notstromfunktion, Ersatzstromversorgung, Inselbetrieb. Doch was genau verbirgt sich dahinter – und worin liegen die Unterschiede?

Notstromversorgung

Bei der Notstromversorgung wird eine oder mehrere Steckdosen im Haus unabhängig vom öffentlichen Netz mit Strom versorgt – in der Regel durch den Stromspeicher. Dies erfolgt meist manuell, zum Beispiel per Schalter oder Umschaltbox. Wichtig: Die PV-Anlage selbst produziert in diesem Modus keinen neuen Strom, sondern es wird lediglich der vorhandene Speicherinhalt genutzt. Sobald der Speicher leer ist, endet die Notstromversorgung.

Geeignet ist diese Lösung für Haushalte, die nur einzelne wichtige Geräte (z. B. Kühlschrank, Internetrouter, Licht) bei kurzzeitigen Stromausfällen weiterbetreiben möchten.

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Ersatzstromversorgung

Bei der Ersatzstromversorgung wird das Hausnetz im Fall eines Stromausfalls automatisch vom öffentlichen Netz getrennt und innerhalb weniger Sekunden vom Stromspeicher weiter versorgt. Die PV-Anlage kann in der Regel weiterarbeiten, sodass der Speicher durch die PV-Anlage wieder nachgeladen wird.

Diese Variante erfordert einen ersatzstromfähigen Wechselrichter sowie eine automatische Umschalteinrichtung. Sie bietet deutlich mehr Komfort als eine einfache Notstromlösung – insbesondere bei längeren Stromausfällen – und kann auch größere Verbraucher, etwa eine Wärmepumpe, mitversorgen.

Inselbetrieb

Der Inselbetrieb geht noch einen Schritt weiter: Er ermöglicht es, den gesamten Haushalt vollständig unabhängig vom öffentlichen Stromnetz zu betreiben – auch über längere Zeiträume hinweg oder dauerhaft. Die PV-Anlage versorgt die Verbraucher direkt mit Strom, lädt parallel den Speicher auf, und das System kann eigenständig anlaufen.

Tiny House auf Rollen mit aufgestellten Solarzellen in der Natur.

Bei abgelegenen Ferienhäusern kann der Anschluss ans öffentliche Stromnetz zu teuer sein – dann kann die Stromversorgung komplett im Inselbetrieb erfolgen.

Für einen echten Inselbetrieb sind ein leistungsfähiger Stromspeicher, ein Inselwechselrichter sowie eine durchdachte Elektroinstallation notwendig. Diese Lösung ist komplexer und kostspieliger, bietet aber maximale Unabhängigkeit und Komfort – allerdings weniger, wenn es um die Versorgungssicherheit geht, sondern vor allem dort, wo ein Anschluss an das öffentliche Stromnetz nicht möglich oder wirtschaftlich nicht sinnvoll ist, zum Beispiel bei abgelegenen Ferienhäusern.

Wie groß sollte der Speicher sein? – Notstromversorgung richtig mitplanen

Die Größe des Stromspeichers entscheidet nicht nur darüber, wie viel des selbst erzeugten Solarstroms Sie im Alltag nutzen können, sondern auch darüber, wie gut Sie im Fall eines Stromausfalls abgesichert sind. Deshalb lohnt es sich, schon bei der Planung eine sogenannte Notstromreserve einzuplanen.

Viele Stromspeicher werden so dimensioniert, dass sie den durchschnittlichen Tagesverbrauch eines Haushalts decken – etwa 5 bis 8 kWh. Das funktioniert gut im Regelbetrieb, bringt im Falle eines plötzlichen Stromausfalls aber ein Risiko mit sich: Ist der Speicher zu diesem Zeitpunkt bereits (teilweise) entladen, reicht die verbliebene Energie womöglich nicht aus, um die wichtigsten Geräte weiter zu betreiben.

Nicht nur Kapazität – auch Leistung zählt

Ebenso wichtig wie die Kapazität ist die Entladeleistung des Speichers. Sie bestimmt, wie viele und welche Geräte gleichzeitig betrieben werden können. Ein Speicher mit 5 kW Entladeleistung kann beispielsweise Kühlschrank, Router, Licht und Wasserkocher gleichzeitig mit Strom versorgen. Eine zu geringe Entladeleistung führt dagegen schnell zu Einschränkungen.

Warum die „Schwarzstartfähigkeit“ so wichtig ist

Ohne Netz kann ein normaler Wechselrichter nicht starten. Eine schwarzstartfähige Anlage erzeugt sich ihre „Netzreferenz“ selbst. Das heißt: Nach einem kompletten Stromausfall kann das System wieder anlaufen – auch wenn der Speicher zunächst leer ist.

Nicht alle Systeme beinhalten diese Funktion. Geräte wie der SENEC.Home E4 oder der Hybridwechselrichter von Sungrow unterstützen diesen Betrieb aber bereits. Auch Systeme wie der Fronius Symo GEN24 Plus mit PV Point bieten einfache Lösungen, um im Notfall zumindest einen Teil des Haushalts versorgen zu können. Wer echte Ausfallsicherheit will, sollte daher immer gezielt nach der Schwarzstartfähigkeit fragen.

Stromspeicher SENEC.Home E4 vor einer Wand aus Holzpanelen.

Stromspeicher wie der SENEC.Home E4 sind schwarzstartfähig und eignen sich daher hervorragend als Backup-Lösung im Fall eines Stromausfalls.

Bestehende PV-Anlage nachrüsten – geht das überhaupt?

Viele Betreiber*innen stellen sich die Frage: Kann ich meine bestehende Anlage nachrüsten, damit sie auch bei Stromausfall funktioniert? Die Antwort: Ja, oft ist das möglich – aber nicht immer einfach.

Technische Voraussetzungen für die Nachrüstung

Damit eine Nachrüstung sinnvoll und sicher funktioniert, müssen einige Bedingungen erfüllt sein:

  • Wechselrichter: Ist der vorhandene Wechselrichter notstrom- oder ersatzstromfähig?
  • Stromspeicher: Kann ein passender Speicher eingebunden werden?
  • Elektroinstallation & Platz: Gibt es genug Raum und kann das Netz sicher getrennt werden?

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Was ist nachrüstbar?

Viele moderne Systeme – etwa von SENEC, Fronius oder Sungrow – bieten Nachrüstlösungen für die Notstromversorgung über Steckdosen oder für ausgewählte Stromkreise. Komplexere Ersatzstrom- oder Inselstromlösungen sind in Bestandsanlagen nur dann wirtschaftlich sinnvoll, wenn:

  • die PV-Anlage noch relativ neu ist,
  • die vorhandene Technik modular aufgebaut wurde,
  • oder ohnehin ein Austausch/Upgrade geplant ist (z. B. wegen höherem Eigenverbrauch aufgrund einer Wärmepumpe oder Einstieg in die E-Mobilität).

Beratung durch Fachbetrieb ist Pflicht

Ob eine Nachrüstung technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist, lässt sich nur im individuellen Beratungsgespräch klären. Ein Fachbetrieb kann Ihre Anlage prüfen und passende Nachrüstoptionen vorschlagen – von der einfachen Notstromsteckdose bis zur vollwertigen Ersatzstromlösung.

Fazit: PV-Anlage bei Stromausfall nutzen – aber nur mit System

Eine herkömmliche PV-Anlage ohne Speicher schützt Sie nicht vor Stromausfällen – im Gegenteil: Sie schaltet sich automatisch ab, sobald das öffentliche Netz ausfällt.

Wenn Sie Ihre PV-Anlage bei Stromausfall als Energiequelle nutzen möchten, brauchen Sie ein durchdachtes Gesamtsystem:

  • Stromspeicher zur Zwischenspeicherung der Energie
  • Not- oder Ersatzstromlösung zur sicheren Trennung vom öffentlichen Netz
  • Schwarzstartfähiger Wechselrichter, um den Betrieb nach Netzausfall wieder aufzunehmen
  • Eine an die Anforderungen angepasste Elektroinstallation

Je nach Bedarf reicht eine einfache Notstromsteckdose aus, gegebenenfalls kommt auch eine Ersatzstromlösung in Frage – oder Sie entscheiden sich für einen vollwertigen Inselbetrieb, mit dem der gesamte Haushalt weiterlaufen kann.

Übrigens: Was Sie tun können, um generell unabhängiger von externer Energie zu werden, verraten wir in unserem Überblick zum „Autarken Haus“.

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