Die Palette an nachhaltigen Baustoffen ist heute so breit wie nie. Neben bewährten Naturmaterialien wie Holz, Lehm oder Naturstein kommen immer mehr innovative Lösungen auf den Markt – von Recyclingbeton bis zu Dämmplatten aus Pflanzenfasern oder Pilzmyzel. Schon bei der Auswahl der Baustoffe kann man daher leicht auf mehr Nachhaltigkeit achten. Sprich: auf regionale Herkunft, Langlebigkeit und gute Wiederverwertbarkeit.
Was bedeutet Nachhaltigkeit von Baustoffen?
Ob Neubau, Sanierung oder Modernisierung: Nachhaltigkeit im Bauwesen bedeutet, den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes im Blick zu behalten – von der Rohstoffgewinnung über die Verarbeitung und Nutzung bis hin zum Rückbau oder Recycling. Nachhaltige Baustoffe sind beispielsweise Holz, Lehm oder Naturstein. Ziel des nachhaltigen Bauens ist es, Umwelt und Ressourcen möglichst wenig zu belasten und gleichzeitig langlebige, gesunde und wirtschaftlich tragfähige Gebäude zu schaffen.
Lebenszyklus und graue Energie
Ob ein Baustoff wirklich nachhaltig ist, zeigt sich erst in der Lebenszyklusanalyse (LCA). Sie berücksichtigt sämtliche Schritte – Gewinnung, Herstellung, Transport, Nutzung und Entsorgung. Ein wichtiger Faktor dabei ist die graue Energie: all die Energie, die in einem Baustoff steckt, bevor er überhaupt verbaut wird. Aluminium etwa ist zwar fester und korrosionsbeständiger als Holz, verursacht in der Herstellung aber ein Vielfaches an Energie. Wird das Metall jedoch aus Recyclingmaterial gewonnen, sinkt der Energiebedarf um bis zu 95 %.
Wohnhäuser mit Holzfassade zeigen, wie sich modernes Bauen und Nachhaltigkeit verbinden lassen.
Langlebigkeit und Wiederverwendung
Ein Baustoff gilt als nachhaltig, wenn er lange haltbar ist und am Ende seiner Nutzungszeit problemlos recycelt oder wiederverwendet werden kann. Ein Natursteinboden, der 80 Jahre hält, muss deutlich seltener ersetzt werden als ein günstiger Laminatboden mit 15 Jahren Lebensdauer – und spart so nicht nur Material, sondern auch Energie und Abfall.
Ebenso entscheidend ist die Sortenreinheit: Materialien, die sich leicht voneinander trennen lassen, können oft ohne Qualitätsverlust in den Kreislauf zurückgeführt werden – etwa Recyclingbeton, wiederverwertetes Bauholz oder aufbereitete Ziegel.
Bewertungsinstrumente: EPDs und Zertifikate
Um die Nachhaltigkeit von Baustoffen vergleichbar zu machen, gibt es Umweltproduktdeklarationen (Environmental Product Declaration, EPD) nach DIN EN 15804. Sie liefern objektive Kennzahlen wie CO₂-Emissionen, Primärenergiebedarf, Wasserverbrauch oder Recyclinganteil. Wichtig ist, diese Werte immer im Zusammenhang zu bewerten – ein höherer Energieaufwand in der Herstellung kann durch lange Lebensdauer oder sehr gute Dämmeigenschaften ausgeglichen werden.
Orientierung geben auch Zertifikate und Siegel, welche ökologischen und sozialen Standards eingehalten werden. Verbreitet sind unter anderem:
- Blauer Engel – Das bekannteste Umweltzeichen in Deutschland. Es steht für Produkte mit klar definierten Umweltvorteilen, etwa ein schonender Einsatz von Ressourcen durch Recyclingmaterial oder geringe Emissionen. Es kennzeichnet jedoch nicht automatisch alle Eigenschaften eines Baustoffs, sondern immer nur die geprüften Kriterien.
- FSC – Das Siegel des Forest Stewardship Council wird nur an Holz aus verantwortungsvoller und nachhaltiger Forstwirtschaft vergeben. Es garantiert, dass ökologische und soziale Standards bei der Waldbewirtschaftung eingehalten werden.
- PEFC – Das Programme for the Endorsement of Forest Certification bestätigt ebenfalls eine nachhaltige und sozial verantwortliche Waldbewirtschaftung, oft mit Fokus auf regionale Herkunft.
- Cradle to Cradle (C2C) – Das Label zeichnet Produkte aus, die konsequent nach dem Prinzip geschlossener Materialkreisläufe gestaltet sind. Ziel ist, dass alle Bestandteile nach der Nutzungsphase entweder vollständig wiederverwertet oder sicher biologisch abgebaut werden können.
- Natureplus – Das Qualitätszeichen des gleichnamigen Vereins gilt als besonders streng. Es wird an Baustoffe vergeben, die überwiegend aus nachwachsenden oder mineralischen Rohstoffen bestehen und hohe Anforderungen an Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit erfüllen.
- EU Ecolabel – Das europäische Umweltzeichen bewertet Produkte über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg, von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung, und zeichnet besonders umweltfreundliche Optionen aus.
- RAL Gütezeichen – Dieses Zeichen steht für definierte Qualitäts- und Herkunftsstandards, die auch Umwelt- und Gesundheitsaspekte einschließen. Je nach Produktgruppe werden unterschiedliche Kriterien geprüft.
- Eco Institut Tested Product – Das private Eco Institut vergibt dieses Siegel an emissionsarme Baustoffe, Möbel und Einrichtungsgegenstände. Die Prüfungen konzentrieren sich vor allem auf geringe Schadstoffemissionen während der Nutzungsphase.
- Sentinel Haus Institut (SHI) – Das SHI bewertet Bauprodukte, aber auch ganze Gebäude, nach Kriterien der Wohngesundheit. Zertifizierte Produkte weisen sehr geringe Emissionen und Schadstoffbelastungen auf.
- Eurofins Indoor Air Comfort Gold – Dieses Label kennzeichnet Produkte, die besonders niedrige Schadstoffemissionen in die Raumluft abgeben, und kombiniert verschiedene europäische Prüfnormen in einem Zertifikat.
- GEV-Emicode – Der Emicode der Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe bewertet emissionsarme, umweltfreundliche Produkte, insbesondere für Boden-, Wand- und Deckenanwendungen.
Überblick: Was sind klassische nachhaltige Baustoffe?
Viele umweltfreundliche Baustoffe sind bewährt und begleiten den Menschen seit Jahrhunderten. Sie punkten nicht nur mit einer guten Umweltbilanz, sondern auch mit positiven Auswirkungen auf das Raumklima und einem natürlichen Wohngefühl.
Holz
Holz ist einer der vielseitigsten und ältesten Baustoffe. Dieses Material ist der Inbegriff für nachwachsende Rohstoffe, speichert über seine gesamte Nutzungsdauer CO₂ und lässt sich in fast allen Bereichen einsetzen – von tragenden Konstruktionen über Dachstühle bis hin zu Bodenbelägen und Möbeln. Seine natürliche Wärmedämmung – Fachleute sprechen von einer Wärmeleitfähigkeit von etwa 0,12 bis 0,16 Watt pro Meter und Kelvin (W/m·K) – bedeutet, dass Holz Wärme nur langsam leitet und dadurch im Winter länger warm und im Sommer angenehm kühl bleibt.
Ökologisch betrachtet ist Holz besonders wertvoll, wenn es aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt, erkennbar an Zertifikaten wie FSC oder PEFC. Es ist langlebig, kann mehrfach aufgearbeitet werden und ist am Ende seiner Nutzungszeit vollständig recycel- oder kompostierbar. Allerdings erfordert es Schutz vor Feuchtigkeit, Schädlingen und UV-Strahlung, um diese lange Lebensdauer zu erreichen.
Lehm
Lehm besteht aus Ton, Schluff und Sand und zählt ebenfalls zu den ältesten Baustoffen der Menschheitsgeschichte. Heute findet er vor allem als Innenputz, Lehmstein oder Stampflehm Verwendung. Er besitzt eine hervorragende Fähigkeit zur Feuchtigkeitsregulierung: Lehm kann Wasserdampf aufnehmen und wieder abgeben, ohne an Festigkeit zu verlieren. Das stabilisiert das Raumklima und trägt zur Wohngesundheit bei.
Lehmputz ist eine traditionelle Bauweise, die heute wiederentdeckt wird und für ein gesundes Raumklima sorgt.
Für die Herstellung wird kaum Energie benötigt, und das Material lässt sich beliebig oft wiederverwenden. Lehm wirkt zudem schallabsorbierend und wärmespeichernd. Einschränkungen gibt es im Außenbereich: Ohne zusätzlichen Witterungsschutz ist Lehm nicht frostbeständig.
Naturstein
Naturstein wie Granit, Sandstein oder Kalkstein zeichnet sich durch Härte, Druckfestigkeit und Witterungsbeständigkeit aus. Seine Lebensdauer kann Jahrhunderte betragen – viele historische Bauwerke belegen dies eindrucksvoll. Im Innenbereich kommt er als Boden- oder Wandbelag, in Küchen und Bädern, im Außenbereich für Fassaden, Pflasterungen oder Stützmauern zum Einsatz.
Seine Umweltbilanz ist besonders gut, wenn der Naturstein regional gewonnen wird. Schließlich bestimmen Transportwege maßgeblich den ökologischen Fußabdruck mit. Naturstein ist pflegeleicht, wiederverwendbar und nahezu unempfindlich gegenüber Feuer oder Schädlingen. Seine Dämmwirkung ist zwar gering, doch in Kombination mit anderen Baustoffen lassen sich die Schwächen ausgleichen.
Kork
Kork wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen, die alle neun bis zwölf Jahre geschält werden kann, ohne den Baum zu schädigen. Das macht ihn zu einem nachwachsenden Rohstoff mit einer sehr guten Ökobilanz. Er ist leicht, elastisch, trittschalldämmend und weist eine noch geringere Wärmeleitfähigkeit als Holz auf (ca. 0,04 W/mK).
Kork wird oft als nachhaltige Alternative zu synthetischen Dämmstoffen unter Laminat eingesetzt.
Typische Einsatzbereiche sind Fußbodenbeläge, Dämmplatten oder Wandverkleidungen. Kork ist feuchtigkeitsbeständig, schimmelresistent und am Ende seiner Lebensdauer vollständig biologisch abbaubar. Preislich liegt er über synthetischen Dämmstoffen, bietet dafür aber eine Kombination aus Wohnkomfort und Nachhaltigkeit, die synthetische Alternativen nicht erreichen.
Hanf, Flachs, Stroh und Schafwolle
Diese Naturfasern sind vor allem im Bereich der Wärmedämmung interessant. Hanf wächst schnell, bindet CO₂ und kommt ohne große Mengen an Pestiziden oder Düngemitteln aus. Flachs fällt als Nebenprodukt der Leinenherstellung an und wird so in einen neuen Nutzungskreislauf eingebunden. Stroh ist reichlich vorhanden und lässt sich leicht verarbeiten. Dank seiner sehr guten Dämmeigenschaften hält es im Winter warm und im Sommer angenehm kühl. Schafwolle isoliert nicht nur gegen Hitze und Kälte, sondern kann auch Schadstoffe aus der Raumluft filtern.
Alle vier Dämmstoffe sind atmungsaktiv und regulieren Feuchtigkeit im Raum, was Schimmelbildung vorbeugt. Am Ende der Nutzungszeit sind sie recycelbar oder kompostierbar. Einschränkungen bestehen bei der Resistenz gegen Schädlinge: Tierische Fasern wie Wolle benötigen Schutz gegen Motten, pflanzliche Fasern gegen Nässe.
Strohballen sind ein natürlicher Dämmstoff, der leicht verfügbar ist und sehr gute Wärmeeigenschaften besitzt.
Kennzahlen klassischer Baustoffe
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über typische Eigenschaften wie Energieaufwand in der Herstellung (je niedriger, desto ressourcenschonender), Lebensdauer und Dämmwirkung. Die Werte sind Durchschnittswerte und können je nach Herkunft und Verarbeitung variieren. Neben den im Text beschriebenen nachhaltigen Baustoffen sind auch konventionelle Materialien wie Ziegel, Kalksandstein und Beton aufgeführt – um einen direkten Vergleich zu ermöglichen.
Rohstoff |
Energieaufwand Herstellung (MJ/m³)* |
Lebensdauer |
Wärmeisolierung |
Massivholz |
500–600 |
mittel–hoch |
gut |
Lehm |
150–250 |
hoch |
gut |
Naturstein |
800–1.200 |
sehr hoch |
gering |
Kork |
450–600 |
mittel |
sehr gut |
Hanf/Flachs/Stroh |
200–300 |
mittel |
sehr gut |
Ziegel |
3.500–4.000 |
hoch |
gut |
Kalksandstein |
2.000–2.500 |
mittel |
gering |
Beton |
2.000–2.500 |
mittel |
gering |
* Der Energieaufwand bei der Herstellung – angegeben in Megajoule pro Kubikmeter (MJ/m³) – beschreibt, wie viel Energie benötigt wird, um einen Kubikmeter des jeweiligen Baustoffs zu produzieren – von der Rohstoffgewinnung über die Verarbeitung bis hin zum fertigen Produkt. Je niedriger dieser Wert, desto ressourcenschonender ist in der Regel die Herstellung.
Innovative Materialien und Recycling-Lösungen
Neben den bewährten Klassikern gibt es heute eine ganze Reihe neuer oder weiterentwickelter Baustoffe, die durch clevere Materialnutzung und moderne Fertigungstechniken besonders nachhaltig sind. Viele davon setzen auf Recycling, andere auf ganz neue Rohstoffquellen.
Recyclingbeton
Recyclingbeton (RC-Beton) entsteht aus aufbereitetem Abbruchmaterial – vor allem aus zerkleinertem Altbeton und Ziegelbruch. So werden wertvolle Rohstoffe im Kreislauf gehalten und der Bedarf an Primärmaterialien wie Kies oder Sand reduziert. Auch die energie- und CO₂-intensive Zementproduktion kann durch den Einsatz von Recyclingzuschlägen etwas entlastet werden.
Recyclingbeton eignet sich für viele Anwendungen, von tragenden Wänden über Fundamente bis hin zu Pflastersteinen. Die Qualität hängt stark von der Sortenreinheit des Ausgangsmaterials ab, das schon auf der Baustelle möglichst gut getrennt werden muss.
Um hochwertigen Recyclingbeton zu erhalten, muss schon auf der Baustelle das Ausgangsmaterial möglichst gut getrennt werden.
Aerogele
Aerogele sind extrem leichte Materialien mit einer porösen Struktur, die zu über 90 % aus Luft besteht. Diese Struktur sorgt für eine außergewöhnlich geringe Wärmeleitfähigkeit (teilweise unter 0,015 Watt pro Meter und Kelvin), was Aerogele zu einem der besten Dämmstoffe überhaupt macht. Sie werden aus Kieselsäure hergestellt und können sehr dünn verarbeitet werden – ideal z.B. für denkmalgeschützte Gebäude, bei denen keine dicken Dämmungen möglich sind. Derzeit sind Aerogele noch vergleichsweise teuer, punkten aber mit Langlebigkeit und hoher Energieeinsparung.
Holz-Beton-Verbundsysteme
Diese Systeme kombinieren die Tragfähigkeit und Masse von Beton mit der Wärmeisolierung und CO₂-Speicherung von Holz. So entstehen Bauteile, die sowohl energetisch als auch statisch optimiert sind. Häufig werden vorgefertigte Elemente eingesetzt, was Bauzeit und Materialverbrauch reduziert. Durch den Holzanteil wird der ökologische Fußabdruck im Vergleich zu reinem Beton deutlich gesenkt.
Dämmstoffe aus Recyclingmaterialien
Neben natürlichen Dämmstoffen gibt es heute auch nachhaltige Lösungen aus recyceltem Papier (Zelluloseflocken), Textilresten oder PET-Flaschen. Sie nutzen Abfallströme, die sonst verbrannt oder deponiert würden, und verwandeln sie in wertvolle Baustoffe. Zelluloseflocken haben eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit von rund 0,04 W/m·K und halten dadurch Wärme zuverlässig im Gebäude. Sie regulieren Feuchtigkeit und sind in der Verarbeitung unkompliziert, da sie sich einfach in Hohlräume einblasen lassen.
Myzelium-Baustoffe
Myzelium, das Wurzelgeflecht von Pilzen, kann in Formen gezüchtet werden und härtet anschließend zu einem leichten, stabilen Material aus. Es ist vollständig biologisch abbaubar, wächst in wenigen Tagen und benötigt kaum Energie bei der Herstellung. Myzelium-Baustoffe sind vor allem für Dämmplatten, leichte Trennwände oder Möbel interessant. Sie isolieren gut, sind feuerhemmend und frei von Schadstoffen. Derzeit befinden sie sich noch in der Testphase, werden aber bereits in ersten Pilotprojekten erfolgreich verbaut.
Überblick: Innovative Baustoffe und Recycling-Lösungen
Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Eigenschaften innovativer Baustoffe zusammen – von Energieaufwand über Lebensdauer bis zur Wärmedämmung. Die Angaben sind Richtwerte und können je nach Herstellungsverfahren und regionalen Bedingungen abweichen.
Material |
Energieaufwand Herstellung (MJ/m³)* |
Lebensdauer |
Wärmeisolierung |
Recyclingbeton |
ca. 800–1.200 |
hoch |
gering bis mittel |
Aerogele |
> 2.000 |
hoch |
sehr gut |
Holz-Beton-Verbund |
ca. 1.000–1.500 |
hoch |
mittel bis gut (abhängig vom Holzanteil) |
Recycling-Dämmstoffe |
ca. 300–600 |
mittel bis hoch |
sehr gut |
Myzelium-Baustoffe |
< 200 |
mittel |
gut |
* Der Energieaufwand bei der Herstellung – angegeben in Megajoule pro Kubikmeter (MJ/m³) – beschreibt, wie viel Energie benötigt wird, um einen Kubikmeter des jeweiligen Baustoffs zu produzieren – von der Rohstoffgewinnung über die Verarbeitung bis hin zum fertigen Produkt. Je niedriger dieser Wert, desto ressourcenschonender ist in der Regel die Herstellung.
Welche Kosten entstehen und welche Fördermöglichkeiten von nachhaltigen Baustoffen gibt es?
Nachhaltige Baustoffe gelten oft als teurer als konventionelle Alternativen – und tatsächlich liegen die Anschaffungskosten in vielen Fällen um etwa 2 bis 10 % höher. Diese Mehrkosten relativieren sich jedoch schnell, wenn man den gesamten Lebenszyklus betrachtet. Längere Haltbarkeit und bessere Energieeffizienz sorgen dafür, dass sich Investitionen oft schon nach wenigen Jahren amortisieren.
Beispielrechnung:
Eine ökologische Fassadendämmung aus Holzfaserplatten kostet bei einem Einfamilienhaus mit 150 m² Fassadenfläche etwa 19.500 € (inkl. Einbau), während eine vergleichbare Mineralwolldämmung bei rund 17.000 € liegt. Die Holzfaserplatten verbessern jedoch den sommerlichen Hitzeschutz und reduzieren den Heizenergiebedarf um rund 10 % zusätzlich. Bei Heizkosten von 2.000 € pro Jahr entspricht das einer Ersparnis von ca. 200 € jährlich. Dazu kommt, dass die Holzfaserplatten am Ende ihrer Lebensdauer recycelbar sind, während Mineralwolle in der Regel als Sondermüll entsorgt werden muss – mit zusätzlichen Entsorgungskosten. Über eine Nutzungsdauer von 30 Jahren ergibt sich so ein finanzieller Vorteil, der die höheren Anschaffungskosten deutlich übersteigt.
Auch gesundheitliche Aspekte spielen eine Rolle: Baustoffe ohne Schadstoffe reduzieren das Risiko für Allergien und Atemwegserkrankungen – und damit auch mögliche Folgekosten für Behandlung oder aufwendige Sanierungsarbeiten.
Fördermöglichkeiten
In Deutschland gibt es eine Reihe von Programmen, die den Einsatz nachhaltiger Baustoffe unterstützen, insbesondere im Rahmen energieeffizienter Bau- und Sanierungsmaßnahmen:
- KfW-Förderung – Zinsgünstige Kredite oder Zuschüsse für Effizienzhaus-Standards oder Einzelmaßnahmen wie Dämmung, Fenster, Heizung.
- BAFA-Förderung – Zuschüsse für bestimmte energetische Sanierungsmaßnahmen, z. B. Dämmung mit nachwachsenden Rohstoffen.
- Regionale Förderprogramme – Viele Bundesländer und Kommunen bieten zusätzliche Zuschüsse für nachhaltiges Bauen und Sanieren.
- Steuerliche Förderung – 20 % der Kosten für energetische Sanierungen können über drei Jahre von der Steuer abgesetzt werden (§ 35c EStG). Wichtig: Diese Möglichkeit kann nur alternativ zu anderen Förderungen wie KfW- oder BAFA-Zuschüssen genutzt werden. Wer den Steuerbonus wählt, verzichtet auf andere öffentliche Fördermittel für dieselbe Maßnahme.
- Förderboni – Einige Programme gewähren höhere Zuschüsse, wenn nachwachsende Rohstoffe, Recyclingmaterialien oder besonders emissionsarme Produkte eingesetzt werden.
Tipp: Förderungen müssen in der Regel vor Beginn der Bauarbeiten beantragt werden. Oft werden Nachweise wie EPDs oder Zertifikate verlangt. Wer Förderungen nutzen möchte, sollte frühzeitig eine Energieberatung in Anspruch nehmen. So lassen sich passende Programme auswählen, Anträge korrekt vorbereiten und die maximale Fördersumme sichern.
Fazit: Nachhaltig bauen heißt zukunftssicher bauen
Die Wahl der richtigen Baustoffe entscheidet nicht nur über die Optik und Funktionalität eines Gebäudes, sondern auch über dessen ökologische Bilanz und Wirtschaftlichkeit. Nachhaltige Materialien wie Holz, Lehm, Naturstein oder innovative Recyclinglösungen punkten mit Langlebigkeit, geringem Energiebedarf und einem gesunden Raumklima.
Wer bereits in der Planungsphase auf Wiederverwendbarkeit, kurze Transportwege und geprüfte Umweltstandards achtet, kann den CO₂-Ausstoß eines Bauprojekts deutlich reduzieren – und langfristig sogar Kosten sparen. Förderprogramme und eine fachgerechte Energieberatung helfen, die passende Lösung zu finden und die finanziellen Spielräume bestmöglich zu nutzen.
Übrigens: Rund um die Sanierung kursieren viele Meinungen – und leider auch einige hartnäckige Irrtümer. Ob es um Dämmung, Heizungstausch oder die Entscheidung zwischen Neubau und Sanierung geht: In unserem Artikel „Sanierungsmythen entlarvt: Was wirklich für Ihre Immobilie zählt“ erfahren Sie, welche Mythen Sie getrost vergessen können.