Per Sprachbefehl das Licht dimmen, die Heizung steuern oder im Urlaub die Überwachungskamera checken – Smart Homes bieten heute mehr Komfort und Kontrolle als je zuvor. Doch wo Datenströme fließen, entstehen auch Risiken: Hackerangriffe, Sicherheitslücken und mangelnder Datenschutz sind reale Bedrohungen für vernetzte Haushalte. Doch leider stellen sich noch immer viel zu wenige Nutzer*innen die entscheidende Frage: Wie sicher ist ein Smart Home wirklich?
Wie funktionieren Smart-Home-Systeme?
Damit Ihr Zuhause „smart“ wird, müssen Geräte wie Lampen, Rollläden und Türschlösser, aber auch Thermostate, Rauchmelder oder Wasserhähne miteinander vernetzt sein. Das passiert meist über Funkverbindungen – zum Beispiel per WLAN oder spezielle Funkstandards wie ZigBee oder Bluetooth. Gesteuert wird alles zentral, zum Beispiel über eine Smart-Home-App auf dem Smartphone oder Tablet. Darüber hinaus ist die Steuerung auch über einen Sprachassistenten wie Alexa, den Google Assistant oder Siri oder eine kleine Steuerzentrale möglich. Letztere wird auch Smart-Home-Gateway oder Hub genannt.
In vielen Fällen läuft die Steuerung nicht ausschließlich im Haus oder in der Wohnung („lokal“), sondern auch über das Internet. Das heißt: Informationen über Ihre Geräte und deren Nutzung – etwa wann Sie das Licht einschalten oder wer vor der Tür steht – werden oft an Server der Hersteller gesendet. Diese stehen nicht immer in Europa und sind nicht immer ausreichend geschützt.
Hinzu kommt: Je mehr smarte Geräte Sie nutzen, desto mehr Schnittstellen entstehen – zum Beispiel durch Sprachsteuerung oder Automatisierungen mit anderen Diensten. Das erhöht zwar den Komfort, bringt aber auch zusätzliche Risiken mit sich. Denn jede Schnittstelle oder Verbindung nach außen kann eine potenzielle Schwachstelle sein – vor allem, wenn Hersteller bei der Sicherheit sparen oder keine regelmäßigen Updates bereitstellen.
Per Sprachbefehl das Licht steuern oder die Heizung regeln – Alexa macht die Smart-Home-Steuerung besonders bequem.
Typische Sicherheitsrisiken im Smart Home
Ein vernetztes Zuhause bietet viele Vorteile, zum Beispiel eine ausgeklügelte Einbruchprävention oder ein deutlich effizienterer Stromverbrauch, wie nicht zuletzt die Wohntrends 2025 zeigten – doch leider ergeben sich daraus auch neue Angriffsmöglichkeiten für Hacker*innen. Besonders gefährdet sind Smart-Home-Geräte, wenn grundlegende Sicherheitsvorkehrungen fehlen oder nicht konsequent umgesetzt werden.
Ein häufiges Problem: Viele Geräte werden mit voreingestellten Standardpasswörtern ausgeliefert, die nicht oder nur selten geändert werden. Diese sind oft leicht zu erraten – und damit eine Einladung für Angriffe. Auch veraltete Software ist ein Risikofaktor. Wenn Hersteller keine regelmäßigen Sicherheitsupdates liefern oder Nutzer*innen diese nicht installieren, bleiben bekannte Schwachstellen offen.
Ein weiteres Risiko besteht bei der Datenübertragung: Wenn Steuerungsbefehle oder persönliche Informationen unzureichend gesichert über das Internet übermittelt werden, können sie potenziell abgefangen oder manipuliert werden. Das betrifft besonders Kameras, Türschlösser oder Alarmanlagen – also Geräte, bei denen es um die physische Sicherheit Ihres Zuhauses geht.
Auch Drittanbieter-Apps oder fehlerhafte Verknüpfungen zwischen Systemen können zur Sicherheitslücke werden. Wer viele Dienste miteinander verknüpft, muss darauf achten, dass alle Beteiligten verantwortungsvoll mit Daten und Sicherheit umgehen. Denn die Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied – das gilt im Smart Home ganz besonders.
Sie sind unterwegs, aber das Licht soll trotzdem angehen? Ihr Smart Home kümmert sich drum – und hält neugierige Blicke fern.
Wie real ist die Bedrohung? Ein Blick auf die Sicherheitslage
Dass die Risiken im Smart Home nicht nur theoretischer Natur sind, zeigen verschiedene Studien und Berichte aus den letzten Jahren. Immer wieder sorgen Fälle für Schlagzeilen, bei denen Hacker*innen sich Zugriff auf vernetzte Kameras verschafft oder smarte Türschlösser manipuliert haben. In manchen Fällen konnten Fremde sogar per Sprachassistent (Amazon Alexa, Google Nest, sogar smarte Babyphone) mit Bewohner*innen kommunizieren – ein beunruhigender Gedanke.
IT-Sicherheitsfirmen und Verbraucherschutzorganisationen wie Stiftung Warentest überprüfen regelmäßig Smart-Home-Geräte auf Schwachstellen. Das Ergebnis: Besonders günstige Produkte ohne bekannte Marke schneiden oft schlecht ab. Sie verzichten nicht nur auf Verschlüsselung und Sicherheitsupdates, sondern sammeln teilweise auch unbemerkt Daten und senden sie an unbekannte Server. Aber auch bei großen Herstellern sind nicht alle Systeme gleich gut geschützt – die Spannbreite ist groß.
Eine aktuelle Studie des deutschen Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) betont, dass Smart-Home-Sicherheit kein Zufall ist, sondern von Anfang an mitgedacht werden muss – bei der Entwicklung der Geräte genauso wie bei deren Einsatz im Alltag. Kurz gesagt: Wer beim Kauf oder in der Nutzung auf Sicherheit achtet, kann sich wirksam vor den meisten Gefahren schützen. Wer das Thema ignoriert, geht dagegen unnötige Risiken ein.
Moderne WLAN-Kameras liefern Live-Bilder direkt aufs Smartphone – für ein sicheres Gefühl unterwegs.
Wie lässt sich die Smart-Home-Sicherheit erhöhen?
Die gute Nachricht: Viele Sicherheitsrisiken lassen sich mit einfachen Maßnahmen deutlich reduzieren – wenn man weiß, worauf es ankommt. Um Unbefugten den Zugriff auf Ihre Geräte zu erschweren, sollten Sie schon bei der Einrichtung
- individuelle, starke Passwörter vergeben (mindestens 12 Zeichen, nicht ‚admin‘ oder ‚1234‘, Mischung aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen) und
- eine Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren (z. B. durch einen zusätzlichen Code per App oder Push-Bestätigung auf dem Smartphone, wenn möglich).
Regelmäßige Updates sind ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Achten Sie darauf, dass Ihre Geräte stets auf dem neuesten Stand sind – entweder durch automatische Updates oder per manueller Installation. Sicherheitsupdates sollten immer sofort nach ihrem Erscheinen installiert werden. Seriöse Hersteller stellen Sicherheits-Patches über mehrere Jahre hinweg bereit und informieren transparent über Änderungen.
Um die Sicherheit Ihres Smart-Home-Systems zu erhöhen, empfiehlt das BSI u. a. folgende Maßnahmen für Ihr Heimnetzwerk:
- die Nutzung eines getrennten Gastnetzwerks für smarte Geräte,
- die Deaktivierung ungenutzter Funktionen (z. B. Fernzugriff),
- die regelmäßige Kontrolle der verbundenen Geräte im Heimnetz,
- sowie die Wahl von Geräten, die nicht zwingend eine Cloud-Anbindung benötigen.
Beim Kauf neuer Geräte lohnt sich ein Blick auf Prüfzeichen, Datenschutzrichtlinien und unabhängige Testergebnisse. Prüfzeichen werden etwa vom TÜV vergeben. Geläufige Prüfzeichen sind außerdem das GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit) oder das VDE-Zeichen. Letzteres wird vom VDE Institut für elektrische, elektronische und Informationstechnik vergeben und bescheinigt die elektrische, mechanische und thermische Sicherheit der Produkte. Achten Sie zudem darauf, möglichst nur Geräte zu vernetzen, die Sie auch wirklich benötigen. Denn jedes zusätzliche Gerät bedeutet auch eine neue potenzielle Schwachstelle.
Smart-Home-Systeme mit Fokus auf Sicherheit – ein Vergleich
Nicht alle Smart-Home-Systeme sind gleich sicher – die Unterschiede beginnen schon bei der Produktphilosophie der Hersteller.
Ein Beispiel ist das Apple HomeKit: Das System arbeitet ausschließlich mit zertifizierten Geräten, die strenge Sicherheitsanforderungen erfüllen müssen. Neben Apple-Produkten lassen sich auch Geräte anderer Hersteller vernetzen, die das HomeKit-Zertifikat tragen oder das sogenannte Matter-Protokoll unterstützen. Die gesamte Kommunikation erfolgt über starke Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Bereits bei der initialen Verbindung kommt ein asymmetrisches Verschlüsselungsverfahren zum Einsatz, und für jede Sitzung wird ein neuer Schlüssel generiert. Die Steuerung funktioniert lokal auf Apple-Geräten, wodurch viele Daten gar nicht erst die Cloud erreichen. Falls eine Synchronisation über iCloud erfolgt, ist auch diese durchgehend verschlüsselt – und für Apple selbst nicht einsehbar.
Homematic IP verfolgt ebenfalls ein sehr sicherheitsorientiertes Konzept. Viele Abläufe werden lokal über einen eigenen Access Point gesteuert, die Kommunikation mit der Cloud ist vollständig verschlüsselt. Die Server stehen in Deutschland und unterliegen damit europäischen Datenschutzstandards. Besonders hervorzuheben ist die mehrfache Zertifizierung durch den VDE für Protokoll-, IT- und Datensicherheit. Für die Nutzung ist kein Kundenkonto erforderlich, und es werden keine persönlichen Daten wie Name oder Adresse abgefragt. Seit einem aktuellen Update ist auch die lokale Steuerung ohne Cloud noch einfacher möglich – ein Plus für alle, die maximale Datenhoheit wünschen.
Auch Bosch Smart Home legt großen Wert auf Sicherheit, Privatsphäre und Datensparsamkeit. Viele Daten werden lokal verarbeitet, und regelmäßige Updates sorgen für technische Aktualität. In den offiziellen Datenschutzhinweisen betont das Unternehmen den Schutz personenbezogener Daten und eine transparente Verarbeitung. Zwar ist die Geräteauswahl derzeit noch etwas begrenzter als bei anderen Plattformen, doch die eingesetzten Technologien sind nachvollziehbar abgesichert und klar auf Sicherheit ausgelegt.
Bei sehr günstigen Produkten aus Fernost oder wenig bekannten Marken fehlt hingegen oft jegliche Transparenz – sowohl bei der Datenverarbeitung als auch bei Sicherheitsmaßnahmen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte deshalb lieber zu Anbietern greifen, die ihre Systeme regelmäßig prüfen lassen, Sicherheitszertifikate vorweisen können und Updates langfristig garantieren.
Mit einem Fingertipp den Energieverbrauch senken – Smart Home macht’s möglich.
Intelligentes Energiemanagement: Komfort, Kontrolle und Sicherheit
Das Smart Home entwickelt sich gerade weiter – weg von der reinen Steuerung von Licht und Heizung, hin zur intelligenten Zentrale für den gesamten Energiehaushalt. Mit der zunehmenden Verbreitung von Photovoltaikanlagen, Stromspeichern, Wärmepumpen und Wallboxen wächst auch der Bedarf an Systemen, die Erzeugung und Verbrauch clever koordinieren, Stichwort intelligentes Energiemanagement.
Ein Beispiel dafür ist der EnBW Energie Manager. Er vernetzt alle relevanten Komponenten im Haushalt – von der PV-Anlage auf dem Dach über den Batteriespeicher bis hin zur Wallbox für das E-Auto – und sorgt dafür, dass der selbst erzeugte Strom möglichst effizient genutzt wird. Ladevorgänge werden auf günstige Zeiten verschoben, der Eigenverbrauch optimiert und Lastspitzen aktiv vermieden. So lassen sich nicht nur Kosten senken, sondern auch Netz und Umwelt entlasten. Weitere Informationen dazu finden Sie im Interview mit Volker Bloch.
Und natürlich legt die EnBW großen Wert auf Sicherheit: Der EnBW Energie Manager nutzt verschlüsselte Kommunikation und schützt sensible Verbrauchsinformationen vor unbefugtem Zugriff. Das zeigt: Energieeffizienz, Komfort und Datenschutz lassen sich im modernen Smart Home problemlos miteinander verbinden.
Fazit: Smart-Home-Sicherheit beginnt bei der Auswahl und Nutzung
Ein Smart Home kann den Alltag erleichtern, Energie sparen und für mehr Komfort sorgen – doch all das funktioniert nur dann zuverlässig, wenn auch die Sicherheit stimmt. Die Technik selbst ist oft nicht das Problem, sondern die Art und Weise, wie sie ausgewählt, eingerichtet und genutzt wird.
Deshalb gilt: Überlegen Sie schon beim Kauf, welchen Geräten Sie vertrauen wollen – und ob Sie wirklich jede Funktion benötigen. Achten Sie auf geprüfte Systeme, regelmäßige Updates und transparente Datenschutzrichtlinien. Noch wichtiger ist der eigene Umgang mit dem vernetzten Zuhause: starke Passwörter, bewusster Einsatz und ein wachsames Auge auf neue Geräte oder Apps tragen wesentlich zur Sicherheit Ihres vernetzten Zuhauses bei.
Auch gesetzlich tut sich etwas: Ab 2027 wird mit dem Cyber Resilience Act eine EU-Verordnung wirksam, die verbindlich regelt, dass vernetzte Geräte nur dann auf den Markt kommen dürfen, wenn sie grundlegende Anforderungen an die IT-Sicherheit erfüllen. Diese Entwicklungen könnten in Zukunft für mehr Transparenz und ein höheres Sicherheitsniveau sorgen – zum Vorteil aller Nutzer*innen.
Übrigens:
Wenn Sie sich für die Zukunft intelligenter Gebäudetechnologien interessieren, empfehlen wir den Artikel „Smart Building: Die Zukunft der Gebäudetechnologie heißt Künstliche Intelligenz“. Dort erfahren Sie, wie KI und vernetzte Systeme in modernen Gebäuden für mehr Effizienz, Komfort und Sicherheit sorgen. Ein spannender Ausblick auf die nächste Stufe des vernetzten Wohnens.