Die Forschung arbeitet daran, sich genau diesen Nachteil zunutze zu machen. Viel dreht sich in diesem Zusammenhang um das Gas Wasserstoff. Vorteil eins: Man kann die Energie aus Sonne und Wind, die niemand abnimmt, nutzen und daraus Wasserstoff herstellen. Vorteil zwei: Gas lässt sich speichern und leicht transportieren. Die beiden EnBW-Tochterunternehmen Netze BW und terranets bw (unabhängiger Transportnetzbetreiber) arbeiten in unterschiedlichen Projekten daran, das Erdgasnetz auf Wasserstoff vorzubereiten.
Kann Wasserstoff in Erdgasleitungen transportiert werden?
Deutschland verfügt über ein mehr als 500.000 Kilometer langes Gasnetz. Warum nicht Bestehendes nutzen und den Wasserstoff ins Erdgasnetz einspeisen? „Ganz so einfach ist das nicht. Gas ist nicht gleich Gas“, erklärt Dr. Heike Grüner, Projektleiterin bei der Netze BW. Erdgas und Wasserstoff unterscheiden sich in ihrer chemischen Zusammensetzung, daher kann man Erdgas nicht ohne Weiteres eins zu eins durch Wasserstoff ersetzen. „Aber wir sind überzeugt, dass es ohne Einschränkungen möglich ist, dem Erdgas bis zu 30 Prozent Wasserstoff beizumischen.“ Und zwar so überzeugt, dass das Unternehmen ein deutschlandweit einzigartiges Projekt auf die Beine gestellt hat: die „Wasserstoff-Insel Öhringen“.
Test unter echten Bedingungen
In der Stadt östlich von Heilbronn wird ein Teil des bestehenden Gasnetzes wie eine Insel vom restlichen Netz abgetrennt und schrittweise mit bis zu 30 Prozent Wasserstoff versorgt. „Das Besondere ist, dass wir unser Projekt im realen Netz durchführen – natürlich ohne dass die betroffenen Haushalte in irgendeiner Form eingeschränkt sind“, sagt Grüner. Hier muss sich also niemand neue Geräte anschaffen. Trotzdem sind die Haushalte ein wesentlicher Eckpfeiler des Projekts. Denn die Menschen unterscheiden sich in ihrem Verbrauchsverhalten und auch die verbaute Technik ist nirgendwo gleich. „Die Frage ist für uns nicht, ob es funktioniert, sondern nur, wie.“
Wasserstoff-Insel Öhringen
Öhringen macht sich bereit für die Zukunft: Gemeinsam mit Anwohner*innen der Stadt liefert die Netze BW eine Lösung, um erneuerbare Energien zu speichern. Seit November 2021 wird die eigene Betriebsstelle mit einem Erdgas-Wasserstoff-Gemisch versorgt. Im Sommer 2022 wurde das Ziel - die Beimischung von 30 Prozent Wasserstoff ins Erdgasnetz - erreicht. Anschließend startete Phase 2, in der die umliegenden Haushalte ebenfalls das Mischgas erhalten. Erste Ergebnisse werden 2023 präsentiert.
Strom aus erneuerbaren Energiequellen wird im Elektrolyseur emissionsfrei in Wasserstoff umgewandelt.
Dieser wird im Wasserstoff-Pufferspeicher zwischengelagert.
Anschließend wird der Wasserstoff mit dem Erdgas vermischt.
Und im Mischgas-Pufferspeicher zwischengespeichert.
In PHASE 1 wird die Netze BW-Betriebsstelle mit dem Mischgas versorgt.
In PHASE 2 wird die Mischgasversorgung auf die umliegenden Straßen mit Unterstützung der Anwohner*innen ausgeweitet.
Neue Erdgasleitung in Baden-Württemberg ist H2-ready
Die Beimischung von Wasserstoff ins bestehende Netz ist ein wichtiger Teil für die Umstellung auf grüne Gase. Auch die EnBW-Ferngastochter terranets bw führt verschiedene Untersuchungen dazu durch. Im Dezember 2022 nahm sie jedoch eine neue Erdgasleitung in Betrieb, die mehr kann. Die rund 28 Kilometer lange Neckarenztalleitung, kurz NET, transportiert Gas im Raum Ludwigsburg und schafft so nicht nur zusätzliche Transportkapazität für die steigende Erdgasnachfrage. Dank besonderer Schweißverfahren und der Verwendung von wasserstofftauglichem Stahl ist die Leitung auch bereits auf den Transport von grünen Gasen und Wasserstoff vorbereitet.
+++ Eine Information der Netzbetreiber Netze BW und terranets +++