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Mikrogasturbine im Kraftwerk und Zuhause

Jedes Verkehrsflugzeug hat sie – eine Turbine. Auch in vielen Automotoren sind sie in Kleinstform verbaut – als Turbolader. Im gemeinsamen Forschungsprojekt unterstützt die EnBW das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR). Eine gasbetriebene Kleinstturbine wird weiterentwickelt, um sie für eine breitere Anwendung wirtschaftlich zu machen. Per Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt die Mikrogasturbine gleichzeitig effizient Strom und Wärme.

Bewährte Technik weiterentwickelt

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Möglichst dezentral, effizient, wartungs- und schadstoffarm: Die Erwartungen an eine moderne Energieversorgung sind hoch. Neben Gasmotoren kann die Mikrogasturbine diese Ansprüche gut erfüllen. Sie erzeugt Wärme und Strom, ist bauartbedingt besonders wartungs- und schadstoffarm. Mit dem umweltschonenden Energieträger Erdgas, der fast überall verfügbar ist, könnte die Mikrogasturbine vielerorts zum Einsatz kommen. Und weil sie auch mit Brenngasen biologischen Ursprungs betrieben werden kann, hat sie obendrein Potenzial für die Wärmewende, bei der beispielsweise für die Beheizung von Gebäuden und für industrielle Prozesse keine fossilen Brennstoffe, sondern erneuerbare Energien genutzt werden.

Ein Hemmschuh bisher: Die auf dem Markt verfügbaren Modelle waren nicht passend dimensioniert und konnten nicht wirtschaftlich eingesetzt werden, da die bei der Verbrennung erzeugte Wärme nicht vor Ort genutzt werden konnte. Gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) hat sich das Forschungsteam der EnBW der Herausforderung angenommen, für die Maschine Verbesserungen zu entwickeln und zu erproben, die sie für mehr Kunden passend macht. Konkret gelang es, eine Maschine passend für Gewerbekunden noch wirtschaftlicher zu machen, indem die Verbrennung optimiert und überdies noch mehr Wärme aus dem Abgas zurückzugewonnen wurde.

Meilensteine und Projekte

2008: EnBW und DLR gründen Forschungsplattform „Dezentrale Energien“

1. Mikrogasturbinen-Blockheizkraftwerk für Gewerbe und Kommunen (100 Kilowatt elektrische Leistung)
  • mit fossilem Erdgas (2010-2015)
    Ergebnis: Nahwärme in Grundlast für Gewerbegebiet Leonberg, Strom für das Heizwerk
  • mit biogenen Gasen (2011-2016)
    Ergebnis: Wärme und Strom für Gewerbebetrieb mit Holzgas aus der Landschaftspflege
2. Mikrogasturbine für Haushalte (einige Kilowatt elektrische Leistung)
  • 2015-2018: Machbarkeitsuntersuchung Kleinst-Mikrogasturbine
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Biogas als Brennstoff erproben

Der Brennstoff Erdgas ist der umweltschonendste unter den Fossilen, verursacht er doch 50 Prozent weniger Kohlendioxidemissionen als Heizöl. Sein regenerativer Bruder – also Biogas – kann nach einer Veredelung zu Bio-Erdgas wie Erdgas verwendet werden. Die EnBW erforscht, welche technischen Voraussetzungen vorliegen müssen, Biogas auch unveredelt direkt als Brennstoff in Mikrogasturbinen einsetzen zu können. Erfolgreich abgeschlossen ist bereit ein Test mit Holzgas.

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Optimieren einer großen Mikrogasturbine für Gewerbe und Kommunen

Das Projekt ist zweigeteilt: Im ersten Schritt haben die Projektpartner seit 2010 zusammen mit dem Hersteller Dürr Systems eine große Mikrogasturbine für den Einsatz in Heizkraftwerken weiterentwickelt.

Beispiel Leonberg: Die Anlage im Heizkraftwerk Leonberg verfügt über eine thermische Leistung von 200 Kilowatt und eine elektrische Leistung von 100 Kilowatt. Das ist etwa ein Tausendstel herkömmlicher Großturbinen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Testbetriebs steht fest: Die Anlageneffizienz ist deutlich gesteigert, die Turbine erzeugt sechs Prozent mehr Strom als vorher aus der gleichen Menge an Erdgas. Das funktioniert dank verbesserter Wärmerückgewinnung und einem optimierten Brenner, der für das Projekt entwickelt wurde. Der erzeugte Strom wird ins örtliche Netz eingespeist. Die Wärme geht in ein Nahwärmenetz, das 17 Gewerbebetriebe im Umkreis mit Heizenergie und Warmwasser versorgt.

Auf einen Blick

Name: Mikrogasturbine für Kraftwerk und Privathaushalt

Status: Teilprojekt Kraftwerk: abgeschlossen, Teilprojekt Privathaushalt: Studie

Ziel: Weiterentwicklung und Verbesserung der Mikrogasturbine für den Einsatz in Wärmenetzen und als dezentrale Energielösung für Zuhause

Stimmen zum Projekt

Wir sind mit den Ergebnissen bisher zufrieden. Die Mikrogasturbinen stellen ihre Leistungsstärke unter Beweis und zeigen, dass sie künftig eine echte Alternative zu den Diesel- oder Gasmotoren sind, die man üblicherweise in Blockheizkraftwerken verwendet.

Alois Kessler, Teamleiter Forschung und Entwicklung bei der EnBW

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Kleine Mikrogasturbine für Haushalte entwickeln

Seit 2013 tüfteln Forscher und Ingenieure an einer noch kleineren Variante – einer Nanoturbine sozusagen. Ziel ist es, eine Anlage zu entwickeln, die mit einer elektrischen Leistung von 1 Kilowatt ideal für den Einsatz in Ein- und Zweifamilienhäuser ist. Nicht größer als ein Kühlschrank produziert sie dezentral Strom und Wärme. Das erhöht die Eigenversorgung der Bewohner.

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Mikro-Anlage mit Maxi-Anwendung

Mikrogasturbinen sind wartungs- und schadstoffarm, weil die Maschinen ohne Zylinder und Ventile arbeiten und Gas kontinuierlich verbrennen. Damit stellen sie eine Alternative zu Verbrennungsmotoren dar, die in Blockheizkraftwerken üblich sind. Weil die Abgastemperatur aus der Mikrogasturbine höher ist als bei anderen Anlagen, ist sie auch für die Erzeugung von Prozesswärme geeignet – zum Beispiel für Brauereien oder Wäschereien. In Gewächshäusern hat das Abgas einen weiteren Nutzen: Es ist warm und enthält mehr Kohlendioxid – das brauchen Gemüsesorten wie zum Beispiel Tomaten zum Wachsen. Weitere Anwendungsgebiete der Mikrogasturbine sind Gebäude mit hohem Wärmebedarf wie Krankenhäuser, Hallenbäder oder Schulen.

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So funktioniert die Mikrogasturbine

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Eine Mikrogasturbine arbeitet nach dem Prinzip des aus dem Auto bekannten Turboladers. Sie besteht im Wesentlichen aus zwei Schaufelrädern – nämlich Verdichter und Turbine. Diese sind über eine Welle verbunden, auf der ein Generator für die Stromerzeugung sitzt. Wärme gewinnt die Anlage aus den Abgasen, die an einem Wärmetauscher vorbeiströmen, dem sogenannten Rekuperator. Und so funktioniert die Mikrogasturbine:

  • Die Luft wird von außen angesaugt und im Verdichter unter Druck gesetzt.
  • Die verdichtete Luft wird im Rekuperator vorgewärmt.
  • In der Brennkammer wird Erdgas verbrannt. Die heißen Gase expandieren in der Turbine, die Verdichter und Stromgenerator antreibt. Die Abgase erwärmen im Rekuperator die angesaugte Luft.
  • Die Restwärme nach dem Rekuperator wird über einen Wärmetauscher in den Heizkreislauf übertragen.