Polestar: Der neue Stern am Stromer-Himmel?

2017 stellte der frühere Haustuner von Volvo das erste Modell vor, seitdem hat sich Polestar als neue Elektro-Marke auf dem Markt etabliert. Der gemeinsame Ableger des Volvo-Konzerns und der chinesischen Muttergesellschaft Geely gilt derzeit als der heißeste Tesla-Konkurrent. Wir haben uns die erhältlichen und geplanten Modelle genauer angesehen.

Als Antwort auf Teslas Model 3 sorgte der Polestar 2 von Volvos Tochtermarke für viel Aufsehen. Und wie beim US-Konkurrenten ist die Modellpalette überschaubar. Für die nächsten Jahren haben sich die Schweden aber einiges vorgenommen.

Polestar: Vom Rennsport zur Elektro-Marke

Polestar ist ein gemeinsames Unternehmen des schwedischen Volvo-Konzerns und dessen chinesischer Muttergesellschaft Geely. Name und Markenrechte lassen sich jedoch bis zum Rennsportteam „Flash Engineering“ zurückverfolgen, das 1996 vom Rennfahrer Jan „Flash“ Nilsson für die damals neugegründete „Swedish Tour Car Championship“ ins Leben gerufen wurde. Von Anfang an wurde das Team von Volvo mit Geld und Autos unterstützt.

Im Jahr 2004 übernahm Christian Dahl das Team und nannte es ein Jahr später in „Polestar Racing“ um. Bald darauf begann Polestar, eigene Volvo-Modelle für den Rennsport aufzupeppen. Seit 2009 bot der schwedische Autobauer auch offiziell die leistungssteigerten Fahrzeuge zum Kauf an, zuständig fürs Tunen war die „Polestar Performance Road Car Division“. 2015 schließlich verkaufte Dahl die Abteilung und die Marke „Polestar“ an Volvo. Dahl nannte sein Rennsportteam in „Cyan Racing“ um und betreibt es seitdem als unabhängiges Rennsportteam weiter.

Polestar trat zunächst als Haustuner von Volvo in Erscheinung, ähnlich wie AMG bei Mercedes. Das erste Modell war der „Volvo S60 Polestar“, erkennbar an einem hellblauen rechteckigen Logo im Kühler. Doch beim Tuning sollte es nicht bleiben. 2017 gaben Volvo und die Muttergesellschaft Geely, die bereits 2010 den schwedischen Autobauer übernommen hatten, bekannt, dass in Zukunft Polestar als eigenständige Marke auftreten würde und sich auf Autos mit elektrifiziertem oder rein elektrischem Antrieb konzentrieren werde.

Als Logo für Polestar wurde nicht das Volvo-Emblem, sondern ein stilisierter Polarstern gewählt – die beiden angewinkelten Haken sind in einer leicht abgewandelten Form übrigens auch auf den weiterhin erhältlichen Polestar-Performance-Modellen von Volvo zu sehen.

Polestar 1: Das exklusive Hochleistungs-Coupé

Das erste „eigene“ Modell der neuen Elektro-Marke wurde 2017 angekündigt. Und der Polestar 1 sorgte gleich für Aufsehen: Ein Plug-In-Hybrid mit carbonfaserverstärkter Karosserie und mehr als zwei Tonnen Leergewicht, ausgerüstet mit insgesamt 609 PS und 1.000 Newtonmeter Drehmoment, wodurch Polestar auf Anhieb in der Klasse der Supersportler mitspielte. Die 34 kWh großen Akkus reichen laut Hersteller für eine rein elektrische Reichweite von 124 Kilometer – bis heute kommt kein anderer Plug-In-Hybrid weiter.

Doch Polestar brachte das zweitürige Hochleistungs-Coupé mit einem stolzen Preis auf den Markt: Die Vollausstattung kostete 155.000 Euro. Zudem wurde die Stückzahl auf 1.500 Fahrzeuge limitiert. Die ersten Polestar 1 liefen im Herbst 2019 vom Band, Ende 2021 wurde die Produktion beendet. Einziges Manko des Performance-Boliden: Mehr als eine Golftasche und ein schmaler Koffer passen nicht in den Kofferraum.

Polestar 1

Die Front des Polestar 1 erinnert noch stark an Volvo-Modelle.

Polestar 2: Der Elektro-Crossover für (fast) alle

Auf den Polestar 1 folgte im Sommer 2020 der Polestar 2, der anders als das Vorgängermodell rein elektrisch fährt. Dieses Mal erinnert das Design an eine klassische Mittelklasse-Limousine, wenngleich es sich beim Polestar 2 eher um einen Elektro-Crossover (eine Mischung aus SUV und Limousine) handelt. Die angestrebten Stückzahlen sind deutlich höher als beim Polestar 1, denn das schwedische Elektroauto ist als Volumenmodell konzipiert. Daher hat Polestar bereits 2021 den Basislistenpreis auf rund 44.000 Euro gesenkt (noch ohne Abzug der staatlichen Förderung). Eine starke Konkurrenz für das Tesla Model 3 (ab ca. 53.000 Euro), aber auch für höherpreisige Modellen wie dem Audi e-tron oder Mercedes EQC.

Schon von außen überzeugt der Polestar 2 mit einem einzigartigen Look: klare Linien gemäß dem skandinavischen Design, ergänzt durch rahmenlosen Außenspiegel und Rückleuchten, die sich der Umgebungshelligkeit anpassen. Zudem punktet der Polestart 2 mit interessanten Details wie Textilsitzen, die im 3D-Druck hergestellt werden, mit einem hochmodernen Infotainment-System und zahlreichen Assistenzsystemen. Auf Wunsch fährt der Polestar 2 sogar mit Panorama-Glasdach.

Seitenansicht des Polestar 2

Der Elektro-Crossover Polestar 2 gilt derzeit als heißester Tesla-Konkurrent.

Die Kritiken zum Polestar 2 fielen begeistert aus, auch die weltweiten Verkaufszahlen können sich sehen lassen. Im Frühjahr 2022 spendierte der Hersteller einige Upgrades und Verbesserungen, unter anderem wurden die Motorleistung und die Reichweite erhöht. Auch bei der Ausstattung und insbesondere der Innenausstattung wird nun stärker darauf geachtet, erneuerbare, wiederverwertbare beziehungsweise recycelte Materialien einzusetzen. Ein Beispiel ist die im Unterschied zu Leder vegane, recyclebare sowie extrem leichte WeaveTech-Polsterung.

Die Elektro-Limousine ist mittlerweile in diesen drei Varianten erhältlich:

Standard Range Single Motor Long Range Single Motor Long Range Dual Motor
Elektroantrieb Vorderachse Vorderachse Vorder- und Hinterachse
Motorleistung 170 kW (231 PS) 170 kW (231 PS) 300 kW (408 PS)
Drehmoment 330 Nm 330 Nm 660 Nm
Akku-Kapazität 69 kWh 78 kWh 78 kWh
Reichweite (WLTP) 474 km 542 km 482 km
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h 160 km/h 205 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h 7,4 s 7,4 s 4,7 s
Preis Ab 43.725 Euro Ab 47.425 Euro Ab 51.725 Euro

 

Polestar 3: Der „Premium Elektro Performance SUV“

Im Oktober 2022 wird der Polestar 3 seine Premiere feiern, der Elektro-SUV wird bereits als direkter Konkurrent für Teslas Model X und Model Y gehandelt. Konkrete Informationen gibt es kaum, Polestar hat bislang nur erste Teaser veröffentlicht. Bekannt ist, dass Elemente der beiden Vorgänger für den Polestar 3 weiterentwickelt wurden und der Premium-SUV „eines der klimaschonendsten Autos aller Zeiten sein wird“, wie Polestar-CEO Thomas Ingenlath bekannt gab. Dazu passend hatte Volvo unlängst in einer Life-Cycle-Analyse zum C40 Recharge vorgerechnet, wie Elektroautos in Zukunft CO2-ärmer werden können.

Technologisch soll der „Premium Elektro Performance SUV“ (so die Eigenbezeichnung) ganz vorn mitspielen: Ausgestattet mit einem innovativen LiDAR-System von Luminar und einem Zentralrechner von NVIDIA soll der Polestar 3 autonomes Fahren auf Highways ermöglichen. Der Polestar 3 kommt nicht nur in den USA auf den Markt, sondern in allen Märkten, in denen Polestar weltweit vertreten ist, also auch Deutschland. Er wird in den USA als auch in China produziert werden. Produziert werden soll der Stromer daher unter anderem auch im neuen Volvo-Werk in Ridgesville, South Carolina. Wo übrigens auch der neue Volvo XC90 entsteht, der auf derselben Plattform wie der Polestar 3 entsteht. Beide Fahrzeugen werden sich daher wohl etliche Technologien teilen.

Polestar 3

Mit dem Polestar 3 will die Marke „eines der klimaschonendsten Autos aller Zeiten“ bauen.

Zum Marktstart soll der Polestar 3 über einen Dual-Motor-Antrieb und einer großen Batterie mit mehr als 600 Kilometer Reichweite (nach WLTP) verfügen. Der konkrete Preis steht noch nicht fest, wird aber ab rund 70.000 Dollar (umgerechnet etwa 69.170 Euro) beginnen. Ob und wann das Modell in Deutschland angeboten wird, ist offen.

Polestar 4: Das kleinere Elektro-SUV-Coupé

2023 geht es mit dem Polestar 4 weiter. Über das neueste Modell hüllt sich der Hersteller in Schweigen – buchstäblich. Auf dem bereits publizierten Teaserbild ist der Polestar 4 noch komplett abgedeckt. Was man weiß: Beim Polestar 4 wird es sich um ein Elektro-SUV-Coupé handeln, der Crossover soll etwas kleiner ausfallen als der Polestar 3. Auch der Startpreis wird mit voraussichtlich 45.000 Euro geringer sein als beim großen Schwester-Modell. Die Motorisierung soll sich dagegen an der Top-Version des Polestar 2 orientieren.

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Polestar 5: Der luxuriöse Elektro-Grand Tourer

Auf dem Goodwood Festival of Speed – einer „Mischung aus Ascot, Formel 1 und Wörthersee“, so ein Brancheninsider – war Ende Juni 2022 erstmals ein Prototyp des künftigen Polestar 5 zu sehen. Er soll erst 2024 auf den Markt kommen. Dabei handelt es sich um einen Gran Tourer, einen luxuriösen Sportwagen, der sich auch für lange Strecken eignet, vergleichbar dem Audi e-tron GT oder dem DeLorean Alpha 5. Optisch bewegt sich der GT dicht an der Studie „Precept“. Diese hatte Polestar bereits 2020 als Ausblick für die bis 2025 kommenden Modelle vorgestellt.

Eine Besonderheit ist die Lichtsignatur, „Thors Hammer“ genannt. Statt eines Kühlergrills gibt es die „SmartZone“, eine Leiste mit Sensoren und Kameras. Die Fronthaube ist aerodynamisch optimiert, Außenkameras ersetzen die Rückspiegel. Auf dem Glasdach ist ein LiDAR-Pod angebracht, der die Assistenzsysteme mit Daten versorgt und autonomes Fahren ermöglicht. Die Performance-Werte lassen aufhorchen: Angepeilt ist ein Dual-Antrieb mit 650 kW (884 PS), der von 100 kW großen Akkus mit 800-Volt-Architektur gespeist wird. Die Reichweite könnte 600 Kilometer (nach WLTP) betragen.

Polestar 5

Die Studie Precept liefert einen Ausblick, wie der Polestar 5 aussehen wird.

Der Innenraum setzt auf recycelte Materialien (z.B. PET-Flaschen, Korkvinyl und Fischernetze). Das 12,5 Zoll große Display hinter dem Lenkrad (mit Touchflächen) zeigt die Instrumente, auf dem 15-Zoll-Hochkant-Bildschirm in der Mitte läuft das Infotainment-System, das in enger Zusammenarbeit mit Google entwickelt wird. Ein Highlight: Knöpfe und Tasten sucht man vergebens, die Bildschirme lassen sich dank Eye-Tracking-Technologie mit Blicken steuern. Preislich steht noch nichts fest; als Konkurrent für den Porsche Taycan konzipiert, könnte der Sportwagen 90.000 Euro und mehr kosten.

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Polestar O2: Der luftig-offene Elektro-Sportwagen

Im Frühjahr 2022 präsentierte Polestar eine weitere Studie, die ebenfalls aus dem Precept abgeleitet wurde: Mit dem O2 liefert Polestar eine Vision für Elektro-Sportwagen mit offenem Verdeck und damit für eine Modellklasse, die bislang von den E-Auto-Herstellern kaum angeboten wird: das Elektro-Cabrio. Einzig erhältlich sind im Moment die Cabrio-Ausführungen des Fiat 500 Elektro und Smart EQ fortwo. Ein ernsthafter Konkurrent wäre wohl nur Tesla mit dem neuen Roadster, der über ein abnehmbares Glasdach verfügen soll. Doch der Starttermin der Neuauflage ist weiter ungewiss.

Elektro-Roadster Polestar O2

Dank abnehmbarem Hardtop (inkl. Panoramadach) verwandelt sich der Elektro-Roadster O2 im Nu in ein Cabrio.

Auch beim O2 findet man die zweigeteilten Scheinwerfer im „Thors Hammer“-Look, auch hier läuft ein durchgängiges Rückleuchtenband an den Seiten eckig nach unten weiter und betont das Heck. Anstelle des klassischen Cabrio-Stoffverdecks besitzt der Polestar O2 aber nun ein abnehmbares Hardtop mit Panoramadach. Im Innern dominiert wie beim Polestar 5 das große Hochkant-Display. Geführt wird der Sportwagen als 2+2-Sitzer: zwei vollwertige Sitze vorn und zwei „Notsitze“ hinten.

Übrigens: Hinter dem folgenden Link erfahren Sie, was Sie mit einer Drohne in Deutschland an Autobahnen und Bundesstraßen beachten müssen.

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