Rabatte bei E-Autos: Fallen jetzt die Preise?

In China ist bereits zu beobachten, dass Elektroautos immer günstiger werden. Denn im Reich der Mitte ist ein Preiskampf ausgebrochen, den vor allem Tesla angezettelt hat. Auch hierzulande spüren die Hersteller den Druck. Wir werfen einen Blick auf die aktuelle Marktsituation und wie sich diese in naher Zukunft verändern könnte.

Aufgrund der Umweltprämie gewährten Hersteller bislang nur wenig Rabatte auf Elektroautos. Während die Auswahl an Stromer-Modellen kontinuierlich steigt, verharrten die Preise auf einem hohen Niveau. Hinzu kommt, dass gebrauchte Elektroautos häufig Mangelware sind. Derzeit ändert sich die Marktsituation für Elektroautos jedoch und es sind teilweise hohe Preisnachlässe zu erhalten.


Das erwartet Sie hier


In China sind die Preise für E-Autos bis zu 40 Prozent niedriger

In Deutschland sind Elektroautos in der Regel recht teuer. In vielen anderen Ländern sieht das anders aus. Vor allem in China, dem wichtigsten Automarkt der Welt, werden zum Teil deutlich niedrigere Preise für Stromer gefordert. Zum Teil werden Fahrzeuge in China bis zu 40 Prozent billiger angeboten als bei uns. Nur ein Beispiel: Der Mercedes EQS kostet in der Volksrepublik 30.000 Euro weniger als in Deutschland.

Die enormen Differenzen lassen sich nur zu Teil damit begründen, dass die Stromer in der Volksrepublik weniger gut ausgestattet sind. Deutlich stärkeren Einfluss haben die hohen staatlichen Subventionen, die chinesische Dominanz bei der Batterieherstellung, aber auch günstigere Produktionskosten in Fernost und Skaleneffekte infolge hoher Stückzahlen, die viele chinesische Hersteller bereits erreichen. Zudem treten in der Volksrepublik viele neue Marken an und bieten Fahrzeuge zum Teil nicht kostendeckend an – um Marktanteile zu sichern, wird bewusst Geld verbrannt.

E-Auto Seda vor einem Sonnenuntergang.

Chinesische E-Autos können aufgrund hoher Subventionen und großer Stückzahlen günstiger angeboten werden als vergleichbare Modelle aus dem Westen. Das gilt nicht nur für Luxuslimousinen wie den NIO ET7.

Ein weiterer Faktor: Seit einiger Zeit ist in China ein dramatischer Preiskampf zu beobachten, der von Tesla angezettelt wurde. Als Reaktion auf die schwache Nachfrage senkte der US-Autobauer erstmals im Oktober 2022 und auch später die Preise für seine Modelle. Das setzte vor allem die chinesischen Hersteller unter Druck. Aber auch Hersteller wie Ford, Mercedes und VW waren gezwungen, die Preise für ihre E-Autos zu reduzieren, obwohl ihre Absatzzahlen auf dem chinesischen Markt eher überschaubar sind. Zuletzt übte der chinesische Staat Druck auf Hersteller wie BYD, NIO, Tesla und andere aus, um den Preiskrieg zu beenden.

Fünf weiße Teslas. Diese stehen in einer Reihe nebeneinander.

Tesla startete im vergangenen Jahr in China einen Preiskampf, um Marktanteile zu sichern.

Schwächelnde Nachfrage nach E-Autos, unterschiedliche Reaktionen der Hersteller

Sind auch bei uns in naher Zukunft sinkende Preise für E-Autos in Sicht? Blickt man auf die aktuelle Marktlage, zeigt sich ein differenziertes Bild. So setzen die Hersteller hierzulande vorwiegend auf sehr hochwertig ausgestattete und damit teure SUVs ab dem Mittelklasse-Segment. Die Anzahl an günstigen E-Autos, vor allem im Kleinwagen- und unteren Kompaktwagen-Bereich, ist dagegen noch recht überschaubar. Ein Grund dafür sind auch teure Batterien, die zu den größten Kostentreibern gehören und bei kleineren Fahrzeugen viel stärker ins Gewicht fallen als bei einem großen Stromer.

E-Auto hinter einer Glaswand in der Nacht.

Der chinesische Automarkt ist der größte weltweit, hier dominieren vor allem einheimische Hersteller wie BYD (Build Your Dreams).

Angesichts schwieriger Rahmenbedingungen wie negativer Konjunkturaussichten, steigender Kreditzinsen und hoher Inflation verwundert es nicht, dass die Nachfrage nach E-Autos momentan schwächelt. Zumal die Bundesregierung den staatlichen Kaufzuschuss für Stromer seit Anfang des Jahres reduziert hat und weiter senken will. Ab 2025 soll es keine Förderung für Privatleute mehr geben.

Die Hersteller reagieren unterschiedlich: Während Tesla auch bei uns die Listenpreise senkt, fährt Volkswagen die Produktion von wenig nachgefragten Modellen wie dem VW ID.3 herunter. Zudem liefen im Sommer verstärkt Rabattaktionen an. Wie das Duisburger CAR-Institut ermittelte, gab es zum Beispiel für den Smart Fortwo einen Nachlass von 32,7 Prozent (inklusive Umweltprämie), VW gewährte auf den ID.3 und ID.4 Abschläge von 20,5 bzw. 17,8 Prozent. Bei Tesla waren immerhin rund 15 Prozent möglich. Zwar gingen seitdem die Nachlässe im Durchschnitt etwas zurück, doch für die nächsten Monate erwartet das CAR-Institut weiterhin ein hohes Rabatt-Niveau.

VW ID.3 vor einer Stadt während dem Sonnenaufgang.

Weil die Nachfrage geringer ausfiel als gedacht, drosselte VW die Produktion des ID.3 im Sommer.

Dienstwageneffekt“ auf dem Gebrauchtwagenmarkt auch bei E-Autos?   

Eine weitere Möglichkeit, zu einem Teil der Mobilitätswende zu werden, ohne viel Geld investieren zu müssen, stellen gebrauchte Elektroautos dar. Die Politik setzt auf den „Dienstwageneffekt“: Vor allem ausrangierte Firmenwagen sollen den Markt für bezahlbare Stromer beleben. Vom Ansatz her ist das sinnvoll: Viele neue Autos werden als Dienstwagen zugelassen, das gilt für Verbrenner wie Stromer. Zudem handelt es sich bei Firmenwagen selten um Luxusautos. Kompakt- und Mittelklasse-Fahrzeuge dominieren.

Obwohl der Markt für gebrauchte Elektroautos langsam aber stetig wächst, ist das Angebot nach wie vor sehr begrenzt. Zum einen sind nur sechs Prozent aller Firmenwagen momentan reine E-Autos, zum anderen machen Stromer am Gebrauchtwagenmarkt gerade einmal 1,25 Prozent aus. Ob der Dienstwageneffekt in Zukunft eine durchschlagende Wirkung entfaltet und es zu mehr gebrauchten Elektroautos kommt, ist daher sehr ungewiss. Dafür hat die Politik auch selbst gesorgt: Die staatliche Förderung für gewerblich genutzte Elektroautos ist zum 1. September 2023 ausgelaufen. Einzig die Steuervergünstigung für Elektroautos und Elektro-Dienstwagen bleibt bis 2030 bestehen.

E-Autos: Markt und Preise könnten sich normalisieren

Die nächsten Monate werden für potenzielle Käufer*innen von Elektroautos spannend. So wird das Angebot an verfügbaren Modellen weiter wachsen, für 2024 sind bereits neue, günstige Kleinwagen wie der Elektro-Panda von Fiat, der elektrische Renault R5 oder der Citroën ë-C3 angekündigt. Zudem könnten Kund*innen von hohen Nachlässen profitieren, mit denen die Hersteller das steigende Angebot und die sinkende Nachfrage ausgleichen wollen.

Zwei verschiedene E-Autos von Citroen nebeneinander auf einer Straße.

Mit dem Citroën ë-C3 soll 2024 ein weiterer günstiger Stromer im Kleinwagen-Segment auf den Markt kommen.

Doch ob es zu einer Rabattschlacht in allen Fahrzeugsegmenten kommt oder ob die Hersteller attraktive Abschläge zum Beispiel nur für teurere Modelle anbieten, ist offen. Allerdings ist davon auszugehen, dass sich der Markt für Elektroautos sowohl in Deutschland als auch in China ein Stück weit normalisieren wird – gelegentliche oder saisonale Rabattaktionen und Sonderpreise inklusive.

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