Das Wichtigste in Kürze
Was sind seltene Erden?
Die sogenannten Seltenen Erden – auch Seltenerdmetalle – sind eine Gruppe chemischer Elemente. Sie finden sich in Mineralien und Erzen und kommen im Gegensatz zu Metallen wie Gold und Silber in der Natur nicht in Reinform vor. Zu den Seltenen Erden gehören die Lanthanoide sowie die zwei Metalle Scandium und Yttrium. All diese Seltenen Erden teilen eine Reihe von gleichen oder ähnlichen Eigenschaften:
Seltene Erden: Liste der 17 chemischen Elemente
Insgesamt zählen 17 chemische Elemente zur Gruppe der Seltenen Erden. Die Metalle werden üblicherweise in leichte und schwere Seltene Erden unterteilt. Letztere haben die Eigenschaft, dass sie grundsätzlich seltener vorkommen, schwerer aufzubereiten und darum auch teurer auf dem Markt sind.
Sind Seltene Erden selten?
Anders als der Name vermuten lässt, kommen Seltene Erden häufiger vor als andere bekannte Metalle. Dass sie so heißen, hat einen historischen Hintergrund. Die Elemente wurden im 18. und 19. Jahrhundert in bestimmten Mineralien entdeckt, die damals als selten galten. Außerdem wurden sie zunächst in Form von Oxiden – also chemische Verbindungen mit Sauerstoff – isoliert. Oxide sind braun-schwarze, manchmal auch hellere Pulver. Darum auch die Bezeichnung als „Erden“.
Seltene Erden: Verwendung in moderner Technologie
Seltene Erden finden in zahlreichen Bereichen Anwendung und sind vor allem für die Industrie mittlerweile unabdingbar. Ohne sie gäbe es weder Computerchips noch Handys. Auch in Zukunftstechnologien rund um das Thema Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung kommen die Metalle zum Einsatz. Je nach Anwendungsgebiet werden verschiedene Seltene Erden verwendet, wobei immer wieder auch auf eine Mischung der Metalle zurückgegriffen wird. Denn die Trennung der Elemente ist kompliziert und kostspielig.
Die wichtigsten Einsatzbereiche von Seltenen Erden:
- Dauermagnete (44,3 %)
- Katalysatoren (17,1 %)
- Poliermittel (11,1 %)
- Metallerzeugnisse (6,6 %)
- Glas (6,3 %)
- Keramik (3,1 %)
- Batterielegierungen (2,6 %)
- Sonstige (8,9 %)
Seltene Erden für Windkraftanlagen
Für Windkraftanlagen werden sie ebenfalls gebraucht: Der Strom wird in den Windturbinen durch Generatoren erzeugt. Diese Generatoren wandeln die Bewegungsenergie der Rotoren in elektrische Energie um. In den Generatoren sind äußerst leistungsfähige Dauermagnete eingebaut, die wiederum Seltene Erden enthalten. Der Vorteil dieser Bauweise liegt unter anderem darin, dass kein Getriebe mehr nötig ist. Die Folge: Die Anlagen sind sowohl wartungsärmer als auch leiser.
In der Regel werden für den Bau von Windkraftanlagen vor allem Dysprosium, Neodym, Praseodym und Terbium verwendet. Parallel zur Elektromobilität zählt die Windenergie zu den Hauptgründen für die steigende Nachfrage nach Seltenen Erden. Mittlerweile wurden aber auch Modelle entwickelt, für die keine Seltenen Erden mehr nötig sind, zum Beispiel wenn Elektromagneten zum Einsatz kommen. Der Vorteil von Windkraftanlagen ohne Seltene Erden liegt darin, dass die Lieferabhängigkeiten und die Umweltbelastungen geringer ausfallen.
Seltene Erden für Photovoltaik
Im Bereich der Photovoltaik geht es in erster Linie darum, Licht in elektrischen Strom umzuwandeln. Um dies so effizient wie möglich zu gestalten, kommen auch hier Seltene Erden zum Einsatz. Sie fungieren dabei als eine Art Aktivator, der die optisch aktiven Glaskeramiken anpassen kann. Auf diese Weise kann das einfallende Licht so verändert werden, dass der für die Solarzellen nutzbare Energiebereich verschoben wird. Die Folge: Die Lichtausbeute ist höher und die Effizienz steigt.
Ein weiterer Vorteil der Seltenen Erden: Sie erlauben es, dass die Solarzellen dünner hergestellt werden können. Das reduziert nicht nur die Materialkosten, sondern macht auch eine Integration der Solarzellen in weitere Anwendungen möglich. Außerdem sorgen sie dafür, dass die Stabilität besser ist und die Leistungsfähigkeit auch bei extremen Temperaturen gegeben ist. Besonders die Seltenen Erden Neodym und Erbium haben sich hier als nützlich erwiesen.
Seltene Erden für die Elektromobilität
Im Rahmen der Elektromobilität sind Seltene Erden ebenfalls nicht mehr wegzudenken. Bei zahlreichen E-Auto-Modellen werden beispielsweise Magnete im Antriebsmotor verwendet, die auf Seltenen Erden basieren und dafür sorgen, dass der Motor den Strom in Bewegungsenergie umwandelt. in erster Linie kommen hierfür Dysprosium, Neodym, Praseodym und Terbium zum Einsatz. Der Vorteil: Seltene Erden sind leistungsstark, aber bringen wenig Gewicht mit sich – ein klarer Pluspunkt für Elektrofahrzeuge. Auch für die Batterien von Hybrid- und vollelektrischen Fahrzeugen werden Seltene Erden verwendet. Für die Elektrode wird eine Metalllegierung verwendet, die auch Seltene Erden wie Lanthan und Neodym enthält.
Batteriespeicher sind übrigens nicht nur für Elektrofahrzeuge ein wichtiges Thema. Auch in Form von Stromspeichern spielen sie für die Flexibilität des Stromnetzes eine wichtige Rolle.
Seltene Erden für Wasserelektrolyse
Auch für die Herstellung von grünem Wasserstoff werden im Rahmen der Wasserelektrolyse Seltene Erden gebraucht. Bei diesem Verfahren wird Wasser mit Hilfe von Strom in die zwei Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff getrennt. Dafür braucht es Elektrolyte, in denen wiederum Seltene Erden wie Scandium, Yttrium, Cer, Lanthan und Gadolinium zum Einsatz kommen. In vielen Ländern ist zukünftig ein stärkerer Ausbau der Wasserstoffwirtschaft geplant, was die Nachfrage nach Seltenen Erden weiter steigern könnte.
Wie hoch sind die Preise von Seltenen Erden?
In der Vergangenheit waren die Preise für Seltene Erden enormen Schwankungen ausgesetzt. Gerade politische Entscheidungen haben einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Preise. Auch eine steigende Nachfrage lässt die Preise langfristig gesehen tendenziell steigen.
Die Kosten unterscheiden sich aber stark - je nach Seltener Erde: Im Mai 2025 ist Terbiumoxid mit einem Preis von etwa 850 US-Dollar pro Kilogramm die teuerste Seltene Erde. Sie wird aus China importiert. Leichtere Seltene Erden wie beispielsweise Cer kommen häufiger vor als Kupfer und kostete daher im Mai 2025 nur rund 1,26 US-Dollar pro Kilogramm.
Seltene Erde
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2020
|
2024
|
Mai/Juni 2025
|
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Seltene Erde
Cer (Ce)
|
2020
1,34
|
2024
1,11
|
Mai/Juni 2025
1,26
|
Seltene Erde
Dysprosium (Dy)
|
2020
326,00
|
2024
280,00
|
Mai/Juni 2025
270,00
|
Seltene Erde
Erbium (Er)
|
2020
39,00
|
2024
43,00
|
Mai/Juni 2025
43,00
|
Seltene Erde
Europium (Eu)
|
2020
28,00
|
2024
24,00
|
Mai/Juni 2025
24,00
|
Seltene Erde
Lanthan (La)
|
2020
1,24
|
2024
0,78
|
Mai/Juni 2025
0,78
|
Seltene Erde
Neodym (Nd)
|
2020
83,00
|
2024
56,00
|
Mai/Juni 2025
68,00
|
Seltene Erde
Praseodym (Pr)
|
2020
80,00
|
2024
57,00
|
Mai/Juni 2025
57,00
|
Seltene Erde
Samarium (Sm)
|
2020
2,36
|
2024
1,89
|
Mai/Juni 2025
1,90
|
Seltene Erde
Scandium (Sc)
|
2020
1.200,00
|
2024
1.200,00
|
Mai/Juni 2025
659,00
|
Seltene Erde
Terbium (Tb)
|
2020
1.231,00
|
2024
992,00
|
Mai/Juni 2025
850,00
|
Seltene Erde
Yttrium (Y)
|
2020
6,93
|
2024
6,18
|
Mai/Juni 2025
6,93
|
Angaben in USD/kg
Quelle: Deutsche Rohstoffagentur; Stand: 2025
Wie werden Seltene Erden abgebaut?
Es gibt verschiedene Methoden Seltene Erden abzubauen. Ausschlaggebend hierfür ist in der Regel in welcher Form sie in den Metallen vorkommen.
- Karbonatitintrusionen
Drei Minerale sind für die Gewinnung Seltener Erden besonders wichtig: Monazit, Bastnäsit und Xenotim. Man findet sie vor allem in magmatischen Gesteinen wie Karbonatit. Mit Hilfe von Bergbau können die Lagerstätten erschlossen werden. Dabei wir das Erz mechanisch aus dem Gestein herausgebrochen und für die Weiterverarbeitung zerkleinert. Zunächst wird das Erz durch Zugabe von Wasser nass gemahlen, dann durch Magnetscheidung von magnetischen Stoffen wie Schwermetallen getrennt und zuletzt durch Flotation herausgefiltert – je nach Dichte schwimmen Stoffe (engl. float) oben oder sinken zu Boden. - Seifenlagerstätten
Mineralanreicherungen („Seifen“) in Kies oder Sand sind ebenfalls ein Weg zur Gewinnung Seltener Erden. Man kann sie in der Regel mit Baggern abtransportieren, da sie oberflächennah vorkommen und daher leicht zugänglich sind. - Ionenadsorptionstone
Seltene Erden können sich auch in tonreichen, weichen Böden anlagern (zum Beispiel Kaolinit). Sie sind nur schwach an den Ton gebunden und können mittels Auswaschungen gut extrahiert werden. Dazu werden Laugen, meist Ammoniumsulfat, in ein Bohrloch geleitet. Die gelösten Erze werden über ein zweites Loch abgepumpt. Der Vorteil dieser Methode ist, dass der Prozess wesentlich einfacher als Bergbau ist und – sofern die Laugen aufgefangen und wiederverwendet werden – auch umweltfreundlicher. Zudem kommen Tone weniger häufig in Verbindung mit radioaktiven Stoffen vor.
Je nach Ausgangmaterial sind unterschiedliche physische und chemische Trennverfahren notwendig, um Seltene Erden extrahieren zu können. Das macht die Gewinnung aufwendig und teuer. Hinzu kommt, dass viele Lagerstätten radioaktive Materialien enthalten, wie es zum Beispiel bei Karbonatiten der Fall ist. Auch CO₂-Emissionen und Schadstoffe werden bei der Gewinnung freigesetzt. Umweltfreundlich ist die Produktion also keinesfalls.
Seltene Erden: Vorkommen weltweit
Im Jahr 2024 haben Schätzungen ergeben, dass die weltweiten Reserven von Seltenen Erden rund 90 Millionen Tonnen betragen. Noch im selben Jahr wurden weltweit – zumindest offiziell – 390.000 Tonnen der Seltenerdmetalle in Form von Oxiden produziert. Hinzu kommen jedoch mehrere Tausend Tonnen aus illegalen Minen.
Der Abbau in magmatischen Gesteinen – dazu gehört auch Karbonatit – beläuft sich auf ungefähr 70 Prozent der weltweiten Produktion. Zu den bekanntesten Lagerstätten zählen unter anderem die Minen Bayan Obo (China), Mountain Pass (USA) und Mt. Weld (Australien). Nicht selten werden beim Bergbau eigentlich andere Materialien abgebaut, zum Beispiel Eisenerz, und Seltene Erden werden dabei als Nebenprodukt gewonnen.
Fast 70% der Seltenen Erden stammte 2024 aus China – es ist das wichtigste Erzeugerland. Dahinter liegen die USA mit 11,4 Prozent und Burma mit 7,9 Prozent.
Anteil führender Länder an der Weltproduktion Seltener Erden
Quelle: US Geological Survey; Stand: 2025
Geopolitische Entwicklungen
Seltene Erden sind nicht selten oder gar knapp. Lagerstätten gibt es reichlich, wenn auch nicht alle davon wirtschaftlich erschlossen werden können. Das Problem, wenn man so will, liegt in der Versorgungssicherheit und Verfügbarkeit der Rohstoffe. Denn China hat ein Quasi-Monopol auf wichtige Rohstoffe – darunter auch Seltene Erden. Die Europäische Autoindustrie bezieht beispielsweise etwa 98 Prozent seiner Dauermagnete aus Seltenen Erden aus China.
Das Land weiß um seine starke Stellung und zieht dementsprechend Nutzen daraus. In vielen Fällen mangelt es den produzierenden Ländern aber auch an Kapazitäten, um die gewonnenen Rohstoffe selbst weiterzuverarbeiten. Oxide werden darum beispielsweise nach China transportiert, wo Produkte wie Dauermagnete hergestellt werden. Danach werden die fertigen Produkte wieder importiert. Der Marktanteil Chinas an der Weiterverarbeitung Seltener Erden liegt bei knapp 90 Prozent. Durch die starke Beteiligung an spezialisierten und im Ausland sitzenden Unternehmen gilt China außerdem als der größte Importeur.
Die steigenden Preise, die von China ausgehen, haben allerdings die Folge, dass weltweit nach alternativen Abbaustellen gesucht wird – auch wenn China vorerst wohl einer der wichtigsten Lieferanten bleiben wird.
Was tut Europa?
Eine Reihe von Staaten importieren ihren eigenen Bedarf an Seltenen Erden aus China. Da das Land jedoch den Weltmarktpreis für die Metalle schon seit 2010 in die Höhe treibt, sind viele Staaten auf der Suche nach Alternativen. So haben die USA im Jahr 2018 beispielsweise ihre eigene Gewinnung von Seltenen Erden hochgefahren.
Auch die EU hat beschlossen, die Abhängigkeit von China zu reduzieren. Im Mai 2024 trat der „Critical Raw Materials Act“ (CRMA) in Kraft. Danach will die EU zukünftig gemeinsam an der nachhaltigen Sicherung kritischer Rohstoffe arbeiten, sodass eine größere Menge Seltener Erden gefördert und recycelt werden. Ziel ist es bis zum Jahr 2030 beispielsweise zehn Prozent des Bedarfs an strategischen Rohstoffen aus Bergbau in der EU zu gewinnen.
Hoffnungen ruhen hier auf einem Seltenerdvorkommen im Norden Schwedens. In Lappland wurde mit „Per Gejer“ das bisher wohl größte Vorkommen an Seltenerdmetallen in Europa entdeckt. Das staatliche Bergbauunternehmen (LKAB) vermutet dort mehr als eine Million Tonnen an Metallen. Das Vorkommen könnte einen Großteil des Europäischen Bedarfs an Seltenen Erden decken. Allerdings wird es vermutlich noch rund 10 bis 15 Jahre dauern, bis die Seltenen Erden auch den Markt erreichen. Der Grund dafür liegt darin, dass sowohl die Vorkommen als auch die Abbau-Bedingungen noch erkundet werden und notwendige Genehmigungen eingeholt werden müssen. Zudem befindet sich das Abbaugebiet im Lebensraum der sogenannten Samen, des einzigen indigenen Volks Europas.
Wie steht es um das Recycling von Seltenen Erden?
Zurzeit gibt es keine Programme dazu, wie sich das Recycling von Seltenen Erden aus bereits hergestellten Produkten gestalten soll. Es ist also nicht überraschend, dass heute gerade mal ein Prozent der Seltenerdmetalle recycelt werden. Die bestehenden Technologien sind weder ausgereift genug für eine praktische Anwendung, noch sind sie wirtschaftlich. Theoretisch könnten laut Forschungen allerdings bis zu 99,8 Prozent der Seltenen Erden zurückgewonnen werden.
Umweltfreundlicher wäre das Recycling auch: Will man beispielsweise Neodym aus alten Magneten zurückgewinnen, braucht man nur ein Drittel der Energie, die man für den erneuten Abbau und die Herstellung bräuchte. Auch die Menge an freigesetzten Schadstoffen ist geringer.
Die gängigen Methoden des Recyclings sind sowohl das pyrometallurgische als auch das hydrometallurgische Verfahren:
- Pyrometallurgie
Das Material wird eingeschmolzen, um Seltene Erden und andere Metall zu trennen. Dieses Verfahren ist energieintensiv und es werden Schadstoffe freigesetzt. - Hydrometallurgie
Die Seltenen Erden werden mit Hilfe von chemischen Lösungsmitteln extrahiert. Dieses Verfahren ist die umweltschonendere Variante – zumindest, wenn die Abwasserbehandlung ordentlich durchgeführt wird.
Erforscht wird gerade außerdem die Biohydrometallurgie. Hierbei werden Metalle mit Hilfe von Mikroorganismen und Bakterien herausgelöst.