Das Heizkraftwerk Heilbronn liegt in einem Industrie- und Gewerbegebiet am Rande der Stadt Heilbronn unmittelbar am Neckar und ist eines der größten Steinkohlekraftwerke der EnBW. Von den ursprünglich sieben steinkohlebetriebenen Blöcken am Standort sind noch drei in Betrieb, die im Kraft-Wärme-Kopplungsmodus Strom und Fernwärme produzieren. Während sich die beiden älteren Blöcke 5 und 6 in der Netzreserve befinden und die Netzstabilität sichern, wurde Block 7 im Jahr 2009 umfangreich modernisiert. Zu Regelungszwecken wurde im Jahr 2017 eine Kraftwerksbatterie mit 5 Megawattstunden Kapazität in Betrieb genommen. Die EnBW will bis 2028 aus der Kohleverstromung aussteigen, sofern die Rahmenbedingungen dies ermöglichen. Deswegen wird der Standort für den künftigen Einsatz von Wasserstoff umgerüstet („Fuel Switch“): Eine neue Gas- und Dampfturbinenanlage wird bald mit Erdgas, später mit Wasserstoff betrieben und kann dann CO₂-neutral Strom und Fernwärme erzeugen.
Fuel Switch
Die EnBW plant, bis 2035 in Bezug auf ihre eigenen Emissionen klimaneutral zu werden und setzt mit einem schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien die Dekarbonisierung ihres Erzeugungsportfolios konsequent fort. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben müssen zudem alle Kohlekraftwerke in Deutschland bis spätestens 2038 abgeschaltet werden, so auch in Heilbronn. Die regionale Versorgungssicherheit mit Strom und Fernwärme hat jedoch oberste Priorität, weshalb die EnBW am Standort eine regelbare, wasserstofffähige Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) baut:
- Die neue, gasbefeuerte Anlage hat eine elektrische Leistung von 675 Megawatt (MW) und eine thermische Leistung von rund 190 MW.
- Zusätzlich werden eine Heißwasserkesselanlage mit einer thermischen Leistung von rund 160 MW und ein Wärmespeicher mit 600 MWh die Fernwärmeversorgung von Heilbronn sichern.
- Durch diesen „Fuel Switch“, also die Umstellung auf Erdgas, werden mehr als die Hälfte der Treibhausgasemissionen im Vergleich zur Kohleverstromung eingespart.
Sobald genug Wasserstoff verfügbar ist und die Versorgungsinfrastruktur auf diesen umgestellt wurde, kann das Kraftwerk CO₂-neutral Strom und Fernwärme produzieren. Denn die Erdgasleitung zur Versorgung der GuD ist wie die Anlage selbst bereits für Wasserstoff geeignet. Die Umstellung auf Wasserstoff kann später also ohne größere Hürden erfolgen. Mehr zum Fuel Switch erfahren Sie hier.
Eine Gas-und-Dampfturbinenanlage (GuD) kombiniert die Prinzipien eines Gasturbinen- und die eines Dampfkraftwerks:
- Eine mit Gas befeuerte Turbine erzeugt über einen Generator elektrischen Strom. Die sehr heißen Abgase aus der Gasturbine werden dann durch einen Abhitzekessel geleitet.
- Der entstehende Wasserdampf wird für den Betrieb einer weiteren Turbine genutzt. Diese Dampfturbine treibt ebenfalls einen Generator zur Stromproduktion an.
- Durch die Kombination beider Prinzipien wird die Energie aus der Gasverbrennung doppelt genutzt, was den Wirkungsgrad auf bis zu 60 Prozent erhöht.
Die bei der Stromerzeugung entstehende Fernwärme wird in das Fernwärmenetz in Heilbronn eingespeist, das zurzeit grundlegend erneuert und von einem Dampfnetz zu einem Heizwassernetz umgebaut wird. Das neue Heizwassernetz wird die Netzverluste minimieren, Brennstoff einsparen und die Effizienz steigern. Mehr zur Netzmodernisierung erfahren Sie hier.
Umsetzung
Projektphasen
Hier informieren wir Sie über wichtige Ereignisse und Meilensteine zu Planung und Bau einer Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) am Kraftwerksstandort Heilbronn. Sie finden an dieser Stelle aktuelle Informationen zum Zeitplan des Planungs- und Genehmigungsprozesses sowie zu den Baufortschritten.
vsl. Q2 2027
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Kommerzielle Inbetriebnahme
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2026/2027
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Inbetriebsetzungsphase
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2025/2026
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Hauptbauaktivitäten
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März 2024
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Start des Anlagenbaus
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Dezember 2024
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Start der Anlieferung der Großkomponenten
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Juli 2024
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Erhalt der 1. Teilgenehmigung
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Juni 2024
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Beginn der Rohbauarbeiten
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23. Februar 2024
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Offizieller Spatenstich
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22. Januar 2024
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Erörterungstermin des Regierungspräsidiums Stuttgart
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24. November 2023
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Zulassung des vorzeitigen Beginns
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Juni 2023
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Einreichung des Genehmigungsantrags
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2022/2023
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Frühe Öffentlichkeitsbeteiligung, Vorstellung im Gemeinderat, Gutachtenerstellung
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Bautagebuch
Juni 2025: Einschub von Gasturbine und Rotor
Auf der Baustelle wurde ein bedeutender Meilenstein erreicht: Die neue Gasturbine und der Rotor des Generators, die zentralen Komponenten der geplanten Gas- und Dampfturbinenanlage, sind erfolgreich eingebaut worden. Die aus Japan und Frankreich gelieferten Bauteile wurden nun mit hoher Präzision und detaillierter Abstimmung an ihrem vorgesehenen Platz positioniert. Beim Einschub der Gasturbine musste eine Strecke von 50 Metern zurückgelegt werden. Keine leichte Aufgabe bei 380 Tonnen Gewicht und einer Einschubgeschwindigkeit von etwa 2 Metern pro Stunde. Millimeterarbeit!
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April 2025: Betongleiten des Schornsteins
Das Betongleiten des Schornsteins abgeschlossen. Dies ein Verfahren, bei dem der Schornstein kontinuierlich aus Beton gegossen wird, während er auf eine bestimmte Höhe wächst. Eine spezielle Gleitform ermöglicht es, den Beton in einem Stück zu gießen und die Form nach oben zu bewegen, während der Beton aushärtet. Nach Erreichen der gewünschten Höhe wird die Gleitform entfernt und der Schornstein kann weiterbearbeitet werden. Auf diese Weise ist der Schornstein innerhalb von 5 Wochen ununterbrochen auf eine finale Höhe von 144 Metern gewachsen.
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März 2025: Montage der Kesseldruckmodule
Das Einheben der Kesseldruckmodule sowie das Gleiten des Schornsteins haben begonnen. Die insgesamt 15, jeweils bis zu 230 Tonnen schweren Kesselmodule werden nach und nach mit einem großen und einem kleinen Kran eingehoben. Der große Kran hat eine Tragfähigkeit von bis zu 1.350 Tonnen. Im Kessel findet der Wärmeübergang vom heißen Abgas aus der Gasturbine auf den Wasserdampf statt, der dann wiederum die Dampfturbine antreibt.
Februar 2025: Hochlauf des Stahlbaus
Die Fundament- und Tiefbauarbeiten schreiten zügig voran. Das Maschinenhaus und das Kesselhaus nehmen – deutlich erkennbar am blauen Stahlbau – allmählich Gestalt an. Im nächsten Schritt können die Kesseldruckmodule im Kesselhaus installiert werden. Gleichzeitig startet der Bau des 60 Meter hohen Wärmespeichers. Das Gleiten des 144 Meter hohen Schornsteins der GuD-Anlage wird ebenfalls vorbereitet. (Bildquelle: Drohnenaufnahme Züblin)
Januar 2025: Anlieferung der Gasturbine
Auf der Baustelle konnte nach Fertigstellung der Gründungsarbeiten zwischenzeitlich der Anlagenbau beginnen. Das Blau des ersten Stahlbaus ist bereits auf dem Baufeld sichtbar. Außerdem wurden im Januar die Gasturbine und der Generator angeliefert – ein wichtiger Schritt für das Projekt. (Fotograf: Markus Völter)
November 2024: Arbeiten schreiten voran
Im November 2024 haben die Arbeiten auf der Baustelle große Fortschritte gemacht. Neben der Herstellung der Fundamente, Bodenplatten und ersten Gebäude schreiten auch die Tiefbauarbeiten weiter voran. Wo zu Beginn des Jahres noch eine Wiese war, sind mittlerweile die Umrisse der Gebäude sichtbar und das Kraftwerk wächst langsam in die Höhe. Insgesamt wurden bereits 1600 Bohrpfähle hergestellt und nun geht es mit dem Bau der oberirdischen Strukturen weiter. Im neuen Jahr beginnt dann der tatsächliche Anlagenbau.
September 2024: Beginn Rohbauarbeiten
Nach Fertigstellung der Pfahlgründung wurde im Juli mit dem Rohbau, d. h. der Herstellung der Bodenplatten und Gebäuden aus Beton, begonnen. Um die schweren Lasten der später einbetonierten Hauptkomponenten zu tragen, benötigen die Fundamente eine Bewehrung für mehr Tragfähigkeit. Auf dem Bild zu sehen ist die Bewehrung für den sogenannten „Power Train“.
Juli 2024: Erhalt der 1. Teilgenehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG)
Wir haben die 1. Teilgenehmigung nach dem BImSchG für unser geplantes Kraftwerk erhalten! Diese Genehmigung ist ein wichtiger Meilenstein für unser Projekt und bedeutet, dass wir nun mit allen Bauarbeiten beginnen können. Im Rahmen der 2. Teilgenehmigung werden wir als Nächstes die Betriebserlaubnis für die Anlagen beantragen. Die Einreichung ist für Ende 2024 geplant. Im Verfahren wurde die Öffentlichkeit beteiligt. Vor dem jetzigen Erhalt des Bescheids für die 1. Teilgenehmigung haben wir einen umfangreichen Bescheid zum vorzeitigen Beginn von der zuständigen Genehmigungsbehörde erhalten. Dieser ermöglicht es uns – auf eigenes Risiko – mit definierten Bauarbeiten noch vor dem Erhalt der Genehmigung zu beginnen. In Heilbronn bauen wir auf dieser Basis seit November 2023. Das Verfahren hat insgesamt 13 Monate gedauert.
April 2024: Beginn der Arbeiten zur Bohrpfahlgründung
Die Gründungsphase des Bauprojekts schreitet mit der Herstellung der rund 1.600 Bohrpfähle weiter voran. Die Pfahlgründungen sind so ausgelegt, dass die Lasten, die künftig aus dem neuen GuD-Kraftwerk kommen, in den tragfähigen Lettenkeuper in etwa 10 Metern Tiefe übertragen werden. Dabei werden die weniger tragfähigen Schichten umgangen. Der Beginn dieser Baumaßnahme markiert einen wichtigen Fortschritt für das Projektteam.
März 2024: Abschluss der Kühlturmsanierung
Seit Juli 2023 wurde der Naturzugnasskühlturm saniert, in dem sowohl die Kühleinbauten als auch Tropfenabscheider (auf dem Bild zu sehen) erneuert wurden und die Wasserverteilung saniert wurde. Diese Arbeiten sind im März beendet worden, der Kühlturm wird durch die Neuanlage weitergenutzt.
Februar 2024: Spatenstich und offizielle Eröffnung der Baustelle
Mit dem Start der Bauarbeiten am Kraftwerksstandort Heilbronn geht nun auch das dritte sogenannte „Fuel-Switch“-Projekt der EnBW in die Umsetzung. Der Staatssekretär des Umweltministeriums von Baden-Württemberg Andre Baumann, Oberbürgermeister Harry Mergel, Werkleiter des Audi-Standorts Neckarsulm Fred Schulze, sowie EnBW-Vorstand Dirk Güsewell und Leiter Erzeugung Portfolioentwicklung Michael Class vollzogen den traditionellen ersten Spatenstich am 23. Februar 2024.
Juni 2023: Vertragsunterzeichnung Bebauungsplan
Am 28. Juni 2023 wurde der erste Meilenstein zur Realisierung des Fuel Switch Projekts in Heilbronn erreicht. Die Unterzeichnung der städtebaulichen Verträge im Kontext des Bebauungsplans ebnet den Weg für den Bau des Kraftwerks, da hiermit die notwendigen rechtlichen und planerischen Grundlagen mit der Stadt geschaffen werden.
Foto (v.l. Reihe hinten: Christoph Rundel (Abteilungsleiter Planung im Planungs- und Baurechtsamt), Erster Bürgermeister Martin Diepgen, Baubürgermeister Andreas Ringle, Tilmann von Frantzius (Planungs- und Baurechtsamt), Diana van den Bergh (EnBW-Projektleiterin), Jens Rathert (EnBW-Projektleiter; Reihe vorne: Oberbürgermeister Harry Mergel, EnBW-Vorstand Dr. Georg Stamatelopoulos).
Fragen und Antworten
Fragen zur Bauphase
Der Spatenstich für das Bauprojekt erfolgte am 23. Februar 2024. Die Bauarbeiten begannen bereits im November 2023, da eine Genehmigung für den vorzeitigen Beginn vorlag. Die Hauptbauaktivitäten sollen bis 2027 abgeschlossen werden, gefolgt von der Inbetriebsetzungsphase und der kommerziellen Inbetriebnahme.
Dass Baumaßnahmen in der Umgebung spürbar sind, lässt sich leider nicht vollständig vermeiden. Die EnBW bemüht sich aber, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Die meisten Arbeiten werden tagsüber durchgeführt, Schwertransporte, sofern möglich, in die Nachtzeiten verlegt.
Alle Maßnahmen erfolgen im Rahmen des Genehmigungsverfahrens und in enger Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Stuttgart sowie der Stadt Heilbronn. Zudem steht die EnBW auch weiterhin im Dialog mit den Anwohner*innen, um ihre Anliegen und Fragen zu berücksichtigen.
Bis zur vollständigen Inbetriebnahme aller neuen Kraftwerks- und Fernwärmeanlagen bleiben die bestehenden Kraftwerke weiterhin in Betrieb. Dadurch wird gewährleistet, dass die Stromversorgung über das Kraftwerk und die Fernwärmeversorgung in der Stadt Heilbronn und der Region zu jedem Zeitpunkt zuverlässig sichergestellt sind.
Für Fragen, Anregungen oder Kritik wenden Sie sich jederzeit per E-Mail an heilbronn@enbw.com.
Die EnBW informiert regelmäßig über den Projektfortschritt und aktuelle Meilensteine. Dies erfolgt über die Projektseite, zu finden unter www.enbw.com/heilbronn, sowie über Flyer. Zusätzlich berichten die Medien in regelmäßigen Abständen über den Fortschritt auf der Baustelle.
Fragen zu Umwelteinflüssen
Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens werden Gutachten wie ein Schallgutachten erstellt, um die Auswirkungen des Neubaus auf die Umgebung zu bewerten.
Nach der Inbetriebnahme der neuen Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) werden die Blöcke 5, 6 und 7 stillgelegt. Nur wenige Großkomponenten, wie der Hilfsdampferzeuger 3, der Kühlturm und die Wasseraufbereitung, bleiben weiterhin in Betrieb. Da die stillgelegten Anlagen bisher wesentlich zu den Schallemissionen am Standort beigetragen haben, wird sich die Lärmbelastung stark verringern.
Die GuD wird nach aktuellem Stand der Technik mit Schalldämpfern und Schalldämmkulissen ausgestattet, um die gesetzlichen Grenzwerte gemäß der Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) einzuhalten. Zusätzlich entfällt die Anlieferung und Entsorgung von Rest- und Zusatzstoffen aus der Rauchgasreinigung der Kohleblöcke, was das Verkehrsaufkommen reduziert.
Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens werden Gutachten wie eine Immissionsprognose der Luftschadstoffe erstellt, um die Auswirkungen des Neubaus auf die Umgebung zu bewerten.
Durch die Umstellung von Kohle auf Erdgas werden die Emissionen von CO₂ und anderen klimaaktiven Stoffen erheblich reduziert. Für Heilbronn bedeutet dies, dass die neue Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) jährlich über eine Million Tonnen CO₂ einsparen kann, was rund 50 % der aktuellen Emissionen des Kohlekraftwerks entspricht.
Darüber hinaus verbessert sich die Luftqualität deutlich: Der Ausstoß von Stickoxiden (NOx) wird im Vergleich zum Bestand um etwa 80 % und der von Schwefeloxiden (SOx) um mehr als 90 % reduziert. Die Staubbelastung verringert sich zudem um etwa 44 % und Schwermetallemissionen entfallen ganz.
Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens werden Gutachten wie eine Untersuchung der Effekte auf den Gewässerschutz erstellt, um die Auswirkungen des Neubaus auf die Umgebung zu bewerten.
Durch die Inbetriebnahme der neuen Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) und der anschließenden Stilllegung der Altanlagen wird zukünftig deutlich weniger Wärme in den Neckar eingeleitet, der ans Kraftwerksgelände angrenzt. Dies führt zu einer Verbesserung der Situation für den Gewässerschutz im Vergleich zum aktuellen Zustand.
Fragen zum Projekthintergrund
Das Genehmigungsverfahren der neuen Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) wird in zwei Teilen durchgeführt:
- Der erste Teil des Antrags wurde im Juni 2023 eingereicht. Die EnBW erhielt hierfür im Juli 2024 die Teilgenehmigung.
- Der zweite Teil des Antrags wurde im Juni 2025 eingereicht. Die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2027 vorgesehen.
Die zuständige Genehmigungsbehörde ist das Regierungspräsidium Stuttgart. Die Anpassung des Bebauungsplans des Geländes wurde bereits 2022 durch die Stadt Heilbronn vorgenommen.
Die EnBW schätzt das Investitionsvolumen des Bauprojekts derzeit auf rund 700 Millionen Euro.
Auf dem bisherigen Kraftwerksgelände entstehen zwei neue Hauptbauwerke:
- Die Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) mit ihren Nebenanlagen wird im Bereich östlich des Kühlturms errichtet.
- Zusätzlich wird ein Fernwärmespeicher gebaut, der sich ebenfalls im Bereich östlich des Kühlturms befindet.
Die zukünftige Nutzung der freiwerdenden Flächen ist derzeit noch offen und wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.
Die Entscheidung für eine Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) basiert auf ihrer hohen Effizienz:
- Aus Umwelt- und Klimaschutzgründen ist es entscheidend, den eingesetzten Brennstoff möglichst effizient zu nutzen, um aus einer gegebenen Menge möglichst viel Energie in Form von Strom und Wärme zu erzeugen.
- Durch die Kraft-Wärme-Kopplung erreicht eine GuD die beste Brennstoffausnutzung und einen Wirkungsgrad von über 60 %. Dies macht sie zur optimalen Wahl für eine nachhaltige und effiziente Energieerzeugung.
Das Ziel der Klimaneutralität kann nicht in einem einzigen Schritt erreicht werden – auch nicht für einzelne Unternehmen. Besonders im Bereich der Wärmeerzeugung sind erneuerbare Energien aktuell noch nicht in der Lage, fossile Brennstoffe innerhalb weniger Jahre vollständig zu ersetzen.
Erdgas dient in diesem Zusammenhang als sinnvoller Zwischenschritt, da es im Vergleich zu Kohle die Klimagasemissionen kurzfristig um etwa die Hälfte reduzieren kann. Wichtig ist dabei, dass Erdgas nur für eine Übergangszeit vorgesehen ist und den langfristigen Weg zur Klimaneutralität nicht behindert.
Die eingesetzten Gasturbinen sind flexibel und können später auf die Verbrennung von „grünen Gasen“, also beispielsweise auf Wasserstoff, umgestellt werden. Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse mit Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt.
Bereits bei der Inbetriebnahme der Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) ist es möglich, dem Erdgas bis zu 20 % Wasserstoff beizumischen, wodurch die Klimagasemissionen weiter reduziert werden. Der Wechsel zu Erdgas bildet somit eine Brücke hin zu einer vollständig klimaneutralen Energieversorgung, die die EnBW ab 2035 in Bezug auf ihre eigenen Emissionen anstrebt.
Die neue Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) sorgt für eine zuverlässige Versorgungssicherheit und ergänzt die schwankende Energieproduktion aus erneuerbaren Energien. Zu Beginn wird die GuD CO₂-ärmeren Strom und Fernwärme bereitstellen.
In Zukunft, mit Wasserstoff als Brennstoff, kann sie sogar eine CO₂-freie Energieversorgung ermöglichen. Dank ihrer modernen Technologie weist die Anlage besonders niedrige Emissionswerte auf und trägt damit aktiv zur Reduzierung von Luftschadstoffen bei.
Nicht direkt und zu jeder Zeit. Die Umstellung eines Ballungsraums auf regionale erneuerbare Energien ist eine komplexe Herausforderung. Das liegt vor allem daran, dass erneuerbare Energien wie Windkraft und Photovoltaik viel Platz benötigen, da ihre Energiedichte vergleichsweise gering ist.
Zudem sind diese Energiequellen nicht regelbar – sie erzeugen Strom, wenn Wind oder Sonne verfügbar sind, und nicht unbedingt dann, wenn der Energiebedarf am höchsten ist. Um diese Schwankungen auszugleichen, sind flexibel regelbare Kraftwerke für den Bedarfsfall notwendig.
Fragen zur Anlagentechnik
Eine Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) besteht aus einer Gasturbine, einer Dampfturbine und Wärmetauschern für die Erzeugung von Heißwasser. Sie nutzt die Energie, die bei der Verbrennung von Erdgas entsteht, besonders effizient, indem sie die entstehende Wärme dreimal verwendet:
1. Stromerzeugung durch die Gasturbine: Die heißen Verbrennungsgase, die bei der Verbrennung von Erdgas entstehen, treiben zunächst eine Gasturbine an. Diese ist mit einem Generator verbunden, der die mechanische Energie der Turbine in elektrische Energie umwandelt.
2. Zusätzliche Stromerzeugung durch die Dampfturbine: Die Abgase aus der Gasturbine sind immer noch sehr heiß. Diese Wärme wird in einem Abhitzekessel genutzt, um Wasser zu verdampfen. Der Dampf treibt eine Dampfturbine an, die ebenfalls Strom erzeugt.
3. Weiternutzung der Restwärme: Ein Teil des Dampfes, der bereits zur Stromerzeugung genutzt wurde, wird der Dampfturbine entnommen und für die Erzeugung von Fernwärme genutzt. Im Vergleich zur direkten Wärmeerzeugung in Kesselanlagen ist dieser Prozess deutlich effizienter.
Dank dieser Kraft-Wärme-Kopplung erreicht die GuD eine Brennstoffausnutzung von über 70 %. Im Vergleich zu einem Kohlekraftwerk können so rund 50 % der CO₂-Emissionen eingespart werden. Keine andere Technologie kann in so kurzer Zeit einen so großen Beitrag zur CO₂-Reduktion leisten.
Die Kraft-Wärme-Kopplung der Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) sorgt für eine besonders effiziente Nutzung des Brennstoffs Erdgas und bietet perspektivisch die Möglichkeit, vollständig auf Wasserstoff umzusteigen.
In der Anfangsphase wird Erdgas mit bis zu 20 % Wasserstoffanteil verwendet, sofern dieser in ausreichender Menge verfügbar ist. Ab 2035 ist durch Anpassungen der Betrieb mit 100 % Wasserstoff geplant.
Folgende Vorteile hat die Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) gegenüber den bisher genutzten Steinkohleblöcken am Standort Heilbronn:
- Die gasbefeuerte Anlage ist flexibler regelbar als ein Kohlekraftwerk. Sie kann somit die schwankende Stromproduktion aus Wind- und Sonnenenergie besser ausgleichen.
- Die Kraft-Wärme-Kopplung in der GuD ermöglicht die effizienteste Nutzung des Brennstoffs Erdgas. Perspektivisch kann der Brennstoff Erdgas zudem durch Wasserstoff ersetzt werden.
- Erdgas ist als Brennstoff klimafreundlicher als Steinkohle. Ab 2027 wird der Ausstoß von CO₂-Emissionen pro erzeugter Kilowattstunde Strom um mehr als 50 % reduziert.
- Luftschadstoffe werden reduziert. Die Stick- und Schwefeloxidemissionen (NOx und SOx) sinken fast vollständig, die Staubbelastung um etwa 44 % und Schwermetallemissionen entfallen ganz.
- Aufgrund der Stilllegung der Kohleblöcke wird das bestehende Kohlelager nicht mehr benötigt. Damit in Verbindung stehende Staub- und Lärmemissionen werden also vermieden.
- Das Verkehrsaufkommen verringert sich. Kohlelieferungen sowie ein Großteil der Anlieferung von Zusatz- und Entsorgung von Reststoffen aus der Rauchgasreinigung fallen weg.
- Der Lärm wird dank moderner Schallminderungstechnik stark verringert. Die Kohlekessel, kohlebefeuerten Hilfsdampferzeuger und die Rauchgasreinigung werden zudem stillgelegt.
- Die GuD kann zukünftig auch vollständig mit Wasserstoff betrieben werden. Ist dieser klimaneutral produziert worden, erzeugt sie später völlig CO₂-neutral Strom und Fernwärme.