Viele E-Auto-Fahrer*innen kennen die Situation: Bevor es in den Urlaub geht, wird der Stromer in der Garage oder im Carport abgestellt und an die Wallbox angeschlossen. Der Gedanke dahinter: So kann das Fahrzeug ungestört auf 100 Prozent laden, es passiert ja nix. Doch ist es wirklich sinnvoll, das E-Auto über Wochen einfach am Ladekabel hängen zu lassen?
E-Auto während des Urlaubs an der Wallbox lassen?
Kurz gesagt: Besser nicht. Wer sein E-Auto für mehrere Wochen nicht nutzt, sollte es während der Abwesenheit vom Stromnetz trennen – auch dann, wenn das Fahrzeug bequem in der Garage oder unter dem Carport steht. Denn: Ist der Stromer dauerhaft mit der heimischen Wallbox verbunden, kann das auf Dauer die Batterie belasten.
Selbst wenn sich bei vielen Modellen ein maximaler Ladezustand – etwa 80 % – einstellen lässt, führt die ständige Kopplung mit der Wallbox zu kleinen automatischen Nachladezyklen. Diese gleichen minimale Entladungen aus – so, wie man es von Handys kennt, die dauerhaft am Strom hängen. Dadurch wird der eingestellte Wert immer wieder leicht über- oder unterschritten, und der Akku bleibt permanent aktiv. Auf Dauer kann das die Zellchemie stärker beanspruchen und die Batterie etwas schneller altern lassen.
Doch was wäre die Alternative? Vor der Abreise das E-Auto einmal komplett auf 100 Prozent aufladen, das Ladekabel abziehen und das Fahrzeug dann stehenlassen? Auch hier gilt: Es kommt auf die Umstände an.
Wie lange darf ein E-Auto mit vollem Akku stehen?
Ein E-Auto kann in der Regel problemlos mehrere Wochen stehen – egal, ob mit mittlerem oder vollem Akkustand. 1 bis 2 Wochen sind grundsätzlich unkritisch, und auch 3 bis 4 Wochen machen modernen Lithium-Ionen-Akkus kaum etwas aus. Entscheidend ist, dass das Fahrzeug bei moderaten Temperaturen abgestellt wird und keinen hohen Stromverbrauch im Ruhezustand hat.
Warum volle Akkus bei langen Standzeiten ungünstig sind
Moderne Elektroautos sind technisch längst so ausgereift, dass längere Pausen grundsätzlich kein Problem darstellen. Ein dauerhaft hoher Akkustand – also beispielsweise 100 Prozent – belastet aber die Lithium-Ionen-Zellen und kann auf Dauer die Lebensdauer der Batterie verkürzen. Zwar nimmt die Kapazität nicht sofort messbar ab, doch über Wochen hinweg entsteht sogenannter Zellstress. Hersteller wie Renault oder Tesla empfehlen deshalb, den Akku für längere Standzeiten nicht vollständig zu laden, sondern im mittleren Bereich zu halten.
So stark entlädt sich der Akku tatsächlich
Erfahrungen und Messungen zeigen ebenfalls: Nach 4 Wochen Standzeit beträgt der Ladeverlust meist nur 1 bis 3 %, bei manchen Modellen sogar weniger. Bleibt ein Fahrzeug also mit 50 % Ladezustand über mehrere Wochen geparkt, hat es anschließend häufig noch rund 47 bis 49 % – der Akkuverlust ist also minimal. Selbstentladekurven aus der Praxis verlaufen nahezu linear und sehr flach – ein Signal, wie stabil moderne Akkus in den letzten Jahren geworden sind. Das gilt übrigens auch für den Winter, denn Kälte ist für den Akku sogar weniger problematisch als Hitze.
Allerdings bedeutet das nicht, dass ein E-Auto beliebig lange stehen kann. Über viele Monate oder gar Jahre altert der Akku auch ohne Nutzung, weil chemische Prozesse in den Zellen weiterlaufen. Zudem entlädt sich die 12-Volt-Bordbatterie deutlich schneller und kann nach einigen Monaten leer sein – dann lässt sich das Fahrzeug unter Umständen nicht mehr starten.
Der ideale Ladezustand: 40 Prozent
Ein Ladezustand von rund 40 % gilt als ideal, wenn Sie Ihr E-Auto über einen längeren Zeitraum nicht nutzen. Warum? Weil Lithium-Ionen-Akkus unterhalb von 50 % am wenigsten unter dem bereits erwähnten Zellstress leiden. Die Alterung der Batterie verläuft in diesem Bereich besonders langsam.
Allerdings kann auch ein zu niedriger Ladestand problematisch sein. Sinkt der Akku unter 10 %, droht eine Tiefenentladung. Das bedeutet nicht nur, dass das Fahrzeug eventuell nicht mehr startet – im schlimmsten Fall lässt sich die Batterie gar nicht mehr reaktivieren. Für Standzeiten von mehreren Wochen empfiehlt sich deshalb ein Zielwert zwischen 20 und 50 %. Viele E-Autos lassen sich dabei per App gezielt auf diesen Wert aufladen oder entladen.
Übrigens: Vom dauerhaften Laden an der Haushaltssteckdose ist generell abzuraten – insbesondere bei längerer Abwesenheit. Solche Installationen sind meist nicht für hohe Dauerlasten ausgelegt und erhöhen das Brandrisiko.
Ein E-Auto sollte nicht dauerhaft an einer Lademöglichkeit angeschlossen bleiben.
E-Auto an der Ladesäule stehen lassen: Ist das okay?
Szenenwechsel: Auch an der öffentlichen Ladesäule ist das Thema Standzeit relevant – allerdings aus ganz anderen Gründen als an der heimischen Wallbox. Hier geht es nicht um die Lebensdauer des Akkus, sondern um eine faire und möglichst effiziente Nutzung der Ladeinfrastruktur.
Ladepunkte sind grundsätzlich für aktives Laden gedacht. Wer sein Fahrzeug nach Abschluss des Ladevorgangs eingesteckt lässt, blockiert die Säule für andere Nutzer*innen. Um das zu vermeiden, haben viele Betreiber Blockiergebühren eingeführt. Diese sollen sicherstellen, dass Ladepunkte nach dem Laden wieder freigegeben werden.
Bei EnBW beginnt die Gebühr beispielsweise nach vier Stunden Ladezeit. Danach wird minutenweise abgerechnet – meist bis zu einem festgelegten Höchstbetrag. Die genaue Regelung kann je nach Anbieter variieren. Wichtig ist: Entscheidend ist nicht die Parkdauer, sondern die Zeit, in der das Fahrzeug tatsächlich mit der Ladesäule verbunden ist.
Neben den Gebühren der Betreiber drohen auch Bußgelder, wenn Ladeplätze falsch genutzt werden. Wer mit einem Verbrenner oder einem Fahrzeug ohne E-Kennzeichen auf einem Ladeplatz steht, riskiert ein Verwarngeld von 55 Euro. Aber auch E-Autos, die nach abgeschlossenem Ladevorgang weiter eingesteckt bleiben, können in einigen Kommunen als Blockierer gelten – insbesondere, wenn entsprechende Zusatzschilder wie „Nur während des Ladevorgangs“ angebracht sind. In Einzelfällen kann ein dauerhaft abgestelltes Fahrzeug sogar abgeschleppt werden.
Bei einer längeren Standzeit ist es durchaus sinnvoll, den Reifendruck etwas zu höhen.
Weitere Pflegetipps für längere Standzeiten
Neben dem Akkuzustand und dem richtigen Stellplatz gibt es weitere einfache Maßnahmen, mit denen Sie Ihr E-Auto ideal auf längere Pausen vorbereiten können – egal ob für zwei Wochen oder zwei Monate:
- 12-Volt-Batterie prüfen: Diese klassische Starterbatterie ist für die Bordelektronik zuständig. Sie lädt sich während der Fahrt oder beim Laden des Fahrzeugs mit auf – bei längerer Standzeit kann sie sich aber entladen. Wer auf Nummer sicher gehen will, nutzt ein sogenanntes Batterieerhaltungsgerät (auch Ladeerhaltungsgerät oder Erhaltungsladegerät genannt), das die Spannung der 12-Volt-Batterie konstant hält. Diese kleinen Ladegeräte sind im Fachhandel oder Onlinehandel für rund 30 bis 80 Euro erhältlich. Alternativ kann die Batterie – falls vom Hersteller erlaubt – kurzzeitig abgeklemmt werden, um den Stromverbrauch zu reduzieren.
- Reifendruck anpassen: Ein leicht erhöhter Reifendruck (etwa 0,2 bis 0,5 bar mehr) reduziert das Risiko von Standplatten (das sind flache Stellen am Reifen, die entstehen, wenn das Fahrzeug zu lange auf derselben Position steht) – insbesondere bei Fahrzeugen, die über einen Monat nicht bewegt werden. Wenn z.B. Ihr E-Cabrio über den Winter pausiert, sollten Sie es alle paar Wochen ein kleines Stück vor- oder zurückrollen – so beugen Sie wirksam Standplatten vor.
- Ladeanschluss und Türen kontrollieren: Vor dem Abstellen empfiehlt es sich, alle Türen, Fenster und Klappen daraufhin zu prüfen, dass sie komplett geschlossen sind – besonders bei längerer Standzeit im Freien. So stellen Sie zum einen sicher, dass keine Feuchtigkeit oder Schmutz ins Fahrzeug eindringt. Zum anderen bleibt so der Ladeanschluss frei von Staub oder Ablagerungen – und korrodiert beispielsweise nicht. Bei Stellplätzen ohne Überdachung kann eine zusätzliche Schutzkappe oder Abdeckung sinnvoll sein.
- Software-Updates durchführen: Manche Funktionen wie Vorkonditionierung oder Reichweitenprognosen arbeiten nach einem Update effizienter. Wer sein Fahrzeug nach der Pause möglichst reibungslos nutzen möchte, sollte die aktuellen Updates noch vor dem Abstellen installieren.
- Fahrzeug abschalten, nicht nur verriegeln: Viele E-Autos bleiben auch im „Standby“ in einem leichten Betriebszustand – das macht sich über Tage oder Wochen im Stromverbrauch bemerkbar. Achten Sie also darauf, das Fahrzeug wirklich komplett auszuschalten, bevor es länger steht.
Wieder zu Hause: So machen Sie Ihr E-Auto startklar
Zurück aus dem Urlaub oder von der Dienstreise? Dann lohnt sich ein kurzer Check, bevor Sie wieder losfahren. Beginnen Sie mit dem Akku: Liegt der Ladezustand noch im grünen Bereich (über 20 %), können Sie direkt starten. Ist der Akku stärker entladen, sollten Sie ihn möglichst bald wieder aufladen.
Auch ein Blick auf die Reifen schadet nicht: Hat sich der Druck verändert? Gibt es Anzeichen für Standplatten? Fahren Sie vorsichtig los und achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche oder Vibrationen. Falls das Auto länger draußen stand, lohnt sich zudem ein schneller Rundgang – sind Türdichtungen und Ladeanschluss sauber und trocken?
Wenn Ihr E-Auto während Ihrer Abwesenheit ein Software-Update erhalten hat, können Sie es jetzt installieren. Danach ist Ihr Fahrzeug wieder voll einsatzbereit – ganz ohne Stress.
Fazit: So übersteht Ihr E-Auto jede Pause
Ein modernes E-Auto darf ohne Bedenken auch über ein paar Wochen oder gar zwei Monate stehen – vorausgesetzt, einige Grundregeln werden beachtet. Der wichtigste Punkt ist der Ladezustand: Ideal sind 20 bis 50 %, um die Batterie zu schonen. Dauerhaftes Laden oder ein Akkustand von 100 % sollten Sie dagegen vermeiden.
Wer sein Fahrzeug mit rund 50 % Akkustand abstellt, muss sich in den ersten Wochen keine Sorgen machen. Nach zwei Wochen Standzeit liegt der Ladeverlust bei modernen E-Autos meist unter einem Prozent – praktisch unverändert. Nach vier Wochen sinkt der Akkustand typischerweise nur leicht auf 47 bis 49 %, also um etwa 1 bis 3 %. Selbst nach zwei Monaten sind es in der Regel kaum mehr als 3 bis 5 %, solange das Fahrzeug kühl steht und keinen nennenswerten Stromverbrauch im Ruhezustand hat. Erst bei Standzeiten ab etwa sechs Monaten kann die Zellalterung messbar zunehmen.
Achten Sie aber auch auf einen geschützten Stellplatz – im Sommer am besten kühl und schattig – und rollen Sie das Fahrzeug gelegentlich ein paar Zentimeter, um Reifenschäden zu vermeiden. Auch die klassische 12-Volt-Batterie verdient Aufmerksamkeit: Sie sollte vor allem im Winter regelmäßig geprüft oder mit einem Erhaltungsgerät versorgt werden.
So praktisch das längere Abstellen eines E-Autos auch sein mag – am schönsten ist es natürlich, wenn das Fahrzeug mit auf Reisen geht. Ob die richtige Route, der nächste Ladestopp oder das passende Reiseziel – hier finden Sie hilfreiche Tipps für unterwegs: