Elektro-Camper: Umweltfreundlich in den Urlaub

Camping erfreut sich nicht erst seit Corona großer Beliebtheit. Wer nicht nur in Sachen Unterkunft und Transport ungebunden und flexibel unterwegs sein, sondern auch das Thema Nachhaltigkeit im Blick behalten möchte, setzt bei seinem Ausflug in die Natur auf einen Elektro-Camper. Wir stellen spannende Modelle vor.

Der Elektromotor wird auch bei Campingbussen salonfähig. Wir erklären, wann die E-Camper-Vans kommen und welche Modelle schon erhältlich sind.

Wann kommen die Elektro-Camper?

Wer mit dem Campingbus in den Urlaub fährt, hat häufig lange Strecken zu bewältigen. Meist am Stück, wenn es hoch in den Norden nach Skandinavien oder Richtung Mittelmeer geht. Oder man ist mit dem Van mehrere Wochen oder gar Monate unterwegs, lässt sich von einem Ort zum anderen treiben und hält da an, wo es einem gefällt – Stichwort „Vanlife“.

Bislang galt als Antriebsmotor der Diesel als alternativlos, von einigen umgebauten Kastenwagen mit Benziner mal abgesehen. Serienfertige Campingbusse mit Elektromotor? Bislang Fehlanzeige. Die wenigen E-Camper, die man bislang auf der Straße sehen konnte, waren (und sind) individuelle Umbauten.

Doch mittlerweile ist Bewegung in den Markt gekommen, einige Hersteller und Umbau-Spezialisten wagen erste Versuche in Richtung Elektromobilität. Zum Beispiel gibt es eine Handvoll Start-ups, bei denen Sie speziell angefertigte Elektro-Camper mieten können.

Beim Reisemobil- und Camper-Anbieter Dethleff können Sie sogar schon einen ersten E-Camper-Van kaufen, wobei dieser noch nicht vollelektrisch angetrieben wird. Auch Mercedes und VW haben schon eigene Elektro-Camper angekündigt. Dazu kommen mit LEVC und Nissan weitere Autobauer, die auf einen lukrativen Markt schielen. Und auch Yellowcamper (aus der Schweiz), Tonke und Camperfixx (beide aus den Niederlanden), die auf den professionellen spezialisiert sind, haben erste strombetriebene Modelle im Programm.

Wir stellen im Folgenden einige der spannendsten Elektro-Camper vor.

Mercedes: Elektro-Camper auf EQV-Basis angekündigt

Auch Mercedes hat interessante Pläne im Bereich Elektro-Camper. Dafür ist man in Sindelfingen eine Kooperation mit dem Campingmöbel-Hersteller Sotrimo Walter Rüegg eingegangen, der den seit 2019 erhältlichen vollelektrischen Transporter EQV zum echten E-Camper-Van umbaut.

Je nach Vorliebe und Reisefreude können Sie zwischen zwei Ausführungen des EQV wählen: Der EQV 250 kommt einher mit 60 kWh großen Akkus und 213-236 Kilometer Reichweite. Der EQV 300 bietet 90-kWh-Akkus und eine Reichweite von 326-363 Kilometer. An Schnelllade-Säulen können Sie den EQV in 45 Minuten von 10 auf 80 Prozent laden.

Für die Camping-Ausstattung ist das Schweizer Unternehmen Sortimo Walter Rüegg verantwortlich. Sie versehen den EQV zum Beispiel mit einem Aufstelldach inkl. Dachbett, einer Kücheneinheit mit Schubladen, Spüle, Gaskochstellen und Kühlbox. Im Programm sind zudem zwei Solarpanels mit insgesamt 400 Watt Leistung für das Aufladen von Start- und Bordbatterie.

Preislich beginnt der EQV bei 56.990 Euro (ohne Mehrwertsteuer!), dazu kommt der Umbau zum Elektro-Camper. Insgesamt landen Sie bei über 70.000 Euro. Wichtig bei diesem Modell: Den EQV und die Campingausstattung bezahlen Sie getrennt. Das sog. „Zweirechnungsgeschäft“ bedeutet, dass jeder Hersteller nur für den von ihm gelieferten Teil die Garantie übernimmt. Dafür können Sie für den EQV aber auch den Umweltbonus einstreichen. Beim EQV sind das immerhin 7.500 Euro. Der E-Camper-Van ist bereits bestellbar.

Elektro-Camper Mercedes EQV

Der Elektro-Camper von Mercedes basiert auf dem EQV (Bild: ©Mercedes-Benz).

Dethleffs: Globevan e.Hybrid ist ein Vorstoß in Richtung E-Mobilität

2019 präsentierte der Wohnmobil- und Caravan-Spezialist Dethleffs mit dem Globevan e.Hybrid einen ersten Feldversuch in Sachen Elektro-Camper. Der Campingbus mit aufstellbarem Dach basiert auf einem Ford Tourneo Custom Plug-In-Hybrid. Die 13,6 kWh starken Akkus reichen für 50 km im reinen Elektro-Modus.

Mit an Bord ist ein 1,0-Liter-Eco-Boost-Benzin-Motor, der die Reichweite auf bis zu 500 Kilometer erhöht. Dabei fungiert der Verbrenner auch als „und kann die Batterie aufladen. Als Verbrauchswert werden 3 Liter Benzin auf 100 km angegeben. Der Elektro-Camper verfügt aber auch über Schnellladetechnik, mit der die Akkus innerhalb von 3 Stunden komplett geladen werden können.

Nach einigen Schwierigkeiten verzögerte sich der Verkaufsstart, doch mittlerweile ist der Globevan e.Hybrid erhältlich. Er kostet ab 74.990 Euro.

LEVC: Nach dem London-Taxi kommt nun ein Elektro-Camper

Die britische Elektro-Marke LEVC (London Electric Vehicle Company) ist ein Tochterunternehmen des chinesischen Autobauers Geely. LEVC baut derzeit nicht nur das elektrisch betriebene London-Taxi TX, sondern auch den Elektro-Kleintransporter VN5. Auf Basis dieses Vans soll nun ab Mitte 2022 der erste angeboten werden, der wie das Modell von Dethleff einen hybriden Antrieb besitzt.

Auf bis zu 489 Kilometer Reichweite kommt der E-Camper-Van, davon 98 Kilometer rein elektrisch. Der Strom stammt aus 31 kWh starken Akkus, die während der Fahrt vom 1,5-Liter-Verbrenner aufgeladen werden. Dieser soll einen extrem sparsamen Verbrauch von einem Liter auf 100 Kilometern aufweisen.

Der Elektro-Camper von LEVC kostet vermutlich rund 73.000 Euro. Auf der britischen Hersteller-Website konnte man sich bis vor kurzem noch für weitere Infos registrieren, doch die entsprechende Seite ist aktuell abgeschaltet. Ob der E-Camper-Van von LEVC tatsächlich dieses Jahr bestellt werden kann, ist von daher ungewiss.

Der Elektro-Camper von LEVC

Der Elektro-Camper von LEVC kommt rein elektrisch auf eine Reichweite von 98 km (Bild: ©LEVC).

VW: Elektro-Camper ID.California kommt frühestens 2025

Bei den Wolfsburgern setzt der Elektro-Camper „ID.California“ die Traditionslinie der beliebten Campingbusse fort. Wobei mit der nächsten Generation der California-Campingbusse nicht der T6, sondern VWs Elektro-Bus ID.Buzz als Grundlage dient. Bereits seit letztem Sommer laufen im zuständigen Werk Hannover die Vorbereitungen für den Aufbau der neuen Fertigungsstraße, auf der die Elektro-Camper dann montiert werden. Der Marktstart ist aber nicht vor 2025 geplant, über Preise und Ausstattung ist noch nichts bekannt.

VW ID Buzz

Der ID.Buzz wird nach 2025 zum Elektro-Camper ID.California ausgebaut (Bild: ©Volkswagen).

Nissan: Studie zu einem offroad-fähigen Campervan vorgestellt

Mit dem Nissan eNV 200 Winter Camper Concept hat der japanische Hersteller Anfang 2021 eine interessante Studie vorgestellt, die auch vor Schnee und Matsch nicht zurückschreckt. Der Elektro-Camper verfügt nicht nur über hochwertige Offroad-Reifen, das Chassis wurde auch höhergelegt. Daher besitzt die Camper-Studie mehr Bodenfreiheit als ihre Basis, der Elektro-Transporter eNV 200. Für gute Sicht auch bei nächtlichen Abenteuern abseits der Wege sorgen hellleuchtende Doppelscheinwerfer, die an einem verstärkten Stahlträger montiert wurden.

Die Ausstattung der Studie, die mit dem klassischen Camper-Aufstelldach ausgerüstet ist, orientiert sich am Nissan Evalia: eine vollelektrische Reichweite von 275 Kilometern und 40 kWh starke Akkus, die sich per Schnelllader innerhalb von einer Stunde auf 80 Prozent laden lassen. Dazu gibt’s Solarzellen auf dem Dach, die zur Energieversorgung der elektrischen Geräte beitragen. Und die Fenster wurden speziell isoliert, damit kalte Temperaturen von außen nicht so schnell eindringen können.

Bislang ist nicht bekannt, ob das Konzeptfahrzeug in Serie gehen soll – und ob es dann überhaupt in Deutschland erhältlich wäre. Schade eigentlich.

der eNV 200 von Nissan

Das Konzeptfahrzeug von Nissan, der eNV 200 Winter Camper, kann auch mit Offroad-Qualitäten begeistern (Bild: ©Nissan).

Über welche Ausstattung verfügen Elektro-Camper?

Bevor wir uns der eigentlichen Ausstattung zuwenden, noch eine wichtige Bemerkung vorab: Camper bzw. Campingbusse sollten Sie nicht mit Wohnmobilen verwechseln. Der Campingbus ist nämlich so etwas wie der kleine Bruder des Reisemobils. Üblicherweise besitzen Camper eine Länge von maximal 5 Metern und eine Höhe von bis zu 2 Metern, da sie auf Basis der entsprechenden Kleinbusse bzw. Kleintransporter entstehen. Das gilt auch für die Elektrovariante.

Zum waschechten Campingbus werden die Elektro-Camper durch den Innenausbau. Der Innenraum wird so gestaltet, dass viele Elemente multifunktional sind. Das bedeutet, dass man vieles klappen, ausziehen oder schieben kann, um den begrenzten Platz maximal zu nutzen. So lässt sich meist die Küche ausfahren, die dann ein bis zwei Gas- oder Induktionskochfelder bietet. Üblich ist auch eine Kühlbox mit Kompressor-Antrieb und Fassungsvermögen von rund 40 Litern.

Die Schlafgelegenheiten sind ebenfalls möglichst praktisch integriert. Ein markantes Erkennungszeichen von Campingbussen stellt das Aufstelldach dar, das bis zu zwei Schlafplätze bietet. Zudem lässt sich meist die hintere Sitzbank mit wenigen Handgriffen so umklappen, dass daraus ein ebenes Bett wird. Die Rückbank ist auch meist verschiebbar, die Fahrerhaussitze lassen sich drehen. So finden dann vier bis fünf Personen am (abnehmbaren) Tisch Platz, der häufig in die Möbelzeile eingehängt wird. Nur ein eigenes Klo, das gibt es bei Elektro-Campern in der Regel nicht.

bulk

Mehr Camping-Spaß mit der EnBW mobility+ App

Sie ist zwar (noch) keine Serienausstattung, aber für jeden Urlaub mit einem E-Camper-Van zu empfehlen: die EnBW mobility+ App. Über sie können Sie zum Beispiel im Vorfeld einen Routencheck vornehmen. Die EnBW mobility+ App führt Sie zudem schnell zur nächsten freien Ladesäule im EnBW HyperNetz. Dieses punktet nicht nur mit über 600.000 Ladepunkten in 17 europäischen Ländern, sondern auch damit, dass Sie an diesen überall zu transparenten Preisen laden und bequem bezahlen können.

Elektro-Camper mieten: Mehr Nachhaltigkeit beim Camping-Urlaub

Sie haben keinen Platz für einen eigenen E-Camper-Van oder möchten erst einmal ausprobieren, wie ein Urlaub mit einem Elektro-Camper funktioniert? Dann sollten Sie sich überlegen, diesen zunächst einmal zu mieten. Der Haken an der Sache: Das Angebot an vermietenden Unternehmen ist sehr, sehr überschaubar. Eine Möglichkeit bietet Ihnen zum Beispiel Zero Campers, wo Sie einen Elektro-Camper auf Basis eines Citroën ë-Spacetourers anmieten können. Für den Camping-Ausbau mit Heckküche und Doppelbett waren die Ausbau-Experten von easygoinc verantwortlich.